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bis heute sind auf 7 Hektaren ein Tempel von 70 Meter Fa^ade und 114 Meter Länge, ein Theater mit Stufen und 20 Bieter breiter Bühne, ein Bad mit wohlerhaltenen Wasserbecken, Kanälen, Ruhebänken, Fußboden, undfernereine ganze Straße bloßgelegt. In den Häufern, welche mit Ornamenten verziert sind, fand man zahlreiche Geräthe aus Thon, Stein und Eifen. Die Ausgrabungen werden fortgesetzt werden; wenn nölhig, wird, damit die Stadt intakt bleibe, die Eifenbahnlinie verlegt. Im Mittelalter stand auf einer Erdschicht über der Stadt ein Kloster. In England ist man eifrigst beschäftigt, dem siegreich heimkeh- renden egyptifchen Expeditionskorps Lorbecrkränze zu winden, bildlich und wörtlich genommen. Der Löwenantheil der Anerkennungen des Baterlandes für die geleisteten Dienste wird natürlich den beiden Chefs der Expedition, Admiral Seymour und Sir Garnet Wolfeley, zufallen, denn sie werden außer dem Peerslitel jeder 50 000 Pfund Sterling (1 Mill. M.) einheimsen; den Truppen, welche den egyptische Feldzug mitgemacht haben, wird eine Krieqsmedaille verliehen werden, durch welche der Sieg der brittifchen Waffen verewigt werden foll. Hierbei dürfte es nicht uninteressant sein, zu erwähnen, daß die hervorragend sten Generäle des egyptischen Expeditionskorps mit schweren körperli chen Gebrechen behaftet sind, welche es den Betreffenden unmöglich machen würden in einer kontinentalen Armee zu dienen. So hat General Alison nur einen Arm, der Oberbefehlshaber, Wolfeley, selbst ist im Besitze nur eines Auges und General Wood, welchem sich Arabi Pascha ergab, ist gar stocktaub! Bei Behandlung der egyptischen Frage macht das englische Haupt blatt, die „Times", sonderbare Sprünge. Nach der Schlacht beiTel- el-Kebirreklamirte sie die Lösung des Problems lediglich für die Hände, welche gekämpft und gesiegt haben. Bald darauf stimmte sie ein Lob lied an über den Leiter der deutschen Politik, der zur friedlichen Rege lung der Dinge in Egypten beitragen werde. Wieder dauerte cs nicht lange, und das Cityblatt protestirte gegen die angeblich von Deutfch- land intendirte Ausfchließung Frankreichs von der Mitwirkung zur Beilegung der egyptischen Krisis; die französische Bundesgeuossenschaft dürfe England nicht verscherzen. Heute ist das Blatt wieder dort an gelangt, wo es sich am Tage nach dem Entscheidungskampfe be funden hat. Es behauptet nämlich, zur Lösung des egyptischen Pro blems bedürfe England keines Bundesgenossen, denn England wolle Egypten nicht annektiren, sondern nur iür das gemeinsame Wohl ver walten und verlange deshalb keine außerordentliche Gunstbezeugung Europas. England sei der Bundesgenosse von ganz Europa und be dürfe keiner befonderen Verträge zur Sanktionirung seines Unterneh mens. Zum Glück kann man ans dem wiederholten Wechsel der An sichten des Blattes schließen, daß es nicht die Anschauungen und Pläne der Regierung wiedergiebt. Diese sind, die Ersetzung der egyptischen Armee durch eine Gendarmerie ausgenommen, noch immer ins Dunkel gehüllt. Nach einem Londoner Telegramm des „Temps" ginge die Ansicht der englischen Regierung bezüglich der Reorganisation der egyptischen Finanzverwaltung dahin, die Kontrole aufzuheben, den Um fang der Befugnisse der Kasse für die öffentliche Schuld aber zu er weitern. Frankreich dürfte gegen ein solches Projekt zunächst remon- striren, schließlich aber doch einwilligen, um die englische „Bundesge- nossenfchaft" nicht zu verscherzen. Arabi hat verlangt, vor englische Richter gestellt zu werden, und erklärt, er habe sich deshalb den Engländern ergeben, sonst wäre er geflüchtet, weil er von den Egyptern keine Gnade erwarten dürfe. Der „Nat.