Volltext Seite (XML)
die Feier dieses TageS! (Hidbh. Dfz.) anerkannt gemäßigten Republikaners, ergehn sich in unglaublicher Weise gegen die Deutschen. Dieses Blatt sagt: „Das Vaterland ist in Ge- ! fahr! Wir haben diesen grausamen Krieg, die völkerrechtswidrigen! Zeit ausschließlich daS Ziel des Strebens gebildet hatten, unverkenn bar nimmt ein Gesundungsprozeß im sittlichen Lebe» seinen Anfang. Es ist besser geworden in unserem Vaterlande und es wird noch viel besser werden, wenn wir treu und fest halten an dem, was Tausende braver Krieger auf den mit Blut gedüngten Feldern von Sedan mit ihrem Leben erkauft haben: an dem deutschen Reiche in Freud und Leid, in Gefahr und Noth. Diefes Gelübde zu erneuern Helf uns Hagelschaden 24 Millionen Mark! Pest, 30. August. Das Resultat der diesjährigen Ernte in Un garn ist ein sehr günstiges. Nach Abzug des Saatkorns und des für Lebensmittel erforderlichen Quantums beträgt der Ueberfluß an Weizen und Roggen etwa 22 Millionen Meterzentner. Paris, 2. September. Nach zuverlässiger Nachweisung eines hiesigen Fachblattes ergiebt die diesjährige Weizenernte in Frankreich 112 40«) 000 Hektol. gegen 85 500 000 im Jahre 1881 und gegen die Durchschnittsernte von 102 800 000. Der Haß und die Aufregung gegen Deutschland ist in Frank reich überall groß. Hier eine Probe davon und von der gehässigen Schreibweise: Der radikale „XIX. Siscle" schreibt: „Nur ein kleiner Fehler sei am ganzen Vorgehen der „Patrioten-Liga" zu tadeln, näm lich die nicht genügende Vorsicht. Jeder Franzose kenne die edle hohe Idee des Vereins, nämlich die Vorbereitung aller Patrioten auf den großen Tag, wo die Sänger der „Marseillaise" und der Sänger der „Wacht am Rhein" zusammen träfen. Dies nur allein sei der Zweck der französischen Patrioten-Liga und die einzige Pflicht jedes Patrioten, sich würdig aus diesen Tag vorzubereiten. In Erwartung aber dieses Tages dürfe man keine Unvorsichtigkeiten und Voreiligkeiten begehen, um in eine so listig von Bismarck gelegte Schlinge zu laufen, denn der deutsche Turnverein sei eine solche. Man kenne die hinterlistigen Fallen Bismarcks, und die Patrioten dürften nicht so naiv fein, in selbigen sich fangen zu lassen. Denn das fehn- lichst erhoffte einstige Zusammentreffen fände irgend wo anders statt als in einem Pariser Cafe." — Selbst sonst anständige Blätter, wie der „Siecle", Vas Organ des Kammerpräsidenten Brisson, dks fahr! Wir haben diesen grausamen Krieg, die völkerrechtswidrigen Plünderungen, die Brandstiftungen von Bazeilles und Chateaudun noch lange nicht vergessen. Leider sind wir so leichtfertig und lassen dir Räuber von Elsäß-Lothringen bei uns aufs neue eindringen, die zu unS kommen und um unser Brot betteln. Diese Menschen, welche uns vor zwölf Jahren ausplünderten und unsere Häuser anzündeten, wollen jetzt auf demselben Boden von uns ihren Hunger gestillt wissen, den ihr Land nicht zu stillen vermag. Kaufleute kommen zu uns schleichend und kriechend, um unseren geschickten und intelligenten Fa brikanten etwas abzulauern, um uns dann nachher in Sachsen und Rheinprovinz eine unredliche Konkurrenz zu machen. Und dieses Ge sindel, welches unsere armen Gefangenen vor Kälte und Hunger elend umkommen ließ, hält um unsere Gastfreundschaft an. Natürlich, wir noble Nation geben sie und dafür singen sie uns die Wacht am Rhein. Die» sind Menschen, die nicht geachtet werden können, sondern rohe, Vaterländische». Wilsdruff. Der Sedantag wurde auch dieses Jahr in unserer Stadt