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3 Uhr 45 Min. in Dresden ein, wo er von Sr. Maj. dem Könige von Sachsen auf dem Bahnhofe begrüßt wird. Eine Ehrenwache macht die Honneurs. Vom Schlesischen Bahnhof aus findet dann feierlicher Einzug durch die festlich geschmückten Straßen statt. Im Königlichen Schlosse, wo der Kaiser absteigt, ist eine zweite Ehren wache aufgestellt. Freitag, den 15., wird große Parade über das ge- fammte 12. Armeekorps südlich von Riesa abgehalten; dann erfolgt die Rückkehr nach Dresden, wo abends Theater oder Hofkonzert stattfindet. Sonnabend, den 16., sind in derselben Gegend Manöver im Armee korps und abends großer Zapfenstreich. Für Sonntag, den 17. mit tags, ist ein Besuch der Dresdner Kasernen in Aussicht genommen und für nachmittags die Theilnahme der hohen Herrschaften an dem Albertsfeste, welches zu Gunsten des Albertvereins im Großen Garten stattfindet. Dabei werben Umzüge reich und alterthümlich kostümirter Korporationen erfolgen. Montag, den 18., beginnen auf dem Parade felde bei Riesa die Manöver der beiden Divisionen gegen einander. Abends bringt die Dresdner Bürgerschaft dem Kaiser eine Ovation in einem Lampionzuge. Am Dienstag werden die Feldmanöver fort gesetzt, worauf abends eine Hosfestlichkeit in Dresden den Tag schließt. Mittwoch, den 20., wohnt der Kaiser nochmals den Feldmanövern bei und kehrt dann nach Berlin zurück. Gleichwie Se. Maj der Kaiser und König werden in Dresden auch sämmtliche andern fürstlichen Gäste nebst Gefolge und die fremden Offiziere in König!. Schlössern Woh nung erhalten. — Döbeln. Unserer Stadt ist ein eigenthümliches Vermächt- niß zugefallen. Der ehemalige Gasthofsbesitzer unsers Nachbardorfes Zschepplitz, Michael, hat letzwillig, zum Andenken an seine verstorbene Tochter Augusta, der Stadt Döbeln ein Kapital von 18,000 M. mit der Bestimmung vermacht, daß dasselbe nebst Zinseszinsen 100 Jahre lang angesammelt werde, um dann in Döbeln eine höhere Töchterschule mit dem Namen „Augusteum" zu begründen. — Döbeln, 29. Angust. Das kriegerische Lebe» bei Riesa und Pristewitz hat bereits begonnen. Auf der Fahrt von Riesa nach Priste- witz sicht man auf allen Wegen und Stegen Reiterpatrouillen, sowie kleine und größere Abtheilungen Soldaten, von Offizieren geführt, welche Felddienstübungen abhalten. Die zwischen Großenhain und Riesa gelegenen Ortschaften sind sämmtlich mit Einquartierung belegt. Auch bei uns sind heute früh die Quartiermacher «»gekommen und werden morgen die hier zu verquartierenden Mannschaften einrücken. Gerüchtweise verlautet, daß jedenfalls auch Döbeln die Ehre habe» wird, während der nun folgenden Manövertage den verehrten Landes herrn, Se Maj. den König Albert, wen» auch nur während weniger Stunden, in feinen Mauern begrüßen zu können. — In Sürßen ist am Montag Nachmittag gegen 5 Uhr die große gefüllte Scheune des Gutsbesitzers Pinkert von den Flammen vernichtet worden. Wie man hört, liegt dabei böswillige Brand stiftung Seitens des Dienstmädchens Meyer vor. — In Zwickau ist der Landtagsabgeordnete Bebel, welcher letzten Sonnabend dort in einer Gerichtsverhandlung zu erscheinen hatte und schon unwohl dort hingekomme» war, nach Beendigung der Verhand lung schwer erkrankt, so daß seine Heimreise unmöglich war. Herr Bebel befindet sich im Hotel „Deutscher Kaiser" und soll sein Zustand ein nicht unbedenklicher sein. — Am 27. August tagte in dem mit