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ung von Korea stehender japanesischer Offizier getödtet. Der König war energifch in feinen Anstrengungen gewesen, das Land dem aus wärtigen Handel aufzuschließen, und dies zog ihm die Feindschaft der Anhänger der AusschUeßungspolitik zu. Es heißt, daß in Korea seit geraumer Zeit eine von einem höchst einflußreichen koreanischen Staats- manne geleitete Partei bestand, deren Wunsch es war, die Fremden zu vertreiben und zu dem alten Stande der Dinge zurückznkehren. Es ist die Aristokratie, welche ähnlich wie in China die Mandarinen und in Japan die großen Feudalherren früherer Zeiten von dem Ein dringen der Fremden die Vernichtung ihres Einflusses befürchtet. In jüngster Zeit scheint diese Partei durch Fortschrittsmänner, welche dem Verkehr mit dem Auslande günstig gesinnt waren, verdrängt worden zu sein, und eS war unter diesem Regime, als die Verträge mit den Vereinigten Staaten und Großbritannien jüngst geschlossen wurden. Diese Handlungen müssen den Gefühlen der Änti-Fremdenpanei un erträglich gewesen sein. Ihre eifersüchtige Entrüstung hat sich jetzt in offenen Feindseligkeiten gegen die Ausländer offenbart, insbesondere gegen die Japanesen, weil dieselben zuerst das fremde Element in Korea eingeführt hatten. Die drei dem ausländischen Hande! geöff neten Häfen in dem Lande sind Fussan, Genzanshin und Genzin. China wie Japan haben lange nach dem Lande geangelt. Da die jetzige Bewegung sich gegen die Japanesen richtet, so glaubt man natürlich, daß China die Hand im Spiele hat. Wenn es zum Kriege mit Japan kommen sollte, werden die Japanesen gewaltige Anstreng ungen machen müssen, um die Oberhand zu gewinnen. Die Koreaner, ein kräftiger Menschenschlag, mögen acht bis zehn Millionen Menschen zählen; sie sind mit Kriegsmaterial wohl versehen und verfügen sogar über gezogene Kanonen Wenn sie gar in der That Verbindungen mit China unterhalten, so könnte es in Hinterasien zu ernsten Ver wicklungen kommen. Vaterländische». — Schon vor einiger Zeit tauchte einmal der Plan auf, in Dresden ein großes Etablissement anzulegen, in welchem sich der Curgarten mit einem Vergnügungslokal ersten Ranges vereinigen sollte. Dasselbe sollte ein Aquarium, Wintergarten, Konzerträume, Kolonna den rc. emhalten und in seinen Räumen (ähnlich dem Leipziger Schü- tzenhaus) alles bieten, was den Aufenthalt lehrreich und angenehm machen könnte. Damals hatte man das Terrain in Neustriesen im Auge, welches direkt an die Stadtgrenze stößt. Wie wir jetzt erfahren, ist die Idee nicht aufgegeben, aber man hat einen andern Platz ins Auge gefaßt und zwar das Terrain zwischen Strehlen und dem Hin tern Theil des Großen Gartens aus südlicher Seite. Dies wunderbar schön und günstig gelegene Terrain wird von der Staatsbahn durch schnitten, deren Verwaltung sich bereit erklärt haben soll, von Eröff nung des Etablissements an Postzüge zwischen Böhmischer Bahnhof — Strehlen einzulegen. Auch die neue Linie der Pferdebahn bietet be queme Gelegenheit für den Besuch. Das Etablissement, dessen Haupt eingang in der Nähe des Kalkofens projektirt ist, soll in großartiger Weise geplant sein. Alle existirenden natürlich.» Mineralwässer sollen daselbstausgeschänktwerden und dergroße in architektonischem Schmuck auSgeführte Hauptbau fall in den äußeren Parterreräumen kleine ele gante Verkaussläden erhalten, Sommertheater, Konzertgarten mit ein- nander verbinden und Kolonnaden, Wasserkünste und Grotten von Tuff stein sollen dem Publikum einen angenehmen