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Wochenblatt für für die König!. AllltshailptillMlllschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Zweiurrdvierzigster Jahrgang. Nr. ««. 1882. Freilag, den 18. Anglist Erscheinl wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) AbonnementsprciK vierteljährlich 1 Mark. Hine einzelne Nummer t»ste^10 Ps. Zn seratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal l Dienstag und Freitag Abonnementspreis vierteljährlich 1 M ark Eine einzelne Nummer kostet_1O Pf ALMA Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Sonnabend, den 19. August d. I., von Vormittags 10 Uhr an, gelangen im hiesigen Königl. Amtsgerichte folgende Pfandstücke als: 1 Kleiderschrank, 1 Sopha, 1 Tisch, 1 Kommode, Rohrstühle u. f. w. gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Wilsdruff, am 9. August 1882. Matthes, Gerichtsvollzieher. TagtsgeschiäUe. Berlin. Ueber einen Unfall, welcher die Kaiserin betroffen, schreibt die „N. Pr. Ztg.": Gleich am Morgen nach ihrer Ankunft im Babelsberg that die Kaiserin in ihrem Zimmer einen Fall, der sie leider für einige Zeit an das Zimmer fesseln wird und ihr zunächst jede Bewegung versagt. Obwohl nichts gebrochen oder verletzt ist, so war die Kontusionirung doch so stark, daß die Kaiserin an heftigen Schmerzen zu leiden hat. Für den Kaiser ist neben der Sorge um die erlauchte Gemahlin dieser Unfall um so betrübender, als Se. Maj. gestöhnt war, alle Exkursionen und Spazierfahrten in und um Babels berg in Gemeinfchaft mit der Kaiserin zu unternehmen. Indessen steht zu hoffen, daß Ihre Majestät von dem für sie und die Angehörigen so schmerzlichen Unfall in kurzer Zeit wieder erholen werde. Ueber die deutsche Marine schreibt die „Voss. Ztg." mit Be zug auf die in neuerer Zeit in erhöhterem Maße an dieselbe gestellten Anforderungen: „Selten sind die Kräfte unserer Marine in Friedens zeiten so in Anspruch genommen worden, als in diesem Jahre; die Hälfte unserer Flotte steht in Dienst. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß dies ermöglicht ist, ohne einen einzigen Mann der Reserve zu be rufen, so wird man die Schlagfertigkeit unserer Marine anerkennen müssen. Davon haben auch die Indienststellungen dieses Jahres ein glänzendes Zeugniß gegeben. Freitag hat der Kaiser die Indienst stellung der Korvette „Gneisenau" befohlen und Dienstag ist sie erfolgt. Wenn die Corvette auch in der Reserve stand, so ist die Leistung doch eine ganz außerordentliche. In der That werden wir hinsichtlich der Schnelligkeit der Indienststellungen von keiner Nation übertroffen, und die musterhafte Verwaltung und Organisation unserer Werften wird auch von den Fremden bereitwillig anerkannt. Im Ganzen stehen jetzt 31 deutsche Kriegsschiffe in Dienst, davon ist die Hälfte im Laufe dieses Frühlings und Sommers ausgerüstet, abgesehen von den Jndienststell- nngen für kürzere Zeit (für Probefahrten und Uebungen)." In Schlefien fängt die Geistlichkeit wieder an, Mifchehen in den Weg zu treten. Eine evangelifche Braut, die einen Katholiken heirathete, forderte die evangelische Trauung neben der katholischen, welche der Bräutigam wünschte. Die katholische Geistlichkeit verwei gerte dies mit der Erklärung, daß es zwar früher zulässig gewesen, nun aber wären in dieser Sache strengere Vorschriften von Rom ge kommen; dabei fielen Drohungen, künftig würde die katholifche Kirche nur Ehen, die in der katholische Kirche getraut wären, für christliche ansehen, ja man würde alle Mischehen für unzuläfsig erklären u. s. w. Der Bräuligam, welcher streng katholisch war, ging so weit, Dispens von dieser Maßregel beim Papst einznholen; da derselbe nicht erlangt wurde, fand die Trauung nur in der evangelifchen Kirche