Volltext Seite (XML)
daß es vergeblich sein würde, den ohnehin jo starrköpfigen Mann zu bekehren und ihm von dem Jrrthümlichen seiner Anschauungen zu überzeugen und er schwieg. Sein ganzes Sinnen und Trachten ging dahin, sich aus der qualvollen Gefangenschaft so rasch wie möglich zu befreien. Bis jetzt war es ihm freilich noch nicht gelungen und er hatte nicht einmal große Hoffnung, daß dies so rasch geschehen würde, als er es sehnlichst wünschte. Kohlert war zu sehr auf seiner Hut. Sobald er sich einmal entfernte, schloß er den Laden des ohnehin kleinen Kammerfensterchens von Außen fest zu, ebenso sorgsam die Thür und sein Pflegling war zu gleicher Zeit sein Gefangener. Wohl hatte es Ottomar, trotz seiner immerhin noch großen Schwäche, versucht, die Freiheit zu gewinnen, sobald der Alte fort war, aber der Laden wie die Thür trotzten noch seinen Anstrengungen und er mußte sich bis auf Weiteres in sein Schicksal fügen. Nachdem der junge Graf sein Bewußtsein wieder erlangt hatte und ihm die tollen Reden Kohlerts über seine gefahrvolle Lage keinen Zweifel ließen, verbrachte er Stunden voll namenloser Pein. Die wahrhaft diabolischen Reden und Schilderungen des Wilddiebes sagten ihm, daß sein Vater wie seine Großmutter der Verzweiflung nahe waren, daß sie seinen Verlust nicht verschmerzen konnten und ihm war jeder Weg abgeschnitten, den Theuren das kleinste Zeichen zu geben, daß er noch lebe. Was nutzte ihm jeder Hilferuf? Hier in dieser Einsamkeit blieb er ungehört. Trotzdem hatte er während der Ab wesenheit Kohlerts seine Stimme bis zur Erschöpfung angestrengt und es war ihm dann gewesen, als ob draußen nur ein Hohngelächtcr erschalle. Niemand erschien, um ihn aus seiner verzweifelten Lage zu befreien ... Er mußte sich vorläufig in sein Schicksal ergeben. Aber diese Stunden der Einsamkeit, unsagbarer Qualen blieben nicht ohne läuternde Wirkung auf ihn. Er hatte bisher leicht und leicht sinnig, nach Art gar vieler reichen und vornehmen Herren, in den Tag hinein gelebt und sich über nichts viel Gedanken gemacht. Jetzt hatte er hinreichend Zeit, über sich selbst und seine Vergangenheit nachzudenkcn. Seltsam, was Ottomar am meisten beschäftigte und auf ihn den tiefsten Eindruck machte, war ein kleines Bild, das dicht vor ihm an der Wand hing und das er aus der Stelle wicdererkannte. Es war eine Photographie von Angelika; — er durfte gar nicht daran zweifeln — diese lieblichen feinen Züge traten selbst hier noch deutlich und mit gewinnendem Zauber hervor. Wie viel Poesie lag in diesen Angen, in der ganzen graziösen Erscheinung! Das Bild mußte un streitig schon älter sein; als Angelika dazu gesessen, konnte sie höchstens 15 Jahre gezählt haben, aber ihre ungewöhnliche Schönheit zeigte sich jetzt schon in dieser Knospenhülle. Wie war die Photographie in die Hütte des Wilddiebes gekommen?! Ottomar mochte den verhaßten Menschen nicht danach fragen; er wußte ohnehin, daß er keine Aus kunft erhalten würde; aber wenn er allein und Kohlert in der Stube mit seiner Holzschnitzerei beschäftigt war, dann konnte er stundenlang das Bild betrachten und dabei in süße Träumerei versinken. Selbst wenn sich sein Quälgeist entfernte und nun in seiner Kammer völlige Dunkelheit herrschte, sah er das Bild beständig vor sich und ihm war's, als winke ihm dort Friede und Glück. Er vergaß die Körper- und Scelenleiden, die ihn peinigten, und Bilder einer freundlichen Zukunst gaukelten vor seinem Innern. Nun erst verstand er diesen Zauber von Unschuld uud Güte, der in diesen Augen, in diesem Kindergemüthe lag. Was war aller