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für s Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Erschein« wöchentlich 2 Mai ( ^ienstaq und Freitag.) Abonnement spreit- vierteljährlich I Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Znseratenannakme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Ustr. Erscheint wöchentlich 2 Mai lDicnstag und Freita'.) Abvnnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps Jnseratcnannabmc Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. siir die König!. Amtshonptmmmschast zu Meißen, dos König!. Amtsgericht und den Stodtrath zu Wilsdrnfs. Zweit» «-vierzigster <Zahrga»»g. Nr. 20 Frcitog, den 10. März l^H2 Versteigerung von Älleebäumen. Somiabend, den 18. März d. I., von Nachmittags s Uhr an kommen innerhalb Station 1,2 und 10,, der KefselSdors-Nossener Chaussee 5 Stück Birnbäume, 14 „ Aepfelbäume, 5 „ Ahorn- und 2 „ Linden-Bäume einzeln, gegen sosortige Bezahlung, und unter den sonstigen, vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an Ort und Stelle meistbietend zur Versteigerung. Versammlungsstelle bei Station 1,2- und Bauverwalterei Neuhaus. Diesel. Meißen, am 7. März 1882. Königliche Chaussee - Inspektion T agesgeschichte. Berlin, 7. März. Wie jetzt berichtet wird, wird es von dem Votum des Volkswirthschaftsraths über das Tabaksmonopol abhüngen, ob eine Frühjahrssession des Reichstages stattfindet oder nicht. Sollte der Vvlkswirthschaftsrath sich ablehnend gegen die betr. Vor lage der Regierung verhalten, so wird seilens der Reichsregierung von der Einberufung des Reichstages zum Frühjahr Abstand genommen werden. Die am Sonnabend im Vvlkswirthschaftsrath stattgehabte Debatte über das Tabaksmonopol hat nur gezeigt, das Freunde und Gegner des Monopols sich ziemlich die Wage hallen. Mau erinuert sich, daß, nachdem im vorigen Jahre der permanente Ausschuß das Unfallgesetz durchberathen hatte, das Plenum nicht mehr zur definitiven Beschlußfassung einberufen wurde, sondern die Regierung sich mit den Beschlüssen des Ausschusses begnügte. Es wirb jetzt behauptet, daß, falls im Ausschüsse, welcher bekanntlich nur aus 25 Mitgliedern be steht, das Monopol eine Majorität erhielte, der Reichskanzler das Plenum nicht mehr einberufen und mit diesem Ausschußvotum sich zufrieden geben würde. Berlin, 6. März. Die Kronprinzessin hat, wie mitgetheilt Wird, die Nachricht von dem gegen ihre Mutter, die Königin von England gerichteten Mordversuch erst am Morgen nach der That er fahren, indem der Kronprinz bis dahin das Telegramm zurückhielt. Die Kronprinzessin wird von ihren Anverwandten in England fort während mit Nachrichten über den Gesundheitszustand ihrer schwer prüften Mutter verstehen. Tief erschüttert uud um das Leben der Königin besorgt, erträgt sie diesen neuen Schmerz mit Ergebung. Ihr eigenes Befinden ist, eine teichle Erkältung abgerechnet, befriedigend. Das Telegramm, welches die Königin Victoria nach dem Attentat an ihre Tochter, die Fran Kronprinzessin, hierher absandte, enthielt rund 3000 Worte. Die hohe Frau schilderte den ganzen Vorgang bis in die kleinsten Details. Nach dem Bericht über die deutsche Auswanderung nach überseeischen Ländern im Jahre 1881, welcher im Januarhefte der Monatshefte zur Statistik des deutschen Reichs sür 1882 ver öffentlicht ist, betrug die Zahl der deutschen überseeischen Auswanderer im vorigen Jahre, soweit sie durch die amtliche Statistik nachweisbar ist, überhaupt 210,547. Hiervon gingen über Bremen 98,510, über Hamburg 84,425, über Stettin 2434, über Antwerpen 26,178. Das Ziel der Reise waren für 206,189 die Vereinigten Staaten von Nord amerika, für 286 Britisch-Nordamerika, für 56 Mexiko und Ceutral- amerika, für 5g Westindien, für 2102 Brasilien, für 762 andere Theile von -tmerika, für 314 Afrika, sür 35 Asien und für 745 Australien. ... 6. März, Vormittags 11 Uhr. Kanonendonner ver- lundet weben die Prvkiamirung des Fürsten Milan zum König von die Skupschtina. Nach der Proklamirung begaben sich sämmtUche Depntirte zum Fürsten, um ihm deu Willen des Volkes mitzutheuen. Der Fürst erklärte sich bereit, den Willen des Volkes zu erfüllen. Der „Politischen Kvrrech wird aus Belgrad gemeldet: Die Proklanurung des Königreichs Serbien ist sämmtiichen Mächten noch im Laufe des Tages notifizirt worden. Die allgemeine Aner kennung des neuen Königreichs dürfte unverweiit erfolgen, da die Re gierung schon seit mehreren Wochen im Besitze ist von Erklärungen sämmtUcher Großmächte, daß ihrerseits der eventuellen Erhebung Serbiens zum Königreiche ein Hinderniß nicht im Wege stehe. Die erwähnte Notifikation soll in Konstantinopel nud Bukarest durch die dortigen serbischen Gesandten, bei den anderen Höfen durch besondere Mission