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graphie losreißen. (Fortsetzung folgt.) Die Die Die Sparkasse ist geöffnet Dienstags und Freitags (Feiertage aus genommen) von früh 8—12 Uhr u. 2—4 Uhr Nachm.; außer dem jeden letzten Sonntag im Monat Nachm. von 2—4 Uhr. Stadtkämmcrei ist geöffnet Montags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends von Vorm. 8—12 Uhr u. Nachm. 2—4 Uhr. Vorschußkasse expedirt au jedem Wochentage von Vorm. 8—12 Uhr und Nachm. von 2—6 Uhr. Vermischtes. * Der Deutsche hält viel auf die Füße. Wenn er sich nach dem Be finden eines Freundes erkundigt, so sagt er: Wie steht's? Ist er mit jemand in freundschaftlichen Verhältnissen, so sagt inan: Er steht mit diesem oder jenem aus freundschaftlichem Fuße; im Gegentheil sagt man: die zwei leben auf gespanntem Fuße. Für das Geld hat man einen Münzfuß; für das Längenmaß benutzt man ebenfalls den Fuß und ein Fuß breit und ein Fuß lang ist ein Quadratfuß. Auch dem Berge leiht der Deutsche einen Fuß : denn er fährt nur bis zum Fuße des Berges. Von dem Sckwcrkranken sagt man: Ach, er steht schon mit einem Fuße im Grabe! Macht jemand viel Aufwand, so sagt man: Er lebt auf großem Fuße; treibt er'S aber zu arg, daß sein Eigenthum sehr verschuldet ist, so steht er mit seinem Eigen thum und seinen darauf gesetzten Voten auf schwachen Füßen und er wird darum nimmer lang auf freiem Fuße leben, wenn er nicht Bürgschaft leistet, und dieser Um. stand hat schon manchen Hasenfuß zur Verzweiflung gebracht. Einen leichtsinnigen jungen Mann nennt man einen Leichtfuß. Vom Freier sagt man: Er geht auf Keicrssüßen. - Selbst die Beispiele sind bei den Deutschen füßig; denn der Sohn süßt sein Beitragen auf das Beispiel seines Vaters, so wie die gute Tochter in die Fuhtapfen der tugendhaften Mutter tritt. * Ein Engländer und ein Deutscher stritten auf einem Schiffe über die landes übliche Art des Faustkampses bei jeder der beiden Nationen. — Der Engländer be hauptete, daß das Boxen doch jeder anderen Art eines solchen Kampfes vorzuziehen sei, und um sogleich den Beweis zu führen, versetzte er dem Deutschen einige tüchtige Boxerbüsse. Unser Landsmann, darüber aufgebracht, meinte, daß ein solcher vor läufiger Beweis zu weit ginge, und versetzte dem Engländer eine Maulschelle, die ihn aus dem Gleichgewicht brachte. „Auch nicht übel!" sagte der Engländer Pflegmatisch. * Schämen Sie sich zu betteln! fuhr Jemand einen Handwerks burschen an. Was sind Sie denn eigentlich? — „Reichsmünzen- s a in mler!" * Die unselig schreibselige Landesgerichtspräsidentin Zaucke, die vom Potsdamer Landgericht zu 4 Monaten Gefängniß verurtheilt worden ist, hat Revision eingelegt. Sie kommt damit dem Publikum zu Hilfe, welches ruft: mehr Licht! Die Kosten des Prozesses betragen 25 000 Mark und fallen ihr zur Last. Wenn er sich freilich begnügt hätte, einer armen Näherin den Hof zu machen, so würde diese gewiß mit beiden Händen zugegrisfen haben; aber sein Ehrgeiz ging höher, — er suchte eine Lebensgefährtin, die ihm schon durch Geburt und Bildung imponiren konnte. Vermögen kam gar nicht in Betracht und trotzdem war es ihm nicht gelungen, die „Rechte" zu entdecken. Vielleicht lag es zum Theil au seinem Phlegma nnd an seiner Blödigkeit, die er aus der Provinz mitgebracht hatte, daß er überhaupt mit Damen so wenig in Verkehr trat und wohl auch au seiner Unbe