Volltext Seite (XML)
Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Erscheint wöchentlich S Mal (Dienstag und Freitag AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet_w Ps Jnseratenannabme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 1S Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet^« Pi. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 1S Ubr. Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, sür die Königl. Amtshauptlnannschaft zu Miße«, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Zweiundvierzigster Bahrgang. 1882. Freitag, den 1. September Nr. 70 Bekanntmachung. Die Herren Gutsvorsteher und Gemeindevorstände des hiesigen Bezirks werden hiermit angewiesen, die von den einquar- tirten Truppentheilen den Gemeinden resp. Rittergütern auszustellenden Quartier-, Fourage- und Vorspann-Bescheinigungen behufs rechtzeitiger Aufstellung der Liquidationen über die zu gewährende Vergütung sofort nach deren Empfang anher einzureichen. Meißen, am 30. August 1882. Königliche Amtshauptmannschast. v. Bosse. Tagesge schichte. Diille in mindestens 5 Mille von einer Sorte bestellen. Wir glauben, daß Sie dadurch in der Lage sind, insbesondere mit Wirlhen größeres Geschäft machen zn können, und fehen Ihren geschätzten Aufträgen gerne entgegen. Achtungsvoll . . . Direktion der kaiserlichen Tabaks- Manufaktur zu Straßburg." Die am Sonnabend in Eisenach abgehaltene Generalversamm ¬ lung des Vereins deutscher Eisengießereien war von etwa 60 Theil nehmern besucht und hielt sich in streng schutzzöllnerischer Richtung; auch bei den Verhandlungen über Kranken- und Unfallversicherung sprach sich die Versammlung entschieden für die bezüglichen Regierungs vorlagen und protestirte in einer Resolution gegen die Beunruhigungen, welche durch die Freihandelspresse gegen die Wirtschaftspolitik der Reichsregierung in systematischer Weise gerichtet werden. Paris, 27. August. Die Angelegenheit des deutschen Turn vereins hat bedauerliche bedenkliche Proportionen angenommen. Die von dem Revanche-Dichter Paul Deroulede gegründete „Ligue des Patriotes" hat es mit ihren Drohungen durchgesetzt, daß ein auf ge stern Abend anberaumter Abschiedskommers nicht stattfinden durfte und sogar, um Unruhen zu verhüten, das Kasfeehaus, in welchem sich der Verein zu versammeln pflegt, um 7 Uhr abends vollständig ge schlossen werden mußte. Gegen 9 Uhr kam Deroulede mit einer zahl reichen Bande Patrioten, um sich zu überzeugen, daß die Verhinder ung stattgefunden habe. Die Gesellschaft ging sodann nach einem Lo kale im Faubourg St. Denis, wo auf den großen gegen die Deutschen erfochtenen Sieg getrunken und erschreckliche Revanchereden gehalten wurden. Deroulede beglückwünschte in seiner Rede die Regierung wegen des Verbotes und forderte die Patrioten auf, nicht nachzulassen im Schüren des patriotischen Hasses und im Ruf »ach Rache. Na türlich hat sich die Presse der Sache bemächtigt, und eine Reihe von Blattern, die gambettistischen Organe voran, erzählen die Angelegen- lügenhafter Weise, dichten dem Turnverein die schwär zesten Pläne gegen Frankreich an und fordern schließlich alle guten Patrioten auf, ihre deutschen Arbeiter und Kommis, welche alle Spione Es wird Zeit, schreibt ein Korrespondent der „N.