erfolgen. Die „Wiener Abendpost" schreibt in ihrem Tagesbericht bezüglich der Proklamirung des Fürsten Milan zum Könige von Serbien: „Für die Wahl des jetzigen Zeitpunktes zur Ausführung des seit längerer Zeit angekündigten Vorhabens wird voraussichtlich der Wunsch, die Landesverhältnisse in der Richtung derjenigen Politik, welche Ser bien in neuerer Zeit zum Wohle des Landes eingehalten hat, mehr und mehr zu konsolidireu, einer der wichtigsten und ausschlaggebenden Gründe gewesen sein. In dieser Voraussetzung können die Nachbar staaten des neuen Königreichs demselben bei der Konsolidirung seiner inneren Verhältnisse nur Glück und Erfolg wünschen, sowie auch der König Milan und seine Minister sicherlich von dem Bewußtsein ersüllt sind, wie sehr die Erhaltung sreuudnachbarlicher Beziehungen das Gedeihen des eigenen Landes fördert, wie andererseits aber auch der Zuwachs an Ehre und Würde für dasselbe die Obliegenheit nur noch verstärken muß, den internationalen Verpflichtungen der Mitglieder der europäischen Staatengemeinschaft getreu nachzukömmen." Skobeleff giebt noch keine Ruhe. Solange er sich auf deutschem uud österreichischem Boden befand, zeigte sich der muthige General still und rcservirt; kaum hat er jedoch den Boden des russischen Rei ches unter seinen Füßen, als er seiner Redewuth aufs Neue die Zügel schießen läßt. In Warschau hat er, wie sich der „Czas" von dort berichten läßt, Gelegenheit genommen, die Polen in panslavistischem Sinne zu harangniren. Er begab sich nämlich mit dem General Pa- niutyn in eine Delikatessenhandlung, wo Letzterer Veranlassung nahm, einem der anwesenden Polen zu erklären, Skobeleff wünsche mit ihm ein Glas zu leeren. Das veranlaßte sämmtliche Gäste, sich um Sko beleff zu schaaren. Dieser erhob sein Glas uud sprach: „Ich weiß nicht, wie die Regierung von euch denkt, doch ich gönne den Polen das Beste und wünsche lebhaft, daß sie mit uns einen Körper bilden, wie dies Serbien und Bulgarien bilden sollen. Sind wir doch Alle Brüder! Bedenkt aber, wenn hier keine russische Garnison wäre, so hättet ihr eine deutsche, dann . . ." Hier unterbrach sich Skobeleff und leerte sein Glas. Das Lokal füllte sich immer mehr und mehr mit Gästen, Skobeleff sprach hierauf französisch noch Folgendes: „Im letzten Kriege befehligte ich das sechszehnte Regiment. Dieses hat sich am tapfersten gehalten, weil die Offiziere Polen waren. Seitdem lernte ich sie achten uud schätzen. Heute erhebe ich als Repräsentant der russischen Nation den Kelch auf unser gemeinsames Vaterland. Hoch! Polen soll leben!" Wer noch daran gezweifelt, daß Skobeleff ein weit größerer Komödiant als Fanatiker ist, wird jetzt wohl über zeugt sein, daß seine Brutalitäten einstudirte Koulissenkunststücke sind. Fürst Orloff, russischer Botschafter in Paris, reiste dem nach Petersburg zurückberufenen General Skobeleff auf dem Fuße nach, um in Berlin zu hören, was der Kaiser und Fürst Bismarck zu dem Reden und Treiben Skobeleffs sagen. Beide sollen ihm reinen Wein eingeschenkt und ihm gesagt haben, daß nicht Skobeleff, sondern der Minister Jgnatieff gefährlich sei und daß Deutschland und Oestreich so lange kein Vertrauen zu Rußland haben könnten, so lange Jgna- tiefs Minister sei. Fürst Bismarck ersuchte den Botschafter, das seinem Herrn, dem Kaiser Alexander mitzuthcilen. Kaiser Wilhelm soll das selbe dem Kaiser Alexander geschrieben haben, aber man zweifelt, ob Alexander kann, wie er will. Auf die leichte Achsel darf man Skobeleff und Consorten nicht nehmen. Die Skobeleff, Jgnatieff, Katkow u. s. w. fchüren und Hetzen unaufhörlich und überall und sie wissen, was sie thun; sie blasen ein Feuer an, daß einmal den ganzen Himmel röthen kann. Ihre Wühlerei gewinnt an Boden, ja man berichtet aus Petersburg: „Die Stimmung nähert sich allmälig derjenigen, welche im Frühjahr 1870 in Paris herrschte." Skobeleff ist frank und frei in Petersburg angekommen und von viel Volks uud sogar von vielen Offizieren empfangen worden. Der Kaiser weiß nicht, was er thun soll. Man denke, was der Kaiser Nikolaus gethan hätte, wenn einer seiner Offiziere im Ausland auch nur entfernt solche Reden ge- halten Hätte wie Skobeleff. Er hätte ihn in Eisen legen lassen und in Ketten und Banden durch halb Europa nach Sibirien transpor- tiren lassen. Mancherlei, was Rußland thut, sieht ganz darnach aus, als ob es mit Deutschland Händel suche. Das Neueste dieser Art, be deutende Zollerhöhung betreffend, treibt sogar die „Nordd. A. Z.", Bismarcks Organ, aus ihrer Reserve heraus. Sie sagt: Wenn sich diese Gerüchte bestätigten, könnten die wirth sch östlichen Rück sichten den freundschaftlichen politischen Beziehungen nicht dauernd untergeordnet werden. Deutschland müsse dann un-