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der Justizrath bei mir und zwang mich, die auf den gefälfchten Schuld- scheinen stehenden Summen auch in die Bücher einzutraaen. — Wie er feine Recht auf das Schloß geltend gemacht, wird Ihnen besser bekannt sein als mir, da ich unmittelbar nach der Beerdigung Deutsch land verließ, um mich nach Amerika zn begeben." „Aber ach, ich sollte das ferne Verbrecher-Asyl nicht erreichen. Wir waren in der Golfströmung von Neu-Fundland angelangt, als sich ein furchtbarer Sturm erhob. Plötzlich wurde es dunkel; ferner Donner murmelte aus Süd-West, wo sich schwarze Wolken sammelten, die immer dichter und dichter wurden, den Horizont bedeckten und auf unserem Schiffe zu hängen schienen. Der Kapitän sprang sichtbar bestürzt auf, nahm das Sprachrohr zur Hand; im Augenblicke füllte sich das Deck mit Matrosen, denen er Befehle ertheilte." „Plötzlich zeigte sich eine braunrothe Wolke über den Wellen — sie zog näher und näher — der Wind pfiff hohl und das Meer kochte. Jetzt erreichte uns die Wolke, Blitze, Donnerschläge, Regengüsse, Ge heul der Wellen und Krachen der Masten bildeten ein furchtbares Chaos, in welches sich das Wehegeschrei der Passagiere mischte." „Das Schiff war den Elementen preisgegeben und überall drang Wasser ein. Die Boote wurden hcrabgelassen und augenblicklich warfen sich fo viele Menschen hinein, daß sie sanken, und die Unglücklichen kämpften unter herzzerreißendem Geschrei mit den Wellen. ,Zch suchte mich in die Kajüte hinabzuarbeiten, die bereits halb mit Wasser gefüllt war, und suchte die Brieftasche hervor, die mein Geld und die Papiere, worunter sich neben den Konzepten zu den ge fälschten auch die echten Schuldscheine befanden, begab mich dann wieder auf Deck, und meiner gerechten Strafe muthig entgegensehend, hatte ich nur noch den Wunsch, die Kinder meines guten Herrn in den Besitz der Papiere zu bringen. — Leider war dazu wenig Hoff nung vorhanden. „Das Schiff sank tiefer und tiefer, und während wir mit den über Bord stürzenden Wellen kämpften, erschallte der Freudenschrei: „Ein Schiff! Ein Schiff!" Bald hatte der von Westindien kommende Dampfer unsere trostlose Lage bemerkt und nahte zur rechten Zeit, die wenigen noch an Bord sich befindlichen Personen zu retten. Ich sah dies als einen Fingerzeig der Vorsehung an nnd reiste nach der An kunft im Hafen nach Söllnitz, um mich, nachdem ich Sie, Herr Ober förster, gewrochen, den Gerichten zu stellen. Was weiter geschah, ist Ihnen ja bekannt." Er seufzte tief auf und sank erschöpft in die Kissen zurück. Nach einer langen Pause fuhr er fort: „Wenn ich auch den Beweis darüber nicht zu führen vermag, so steht bei mir die Ueberzeugung fest, daß Herr von Erlau ermordet worden ist — und daß dies direkt oder indirekt durch die Hand des Justizrathes geschehen ist." „Balthasar," nahm jetzt der Oberförster mit feierlicher Stimme das Wort, „es scheint, daß es Euch mit Eurer Reue ernst ist —" „Das weiß Gott," flüsterte der Kranke, das Auge in die Höhe richtend. „Würdet Ihr bereit sein, Euere Aussagen vor Gericht zu wieder holen?" fragte der Oberförster weiter. „Ja, entgegnete der Kranke, „allein ich fühle, daß meine Stunden gezählt sind, und deshalb will ich die Beweisstücke, die den Justizrath überführen können, in Ihre Hände legen, Herr Oberförster." Er zog eine Brieftasche unter dem Kopfkissen hervor, und sie dem Oberförster überreichend, fuhr er fort: „Hier nehmen Sie! — das darin befindliche Geld ist Ihr Eigen thum, gnädiges