- „^^^rung ernstlich einschreitet und ihre Pflicht'thut, haben wir keine H°Hen schnell ein Ende zu machen. Bis jetzt haben wir keine Ursache, an dem guten Willen der Regierung zu zweifeln. Der in Darmstadt versammelte Vereinstag der deutschen Er werbs und Wirthschaftsgenossenschaften beschloß auf Antrag von Schulze- Delitzsch in Be-ug auf die bevorstehende Revision des Genossenschafts- qesetzes zu erklären, daß das Prinzip, wonach sämmtliche Rechtsver hältnisse der Genossenschaften ausschließlich der Kognition der Gerichte überwiesen sind, aufrecht erhalten werden müsse und daß jeder Ver such das dahin Einschlagende einer Kontrole durch administrative staatliche oder kommunale Behörden zu unterwerfen, als im Wider spruch mit dem Wesen oder mit den Aufgaben der Genossenschaften auf das Entschiedenste zu bekämpfen sei. Als Versammlungsort für den nächsten Vereinstag wurde Halberstadt bestimmt. Einen wohlwollenden Zug des Kaisers Wilhelm erzählen die in Bad Ems zur Kur kommandirten und jetzt zurückgekehrten Unteroffi ziere der sächsischen Armee. Se. Kais. Majestät besuchte während seines Aufenthaltes in Ems das Militär-Kurtazareth daselbst, unter hielt sich angelegentlichst mit den dort anwesenden Kranken, erfuhr von Diesem und Jenem, daß er verheirathet fei, Kinder habe und sich in Ems sehr einschränken müßte u. s. w. Mit sreundlicher Miene und Worten verließ Se. Maj. das Lazareth nnd übersandle darnach jedem kranken Militär-Kurgast im Unteroffiziersrange ein Geldgeschenk, »nd zwar 30 Mark jedem Verheiratheten und 20 Mark jedem Unver- heiratheten. Die Auszahlung geschah am Tage der Abreise Sr. Ma jestät, und lehnte Se. Majestät jeden Dank ab. Mit der Straßburger Tabaks-Manufaktur ist es aller An strengungen der Herren von Mayr und Roller ungeachtet jetzt schon so weit gekommen, daß ihre Fabrikate von der eigenen Mutter ver leugnet und unter fremden Namen ausgesetzt werden müssen. Das beweist das nachstehende, überaus charakteristische autographirte Cir- kular, welches dem „Hofer Anzeiger" zufolge jetzt in Süddeutschland und (nach der „Aach. Ztg") auch in Westdeutschland verbreitet wird: „Straßburg im August 1882. ?. k. Wir theilen Ihnen hierdurch ergebenst mit, daß wir bereit sind, Ihnen von jetzt ab unsere sämmt- lichen Cigarrensorten ohne unsere Firma, also ohne Band und Eti- quette, oder nach Wunsch mit fremden Etiquetten versehen, zu liefern, sofern sie in der Preislage bis zu 60 Mark pro Mille mindestens 10 Kistchen oder Papierperpackung und in den theureren Sorten s 5 Mille von einer Sorte bestellen. Wir glauben, daß Sie Die „Agence Havas" bemerkt bezüglich des durch den deutschen Turnverein veranlaßten Zwischenfalles vom Sonnabend, der deutsche Turnverein sei seit dem Jahre 1863 in Paris installirt und habe sich stets jeder Kundgebung enthalten, welche das französische Nationalge fühl hätte verletzen können. Die Ursache des Zwischenfalles sei die Sendung einer Einladung an ein Mitglied der französischen patrio tischen Liga gewesen. Diese Sendung habe auf einen Jrrthum beruht. Sobald dieser Jrrthum erkannt sei, habe man die beabsichtigte Kund gebung ganz fallen lassen. Die Behörde, welche Maßregeln getroffen hatte, um jedem Konflikt vorzubeugen, habe geglaubt, diese Maßregeln vorsichtshalber aufrecht erhalten zu sollen. Es stellt sich immer mehr heraus, daß die bei Tell-el Mahuta Ende voriger Woche stattgefundenen tollkühnen Kämpfe der Engländer gegen eine große aegyptische Uebermacht von wesentlicher Bedeutung waren. Das nationale Heer ist gegenwärtig in vollständigster Ver wirrung begriffen und flieht gegen Zagazig unter Zurücklassung des Lagers mit Waffen, Munition und Vorräthen aller Art. Mahmud Fehmi, der Hauptrathgeber Arabi Paschas, befindet sich seitdem als Gefangener im Lager des Generals Wolseley. Seltsamer Weise be gleitet