-Ztg." wird ans Paris vom 5. d. gemeldet: Lesseps hat heute an den Präsidenten des Kriegsgerichts in Kairo ein Tele gramm gerchtet, worin er sein Zeugniß zu Guusten Arabi Pascha's anbietet. Lesseps erklärt, er besitze 16 Briefe und Telegramme Ara- bi's, aus denen ersichtlich werde, daß er mit demselben niemals über politische Fragen verhandelt habe, sondern nur wegen der Aufrecht erhaltung der Neutralität des Suez-Kanals und um den 15,000 Eu ropäern, welche in Egypten geblieben feien, Leben und Eigenthum zu retten. Letztere konnten denn auch Dank den Befehlen Arabi's bis nach Jsmailia kommen und sich von da in aller Sicherheit nach Port Said und Alexandrien begeben. Alexandrien, 7. Oktober. Hadji Mustapha, einer der Haupt schuldigen an den am 11. Juni d. I. gegen die Europäer hier ver übten Gewaltthaten, ist heute früh in Gegenwart einer großen Menge Eingeborener und Europäer hiu gerichtet worden. Vaterländisches. Wilsdruff. Sonntag Abend feierte im neuen Adlersaale der Militärverein sein Stiftungsfest durch Konzert und Ball; das Kon zert wurde von unserm neuen Herrn Musikdirektor Spüring zur größ ten Zufriedenheit der außerordentlich zahlreichen Zuhörerschaft ausge führt, in dessen Zwischenpausen aber in Patriotischer Weise auf Se. Majestät den König Albert, als den obersten Kriegsherrn und hohen Protektor der sächsischen Militärvereine, auf Se. Majestät unseren er habenen Heldenkaiser und auf das durch ihn geeinte deutsche Vater land, ferner auf den Militärverein und dessen Vertreter, auf die ge ehrten Gäste des Vereins, ferner zur Weihe des Saales auf Herrn Gastwirth Gictzelt und zum Schluß noch auf den neuen Stadtmusik direktor Herrn Spüring getoastet und feurige Hochs ausgebracht wur den. Gegen 10 Uhr begann der Ball, welcher die Festtheilnehmer bis in die frühesten Morgenstunden in heiterster und kameradschaft lichster Weife zusammenhielt. — Dresden, am 7. Oktober. Der von Ihrer Maj. der Kaiserin im Jahre 1880 ausgesetzte Preis für die beste Ausarbeitung eines Handbuchs zu Anleitung für die vorbereitende Thätigkeit der Deutschen vom rothen Kreuz im Frieden und im Kriege ist von den Preisrichtern dem sächsischen Regierungsrath v. Criegern zugefprochen worden. Der Preis beträgt 3000 Mark. — Ueber den Verlauf der diesjährigen Manöver in Deutschland sagt die italienische „Passegna" in einem aus Riesa datirten Telegramm des Referenten: Auch die großen Manöver im Königreich sind, ganz wie jene preußischen in Schlesien, ausgezeichnet verlausen. Anlage wie taktische Durchführung erregen gleichhohe Bewunderung und dies ist auch die Ansicht aller der fremden Offiziere. Zu bemerken ist, daß die auswärtigen Missionen seit 1872 noch nicht so stark gewesen, wie in diesem Jahre. Als Gesammturtheil ist zu resumiren, daß die Ma növer in Schlesien sowohl wie diese von dem Prinzen Georg Sachsen unter den Augen des deutschen Kaisers und des mit König Umberto verwandten sächsischen Königs kommandirten Feldmanöver neuerdings bewiesen haben, wie in dem ganzen Heere von Deutschland jene hohen Eigenschaften fortbestehen, welche 1870 und 1871 dasselbe so sehr be wundern ließen. Und zweitens: wie viel trotzdem in diesem Heere noch gearbeitet wird. Alle drei Waffen sind unvergleichlich. Nach den jetzigen deutschen Ideen über den Gebrauch der auf dem Schlacht felde kam auch