Fräulein, denn ich habe es Ihrem edlen Vater ver untreut. Mit den Papieren thun Sie, was Sie für gut finden, Herr Oberförster. — Möge es — Ihnen gelingen, den Schurken zu ent larven und die unglücklichen — Kinder — wieder in ihr Besitzthum einzusctzen —" Er hatte die letzten Worte mit äußerster Anstrengung gesprochen und sank nun erschöpft mit geschlossenen Augen zurück. Der Arzt trat an das Bett, und dem Kranken den Puls befüh lend, sprach er: „Es ist nur eine Ohnmacht! — Ich hoffe, daß er mit Gottes Hilfe vollständig genesen wird, um seine Geständnisse an maßgebender Stelle zu wiederholen." „Das gebe Gott!" flüsterte der Oberförster und ergriff die Hand der noch immer weinenden Frieda, indem er sprach: „Nun komm, mein Kind! Kann ich Dir auch Deinen edlen Vater nicht zurückgeben, so will ich Dich doch mit Gottes Hilfe in Deine Rechte einsetzen und dem Schurken, der nicht nur Deines Vaters Ver mögen an sich riß, sondern auch dessen guten Namen antastete, ent larven." „O, mein theuerer Vater!" sprach unter Thränen Frieda, „lassen Sie doch den Elenden im Besitz der erschlichenen Güter! — Denken Sie lieber daran, Ihren Sohn aus seinen Händen zu befreien." Des Oberförsters Brust entstieg ein tiefer Seufzer, dann sprach er mit zuversichtlicher Stimme: „Der Gott, der Balthasar zurückgeführt, um den Schleier, der ein düsteres Verbrechen deckt, zu lüften, der wird auch Arthurs Unschuld an das Licht bringen und ihn in unsere Arme zurückführen." Bald darauf saß der Oberförster mit Frieda wieder in dem Eisen bahnzuge und einige Stunden später traten Beide>bei dem Juden Aron ein. ,Zch komme früher, Aron, als ich versprochen hatte," redete ihn der Oberförster nach herzlichem Gruße an, „und bringe Ihnen auch Fräulein von Erlau mit." „Welch' große Ehre erzeigen Sie mir, gnädiges Fräulein, daß Sie kommen in mein armseliges Haus," sprach Aron, indem er Friedas Hand erfaßt. „Aber dafür will ich Ihnen auch etwas zeigen, was Ihnen gewiß Freude machen wird." Er führte seine Gäste in ein anstoßendes, schlichtes, aber sauberes Zimmer und kehrte bald darauf mit der Schatulle zurück, welche den reichen Schmuck der Erlauschen Familie enthielt. „Kennen Sie Das, gnädiges Fräulein?" fragte er, die Schatulle in die Höhe hebend. „Heiliger Gott, unser Familienschmuck," rief Frieda lebhaft aus. „Ja, Ihr Familienschmuck," wiederholte der Jude. „Aron, wie kommt er in Ihre Hände?" „Ein Schurke, der selbst seine Zuflucht zum Diebstahl nimmt, hat ihn bei mir verpfändet, ohne zu ahnen, daß er dadurch gegangen ist in ein Retz, das zuzuziehen in unserer Gewalt steht." „Gebt her," rief Frieda erregt. Aron reichte ihr die Schatulle, öffnete sie und fragte: „Kennen Sie das geheime Fach?" „Gewiß," entgegnete sie. Rasch drückte sie, ohne den reichen Schmuck eines Blickes zu wür digen, auf die beiden Knöpfe und das geheime Fach öffnete sich. Sie entnahm die darin liegenden Papiere, und dieselben nach flüchtiger Durchsicht an die Lippen drückend sprach sie: „Die Schrift meines theueren Vaters!" Aron und der Oberförster schauten Frieda tiefbewegt zu und endlich nahm der Letzere das Wort: „Willst Du die Papiere nicht durchlesen, mein Kind?" „Thun Sie es an meiner Stelle!" bat Frieda, indem sie dem Oberförster die Papiere überreichte. „Meine mit Thränen gefüllten Augen vermögen die Züge nicht zu lesen." Der Oberförster nahm die Papiere. „Frieda!" rief er, nachdem er einen Blick auf das erste in französicher Sprache geschriebene Blatt geworfen, „Dein Vater hat für Euch ein Testament