Rcichthnm, was waren alle Genüsse des Lebens gegen den Besitz eines treu liebenden Herzens, das einen ganzen Himmel in sich schließt! (Fortsetzung folgt.) Mittheilungen über Obst- und Gartenbau. Zweckmäßiges Verfahren bei Frühjahrs- und Sommersaaten. Es verursacht oft bedeutende Schwierigkeiten bei trockener Witter ung, Saaten, die ins freie Land gemacht werden sollen, wie Salat, Endivien, Rettig, Erbsen, Spinat ü. f. w. aufzubringen. Oft geht der Samen gar nicht auf, oder liegt 14 Tage und länger und kommt dann mitunter auch noch spärlich genug. Das Begießen, wenn es nicht so anhaltend geschieht, daß die Erde nie trocken wird, hilft ge wöhnlich nicht viel, sondern verursacht nur eine Kruste auf der Ober fläche der Beete, die ein neues Hindcruiß für das Aufgehen der Samen bildet. Allen diesen Unannehmlichkeiten kann man durch das folgende Verfahren vorbeugen: Man zieht Gräben von 8 Centimeter Tiefe, gießt sie mehrmals recht stark an, säet dann den Samen, deckt ihn mit klarer Erde, drückt diese gut an und deckt das ganze Beet mit strohigem Mist, Spreu, alten Matten oder irgend einem andern passenden Material. Auf diese Weise gesäet, wird der Same bald und sicher aufgehen. Weicht man ihn einige Stunden vorher in warmes Wasser ein, so kann das Keimen noch beschleunigt werden. Die Bedeckung muß natürlich sogleich entfernt werden, sobald man wahrnimmt, dich die Pflanzen anfangen aufzugehen. Das Versetzen derselben während deS Sommers ist nicht rathsam, am wenigstens bei Salat, man begnügt sich vielmehr, sie da, wo sie zu dicht stehen, gehörig zu verdünnen. Auch bei Frühsalat ist dieses Verfahren zu empfehlen, da sich derselbe, auf diese Weise kultivirt, nicht allein früher schließt, sondern auch -weniger leicht in Samen geht, als versetzte Pflanzen. Die Reihen- oder Grubensaat hat bei trockner Witterung noch den Vortheil, daß dadurch ein gründliches Begießen erleichtert und das rasche Verdampfen von Wasser wesentlich beschränkt wird. Für späte Erbsen ist dieses Verfahren das allein sichere. Die Gräben werden -hier ca. 12 Ctm. tief gemacht. Es versteht sich von selbst, daß Man auch Blumen auf dieselbe Weise aussäeu kann. Ein Rosenfeind. In der letzten (Februar-) Sitzung des Freiberger Obst- und Gartenbauvereins machte Herr Bürgerschullehrer Lehnert auf einen, wie es scheint, noch zu wenig beachteten Feind der Centifolien auf merksam, der gerade im Februar zu Hunderten an dem Wurzelhalse derselben sich ansiedele und in den Frühlingsmouateu den Stamm weiter hinaufkrieche, sich in die Blatt- und Blüthcnknvspen einbohre und sie zerstöre. Es sind fichtennadelähnliche, braune Larven, die zu den Sackträgern (Ooiiopboren) gehören und sich mit dem Kopfe an einer Stelle fest ansaugen. Er empfiehlt, um sich vor späterem sicheren Schaden zu schützen, sie jetzt abzulesen und zu tödten. Verwendung der Spinatstengel in der Küche. Wie bekannt, ist der im Herbste gcsäete Spinat sehr dazu geneigt, im Frühjahr rasch in Saat zu schießen. In Frankreich sucht man diesem Uebelstande dadurch abzuhelfen, daß man die Stengel, so lange sie noch weich und zart sind, in der Küche verwendet. Man schneidet die Blätter ab und die Stengel in kleine Stücke und bereitet sie dann etwa wie frische Erbsen oder Spargel zu. Diese Stengel sollen ein ausgezeichnet geschmackhaftes Gemüse fein. Ein sehr gute- und einfaches Mittet zur Konservirung von Holz, das in die Erde kommt, ist eine Mischung von 2 Theilen Steinkohlenasche und 1 Theil ge branntem Kalk, womit die Gruben ausgefüllt werden, in die das Holz zu stehen kommt. Die Mischung wird am