die Kavallerie zu mehrfachem Eingreifen, welches stets energisch, opportun und von Erfolg begleitet zn nennen war. — Dresden besitzt gegenwärtig nach Berlin und Metz die stärkste Garnison unter den deutschen Städten, denn es beherbergt 10 Bataillone Infanterie, 8 Batterie» Artillerie, 5 Schwadronen Kavallerie, je ein Pionnier- und Trainbataillon und sodann die Mehrzahl der Brigade kommandos, Magazine und Militärwerkstätten. — Se. Exzellenz der Herr Justizminister v. Abeken besucht gegen wärtig verschiedene kleinere Amtsgerichte Sachsens behufs eingehender Revision. Diese Revisionen haben in erster Linie den Zweck, den Ge schäftsgang der einzelnen Amtsgerichte zu erforschen, andererseits aber stehen sie auch in Beziehung zu den durch die früheren ständischen Anregungen und die neue deutsche Gerichtsorganisation bedingten Er wägungen über die Zweckmäßigkeit der Aufhebung einer Anzahl klei nerer Amtsgerichte. Entgegen der vielverbreiteten Meinung, als ob bereits jetzt in den maßgebenden Kreisen definitive Entscheidung über die aufzuhebenden Aemter getroffen wäre, ist darauf hinzuweisen, daß die Frage noch im Stadium der Erwägung sich befindet und erst die Ergebnisse der ministeriellen Rundreise in Rechnung gezogen werden sollen, ehe an maßgebender Stelle ein Entschluß gefaßt wird. In jedem Falle sind aber alle weiteren Petitionen in dieser Angelegenheit ebenso unerwünscht als unfruchtbar, da alles nöthige Material der Regierung vorliegt und man andererseits aus dem persönlichen Inte resse, welches der Justizminister der Sache zugewendet, die Ueberzeu- gung gewinnen kann, wie ernst die Angelegenheit aufgefaßt und be handelt wird. — Das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium will für die Jahresberichte auf das Jahr 1882 von Einforderung des vor geschriebenen tabellarischen Berichts über die Katechismusunterrcd- ungen absehen, erachtet eine Vervollständigung des Materials in dieser wichtigen Angelegenheit für wünschcnswerth und sicht daher seiner Zeit der Einreichung eines nach einem neuen Schema gearbeiteten be sonderen Berichts auf das Jahr 1883 entgegen. Es sind für diefe neue Berichterstattung folgende Fragen zur Beantwortung gestellt: An welchen einzelnen Tagen sind im Jahre 1883 Katechismusunter redungen gehalten worden'? Wie viele n. männliche, b. weibliche Kon- firmirte haben an jeder einzelnen Unterredung theilgenommen? Wie viele n. Knaben, b. Mädchen sind in den Jahren 1880, l881 und 1882 konfirmirt worden? Was geschieht außer der Zählung der An wesenden zur Kvntrole des Besuchs? Welche Mitwirkung des Kir chenvorstandes findet hierbei statt? Angabe etwaiger darauf bezüglicher örtlicher Einrichtungen. Findet am Sonntag Unterricht in der Fort bildungsschule oder auch in gewerblichen Fachschulen statt? Und in welchen Stunden? Bemerkungen über Umstände, welche den Besuch der Katechismnsunterredungen hindern oder fördern. — Die „Sächsische Gewerbevereinszeitung" ist am 1.Okt. in den Besitz der Kunst- und Verlagsanstalt von W. Hoffmann in Dresden übergegangen und gedenkt der neue Inhaber etwa jeden Monat eine Kunstbeilage zu geben, ohne den Preis des Blattes zu erhöhen. Der neuesten Nummer liegt bereits das wohlgetroffene Portrait des Be gründers der Zeitung, des Reichs- und Landtagsabgeordneten, Kauf mann August Walter, bei. — Nossen. Der Mühlenbesitzer Neuhäuser in Ilkendorf hat vor einiger Zeit seine Frau und seine 4 Kinder heimlich verlassen, ohne bis heute denselben eine Nachricht über sein Verbleiben zukommen zu