den Büsten Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm und Sr. Maj. des Königs Albert, sowie mit Fahnen and Emblemen geschmückten Salon des Schwanenschlößchens zu Zwickau Unter Vorsitz des Bezirksvorstehers Pvrstendocfer-Cainsdors die Be zirksversammlung vou Sachsens Militärvereinen (48 zugehörige Ver eine). Die zahlreich besuchte Versammlung wurde auch vom Amts- Hauptmann von Bose und Major von Diebitzsch mit ihrer Gegenwart beehrt. Nach dem Gesangsvortrag „Gott sei des Königs Schutz" be grüßte der Vorsitzende die Ehrengäste und schloß sodann seine von patriotischem Geiste getragene Ansprache mit einem äußerst begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Maj. den König und Se. Maj. den Kaiser. Nach dem Gesang von „Wir stehen vor Gott und schwören, das Schwert in unserer Hand" referirte Dr. Gelhorn über die Kaiser parade, an welcher theilzunehmen Ehrenpflicht eines jeden braven Mi litärs sei. Es wurde ein dementsprechender Beschluß gefaßt, ferner wurde beschlossen, die vereideten Ersatzreservisten für aufnahmefähig in die Vereine zu erachten. Ein Vorschlag, bei Sachsens Militärver einsbund den Beitritt zum deutschen Kriegerverband zu beantragen, wurde gegen 2 Stimmen abgelehnt. Es wurde sodann über den Mi litärfeuerversicherungsverein, der bei 20,009 Mitgliedern 73,244,160 Mk. Versicherungssummen umfaßt, referirt und der Beitritt hierzu empfohlen. — Der Stadtrath zu Frankenberg hat sich veranlaßt gesehen, in genannter Stadt die Polizeistunde an den Vorabenden der Sonn- und Festtage anzuordnen und jeden Wirthshausverkehr nach Ablauf der Mitternachtsstunde streng zu verbieten. Zuwiderhandlungen werden an den Gästen bis 15M., an den Wirthen aber bis zu 60 M. Geld strafe oder Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden. Außerdem haben die Wirthe für etwaige Rückfälle den Wiederruf der ihnen ertheilten Schankkoncession zu gewärtigen. ! — In Gorbitz brannte in der Nacht zum Sonntag der untere alte Gasthof bis auf das Stallgebäude in kurzer Zeit nieder. Leider verunglückte bei» Ausrücken der Löbtauer Feuerwehr ein Feuerwehr mann indem er von einer Spritze fiel und ihm die Räder derselben über die Brust gingen. Das Reichsgericht hat die Entscheidung gefällt, daß das Verspre chen dem Vermittler eines Geschäfts eine Gebühr zu zahlen, wenn es erst nach stattgefundener Vermittelung abgegeben wird, bei einem Ob jekt über 150 M. der Schriftlichkeit bedarf. — Nach Mittheilung eines Gutsbesitzers aus der Umgebung Döbelns ist die Anlage von Gräben um Feimen rc. ein sehr prak tisches Mittel, um den Verheerungen durch Feldmäuse entgegen zu treten. Der Betreffende hat nämlich um seine dieser Tage gesetzte Getreidefeime einen Meter tiefen Graben gezogen und schon in der ersten Nacht hatten sich 108 Stück Mäuse darin gefangen. Jedenfalls ist dieses sehr einfache und, wie es nach diesem Versuche scheint, sehr Probate Mittel der Nachahmung merth. , — Die diesjährige Leipziger Michaelsmesse beginnt am 25. Sep ¬ tember und schließt am 14. October. Die Vor- oder Engroswoche beginnt am 18. September. :: — Der Pfandleiher Franz Bruno Braune inOschatz wurde von der Ferien-Strafkammer des Leipziger Landgerichts am 23. d. wegen gewerbs- und gewohnheitsmäßigem Wucher zu 4 Monaten Gefängniß, 200 Mark Geldstrafe und 1 Jahr Verlust der bürgerliche» Ehrenrechte verurtheilt. : — Bautzen. Am Montag Abend ist auf LugaerRittergutsflur eine 185 