besten trocken angewendet. Selbst Steinkohlenasche oder Kalk allein sind von sehr guter konser- virender Wirkung. Man macht mit dem Setzeisen entsprechend tiefe und etwas weite Löcher, füllt dieselben mit Steinkohlenasche und Kalk, setzt die Pfähle ein und umgiebt sie dann mit der Mischung. Auf einem Landgute mit großem Baumbestand werden schon seit 30 Jahren alle Baumpfähle mit dem besten Erfolg auf diese Weise gefetzt. Vermischtes. * Große Feuersbrunst. In Haverhill, Massachusetts, brach am 18. Februar eine große Feuersbrunst ans, durch welche 102 Schuh fabriken, über 200 andere Geschäfte, sowie eine Anzahl Gebäude und mehrere Banken eingeäschert wurden. 2500 Arbeiter sind Plötzlich brotlos und eine Menge von Familien obdachlos geworden. Der an gerichtete Schaden wird auf 2 Mill. Dollars veranschlagt. Während des Brandes verloren mehrere Menschen ihr Leben, und 35 Personen trugen Verletzungen davon. Die Hauptindustrie von Haverhill ist die Schuhfabrikation, uud fast sämmtliche Fabriken sind zerstört worden. * Unersättliche Hochzeitsgäste. Am 12. d. M. feierte in B.-KomloS (Ungarn) der Sohn des dortigen wohlhabenden Gemeinde richters, Stephan Zsian, mit der Tochter des dortigen Landmannes Bocsiann seine Hochzeit. Zum Hochzeitsmahle wnrden sechs Stück Ochsen und 400 Paare diverse Geflügel geschlachtet, aus acht Meter zentnern Mehl Kuchen rc. bereitet, und zuletzt stellte sich heraus, daß zu wenig Fleisch bereitet war, daher noch 40 Kilo vom Fleischhauer geholt werden mußten. Kein Wunder dann, wenn die Hochzeitsgäste bei dieser Mahlzeit 45 Hektoliter Wein austranken. Hauptverhandlungen vor dem König!. Schöffengericht zu Wilsdruff, am 3. Marz a. c. Vorm. 9 Uhr gegen den Privatus Ernst Pietzsch in Kaufbach wegen Einkommensteuerhinterziehnng. Vorm. ^10 Uhr gegen den Handarbeiter Carl August Pech aus Ockerwitz wegen Diebstahls. Vorm. lO Uhr gegen den Mühlenknappen Gustav Hofrichter aus Cunners dorf wegen Halten des Glücksspiels. Vorm. V-11 Uhr gegen die Fleischer Oswald Günther in Grumbach und Reichert in Braunsdorf wegen groben Unfugs. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Morgen Mittwoch, früh 9 Uhr, Bleichte und heilige» Abendmahl. Für Konfirmanden. 6!aev-Hanll8ekuk, ä Paar L Mark, empfiehlt zur Most. 7 Stück Wtc brauchbare Arbeitspferde sichen zum Berkaus im „Alten Dessauer" in Gorbitz. Zwei Läufer find zu verkaufen bei Frau in Wilsdruff. LL" Theerschwefel - Seife dS bedeutend wirksamer als Theerseife, vernichtet sie unbedingt alle Arten Hautunreiuigkeiten und erzeugt in kürzester Krist eine blendend Weitze Haut. Vorräthig ü Stück 50 Pf. bei Apotheker Ein zuverlässiger Pferdeknecht wird gesucht. Wo? sagt die Expedition dieses Blattes. Eine zuverlässige Frau wird zu zwei Kindern gesucht. Zu erfahren Stofengasfe 74. Ein junger Mensch, welcher Lust hat, Tischler zu werden, kann unter günstigen Bedingungen in die Lehre treten bei Ernst Gerbold, Berggasse. Ein junger kräftiger Mensch, welcher Lust hat, die Schar- werkSmaurerei zu erlernen, findet Unterkommen. Wo? sagt die Expedition dss. Bl. ' Gasthof Deutscherckora. Donnerstag, den 2. März: großes WMär - Honcert von der Kapelle des K. S. 2. Gren.-Reg. No. 101. unter Leitung des Herrn Musikdirector 1>vnlLlvr. Unter anderen kommen ilumorlstisvlio kiLveu zum Vortrag. Anfang 4 Uhr. — Nach dem Concert Lall. — Entree 60 Pf. Achtungsvoll VSi voir Der Weg über meine Wiese, an der Hofemühle Wilsdruff ge legen, ist bei 1 Mark Pfändung verboten. Iuliu« 8<chum»nn in Sachsdorf. Ihr Finkenschützen! wißt Ihr Euer Pulver nicht besser zu verplatzen?!