statt. Ueber das dritte deutsche Sängerbundesfest in Hamburg wird berichtet: Nachdem die Sänger am Freitag die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein genommen hatten, begann um 6 Uhr Nach mittags das erste große Festkonzert mit dem Liede: „Die Himmel rühmen rc.", welches unter Leitung des Professors Bernuth in vollen deter Weise zur Ausführung kam. Nachdem sich der Beifallssturm gelegt, hielt der Präsident vr. Hachmann eine längere Ansprache und brachte am Schluffe derselben ein Hoch auf den Kaiser aus mit den Worten: „Des deutschen Kaisers Majestät, sie strahle für alle Zeiten, Se. Majestät Kaiser Wilhelm lebe hoch!" Die Versammlung stimmte stehend mit größter Begeisterung ein, worauf die Hymne „Den König segne Gott" zum Vortrag gelangte. Auch die nun folgenden Gesänge wurden in exakter Weise vorgetragen und bewirkten zum Theil den überraschendsten Effekt. Auf dem Festplatz waren mehrere tausend Personen anwesend. Nach Beendigung des Konzerts vertheilten sich die einzelnen Vereine in die Zelte oder begaben sich nach dem gegen überliegenden Zoologischen Garten, wo ein Monstre-Konzert gegeben wurde. Der große Festzug am Sonnabend setzte sich gegen 3 Uhr vom Steinthorplatze aus in Bewegung und durchzog mit 14 in gleich mäßigen Abständen vertheilten 'Musikchors die überaus prächtig ge schmückten, von einer jubelnden Menschenmenge angefüllten Straßen bis zum Dammthore. Den Glanzpunkt des Zuges bildete ein Schiff auf sechsspännigem Wagen mit der Fahne des deutschen Sängerbundes. Der Zug wurde überall mit brausenden Hurrahs begrüß? und war von dem herrlichsten Wetter begünstigt. Das zweite Festkonzert ver lief programmmäßig mit günstigem Erfolge. Nach dem Gesänge der Hymne dankte Rutz (München) Namens der fremden Sänger für den herzlichen Empfang und brachte ein Hoch aus auf Hamburg. Sodann verlas Präsident'Hachmann das Telegramm Sr. Maj. des Kaisers, welches mit ungeheuerem Jubel vernommen wurde. Von den Gesangs- vorträgl'n hatten insbesondere die volksthümlichen Lieder großen Er folg. Zu den Vergnügungen, die man den zahlreich anwesenden Sanges brüdern vorbereitet hatte, gehörte unter anderem auch die Fahrt mit dem großen Dampfschiffe der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt- Aktien-Gesellschaft „Suevia". Dieselbe sollte die Festtheilnehmer auf die Insel Helgoland bringen. Da die Zahl der Anmeldungen zu dieser Fahrt eine sehr große war, sah man sich genöthigt, noch vier weitere Dampfer, nämlich die „Friffa", „Lotharingia", „Meffallia" und „Blanke nese" zu chartern, mit denen zusammen denn bei günstigstem Wetter der Ausflug begonnen wurde. Es war ein überraschend herrliches Bild, welches sich von den hohen, stolz dahin ziehenden Schiffen den Theilnehmern der Fahrt bot, und wie aus einem Munde stimmte plötzlich die gegen 800 Köpfe zählende Sängerschaar das Lied an: „Das ist der Tag des Herrn." Eine herrlichere, rührendere und groß artigere Illustration hätten die Dichterworte: „Der Himmel ist so feierlich, So ganz, als wollt er öffne» sich." nicht finden können, als sie dieselben in dem sich darbietenden über wältigenden Natur-Schauspiele fanden. Unter Gesang und Scherz wurde die Fahrt zu einer hochbefriedigenden. Auch nach Kiel war eine Festfahrt von vielen der anwesenden Sänger und Fremden unter nommen worden. Die Stadt hatte sich festlich zum Empfange ge schmückt. Ein echtes Völker- und National-Fest, durch welches das Gefühl deutscher Zusammengehörigkeit, deutscher Geist und deutscher Sinn wieder mächtig gestärkt worden ist, hat seinen Abschluß gefunden. Möge der deutsche Volksgesang, das ureigenste Wesen unseres Stammes, seine gesangreiche, kräftige Natur sich immer mehr entwickeln, und möge sich mit seiner Pflege auch die Pflege