Aufenthalt bieten. Wir begrüßen das Unternehmen mit Freuden, verbindet es doch das Nütz liche mit dem Angenehmen und wird unsere schöne Residenz dadurch um einen für Einheimische wie Fremde gleich interessanten Anziehungs punkt reicher. Wie wir hören soll das große Kapital den Unternehmern sich nicht willig gezeigt haben, sodaß die betr. Herren entschlossen sind, selbständig in Verfolgung des Projekts zu handeln. — Chemnitz, 2t. August. Gestern Abend gegen 9 Uhr stürzte in der Bernsbachstraße ein im 87. Lebensjahre stehender Mann aus einem Fenster seiner in der zweiten Etage gelegenen Wohnung herab in, den Hof. Von Hausbewohnern wurde der Schwerverletzte zurück in feine Wohnung gebracht, wo er nach zwei Stunden verschied. Ob hier ein Unglücksfall vorliegt, oder ob der Verschiedene den Tod frei willig gesucht hat, ist noch nicht festgestellt. — Aus Chemnitz wird berichtet, daß die Besserung der dortigen industriellen Verhältnisse namentlich in Bezug auf die Baumwollen- und Maschinenbranche eine ganz ersichtliche ist. In ersterer ist der Export nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika ein schon seit 3 Jahren sich stetig steigernder, wenn auch die kleinen Nachbarorte von Chemnitz mit betheiligt sind, zumal in Strümpfen und Hand schuhen. Ist im Moment ein kleiner Stillstand eingetreten, so liegt das nur in den Saison-Verhältnissen. Im Maschinenbau ist der Aufschwung von neuerem Datum und so bedeutend, daß es fast an Arbeitern zu mangeln beginnt. Weniger an Schlossern, aber an Ei sendrehern. , — Auch daS sächsische Kreisturnfest zu Chemnitz hat ein günstiges Resultat gehabt. Nach dem nunmehr vorliegenden Rech nungsabschluß ist ein Ueberschuß im Betrage von 2519 Mk. erzielt worden, welcher der Lasse des Chemnitzer Turnvereins überwiesen werden wird. " — Die Stadt Zwickau hat zur landwirthschaftlichen Landesaus stellung vom 7. b«S 12. September für Producte des Garten- und Obstbaues einen Ehrenpreis von 300 Mk. ausgesetzt. — Ein im Monat Juli vom Urlaube nicht in seine Garnison Lausigk zurückgekehrter und seitdem vermißter Husar, Karl Emil Köhler aus Crimmitschau, wurde am 20. d. M. erhängt im königlichen Walde zwischen Borna und Flößberg aufgesunden. Der Leichnam war stark verwest, der Kopf hing noch in der Schlinge, der Körper war aber herabgefallen. Die Persönlichkeit des Unglücklichen ergab sich aus dem b»i ihm vorgefundenen Urlaubspaß. Unbekannt ist dagegen der Be weggrund zu dem offenbar vorliegenden Selbstmord. - < — In Limmritz bei Döbeln wurde in der Nacht zum 15. d. eine dem Gutsbesitzer Pähnitz gehörige, 45 Schock Roggen enthaltende Feime von böswilliger Hand in Brand gesteckt und vollständig einge äschert. Der Brandstifter hat sich, sicherem Vernehmen nach, in der Person des Handarbeiter Gottfried Ferdinand Polster aus Hartha bei Waldheim der Staatsanwaltschaft Freiberg freiwillig gestellt und dabei angegeben, daß er am 14. d. M. aus Bezirksarbeitsanstalt Tech- nitz entwichen sei und die That nur um deswillen verübt habe, damit er endlich aus der Anstalt wieder herauskomme. — In der Umgegend von Döbeln hat sich ein Konsortium der Besitzer der hervorragendsten Güter gebildet, um in der dortigen ge segneten Bodenlage den Zuckerrübenbau zu betreiben. Durch den Bau der Zuckerrübe wird bekanntlich die höchste Ackerbodenernte erzielt, die in unseren Klimaten möglich ist. Als Sitz der Gesellschaft ist Döbeln gewählt worden. Dorthin soll auch die sehr bedeutende Fa brikanlage kommen. — Die vormals in der Bezirksanstalt zu Hilbersdorf