holfenheit, die er dann verrieth, wenn er wirklich einmal mit gebildeten jungen Mädchen in Berührung kam. Noch ehe sie wußten, daß er, ein reicher Herr sei und eine Frau mit ihm sein Glück machen könne, hatten die jungen Damen den schwerfälligen, gutmüthigen Tölpel so lächerlich gefunden, daß hinterher sein Vermögen auf sie keinen rechten Eindruck mehr machen konnte. „Wegen Mangel an Damenbekanntschaften" sich in die Zeitung zu setzen, dazu hatte Fritz Bölkner ebenfalls noch nicht den Muth ge habt. Er fürchtete auf „diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege" die Zielscheibe aller möglichen Neckereien zu werden, wie er dies mannich- fach gehört, und so blieb ihm nichts weiter übrig, als es dem Zufall zu überlassen, der ihm auf diesem gewöhnlichen oder auch recht unge wöhnlichen Wege eine Lebensgefährtin zuführte. In neuester Zeit war der Wunsch nach einer Verehelichung stärker als je in ihm geworden. Er hatte sich wohl in einem seiner Häuser auf das Bequemste und Eleganteste eingerichtet, sich nach Möglichkeit auf einen vornehmen Fuß zu setzen gesucht und mit einer stattlichen Dienerschaft umgeben; aber das Behagen, das er sich davon geträumt, hatte er doch nicht. Im Gegentheil wurde ihm seine Haushaltung die Quelle beständigen Verdrusses. Nichts bewegte sich im ruhigen Geleise. Seine alte Haushälterin zankte sich täglich mit der Köchin und dem Stubenmädchen, der Be diente beklagte sich über die drei Kolleginnen zusammen und er sollte beständig schlichten und die erhitzten Geister auseinanderhalten. Und trotzdem er vier Leute zu seiner Bequemlichkeit in Sold genommen, wurde er dennoch schlecht bedient. Nur eine Hausfrau konnte in dies Chaos Ordnung bringen. Sein Beruf als Wirth von vier Häusern gestattete ihm manchen Einblick in das Familienleben und er war endlich zu der Ueberzeugung gekommen, daß selbst der ärmste Handwerker, trotz aller Kümmernisse und Sorgen, mit seiner Frau und seinen Kindern ein weit glücklicheres und behaglicheres Leben führte, als er mit seinen fremden Dienstboten. Deshalb sah er keine andere Wahl, wenn er es ebenso gut haben wollte, als sich rasch zu verheirathen, ehe ihn das Schicksal zu den unverbesserlichen alten Junggesellen warf. Seine Pflicht als Wirth führte ihn zuweilen und wenn nicht eher, doch an den Quartalstagen in seine drei übrigen Häuser und dabei halte er die Bekanntschaft eines alten Majors gemacht, der ihm durch seine militärische Barschheit und Energie sehr zü imponiren und manche Konzession von ihm zu erringen gewußt hatte. Der alte Krieger kümmerte sich wenig um die strengen Para graphen seines Miethskontraktes; er hielt gegen alle Vorschrift einen großen Hund, ließ in seiner Küche waschen und beachtete so wenig all die zohllosen Verbote seines Kontraktes, daß man wohl sah, für ihn war er nichts anderes als ein geschriebenes Stück Papier. Bei jedem andern Hausbesitzer würde der alte Major vonDegen- schmidt sich längst durch sein verfassungswidriges Auftreten eine Ex missionsklage zugezogcn haben; aber Fritz Bölkner war ohnehin keine allzustreitfertige Natur und ein Berliner Hauswirth, wie sie schon längst zu den Seltenheiten gehören, dazu kam, daß ihm der alte Bramarbas gewaltig imponirte; es war unmöglich, dem alten Herrn etwas abzu schlagen, wenn er mit seiner Stentorstimme einen Wunsch aussprach und die grauen, stark umbuschten