Volltext Seite (XML)
gebracht wurde, die sorgfältigste Pflege gewidmet ward, so "'fik doch unter entsetzlichen Qualen gestorben. Annab erg. Eine sehr seltene Feier, wie sie in unserer Stadt wohl noch wenig zu verzeichnen sein dürfte, die diamantene Hochzeit, beging am 1. September ein hochbetagtes Ehepaar, der hiesige Bürger, Schneidermeister und Amts'Taxator (seit 27 Jahren) Herr Christian Gottlieb Zschiesche in einem Alter von 87 Jahren, und dessen Ehefrau Regina Amalie Zschiesche, geb. Triebel, im Alter von 81 Jahren. 8 Kinder, 44 Enkel sind dem greisen Paare entstammt und am Leben. Verschlungene Mahnen Zeitroman von Ferd. Kießling. (Fortsetzung.) Beim Anblick des Greises taumelte der Justizrath zurück. Sein Gesicht nahm eine fahle Färbung an, und mit gräßlich entstellten Zügen rief er: „Heiliger Gott, Balthasar." Darauf sank er auf die Anklagebank zurück. Von jetzt ab war sein Trotz gebrochen. Es schien, als ob er kein Wort von der Aussage des Greises verstände, der Alles genau wieder holte, wie er es dem Oberförster und Frieda im Hause des Arztes erzählt hatte. Selbst als ihn der Vorsitzende, nachdem Balthasar geendet hatte, fragte, was er auf dessen Angaben zu entgegnen habe, murmelte er nur mit vor das Gesicht gepreßten Händen: „Verloren, Alles verloren." „Geben Sie zu," fragte der Vorsitzende, die Zerknirschung des Justizraths benutzend, „den Mitangeklagten Balthasar zu den Fälsch ungen verleitet zu haben?" „Ja," hauchte er kaum hörbar. „Gestehen Sie ferner ein, Ihren vormaligen Diener Friedrich zum Morde des Herrn von Erlau veranlaßt zu haben?" Der Justizrath zuckte zusammen. Die Sprache versagte ihm den Dienst, und nur ein Neigen des Kopfes bejahte die Frage. Zuletzt wurde Lorenz in den Saal geführt. Bleich und zitternd, ein Bild des Jammers, nahm er auf der Anklagebank Platz, und auf Befragen des Vorsitzenden schilderte er mit schlichten, aber ergreifenden Worten den Hergang der unseligen Scene, und versicherte unter herabrinnenden Thränen, daß er nur seine Vertheidigung im Auge gehabt habe, und keineswegs die Absicht, einen so furchtbaren Stoß zu führen. Auch den Auftritt bei dem Justizrath schilderte er eben so offen als ergreifend und schloß: „Nun, meine Herrn, daß ist Alles, was ich zu sagen weiß. Möge Gott Ihre Herzen bei Abmessen meiner Strafe zur Milde stimmen. Treu, wie in der Jugend dem Könige und Baterlande, für welches ich diese Wunden empfing, habe ich imÄlter dem Gerichtsamte gedient. „Stellen Sie, meine Herrn, ein fünfzigjähriges unsträfliches Leben gegen eine übereilte That." Die schlichten Worte verfehlten ihren Eindruck auf die Richter wie auf die Zuhörer nicht, und gewiß ein Jeder wünschte dem alten Manne eine recht milde Strafe. Auch die Bestechung des alten Lorenz gestand der Justizrath un umwunden zu. Was hätte ihm jetzt das Leugnen auch noch geholfen. Er war nach allen Richtungen hin überführt. Dennoch schien er sich nicht ruhig in sein Schicksal ergeben zu wollen. Seine Brust wogte heftig auf und nieder, und nach und nach zeigte sich auch auf seinem Gesicht jener Zug von Trotz, mit welchem er in den Gerichtssaal getreten war. Jetzt erhob sich der Staatsanwalt und sprach: „Meine Herren Richter und Geschworenen! Wohl noch nie sind gleichzeitig vier Angeklagte vor den Schranken des Gerichts erschienen, deren Handlungen einen grellen Contrast ge bildet haben, als es bei den Angeklagten der heutigen Sitzung der Fall ist. Hier ein schlichter Mann, der auf ein fünfzigjähriges makelloses Leben zurückblickt, der, als er absichtslos strauchelte, reumüthig hinging, um seine Schuld zu sühnen. Dort ein raffinirter Verbrecher, der mit kalter Berechnung Schritt für Schritt auf der Bahn des. Verbrechens fortschreitet, der selbst einen Mord nicht scheut, um seine teuflischen Pläne zu verwirklichen, und der, trotzdem das Schwert des Henkers bereits über seinem Hauvt schwebte, sich nicht scheute, über die Fehler Anderer zu Gericht zu sitzen. Hier wieder ein Greis, der sich durch Furcht und Drohungen eines Schurken zu unerhörten Fälschungen verleiten ließ, und an dem sich das Dichterwort aufs Neue gewährt: Das eben ist oer Fluch der bösen That, Daß sie fortzeugend Böses muß gebären. Aber auch sein Herz war noch edleren Regungen zugängig. Er sah einen über ihn verhängten Unfall auf dem Meere für einen Fin gerzeig Gottes an, und kehrte reumüthig um, sich selbst den Gerichten zu überliefern und das veruntreute Gut zu übergeben. Dort schließlich den Verbrecher, dem auf der Welt nichts mehr heilig ist, der, selbst den edelsten Gefühlen hohnsprechend, Gattin und Kinder verleugnet, das Haupt einer