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sten Zorn; aber die Gräfin besaß mehr als männlichen Geist; sie wußte ihm den nöthigen Widerstand zu leisten, ja, an ihrem eisernen Willen zerschellte selbst der seine, ans den er sich bisher so viel zu Gute gethan. „Mich beachtete die Gräfin Stiefmutter nicht; ich war für sie gar nicht vorhanden und so verlebte ich trotzalledem eine glückliche Jugend, denn ich konnte mich zwanglos umhertummeln und besaß die Liebe meines Vaters, der freilich zuletzt beinahe nur verstohlen mir die Beweise seiner Zärtlichkeck zu geben wagte. „Meine Stiefmutter hatte ihrem Gatten ebenfalls einen Sohn geschenkt," erzählte Federigo weiter, „und seitdem überwachte sie arg wöhnisch meinen Vater, damit er all seine Liebe nur dem Kinde der erlauchten Gräfin und nicht mir zuwende. Um vor der halb wahn sinnigen Verfokgungssucht seiner Gattin Ruhe zu haben, blieb meinem Vater, so schwer es ihm auch fiel, nichts weiter übrig, als sich von mir zu trennen. Ich wurde auf ein ziemlich entferntes Gymnasium geschickt und dort einem Lehrer in Pension gegeben. Mein Vater, über den die Gräfin mit den Jahren immer größere Gewalt gewann, wagte zuletzt nicht mehr, mich in den Ferien zu sich einzuladen; aber er kam dennoch jedes Jahr einmal heimlich zu mir und wenn mich dann der unglückliche Mann zärtlich an seine Brust zog, fühlte ich, daß er mir noch immer die alte Liebe bewahrt. „Ich hatte eben mein Abiturienten-Examen glücklich bestanden und voll fröhlichem Jngendmuth die Universität bezogen, da finde ich eines Tages die Schreckenspost in den Zeitungen, daß mein Vater Plötzlich gestorben. Ich hätte vielleicht von der Todesanzeige noch gar nichts erfahren; aber ein Freund hatte sie gelesen und sprach mir am andern Tage sein Beileid aus, sich dabei wundernd, daß ich noch nicht in die Heimath zurückgekehrt. Anfangs wollte ich es gar nicht glauben; — es war ja unmöglich, — denn man hätte mir doch von diesem furchtbaren Schlage Nachricht geben müssen. Das Zeitungsblatt, das ich endlich anftrieb, uahm mir alle Zweifel . . . Dort zeigte meine Stiefmutter das plötzliche Hinscheiden ihres Gatten an und bat nm stille Theilnahme sür sie und ihren Sohn. Mit keinem Worte war meiner erwähnt, ja, man hatte es nicht der Mühe werth gehalten, mir eine direkte Mittheilung zu machen. In stürmischer Hast reiste ich nach Hause, um wenigstens den geliebten Todten noch einmal zu sehen. Ich kam zu spät, — man hatte eben meinen Vater in der Erbgruft beigesctzt und die Gräfin hatte sich schon wieder ans ihre Zimmer zurückgezogen. Empört über eine solche Rücksichtslosigkeit, suchte ich sie ohne weiteres Besinnen auf, um ihr schonungslos meine Meinung zu sagen. Wohl war ich auf einen schlimmen Empfang und auf den heftigsten Kampf gefaßt, denn ich kannte diese Frau! Aber die Szene, die mich jetzt erwartete, traf mich doch unvorbereitet." Federigo hatte bisher ziemlich ruhig erzählt; jetzt vermochte er es nicht länger auf seinem Sessel auszuhalten, er sprang auf und wanderte mit hastigen Schritten und schwerathmend durch das Zim mer, während er von nenem begann: „Ja, aus diesen Empfang war ich nicht vorbereitet; ich hatte kaum die Schwelle überschritten, da trat die Gräfin auf mich zu und mit jenem Hochmuth, wie er ihr eigen war, fragte sie mit scharfer schnei dender Stimme, noch eh' ich ein Wort der Anklage vorzubringeu ver mocht: „Was wünschen Sie, junger Manu? Wie können Sie es wage», ohne Erlaubniß mein Zimmer zu betreten?" und