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Wochenblatt für Nr. 71. 1882 DicuStag, den 5. September Busch. Wer heute, Zum 2. September. rückwärts blickend, die große Zeit noch einmal im welche vor vor zwölf Jahren mit der Kunde vom ihren Höhepunkt fand, und wer mit der begeisterten Tage den Geist der Zwietracht und des Mißmuths reichten nehmen und die rechte Feststimmung verbittern? Sicher, es giebt wohl kaum Einen unter uns, der sagen könnte, daß in diesen zwölf Jahren alles so gekommen, wie es damals mitten im Jubel über die Kunde von Sedan schmeichelnd vor der Seele stand. Aber wer darum heute das Gedächtniß jener Tage meiden wollte, der be wiese damit nur, daß er ein müssiger Träumer und in der Erkeuntniß menschlicher Dinge nicht um einen Schritt vorwärts gekommen ist. Wo wäre das Werk, das gerade so zur Vollendung käme, wie der Mensch es sich vorgenommen; wo wäre der Mann, dessen Unterneh men genau denselben Gang genommen hätte, den er ihm vorgezeichnet? Ueberall im menschlichen Leben muß die vorauseilende Phantasie den nachfolgenden Thalsachcn Zugeständnisse machen, überall muß der strebsame Mensch zufrieden sein, wenn auch nur ein Bruchtheil von dem in Erfüllung geht, was er erstrebt. Bei unserm Deutschen Reich konnte es nicht anders sein. Und es ist sogar vielleicht erreicht worden. Was wir nach Beendigung des großen Kriegs kaum zu hoffen gewagt, ist erfüllt: mehr als elf Jahre haben wir Frieden gehabt, trotz aller drohenden Feinde. Das Deutsche Reich steht fest, mächtig und geachtet da und bildet die kräftigste Schutzwehr gegen kriegerische Gelüste. Daß wir im Innern in allerlei Kämpfe verwickelt sind, kanns uns wundern? Konnten wir annehmen, nach Jahrhunderte langer Zer rissenheit werde nun mit Einem Schlage jede Spur des vergangenen Elends ausaelöscht sein und es würde nun im Nu eine Periode in nerer Ruhe und Glückseligkeit anbrechen? Wir hätten es uns von Anfang an sagen könne», daß die Arbeit zur Befestigung und zum Ausbau des Reiches im Innern ungleich schwieriger und langwieriger sein werde als die Arbeit nach Außen hin und daß Generationen an ihr zu thun haben würden. Daß diese Arbeit heute noch nicht voll endet ist, das darf uns nicht den Muth rauben, andere Völker haben durch Jahrhunderte lange Wirren sich durchkämpfen müssen, ehe sie ihre staatlichen Einrichtungen festgefügt hatten. Viel eher wollen wir uns freuen, daß unser Geschlecht gewürdigt worden ist, der blutigen Arbeit auf dem Schlachtfelde auch die r inder glänzende und doch so bedeutsame Arbeit am friedlichen Ausbau des Reiches hinzuzufügen. Der unbefangene Blick muß erkennen, daß Vieles schon in den zwölf Jahren besser geworden ist, nicht nur in unseren staatlichen Einrich tungen, sondern vor allem in unserem Volke selbst. Wohl giebt es noch vielerlei Schäden in unserm Volksleben, wohl feiert die schillernde Phrase noch immer Triumphe; aber im Großen und Ganzen ist das deutsche Volk ernster und nüchterner geworden, es beginnt sich zu be sinnen auf die starken Wurzeln seiner Kraft, die idealen Güter der Nation kommen mehr zur Geltung neben den realen, welche lange Erschein« wöchentlich S Mal TienStag und Freitag.) Atvnnement«preiS vierteljährlich I Marl. Eine einzelne Nummer k»stet^l0 Pf. ZnsrrairnannahMt Montag« u. Donnerstags hi« Mittag 12 llhr. für die Königl. Amtshauptmallllschast zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Zweiun-vierzigster Vahrgang. Königliches Amtsgericht. In Stellvertretung: Friedrich, Rfdr. Geiste durchlebt, Siege bei Sedan Stimmung jener „ „ . , in Vergleich bringt, der heute unser Volk beherrscht, der kann sich eines niederschlagenden Gefühls kaum erwehren. Wie gewaltig ist die Wan delung in dem kurzem Zeitraum von zwölf Jahren! Damals eine Einigkeit in der ganzen Nation wie kaum je zuvor, — heute viel Zwie tracht und Zerklüftung. Damals ein Jubel ohne Gleichen, — heute Gedrücktheit und Mißmuth; damals boffnungsfreudiges Vorwärtsblicke», — heute Bitterkeit und Verzagtheit! Ist'es da angebracht, das Ge dächtniß