Diebes- und Räuberbande bildet, sich unter falschem, hoch klingendem Namen in den besten Familien einschleicht, um auch dort Fäden zu seinem verbrecherischen Treiben anzuknüpsen und Gelegenheit zum Stehlen auszukundschaften. Meine Herrn! Mag das Gesetz dem Gefallenen, den Noth und Elend auf die Bahn des Verbrechens trieb, mag es Denen, die geistige Beschränktheit oder Uebereilung vor die Richter brachte, die möglichste Milde angedeihen lassen. Hier, bei Verbrechern wie Kersten und Tschernikoff, muß die ganze Strenge des Gesetzes zur Geltung kommen. Jeder soll die Ueberzeugung gewinnen, daß der vornehme, kalt berechnende Verbrecher härter bestraft wird, als die Vorgenannten, denn wem viel gegeben ist, von dem wird man viel fordern." Hierauf beleuchtete er eingehend und scharf die einzelnen Handlungen der Angeklagten, und beantragte für Kersten lebenslängliche Zuchthaus strafe, für Tschernikoff fernere fünf Jahre, während er Balthasar und Lorenz der Milde des Gerichts empfahl. Der Vertheidigung blieb nur ein sehr beschränktes Feld. Der Bertheidiger des Justizraths hob hervor, daß die Betheilignng seines Klienten an dem Morde Erlaus nicht erwiesen sei und daß die Aussagen eines notorischen Verbrechers allein nicht maßgebend sein könnten. Tschernikoffs Bertheidiger bat nur, bei Abmessung der Strafe zu bedenken, daß der Angeklagte bereits gestern zu einer der höchsten Strafe verurtherlt worden sei. via - 7! Dagegen sprachen die Bertheidiger Balthasars u. Lorenz mit warmen und beredten Worten für ihre Klienten und schlossen sich der Bitte des Staatsanwalts an. Endlich begann der Vorsitzende: „Angeklagter Kersten, haben Sie zu Ihrer Vertheidigung noch etwas hinzuzufügen?" Lautlose Stille folgte diesen Worten. Jeder wollte hören, was der so schwerer Verbrechen Angeklagte entgegnen würde. Jetzt erhob er sich. Wieder zeigte sich auf der Stirn der alte Trotz, wild rollten seine Augen in ihren Höhlen, und während seine Brust heftig auf und nieder wogte, rief er mit fester Stimme: „Nur das noch!" Nach diesen Worten führte er ein kleines Fläschchen zum Munde und ehe es Jemand verhindern konnte, hatte er dessen Inhalt hinabge stürzt. Erschrocken sprangen Alle hinzu. Allein, es war zu spät; der Justizrath war bereits zusammenge brochen und wurde einige Minuten später als Leiche aus dem Saale getragen. Die Verhandlung wurde aufgehoben und die aufgeregte Menge zerstreute sich, die Kunde verbreitend. Niemand bedauerte dies. Es war ein Abschluß, wie er zu dem finsteren Leben des Mannes paßte. Ueberall aber wurde die Frage ventilirt, wie der Selbstmörder in den Besitz des Giftes gelangt sein möge. Indessen, auch dies Dunkel lichtete sich bald durch einen Zettel, welchen man in der Tasche der Leiche fand, und in welchem die Flasche eingewickelt gewesen war. Er lautet: „Mein lieber Vater! Mit namenlos schwerem Herzen habe ich Deinen Wunsch erfüllt. Möge es Dir erspart bleiben, Gebrauch davon machen zu müssen. Am Tage Deiner Verhandlung bin ich bereits auf dem Ocean, um mir jenseits desselben ein neues Heim zu gründen, denn ich vermag den Spott und die Schande nicht zu ertragen. Innig hoffend, Dich bald drüben wieder zu sehen, wünscht Dir alles Gute Dein Sohn Franz." Der Assessor hatte seinen Vater wenige Tage vor der Verhand lung besucht und ihm dabei das Gift zugesteckt. (Schluß folgt.) * Rettung. Aus Brenken, 1. September, wird gemeldet: Die Rettungsstation Burkum der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiff brüchiger meldet: Am 1. September von dem russischen Schooner „Skander", Kapt. Michelson, mit Holz »ach Southampton bestimmt, 8 Personen durch das Rettungsboot „Emden" der Station Westland gerettet. Sturm aus NW., hoher Seegang, Boot 24 Stunden unter- w egs. Fertige Hemden, ü Stück 1 Mark, fertige Arbeitslosen, ä Paar 3 Mark, sowie fertige Westen, Blousen, Schürzen empfiehlt billig Freibergerstraße. W Ht-rKrnu»»« Lrd- Theerschwefel - Seife dS bedeutend wirksamer als Theerseife, vernichtet sie unbedingt alle Arten Hautunreinigkeiten und erzeugt in kürzester Frist eine blendend weiße Haut. Vorräthig L Stück 50 Pf. bei Herrn Apotheker in Wilsdruff. wohlfeilster und praktischster Kleiderstoff I für Hsrksb und 'V^jntsr: in neuen Farben und Melangen, olegant, üauerkafi, iv38elieM und nLÜbifertig. z HliltlMk, tiliflich blki!, Meter 7« Elle 4« Pf E Nkillk MlU. doppcklkit, i In. Meter 2«5 alte Elle 15« Pf. Iku Meter SS5 -- alte Elle 125 Pf. Muster naeb au8wärt8 franco. Kobert keriksr^, < Dresden, Freiberger Plaß 24. I Ein Tischler (Möbeltischler) findet sofort dauernde Beschäftigung bei Alt-Tanneberg. ü. 8aMer.