würdig gefeiert. Am frühen Morgen ertönte durch die Straßen der Stadt von Seiten des Stabtmusikchors Reveille, städtische und Privathäuser legten Flaggenschmuck an. Um 10 Uhr fand im Schul- saale mit den ersten Knaben- und Mädchenklassen Schulaktus statt, wozu sich auch Vertreter der Behörden und andere Freunde der Schule eingefunden hatten. In ausgezeichneter Rede wußte Herr Lehrer Bornemann den jungen Gemüthern die Bedeutung des Tages von Sedan zu schildern und ihnen ans Herz zu legen, was die Zukunft von ihnen erwartet und fordern werde; einige auf den Tag passende Gesänge und Deklamationen wurden von Knaben und Mädchen recht gut vorgetragen und erhöhten die durch inniges Gebet geschlossene Feier. Vormittags 11 Uhr fand Festmusik auf dem Marktplatze statt. Bei der Abends im „weißen Adler" stark besuchten Generalversamm lung des Militärvereins gedachte bei Eröffnung der Versammlung der Vorsitzende des Vereins, Herr Thierarzt Beeger, des denkwürdigen Tages von Sedan, erinnerte an die von vielen Anwesenden selbst mit Tagesge schichte. lieber die neuen Instruktionen, welche v. Schlözer, der in wenigen Tagen von Berlin auf feinen Posten in Rom zurückkehre» wird, mitnehmen soll, hört die „Schlef. Ztg." andeuten, daß sein Ver halten ein wesentlich abwartendes sein soll und neue Vergleichs- Vorschläge zunächst von ihm nicht ausgehen werden. Es bedürfe keiner weiteren Ausführung, daß auch auf den Fortgang der kirchenpolitischen Angelegenheit das Resultat der Landtagswahlen von entscheidendem Einfluß fein wird. Anträge auf Revision bezw. Aufhebung von Be stimmungen der Maigesetze würden auf alle Fälle alsbald vom Centrum «ngrbracht werden. Zu Wasser und zu Land suchen unsere guten Freunde, die Russen und Franzosen, die deutschen Geheimnisse auszuspioniren. Sie haben eS namentlich auf den deutschen Mobilmachungsplan und auf die Pläne der deutschen Festungen und Kriegshäfen abgesehen. Die verunglück ten russischen Bestechungsversuche in Kiel und Berlin bei Beamten der Marine sind ja noch im frischen Andenken; ein älterer Versuch, den Mobilmachungsplan und die Pläne der Festung Ingolstadt in die Hand zu bekommen, ist soeben in München bei dem Landgericht zur Verhandlung gekommen. In diesem Falle spielte ein geborener Hol länder und naturalisirter Franzose, Hendrik Reeser, der sich einen ad ligen Namen beilegte, den Spion. Er setzte sich mit einem früheren bayerischen Sergeanten Bruno Valois und mit einem verschuldeten und entlassenen Offizier v. Kreitmayr, dem liederlichen Sohne eines berühmten und hochverdienten Vaters, in Verbindung und durch diese mit einem Jägerleutnant a. D. Fleischmann. Er war aber bei diesem an den unrechten Mann gekommen; Fleischmann machte sofort im Stillen bei der Militärbehörde Anzeige und erhielt die Erlaubniß, mit Reeser zu verhandeln und ihm alte Mobilisirungs- und Festungspläne von Ingolstadt in die Hände zu spielen. So geschah es, und endlich zog man die Schlinge zu und stellte Reefer und Kreitmayer wegen Landesverrath vor Gericht, wo sie zu je 16 Monat und 1 JahrGe- fängniß verurtheilt worden sind, ohne daß sie etwas Gescheidtes er fahren haben. Eine Hauptrolle spielte u. a. die Frage, ob Ingolstadt und Berlin durch unterirdische Telegraphen verbunden feien. Reefer erhielt Geld und Briefe aus Frankreich, verkehrte viel mit den fran» zosifchen Konsuln in Stuttgart und München und scheint unter Oberst Samirl, dem Ehef des französischen Kundschafterwesens, gedient und gearbeitet zu haben. Aber