lassen. Man vermuthet, daß derselbe wegen mißlicher Vermögensver hältnisse nach Amerika ausgewandert ist. — Ein beachtenswerthes Beispiel, daß der doch nicht aufzngeben ist, der sich nicht selbst anfgiebt, und daß auch eine Stadt trotz un günstiger Verhältnisse in der Lage ist, sich wieder aufzuraffen, bildet die Stadt Roßwein. Durch den Krach des Vorschußvereins und durch den Verlust der Garnison hatte dieselbe bekanntlich schwer ge litten. Die Roßweiner legten aber nicht die Hände in den Schoß und warteten ab, ob nicht irgend eine Macht von außen her ihnen Hilfe bringen werde, sondren es trat ein Komitee thatkräftiger Männer zu dem Zweck zu samme», dieHebung derStadt mit allen Kräftenanzustreben. So hat dasselbe es verstanden, bereits im verflossenen Jahre mehrere Industrien nach Roßwein zn ziehen und neuerdings ist durch die Thä tigkeit desselben die Müllerschule des Herrn Simon-Ackermann a. d. S. nach Roßwein verlegt worden, welche von der Stadt mit 800 Mark jährlich subventionirt wird. Auf Veranlassung des genannten Komi tees hat ferner auch Herr Franz Reinhold aus Chemnitz eine Plüsch fabrik in Roßwein errichtet, die zunächst mit 20 Webstühlen arbeitet, auf welchen mehrere Chemnitzer Plüfchweber die dortigen Weber an lernen. Namentlich werden hie Jutegespinnste verarbeitet. — Hohenstein. Eine kürzlich im Saale des hiesigen Weber meisterhauses stattgesundene und von ca. 400 Meistern besuchte Ber- fammlug, welche behufs Besprechung der gedrückten Lage der We ber, resp. Besserung der Lage, einberufen war, nahm folgende drei Anträge einstimmig an: 1. Die Fabrikanten zu ersuchen, für gleiche Arbeit gleiche Löhne zu zahlen; 2. die Fabrikanten zu ersuchen, den Lohn um 20 Prozent zu erhöhen und 3. die Karten- (Muster-) Re paraturen nicht dem Meister aufzuerlegen. Es wurde hierauf eine Kom- misssion, bestehend aus 6 Ernstthaler und 6 Hoheusteiiier Meistern, gewählt, welche mit den Fabrikanten und Stadträthen über oben an geführte drei Punkte in Verhandlung treten und das Resultat einer späteren Versammlung unterbreiten soll. — Der Amtsgerichtsrendant Posselt in Sayda, welcher in gleicher Eigenschaft an das königl. Amtsgericht nach Wurzen versetzt war und am 2. d. M. die Caffe übergeben sollte, ist am selben Tage Nach mittags flüchtig geworden, und zwar dem Vernehmen nach mit Hinter lassung eines Cassendeficits von über 3000 M. Der Flüchtling ist jedoch bereits am 3. d. M. in Freiberg aufgegriffen worden. — Aus dem Oelsnitzer Bezirk. Die Kartoffelernte hat begon nen und die Klagen über Fäulniß mehren sich. Bei einigen Sorten beträgt dieselbe mehr als 50 Proz., besonders ist dies bei den zarten weißen und rothen der Fall. Die Zwiebeln und merkwürdigerweise auch die zum Faulen geeigneten Rosen haben sich sehr gut gehalten. Mehrere Landwirthe haben vom Rittergute zu Posseck eine Zwiebel, wir glauben die sogenannte Waldheimer, bezogen und damit ausge zeichnete Resultate erzielt. Im Ganzen genommen ist die Kartoffel ernte Heuer nicht gut. — An den Grenzorten liegt noch viel Hafer und das Grummet steht zum großen Theil noch an. Mit der Winteraussaat ist man aber allenthalben noch im Rückstände. Die Scheunen sind zwar reichlich gefüllt, aber das Korn giebt bei weitem nicht so gut, wie im vorigen Jahre. Das Fehlende wird jedoch hier durch die Masse reichlich ersetzt. — Der früh gegen Uhr in der Richtung nach Sonnenauf- gang sichtbare große und glänzende Komet bietet einen überraschenden Anblick. Von dem Kopf des Gestirns, glänzend wie ein Stern erster