detinirt ge wesene, bereits 16mal bestrafte 34jährige Cigarrenarbeiterin Auguste Hempel aus Freiberg, gebürtig aus Hirschfeld, wurde, nach Verbüßung einer Gefängiiißstrafe von 5 Monaten wegen Rückfallsdiebstahl, uu- längst aus der Landesstrafunstalt Voigtsberg entlassen. Nicht lange darauf stahl sie wieder, wurde verhaftet und legte vor Gericht daS offene Geständniß ab, nur allein in der Absicht gestohlen zu haben, um wieder in ein Gesängniß und nicht in die Korrektionsanstalt zu Hilbersdorf zu kommen. — Mit Beginn der längeren Abende tritt die Petroleumlampe, die in den meisten Haushaltungen während der Sommermonate außer Gebrauch gesetzt wird, wieder in Thätigkeit. In Veranlassung des Umstandes nun, daß die meisten Petroleumlaiupenexplosionen bei der Wieverbenutzung längere Zeit außer Gebrauch gesetzter Lampen entstehen, unterlassen wir nicht, die Hausfrauen darauf aufmerksam zu machen, vor der Wiederbenutzung der Lampen das in denselben befindliche alte Petroleum wegzugießen, auch den alten inzwischen filzig gewordenen Docht durch neuen zu ersetzen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, eine Explosion herbeizuführen. Durch das monatelange Stehen erzeugt sich nämlich in dem Oelbassin Petroleumnaphtha, welches viel leichter entzündlich ist, als Petroleum, denn während Petroleum etwa bei 52" Reaumur explodirt, expiodirt das Naphtha schon bei kaum 30" Reaumur. Vermischtes. * Freuden eines Redakteurs. Unter dieser Ueberschrifl schreibt das „Bamberger Volksblatt" u. A: „Kein Geschäft bringt so viel Unannehmlichkeiten mit sich und unterliegt so der Kritik, als die Herausgabe eines Blattes, das Jeder zu kritisiren sich befähigt hält, mag er es verstehen oder nicht. „Kritisiren kann jeder Bauer, besser machen, das ist sauer." Enthält die Zeitung zu viel Politik, so ist das Publikum unzufrieden; wenn zu wenig, so will man sic nicht an sehen. Ist die Schrift groß, so ist nicht Inhalt genug für das bezahlte Geld da; ist sie klein, so kann man sie nicht lesen, ohne daß einem die Augen übergehen. Ist das Format klein, so hat man nichts in der Hand, nicht einmal etwas einwickeln kann man und das Bischen Inhalt ist wirklich nicht das dafür ausgelegte Geld werth. Ist das Format groß, so ists eine große Kuhhaut, zu der man mehrere Tage braucht, um sie durchzulesen. Veröffentlichen wir Telegramme, so sagen die Leute, wir brächten lauter Lügen; lassen wir sic weg, so heißt es, wir wären nicht auf dem Platze und unterdrückten die Wahrheit aus Parteigründen. Erlauben wir uns einmal einen Scherz, so sind wir fade Flachköpfe; machen wir keinen, so sind wir verknöcherte Dickschädel. Bringen wir Originalartikel, so werden wir verdammt, weil wir nicht fleißig sammeln, sammeln wir fleißig, so heißt es, das haben wir schon Alles gelesen. Loben wir Jemand, so sind wir parteiisch; thun wir es nicht, so sinb wir es auch. Haben wir einen Artikel, der den Frauen gefällt, so sagen die Männer, es sei ein Gewäsch; befriedigen wir aber die Wünsche der Frauen nicht, so eignet sich das Blatt nicht für daS Haus." * Wegen Garibaldis Leichnam scheint es noch zu Konflikten kommen zu sollen. Es wird darüber aus Rom geschrieben: „Die Radikalen eiferten von jeher am meisten dagegen, daß der letzte Wille Garibaldis nicht genau durchgeführt und sein Leichnam nicht in der von Garibaldi in seinem Testamente bezeichneten Weise verbrannt worden sei. Es erhoben sich im radikalen Lager sogar Stimmen, welche die strikte Ausführung dieses letzten Willens forderten und die Anhänger