Augen dabei so durchbohrend auf ihm ruhten. Und wenn der alte Major noch mehr gefordert hätte, als ein Umsetzen des Ofens oder eine neue Tapezierung irgend eines Zimmers, er würde sein Anverlangen bewilligt haben, denn der alte Herr verlangte das alles in einer so bestimmten Weise, die gar keinen Widerspruch zuließ und wenn sich Fritz hinterher auch selbst „boste" über seine Schwäche und sich vornahm, ein andermal dem Major wegen seiner ewigen Quengeleien gründlich die Meinung zu sagen, — sobald er dem alten Schnäuzbart gegenüberstand, verlor er doch seine sichere Haltung und bewilligte alles. Durch die außerordentliche Nachgiebigkeit des Rentiers war zwi schen dem Miether und seinem Hauswirth mit der Zeit ein recht gutes Verhältniß entstanden. Der alte Major hatte sich viel zu sehr in der Welt herumge tummelt, um nicht die Vorzüge seines jetzigen Hauswirthes anzuer kennen. Wie oft war er mit diesen modernen Raubrittern, wie er sie nannte, zusammengerathen; selten hatte er in einer Wohnung länger als ein halbes Jahr rasten tönnen, dann brach gewöhnlich der Konflikt aus, der in der Regel zum Nachtheil des alten Herrn endete, weil er sich, wie ein reaktionärer Heißsporn, allzukühn über alle Paragraphen der Miethsvereinbarnng hinweggeschwungen. Erst mit dem Rentier Bölkner kam er in ein leidliches Einver nehmen und deshalb schätzte er den Mann, der es sich nicht heraus nahm, ihn in seiner freien Willensäußerung zu hindern, ja er zeigte ihm ganz augenscheinlich eine gewisse Sympathie. Resolute, kräftige Charaktere verkehren am liebsten mit weichen, fügsamen Menschen, und der alte Major von Degenschmidt mußte sich selbst sagen, daß sein Hauswirth äußerst traitabel sei und daher zeigte er gegen seinen Wirth ein rauhes, aber herzliches Wohlwollen. Wenn sich Fritz Bölkner bei ihm einfand, dann setzte ihm der alte Herr stets ein Glas Wein vor; — freilich nicht von der besten Sorte; — und unterhielt sich mit ihm oft ein paar Stunden. Der Major konnte dann, trotz seiner militärischen Schroffheit, recht gemüthlich sein, und der Rentier fühlte sich bald zu dem Manne hingezogen, der mit ihm in seiner derben, rücksichtslosen Weise zwar keine großen Umstände machte, aber dennoch für ihn eine redliche Theil- nahme an den Tag legte. ... Mit den besonderen Verhältnissen seines Wirthes war der Major allmählich auch bekannt geworden und gewöhnlich kam er Schlüsse jeder Unterhaltung auf die Frage zurück: „Aber, lieber Herr Bölkner, warum heirathen Sie denn nicht endlich? Sie brauchen nothwendig eine Frau." Endlich raffte sich der Rentier einmal zu der Antwort ans: „Aber Herr Major, Sie rathen mir immer zum Heirathen und haben sich selbst davor gehütet." Da lachte der alte Herr, daß ihm der weiße Schnurrbart wackelte: „Wer hat Ihnen denn gesagt, daß ich unverheirathet gewesen? Ich hab sogar noch den lebendigen Beweis dafür, daß ich seiner Zeit mein Ehejoch redlich geschleppt, und schon in den nächsten Tagen kommt mein Töchterchen zu mir." Bölkner starrte so verwundert drein, daß der Major in ein noch kräftigeres Lachen ausbrach: „Sehen Sie mich immer ganz versteinert an, es ist doch so. Meine Frau hat mir nur dieses einzige Mädel hinterlassen, der Junge starb mir leider viel zu früh; was sollte ich alter Knabe mit dem kleinen Dinge anfaugen? Ich gabs in eine Pension; jetzt ist sie uun endlich mit Lernen fertig, und