alles Schönen, Erhabenen, Edlen verbinden zu immer köstlicheren Früchten des Geistes wie des Herzens. Der Londoner „Morning Post" telegraphirt man unterm 9. d. den Inhalt einer charakteristischen Unterredung, die ein seit Kurzem außer Dienst befindlicher auswärtiger Diplomat mit dem Fürsten Bis- marck in Varzin gehabt haben soll. Dieser Diplomat begleitete den Reichskanzler auf seinen Morgenritten und nahm natürlich ein großes Interesse an den von demselben kundgegebenen Meinungen. Der Fürst — also lautet der Bericht der „Morning Post", der wir hierfür alle Verantwortlichkeit überlassen — schien sehr darauf bedacht gewesen zu sein, seinem Besucher die Versicherung zu ertheilen, daß Deutsch land keinen Wunsch hege, einen Zwist herbeizuführen. „Deutschland," sagte Se. Durchlaucht, „habe ich nicht so in der Hand, wie die Leute glauben. Dasselbe befindet sich in den Händen der Juden, die eine wahre Furcht vor dem Kriege haben wegen ihrer Interessen, welche dadurch auf das Spiel gesetzt werden und der Weiber, welche einen noch größeren Schrecken gegen den Krieg empfinden wegen des gefähr deten Lebens ihrer Ehemänner und ihrer Söhne. Eine kriegerische Politik Deutschlands würde eine Unmöglichkeit sein. Unser Militär system, welches ganz Deutschland umfaßt, macht uns zu einer friedlichen Nation. Selbstverständlich können wir ebensogut wie irgend ein an derer Staat Europas in einen Krieg hiueingezogen werden. England hat sich mit anscheinender Legerets in ein schreckliches Unternehmen gestürzt; aber wenn England wirklich keinen Ehrgeiz zu Eroberungen hegt, dürfte der gegenwärtige Kampf von kurzer Dauer sein." Von der französischen Armee redend, äußerte der Fürst: „Es ist ein Jrrthum, mit einer Art von Verachtung von der französischen Armee zu reden. Thatsache ist, daß unter der imperialistischen Organisation Frankreich nur auf 150,000 Mann rechnen konnte; jetzt kann es über anderthalb Millionen disponiren. Sie sehen also, daß sich die Situ ation sehr verändert hat." In Petersburg ist vor einigen Tagen wieder einmal der „Deut schenhaß" zum Ausbruch gekommen. Im dortigen kaiserlichen Som mergarten verlangte, wie die „Deutsche Petersb. Ztg." schreibt, das Publikum am 5. August von dem von einem deutschen Kapellmeister dirigirten Musikcorps daß der „Slobeleffmarsch" gespielt werde. Da die Musik aus irgend welchem Grunde zögerte, dem Wunsche zu will fahren, drohte die Menge, die Musiktribüne zu zertrümmern. Es wurde ein Gendarmeoberst herzugerufeu, da die Polizei nichts aus richten konnte und er nahm ein Protokoll auf. Hunderte von Per sonen unterzeichnete» dasselbe freiwillig. Die Menschenmenge schrie: „Hinaus mit den Deutschen!" Gleich darauf traf die Polizei die An ordnung, daß die elektrischen Lampen gelöscht wurden, infolge dessen entwickelte sich eine Schlägerei. Aus Petersburg wird der „Germ." gemeldet: In dem am 4. d. M. im Peterhofer Schloß stattgefundenen Familienrathe sei be schlossen worden, daß die Krönung des Zaren noch in diesem Jahre stattfinden solle, und zwar Anfangs September im „Uspenski Sobor" ! in Moskau. Der Oberpolizeimeister v. Kosloff, welcher feine Fähig« ! leiten zur Bekämpfung der Terroristen mehrfach bewiesen habe, gehe ! nach Moskau, um von dort aus die nihilistische Partei zu überwachen. Als Bedingung für einen glücklichen Verlauf der Krönungsfeierlichkeiten j habe Kosloff aber verlangt, daß keine offizielle Bekanntmachung der Zeit oder des Ortes, wo die Krönung stattfinden solle, erlassen werden dürfe. Alles solle bis unmittelbar vor den Feierlichkeiten geheim ge halten werden. Die Polizei bemühe sich, irreführende Berichte über die Krönung in Umlauf zu fetzen, um auf diese Weise die Nihilisten zu täuschen und deren Kräfte zu zersplittern.