Samiel hat ihm nicht helfen können, er muß brummen. Itzehoe, 29. August. Der Provinzialgewerbeverband für Schleswig-Holstein hielt hier seinen vierten Verbandstag ab. Derselbe beschloß folgende Adresse an den Fürsten Reichskanzler: „Durch lauchtigster Fürst, Hochgebietender Herr Reichskanzler! Die in Itze hoe versammelten Delegirten des Schleswig-Holsteinischen Provinzial gewerbeverbandes erlauben sich, Ew. Durchlaucht für die thätige Für- sorge, die Sic für das Wohl des Handwerkerstandes allezeit bethätigt, ihren innigsten Dank auszusprechen und die Bitte daran zu knüpfen, diese für die gedeihliche Fortentwicklung des Handwerkerstandes so unentbehrliche Stütze demselben erhalten zu wollen. Mit unterthänig- ster Gehorsamkeit rc." Außer lediglich provinziellen Angelegenheiten gelangte folgender, die Arbeitsbücher betreffende Antrag zur Annahme: „Der Verbandstag beschließt, bei höherer Behörde vorstellig zu werden, daß die Arbeitsbücher, welche jetzt nur für Arbeiter bis zum 21. Jahre Giltigkeit haben, verlängert werden bis zur Selbstständigkeit des Inhabers." In Württemberg beträgt in diesem Jahre der amtlich abgeschätzte ungeschlachtete Barbaren. Möge das letztere Ereigniß allen denjenigen Franzosen, welche die Thorhn begingen und von einer Entwaffnung sprachen, eine ernste Warnung sein, und mögen unsere Vertreter nur auf ihrer Hut sein, besonders, wenn es gilt, Frankreich militärisch zu stärken." Petersburg, 31. August. Der „Regierungsbvte" schreibt: Während ein politischer Gefangner in Saratowschen Gefängnißgartrn am 22. August abends 6 Uhr promenine, hielt an der Gefängniß- mauer ein Wagen mit zwei Passagieren, worauf der Gefangene dem ihm begleitenden Aufseher Sand in die Augen warf. Der eine der beiden Passagiere verwundete den Aufseher mit mehreren Revolver schüssen tödtlich. Der Gefangene entkam über die Mauer in den Wagen, der eiligst davonsuhr. Eine große Volksmenge verfolgte den selben und nahm schließlich die Verbrecher fest. Einer von ihnen ist infolge der erhaltenen Mißhandlungen seitens der Volksmenge gestor ben, die beiden anderen wurden durch die Polizei und Militär geschützt und verhaftet. Die Unterfuchung ist eingeleitet. In Dublin herrscht seit 1. September Nachmittag die ungeheu erste Aufregung. Alle Polizeistationen sind von Soldaten besetzt und die andern Truppen sind in ihren Kasernen konsignirt.j Soldaten fungiren als Konstabler. Heute Morgen wurden nämlich 240 Konstabler, welche dem gestrigen Meeting anwohnten, auf Befehl Spencers schimpflich kassirt; dieselben mußten sofort ihre Uniformen ablegen und binnen einer Stunde sich entfernen. Die kassirten Konstabler marschirten in geschlossene» Reihen durch die Straßen und erregten dadurch natürlich große Sensation. Viele andere Konstabler rissen ihre Abzeichen ab. Man befürchtet einen allgemeinen Strike fämmtlicher Konstabler. Lord Spencer erließ eine Proklamation, in welcher er alle gesetz- liebenden Bürger aufforderte, sich als Spezial-Konstabler einschreiben zu lassen. In jeder Polizeistation befinden sich Magistratspersoucn nebst Truppen, um eventuell sofort die Aufruhrakte zu verlesen. Dublin, 3. September. Der größte Theil der streikenden Polizisten hat gestern Abend seine Funktionen wieder ausgenommen, nachdem die Polizisten ein Schreiben an den Vizekönig gerichtet hatten, in welchem sie ihre früherer Haltung lebhaft bedauern und ihn in den respektvollster Worten ersuchen, ihre Beschwerden in Erwägung zu ziehen. Eine gewisse Anzahl