jener Tage zu erneuern? Sicher! und mehr wie je. Gerade weil die Gegenwart so wenig von dem an sich hat, was damals er frischend durch die Herzen zog, gerade weil wir, mitten in den Käm pfen und Sorgen des Tages stehend, Gefahr laufen, das kostbare Erbtheil jener großen Zeit zu vergessen oder doch gering zu schätzen, gerade deshalb wollen wir an diesem Einen Tage des 2. September aus der unerquicklichen Gegenwart uns flüchten zu der großen Ver gangenheit, um uns dort Muth und Kraft und Rath zu holen. Wenn wir heute den Blick werfen in jene Zeit vor 1866 und 1870, wenir wir, die wir die Zerrissenheit und Verkommenheit des Vaterlandes schmerzlich selbst mit erlebt, uns der traurigen Zustände erinnern, unter denen wir so oft geseufzt, sollte uns da nicht die Helle Freude beleben über all das Herrliche und Große, was wir mit erlebt und theilweise selbst mit geschaffen? Und wiederum: wenn wir uns so recht hinein versetzen in jene hohe Zeit; wenn wir daran denken, wie damals die Vaterlandsliebe die herrlichsten Blüten trieb und alle Stände wetteiferten an Opferwilligkeit und Hingabe, sollte uns da nicht die Ueberzeugung kommen, daß solch edle Gesinnung nimmermehr innerhalb zwölf Jahren verrauschen kann, sondern daß sie auch heute noch da ist und sich in der Stunde der Noth bethäligen wird, wie damals ? Gewiß, was damals das deutsche Volk beseelte, das ist nicht Untergegangen, jene Begeisterung war zu tief, es lebt und es wird leben, wenn einstmals die glorreichen Errungenschaften jener glorreichen Lage bedroht sein sollten!' .Aber, — so sehr wir uns der Erhebung Deutschlands aus seiner l-rmedrigung freuen und so sehr wir das nationale Gefühl in uns auch heute noch lebendig wissen, — ist »icht Vieles ganz anders ge- ominen, als wir es damals geträumt, sind nicht viele Hoffnungen unerfüllt geblieben, und muß uns das nicht die Freude an dem Er- Capitalienausleihung. In nächster Zeit flüssig werdende Cassengelder sollen in größeren oder kleineren Beträgen gegen Verpfändung von Kan-gr««-- stücke« anderweit ausgeliehen werden durch das Kömg^Landesschnl- und Procuratur-Rentamt Meißen. Bekanntmachung, die Cintreibung der Dchulgelderreste betr. In einer großen Zahl der im hiesigen Bezirke vorhandenen Localschulordnungen fehlt es an den erforderlichen Vorschriften über die Eintreibung der Schulgelderreste. Es werden daher die Schulvorstände des hiesigen Bezirks unter Bezugnahme auf Z 16 der Verordnung vom 25. August 1874 in Verb, mit K 50 der Armenordnung vom 22. Oktober 1840 veranlaßt, die Localschulordnungen, soweit dies nöthig, durch eine Bestimmung des Inhalts zu ergänzen: daß der Schulvorstand längstens Anfang Mai jeden Jahres die exekutivische Eintreibung des aus dem letzten Schuljahre in Rest gebliebenen Schulgeldes bei der Königl. Amtshauptmannschaft zu beantragen und, sobald diese Eintreibung erfolglos versucht worden ist oder, dafern von solchem Versuche wegen voraussichtlicher Erfolglosigkeit abgesehen wird, innerhalb obgedachter Frist die Restitution des halben Satzes des Schulgeldes aus der Armenkaste zu verlangen hat. Zu gleicher Zeit giebt man den Schulvorständen anheim, soweit dies nicht bereits geschehen ist, dahin Bestimmung zu treffen, daß das Schulgeld künftighin nicht den Einnehmern ins Haus zu bringen, sondern von denselben oder besonderen Boten abzuhoien ist. Die gefaßten Beschlüsse sind bis Ende September dieses Jahres der unterzeichneten Königl. Bezirksschulinspektion zur Bestätigung anzuzeigen. 26. August 1882. Königliche Bezirksschnlinspektion. v. Baste. Wangemann. Bon dem unterzeichneten Königl. Amtsgericht soll den 14 November 1HHL die dem Bötlchermeister Johann Gottlob Beuchel zugehörige Häuslernahrung Nr. 1 des Katasters, Nr. 1 des Grund- und Hypothekenbuches für Neutannederg, welches Grundstück am 20. August 1882 ohne Berücksichtigung der Oblasten ortsgerichtlich auf «SV« Alnili aewürdet worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 28. August 1882. 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