Schock Roggen enthaltende Feime, infolge von Brandstiftung, gänzlich ein Raub der Flammen geworden. Die Feime war glücklicher weise versichert. — Dippoldiswalde. Unser freundliches Städtchen mit seiner idyllischen Umgegend geht durch den Bau der Sekundärbahn einer besseren Zukunft entgegen. Jeder Bürger und Bauersmann begrüßt daher die kleine Lokomotive „Adolf", welche, eifrig hin und her dam pfend, das Baumaterial befördert und dann und wann ihre hier un gewohnte Dampfstimme erschallen läßt, mit besonderer Freude. Die Sekundärbahn wird voraussichtlich uoch im Laufe des nächsten Monats vollendet werden, sodaß die Eröffnung am 1. Oktober erfolgen kann. — Pegau. Eine unglaublich rohe, raffinirte Unthat ist am 24. August Abends in der Nähe der städtischen Scheunen von dem 18 Jahre alten Schuhmachergesellen Albert Bischoff aus Pegau verübt worden. Dieser Bursche hat den Dienstknecht Weber aus Weideroda von hinten überfallen und mit einem anscheinend besonders dazu Hergerichtelen Stocke, welcher nach allen Seiten mit Drahtnägeln durchschlagen war, gemißhandelt. Der Verletzte ging, nachdem er der Polizei Anzeige erstattet hatte, nach Weideroda zurück, wurde aber dorr von dem ge nannten rohen Burschen und dessen 22 Jahre alten Bruder nochmals angehalten und mit Messerstichen in den Rücken traktirt. Welche Vorgänge dem Exzeß zu Grunde liegen mögen, wird hoffentlich die eingeleitete Untersuchung ergeben. Die beiden Brüder Bischoff sind vorläufig in Haft genommen morden, — Ein Vorfall traurigster Art führte in der letzten Hauptverhand lung vor der Strafkammer des k. Landgerichts zu Plauen einen tief- gebeugten Vater auf die Anklagebank. Das achtjährige Mädchen Elsa des Rittergutspächters Müller auf Kemnitz wurde am 27. Mai d. I. durch einen Schuß getödlet. Die Wirthschaiteri» Müllers nahm am gedachten Tage ein Gewehr, von dem sie nicht wußte, daß es geladen sei, von der Wand des Vorsaals, um es nach dem Zimmer zu bringen. Unterwegs entlud sich das am Morgen von dem Pächter mit einer Schrvipatroiie geladene Gewehr und tödtete das Kind. Der Vater ist deshalb der fahrlässigen Tödlung angeklagt und unter mildernder Umstände zu 1 Woche Gefängniß und Bezahlung der Kosten verur theilt worden. — Wenn es größtentheils feststeht, daß bei jugendlichen Verbrechern schon im Elternhanse und in der Schule hier und da Keime zu einer späteren Ausartung wahrgenommen werden konnten, so ist dies bei dem 16-jährigen Noack, der bekanntlich vor einigen Tagen das Dienstmädchen seines Lehrherrn mit Messerstichen tödtete, soweit die Ermittelungen bis jetzt reichen, durchaus nicht der Fall. Der vaterlose Knabe wurde im katholische« Waisenhause erzogen, zeichnete sich in der Schule durch anerkeuuenswerthes gutes Betragen aus, war sehr fleißig und konnte deshalb von seinen Lehrern mit Fug und Recht schließlich zum Primus in der obersten Klasse gemacht und mit einer vorzüglichen Censur ent lassen werden. Auch beim Gottesdienste seiner Consession wurde er, seines frommen Benehmens halber, als Ministrant öfters benutzt. Um so räthselhafter ist die Versumpfung seines Charakters in der kurzen Zeit von 2 Jahren, welche zwischen seiner Entlassung aus der Schule und der grausigen That liegen. Vermischtes. Wie das „B. T." aus Pest den 28. Aug. meldet, fand in der Umgebung Pests ein riesiger Wolkenbruch statt. Schloßen in der Größe von Tauben-, selbst Hühnereiern haben einen enormen