ich will versuchen, wie lange ich mit ihr aus kommen werde." „Da erzählen Sie mir ja ganz was Neues, Herr Major", sagte Fritz, der sich von seinem Staunen noch nicht erholen konnte; aber es kam ihm zu sonderbar vor, daß der alte bärbeißige Herr eine Tochter haben sollte. Dieser schien heute von ungewöhnlichem Mittheilungseifer beseelt, denn er entgegnete sogleich: „Na, wir sind gerade nicht ans das Thema gekommen; aber das Mädel ist wirklich da, sie hat mir schon ihre Photographie geschickt, die müssen Sie sehen," und der Major ging sogleich an seinen Schreib tisch und nachdem er genug darin herumgekramt, brachte er endlich das kleine Bild zum Vorschein. „Wie finden Sie meine Selm«?" fragte er soglei b, indem er Fritz die Photopraphie überreichte, und noch ehe dieser sich auf eine Antwort besinnen konnte, fuhr der alte Herr lebhaft fort: „Es ist zwar meine Tochter und da sollte man kein Narr sein, aber wenn sie in Wirklichkeit so ist, wie dort auf dem Bilde, na, dann kann sie sich am Ende mit ihrem Lärvchen sehen lassen." Rentier Bölkner schaute auf die Photographie mit einem Entzücken, für das er keine Worte fand. Das war das schönste Mädchen, das er je gesehen! Welch wunderbar große Augen schlug sie vor ihm auf, wie regelmäßig war das edle Antlitz, wie kühn geschwungen die Nase und wie fein nnd graziös der liebliche Mund, dazu eine volle, fast üppige Erscheinung. Ja, das war die Frauengestalt, wie sie ihm stets in seinen Träumen vorgeschwebt und wie er sie in Wirklichkeit bisher nicht gefunden. — „Nicht wahr, ganz häßlich ist die Kleine nicht?" fragte der Major von neuem, als Fritz noch immer schweigend die Photographie in den Händen hielt und sein Blick wie gebannt darauf ruhte. „Nicht häßlich?!" rief der Rentier in einer leidenschaftlichen Er regung, wie er sie noch nie gekannt. „Ihr gnädiges Fränl°in ist wunderschön!" und er konnte sich noch immer nicht von der Photo- Tag e s - K a l e n d e r. Königliches Amtsgericht. Geschäftszeit von früh 8—12 Uhr und von 2—6 Uhr Nachm. Königliches Untersteucramt. Geschäftszeit von früh 8—12 Uhr und von 2—5 Uhr Nachm. Kaiser!. Post- und Telegraphenamt. Geöffnet Wochentags Vorm. 8—12 Uhr u. Nachm. 2—7 Uhr; Sonntags von Vorm. 8—9 Uhr, Mittags 12—1 Uhr und Nachm. 5—7 Uhr. Postfahrten nach Dresden früh 6 Uhr und Mittags 12 Uhr; nach Nossen Nachm. '^5 Uhr. Natbs- und Standesamts-Expedition. Geöffnet von Vorm 8—12 Uhr und Nachm. 2—6 Uhr. Omnibusfahrten nach Dresden. Bote Jlschner Montags u. Frei tags früh 7 Uhr. Bote Herrmann jeden Tag früh 7 Uhr. Abgang der Eisenbahnzüge von Tharandt (Richtung Freiberg-Chemnitz) Vorm. 6", 9", Milt 12", Nachm. 3-", 7^ 9". Von Tharandt nach Dresden (Linie Reichenbach-Dresden-Görlitz) Vorm. 6ch 72--, 11'", 11»", Milt. 2', Nachm. 3'2, 5", 6" Ab. 8", IO". Von Deutschenbora (Richtung Leipzig) Vorm. 8", Mitt. 1", Nachm 3^, 6", Ab. 9'" (letzterer nur bis Leisnig). Von Dresden-Altstadt (Richtung Bodenbach) fr. 6, Vorm. 8", 92", Mitt. 12", 2", Nachm. 4". Von Coswig nach Leipzig via Riesa. Vorm. 6", 11?", Nachm. 2", Ab. 7'", 11'2, Döbeln Vorm. 7", Nachm. 12", 2", 5", 8". Von Dresden-Neustadt nach Berlin via, Nöderau früh 3", 8", Nachm. 22", 62", 7-". Von DreSdcn-Friedrichstadt nach Berlin Vorm. 62", 9^, Nachm. 2", 7". Omnibuszügc der Berliner Bahn. Abfahrt von Niederwartha nach Dresden Vorm. 7'°, 9'2, Mitt. 1", Nachm. 4", 7'».