als ich ihr nun, trotzdem uneiugeschüchtert von diesem Auftreten, meine bitteren Vorwürfe entgegenschlendern wollte, rief sie mir zu: „Entfernen Sie sich augenblicklich, oder ich lasse Sie durch meine Diener hinauswerfen." Das war mir zu arg. Ich mußte laut auflachen. „Sie veegessen, daß ich der älteste Sohu meines Vaters und daß ich es bin, wenn einer hier zu befehlen hat." Jetzt war es die Gräfin, die ein Helles boshaftes Lachen ausstieß, das mir durch Mark und Bein ging und das ich noch immer höre, selbst in dieser Stunde. — „Sie irren sich, mein Bester!" rief sie und ihre grauen Augen funkelten. Mein Gemahl hat niemals einen andern ehelichen Sohn gehabt, als den ich ihm geboren, und mich um die früheren Liaisons des Verstorbenen zu kümmern, halte ich unter mei ner Würde. „Was wagen Sie?" rief ich empört. „Wie können Sie sich unter stehen, in einem Athmcnzuge meinen Vater und meine Mutter zu be schimpfen? — Ich bin der legitime älteste Sohn des Grafen Dörn- thal —" „Dörnthal!" — wiederholte Angelika mit leiser Stimme und legte beide Hände auf die heftig klopfende Brust. Wohl hatte sie bereits geahnt, daß sie diesen Namen hören würde und doch war es ihr, als ob mit diesem Wort erst der letzte Zweifel schwinden müsse. Welch eine seltsame Verkettung des Geschickes! . . . Tausend wunder liche Gedanken und Empfindungen stürmten auf sie ein, über die sie sich keine klare Rechenschaft zu geben vermochte. (Forts, folgt.) Vermischtes. * Berti». Mit unerhörter Frechheit hat eine aus fünf nach jnnflen Män nern bestehende Bande gegen den Rentier T. planmäßig eine Reihe von Er pressungen verübt, durch welche sie ihn bereits um einen Theil seines Vermögens erleichtert haben. Der Rentier T., ein älterer alleinstehender Herr, welcher früher GasthauSbesitzcr gewesen und jetzt in der Chaussecstraße ein Zimmer bewohnt, lernte auf seinen täglichen Spaziergängen vier Burschen kennen, die mit T. in Verkehr traten und bald ermittelten, daß der alte Herr vermögend sei und Werthpapierc in seiner Wohnung habe. Die Burschen faßten den Plan, den alten Herrn nach und nach von seinem Vermögen zu befreien, und führten zunächst einen höchst raffinirten Streich aus. Sie machten in der Zimmerswaße vor dem Jntelligenzkomptoir die Bekanntschast des Hausdieners P., der dort nach einer Stellung suchte, und gewannen ihn für ihren Plan. P., ein gewandter Mann, wurde in der Wohnung eines der Burschen mit einem anständigen Winterüberziehcr und schwarzem Kalabreser ans- stassirt, mit einem dicken Stock versehen, während au seine Wests eine Medaille der Wiener Weltausstellung befestigt wurde. Er sollte so einen Kriminalbeamten vor- stellen. Ferner wurde ein gerichtlicher Hastbekehl gegen den Rentier T wegen un züchtiger Handlungen von einem der Burschen, der durch seine Vorstrafen mit dem Verfahren bei der Verhaftung Verdächtiger vertraut ist, ausgefertigt uud mit der ge fälschten Unterschrift eines Richters versehen. Diesem Haftbefehl wurden eine ano nyme Denunziation gegen T. und sonstige Schriftstücke beigefügt und zu einem ge- richtsmäßigen Aktenstück vereinigt, das mit der üblichen Aktenfahne versehen wurde. Mit diesem Aktenfascikel unter den. Arm begab sich P. zu dein Rentier T , dem er mit den Worten entgegentrat: „Ich bin beaustragt, Sie zu verhaften, hier ist der gerichtliche Haftbefehl -.egen Sie." Dem sprachlos dastehenden T, bei dem sich gerade einer seiner jungen Freunde, Namens F., der mit zu der Bande gehörte, befand, ^^^eichte der Pseudo-Beamte