Schaden angerichtet. In den Ortschaften Pakony Halom, Peteri, Gubacs, Szentloerincs, Steinbruch Czinkota und Gödöllö ist die Wein- und Maisernte vollständig ruinirt. Am meisten hat Steinbruch Czinkota, ein Städtchen in unmittelbarer Nähe Pests, gelitten: dort sind 33 Häuser beschädigt und zum Theil völlig zerstört, drei Häuser fortgeschwemmt. Drei Arbeiter, die zwischen den Bergen vom Un wetter überrascht wurden, sollen ein Opfer der Elemente geworden fein, * Die Krönungsschimmet vergiftet. Aus Petersburg meldet man dem „Jll. W. E." über eine Störung, welche die Vorbereitungen zur Krönung des Zaren erfahren haben sollen. Die acht Schimmel- Hengste, welche bestimmt waren, den Krönungswagen zu ziehen, sollen todt im Stalle gefunden worden sein. Es sei zweifellos, daß dieselben von den Nihilisten, wahrscheinlich durch Gift, getödtet worden sind. * Arnsdorf in Schl., 23. August. Ein schreckliches Ereigniß hat sich vorige Nacht in hiesiger Gemeinde zugetragen. Der Garten nahrungsbesitzer Horschig, der erst vor kurzer Zeit seine zweite Ehe schloß, hat einen dreifachen Mord begangen. Zwei schulpflichtige Kinder erster Ehe im Aller von 9 und 8 Jahren hat er durch Schnitte mit dem Rasirmesser während des Schlafens getödtet. Sie wurden später in einem Wasserloche nahe der Wohnung aufgefunden. Er selbst hat sich, blos mit dem Hemde bekleidet, auf seinen Bodenraum begeben und seinem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht. Das Motiv zu der schrecklichen That ist ein selbst zugezogenes Aergerniß und über spannter Ehrgeiz des sonst nicht übelbeleumundeten Mannes. dlur boi rsgolm'ä^mgor Vorckauung und LrnLbrun^ i8t äor Noiwofl FWurrck unä stimoitiZo inan Ztörunzon ckorsoldon, via lNaiotmnostt, Lluturmutst, unrainas Llut nur mit ^potstokor Ist kra.nät'8 Lobvaworpillan, valosta most kür äiooo Tvoolro ulo ä»8 geeignetes Nittel srvissen stustsn. ^rmküstrliosts Projekte mit den äreliestsn Ortksilon sind gratm, eovie dis üobton ^potliestsn U. Lrrrndt'e Lestveirerpillei, per Lostuosttol Nst. 1 orstültstost in den ^potstssten 2» N^il8drukk, Höllenstein oto. Kircheliilnchrichten aus Wilsdruff. Am 13. Sonntage nach Trinit. Vormittags predigt Herr Studiosus Ibsologiao 8eifsri aus Kaditz. Monat 4tugust. Getauft: Bruno Alfred, Ernst Bruno Leuschners, Markthelfers hier, Sohn; Eva Isidora Valeska, Gustav Friedrich August Uibrigs, Stadtgutsbesitzers hier, Tochter; Carl Oskar, Franz Robert Lip perts, Händlers hier, Sohn; Alma Elisabeth, Friedrich Felix Rehmes, Bürgers und Strumpfwirkers hier, Tochter; Max Paul, Carl August Schreckenbachs, Bierverlegers hier, Sohn; Marie Anna, Ernst Trangott Büttners, Hausbesitzers und Zimmermanns in Grum bach Tochter; Max Richard Heinrich, Heinrich Adolf Uhlemanns Kauf manns hier, Sohn; Hermann Paul, Gustav Hermann Gehres, Schnei demühlenpachters hier, Sohn, Ernst Heinrich, Carl Ernst Pietzschs( Hausschlächters hier, Sohn; Anna Marie, Gustav Adolf Webers, Bürgers und Glasers hier, Sohn. Getraut: vueat. Beerdigt: Friedrich Ernst Köhler, Bürg. u. Nagelschmied hier, 48 I. 1 M. 6 T. alt; Fr. Johanne Sophie verw. Fritzsche, geb. Hempel hier, 66 I. 6 M. 28 T. alt; Anna Emma, Ernst Moritz Kir stens Tagarb. hier, Tochter, 3 I. 5 M. 11 T. alt; Marie Valeska, Chr: Gotthelf Friedr. Fleischers, Tagarb. hier, Tochter, 2 M. 17 T. alt; Anna Marie, Gustav Adolf Webers, Bürg. u. Glasers hier, Tochter, 24 T. alt. Außerdem eine unehel. Tochter.