die englische Armee auch ein dem Khedive treugebliebener reicher egyptischer Großgrundbesitzer, namens Sultan Pascha, dessen Geschöpf Arabi im ersten Stadium seiner Thätigkeit war. Dieser Sultan Pa scha und Ferid Pascha sind dem General Wolseley als Kommissare des Khedive beigegeben, um die Bevölkerung darüber aufzuklären, daß die Mission der englischen Armee lediglich darauf gerichtet sei, die ge setzliche Ordnung wieder herzustellen und das Land von dem militä rischen Despotismus zu befreien. Sobald als möglich werden diese beiden Beamten die Regierung in Kairo übernehmen, woselbst jetzt die größte Verwirrung herrscht und wo mehrere Feuersbrünste wüthen sollen. Desertirte egyptische Offiziere aus Arabis Lager, welche in Jsmailia angekommen sind, haben wichtige Mittheilungen über die Stärke der Rebellen gemacht und Aufklärungen über den Feldzugsplan Arabis gegeben. Seine Artillerie besteht aus 80 Kruppschen Kanonen und zwei Feldbatterien, welche auf den Verschanzungen gegenüber von Ramleh und jenen von Tell-el-Kebir gleichmäßig vertheilt sind. In den ersteren befindet sich auch eine Mitrailleusenbatterie. In Salieh, 34 Meilen nordwestlich von Jsmailia, stehen drei Regimenter mit 4 Geschützen und einer Schwadron Kavallerie, in Tell-el-Kebir ungefähr 12 000 Mann Rekruten und 6000 Beduinen, sowie ein Regiment Ka vallerie. Die Unzufriedenheit in Arabis Lager ist im Zunehmen und nur sehr wenige seiner Offiziere unterstützen ihn mit aufrichtiger Hin gebung, während die Gemeinen nur durch Furcht am Desertiren ver hindert werden. Die zu den Engländern übergegangenen, allerbings nicht durchaus glaubwürdigen Offiziere versichern, daß ein zwei- bis dreistündiges Gefecht bei Tell-el-Kebir hinreichend sein wird, die ganze Rebellenarmee in alle Winde zu zerstreuen. Arabi selbst, behaupten sie, sei kein Soldat. Trotzdem denkt der Diktator offenbar die Stellung bei Kalr-el-Dewar zu halten, denn die Besatzung wurde in den letzten Tagen erheblich verstärkt und in den egyptischen Linien war eine leb hafte Bewegung bemerkbar; auch wurden viele neue Zelte aufgeschlagen. Ebenso sind in Mex, wo die Egypter Verschanzungen aufwarfen, Ver stärkungen eingetroffen. Wie es heißt, beabsichtigen nun die Engländer die Dämme in der Nähe der dortigen Forts zu durchstechen, um einen Theil des jetzt trocken liegenden Mareotissees unter Wasser zu fetzen und dadurch einen Angriff der Egypter von dieser Seite her zu ver hindern. Am Montag Abend griffen die Truppen Arabis die eng lische Stellung bei Kassassin an, wurden aber zurückgeschlagen und verloren viele Mannschaften, sowie 11 Geschütze. Der Verlust der Engländer wird auf 120 Mann beziffert. Vaterländisches. Wilsdruff. Der denkwürdige Tag von Sedan wird in unserer Stadt diesmal früh durch Reveille vom Stadtmusikchor, Vormittags 10 Uhr durch einen Schulaktus, Concert auf dem Marktplatze und Abends im „weißen Adler" Seiten des Militärvereins durch Commers gefeiert werden. Selbstverständlich wird man auch den Häusern Flaggenschmuck anlegen. — Das Programm für den Besuch Sr. Maj. des Kaisers in Dresden und über die Anwesenheit Sr. Majestät bei den Manövern des 12. (Königl. Sächsischen) Armeekorps ist nunmehr offiziell festge setzt. Nur hinsichtlich der abends in Dresden stattfindenden Festlich keiten, wie Theateraufführungen, Hofkonzerte rc. find die getroffenen Anordnungen noch nicht als ganz feststehende anzufehen. Nach den Angaben des Programms trifft Se. Maj. der Kaiser und König, aus Schlesien kommend, am Donnerstag, den 14. September nachmittags