Polizisten beharrt jedoch in ihrer wiederspenstigen Haltung. — Der Vizekönig besichtigte Abends die sieben hundert Spezialpolizisten, welche sich gestern und heute hatten einschreiben lassen, und hielt hierbei eine Ansprache an viefelben, in welcher er ihnen im Namen der Königin für ihre Loyalität und ihre durch Uebernahme des Polizeidienstes für das öffentliche Wohl bewiesene Gesinnung dankte. — Das Centrum der Stadt ist noch immer von Militär- abtheilungen besetzt, da die Polizisten, welche ihre Funktionen wieder ausgenommen haben, in die Vorstädte von Dublin gesandt wurden. Um Mitternacht fanden in den Hauptstraßen größere Ruhestörungen statt; die Menge griff das Militär mit Steinwürfen an, woraus diese- ! mehrere Male Feuer gab und die Menge dadurch zerstreute. Mehrere Personen wurden verwundet, einige Verhaftungen vorgenommen, (Deutsches Montagsblatt.) durchlebten heißen Kämpfe, gedachte in warmen Worten der dabei für Deutschlands Ehre und Freiheit gefallenen Kameraden und brachte schließlich noch ein Hoch aus auf den erhabenen Heldenkaiser Wilhelm und den geliebten Landesfürsten König Albert, in welches die Ver sammlung begeistert einstimmte; ebenso wurde nach Beendigung der Tagesordnung noch manches treffliche Wort, namentlich auch vom Herrn Bürgermeister Ficker, in Bezug auf den bedeutungsvollen Tag gesprochen und manches patriotische Lied begeistert gesungen, so daß wir wiederum auf die Feier des Tages von Sedan in unserer Stadt mit Genugthuung zurückblicken können. — Mit dem 1. September ging in Sachsen die Jagd auf weib- licheS Edel- und Damwild, Schnepfen, Hähne von Auer-, Birk- und Hafelwild, Wachteln, Becassinen und wilde Tauben, sowie Rebhühner auf. Letztere versprechen nur auf hügeligem Sandboden, wo die Thiere etwas Schutz vor den fortwährend niedergehenden Regengüssen fanden, eine leidliche Ausbeute, während in den Niederungen mit weniger durch lässigem Boden, sowie in den kälteren Gebirgsgegenden das genannte Federwild sich in nur sehr geringem Maße vermehrt hat. Die Preise für Rebhühner dürften deshalb keine besonders niedrigen werden. — Limbach, 31. August. Se. Maj. König Albert hat die Er hebung Limbachs zu Stadt genehmigt. — Zaukeroda bei Potschappel. Im Oppelschacht der k. Stein kohlenwerke wurde kürzlich eine von Siemens-Halske in Berlin ange legte elektrische Bahn der Prüfung unterzogen. Der kleinen Lokomotive wird der elektrische Strom von einer oberirdischen dynamo-elektrischen Maschine zugeführt und ist erstere im Stande, binnen 6 Minuten 10 Kohlenhunte mit je 9 Centner Ladung zu befördern. Die Ergebnisse der Prüfung sind höchst zufriedenstellend gewesen, so daß diese erste elektrische Bahn Sachsens, welche eine Länge von 700 na hat, bereits der Benutzung übergeben worden ist. — Dresden. Die seit sechs Jahren in einem hiesigen Hotel als erstes Zimmermädchen fungirende 30jährige Pauline Palme wurde von einem furchtbaren Geschick erreilt. Sie war beschäftigt, aus dcr Wasserleitung ein Gefäß zu füllen und hatte neben sich die Lampe hingestellt, als sie von Krämpfen befallen ward. Unbewußt hat sie nun jedenfalls um sich gegriffen „nd die Lampe dabei umgestoßen, so daß ihr dieselbe auf die Brust gefallen ist. In wenig Augenblicken brannte die Aermste über und über. Ein in der Nähe befindlicher Koch sprang schnell hinzu, warf das Mädchen sofort auf die Erde nnh dämpfte so energisch die Flammen. Leider war die Hülfe doch zu spät gekommen, denn obschon der Aermsten auch im Krankenhause, wohin