den Haftbefehl und legitimirte sich durch Vorzeigung der Weltausstellungs-Medaille als Kriminalbeamter. Hierauf wandte sich der Pseudo- den jungen F mit den Worten: „Auch Sie folgen mir, da Sie im ^erdacht der Thcilnahiue an dem dem Rentier T. zur Last gelegten Verbrechen m den Plan vollständig eingeweiht war, fing laut zu jammern an und versetzte durch sei»e Angst und verdächtigenden Aeußerungen den Rentier T. in die höchste Aufregung. Als P. sah, daß der Rentier sich in der geeigneten Verfassung befand, schlug er diesem vor, eine Kaution von 1000 Mark zu stellen und ihm (dem Py zu übergeben, m welchem Falle er ermächtigt sei, den Rentier auf freiem Fuß zu lassen. Der alte Herr erbot sich zur Zahlung von 600 Mark in zwei russischen Eisenbahn-Obligationen bereit und öffnete, als der Pseudobeamte diese Offerte geneh migte, eine S h «blade seines Schreibtisches und entnahm daraus 600 Mark in Obli gationen, die er denn P. überreichte. Während T. dies khat, stahl F. aus der offenen Schublade u - wrmerkt eine weitere Obligation über 300 Mark und einen Hundert markschein. Als nunmehr der Pseudo-Beamte den F. als seinen Gefangenen ab- sllhren wollte, bemerkte T bei dem Verschließen der Schublade den Diebstahl und forderte den vermeintlichen Beamten zur Visitation des F. auf. P. lehnte dies jedoch mit dem Bemerken ab, daß er nicht befugt sei, in einer fremden Wohnung Jemanden zu visitiren, und als nunmehr T. in die Tasche des F. griff und die gestohlene Obligation herausholte, nahm ihm P die Obligation weg mit den Worten: Ich muß die Obligation als corpus cwlieti in Beschlag nehmen und den Akten beifügen. Hierauf entfernte sich P. mit dem scheinbar festgenommenen F. Die dem Rentier erpreßten 1000 Mark theilte die Bande unter sich und setzte außerdem während der folgenden Wochen ihre Erpressungen gegen T. unter den Bedrohungen, ihn wegen Unzucht, Diebstahls und Hehlerei anzuzeigen, erfolgreich fort, bis die ihm abgezwungene Summe nahe an 5000 Mark betrug. Der alte Mann ist durch die fortgesetzten Bedrohungen fast schwachsinnig geworden uud glaubte schließlich in Folge der Vor spiegelungen der raffinirten Burschen, daß in Wirklichkeit Thatsachen gegen ihn vor liegen, die ihn ins Verderben stürzen können. Er selbst hat auch die gegen ihn ver übten Erpressungen bei der Behörde nicht zur Anzeige gebracht, und nur durch einen günstigen Zufall gelangte der Streich zur Kenntnis; der Kriminalpolizei, welche auf Grund der von ihr geführten Recherchen den bedrängten alten Mann von seinen gefährlichen Peinigern durch deren Festnahme befreite. Hliuptuerhondlungen vor dem König!. Schöffengericht zn Wilsdruff, am 17. März n. c. Vorm. 9 Uhr gegen den Handarbeiter Carl August Kurth in Mohorn, wegen Diebstahls und Betrugs. Vorm. V2IO Uhr gegen die Handarbeiter Friedrich August Bormann, Ernst Emil Eisolt, Ernst Angnst Maune und Bergarbeiter Friedrich Oswald Naumann in Kesselsdorf, wegen groben Unfugs, Widerstands gegen die Staats gewalt und Gefangenbefreiung. Vorm. Vail Uhr gegen den Hand arbeiter Georg Oswald Jentzsch in Limbach, wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt. Kirche mm ans Wilsdruff. Morgen Mittwoch früh 9 Uhr Beichte und heil. Abendmahl. Lb- Theerschwesel - Seife dL bedeutend wirksamer als Theerseife, vernichtet sie unbeding alle Arten Hautunreinigkeiten uud erzeugt in kürzester Frist ein blendend weiße Haut. Vorrüthig n Stück 50 Pf. bei Apotheker lMrrutnsr'. 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