aufforderten, dieselbe nöthigenfaüs gewaltsam vvrzunehmen. Wie eS nun heißt, haben sich 800, den Garibaldischen Verteranenvereinen von Genua, Livorno und Pisa angehörende Exgaribaldianer zu dem Be schlusse geeinigt, einige Dampfer zu miethen, sich auf denselben einzu schiffen und sich nach Caprera zu begeben, um dort die Verbrennung des Leichnams Garibaldis vorzunehmen, also eine Art militärischer Expedition behufs Durchsetzung des letzten Willens ihres Führers. Natürlich wird die Regierung die Sache nicht so ruhig hingehen lassen, und hat dieselbe bereits die nölhigen Vorkehrungen getroffen, um diese sonderbare Expedition nöthenfalls mit Gewalt zu verhindern. * Ein kleiner Berliner Schuljunge aus braver Arbeiterfamilie hat kein ABC-Buch und entschuldigt sich weinend: „Mein Vater hat es mich aus der Mappe genommen und vergessen, es wieder inzustechen." — Lehrer: „Was thut denn Dein Vater mit Deiner Fibel?" — Junge: „Er lernt sich lesen." — Lehrer (besänftigend): „Aber wenn er nun waS nicht versteht?" — Junge (noch immer schluchzend): „Dann fragt er mir." — Der Lehrer ist entwaffnet. * Die Strafpredigt. Wo uur Arthur heute wieder bleibt; ich möchte verzweifeln — vergehen vor Angst! — Meine Thränen sollen aber Nein! fort mit diesen Thränen; ich höre ihn kommen; — er verdient sie nicht, soll gar nicht wissen, wie ich mich um ihn geängstigt habe — ich werde ganz lustig sein! — Lustig? Nein, diese Lüge wäre meiner unwürdig — er soll mich gar nicht sehen, ich werde mich in mein Kabinett einschließen. — O, ich schwaches Weib! — Warum soll ich fliehen, mich vor ihm verbergen — gerade und offenen AugeS entgegentreten will ich ihm und ihm sagen: Du liederlicher, untreuer Mann — Ja, das will ich — ha! da ist er (schluchzend): „Du — Du — lie — (ihm um den Hals fallend) — ber Mann! — Hab ich Dich endlich wieder!" * Ein Arbeiter schreibt: Ich schiffte mich im Juni in Hamburg nach Amerika ein und zahlte 110 M. für die Ueberfahrt. Es fehlte den 700 Auswanderern nicht an Lebensmitteln, doch wurden dieselben auf dem Schiffe so schlecht zubercitet, daß sie oft nicht zu genießen waren nnd wir unseren Hunger mit trockenem Brot stillten. Nach einer Reise von 14 Tagen kam ich in New-Dark an und fand dort etwa 40'100 Menschen ohne Arbeit und dem Hungertode nahe; ich bemühte mich um lohnende Beschäftigung, fand alle Stellen vielfach besetzt und erfuhr bald von meinen Bekannten, daß sie Arbeit zu 3 Mark per Tag haben könnten, aber daß die Kosten für Wohnung und Beköstigung exkl. Wäsche 4 M. per Tag ausmachten. In der Hoff nung, außerhalb Newyork Beschäftigung zu finden, reiste ich nach Penn; sylvanien und St. Louis und fand überall dasselbe Elend unter mei nen Landsleuten, die den verlockenden Schilderungen von Amerika ge glaubt hatten, und denen jetzt das nölhige Geld fehlte, um nach Eu ropa zurückfahren zu können. Mit mir war es noch nicht so weit gekommen; ich eilte nach Newyork zurück, bestieg den Dampfer, zahlte 120 M. Passagiergeld, langte nach 14 Tagen wieder in Hamburg an und dankte meinem Gott, wieder auf heimatlichem Boden zu sein. Ich habe auch schon eine Stelle gefunden, die mich nothdürftig ernährt; ich warne aber alle folche, die nach Amerika auSwanderp wollen, und rathe ihnen, lieber in der Heimat kümmerlich zu leben, al- in Amerika dem sicheren Untergang entgegen zu gehen. - , * Zwei Trauringe, die vor einigen Tagen von einem Berlinex HäMer auf einer Auction beim König!. Leihamt gekauft wurden, er zählen eine selten traurige Geschichte von Armuth und Pietät. Diese