angefertigt." „Ist es hier?" fragte Frieda bewegt. Er blickte anfs Neue auf das Blatt und las, es übersetzend, wie folgt: „Alle auf meinen letzten Willen, sowie auf meine Familie und Güter bezüglichen Schriftstücke findet Ihr lieben Kinder, im Bibliothek zimmer. — Im zweiten Repositonum, zunächst der Thüre, stehen die alten Wirthschafts- und Geschäftsbücher; wenn ihr die unterste Reihe entfernt habt, so fo findet Ihr in der hindern Wand eine Holzfüllung, welche sich zurückschieben läßt, Hinter derselben ist eine in die Mauer gearbeitete Nische, in welcher sich unter anderen alten Erbstücken unserer Familie ein Kasten in Form einer großen Bibel befindet, welcher Alles enthält, was Euch interessiren kann, und in demselben ist auch mein Testament aufbewahrt. Haltet, was ich dariu angeordnet, so wird mein Segen mit Euch fein! Braucht Ihr nach meinem Heimgänge Rath, so wendet Euch an den wackeren Oberförster Felsner; hütet Euch aber vor dem Justizrath Kersten. Euer treuer Vater. (Fortsetzung folnt.) Mittheilnngen über Obst- und Gattcubau. Ueber das Einlegen der Früchte. Es ist bekannt, daß es verschiedene Methoden giebt, unsere leicht verderbenden Obstfrüchte zum späteren Bedarf als Kompott für die Tafel aufzubewahren und werden alle diese verschiedenen Arbeiten dazu mit dem Namen „Einlegen oder Einmachen der Früchte" bezeichnet. Wir erinnern beispielsweise an das Einlegen der Früchte, wobei ein zelne Schichten derselben in Gläser gethan und dann wieder Schichten geriebenen Zuckers dazwischen kommen und sodann gekocht werden. Bei diesem Verfahren geht der natürliche Fruchtgeschmack mehr oder weniger verloren, da der Fruchtsast beim Kochen den Zucker durchzieht und man meist nur Fruchtzucker genießt. Beim Einkochen der Früchte mit Weinessig und einer Beigabe von etwas Gewürz benimmt aber der Essig- und Gewürzgeschmack zu stark den der Frucht. Ein Ver fahren aber, welches diese Nachtheile nicht besitzt, den reinen Frucht geschmack den konservirten Früchten vielmehr auf Jahre hinaus erhält, ist folgendes: Damit sich die auf diese Weise konservirten Früchte gut halten, ist, wie bei den übrigen Einlegeverfahren, die Anwendung der größten Sauberkeit selbstverständlich. Die zu benützenden Ein legegläser sind gut zu reinigen, an der Luft zu trocknen und kurz vor dem Gebrauch ist es gut, sie mit Spiritus auszuspülen, den man dann gut ablaufen läßt. Ist dies geschehen, so werden die Gläser so weit mit den zu konfervirenden Früchten, die man zuvor, soweit dieselben nicht geschält werden, mit reinen Tüchern abgeriebe» hat, be legt, daß oben noch ein fingerbreiter leerer Raum übrig bleibt. Hier auf gießt man den zuvor geläuterten, nur wenig verkühlten Zucker (feine Raffinade), mdem man auf '/, Kilo Zucker knapp V« Liter Wasser gegeben hat, in der Weise über die Früchte, daß, wenn man diese nicht sehr süß liebt, das Glas bis zur Hälfte mit Zuckersaft an gefüllt ist, und will man sie süßer haben, bis */4 voll. Die Flaschen werden dann sogleich gut luftdicht verschlossen, was durch Pergament papier oder mittelst Schweinsblase geschieht. Ersteres wird nur ange feuchtet, muß aber von stärkester Art fein, letztere wird erst in heißem Wasser grbrüht und nachher in kaltem gewässert. Die Festigkeit bez. Dichtheit des Verschlusses bedingt in erster Linie die gute Haltbarkeit der Früchte und ist hierbei die größte Vorsicht anzuwenden. Er wird am sichersten, wenn zwei Personen dabei behilflich sind, indem die eine das Papier bez. die Blase fest anzieht, während die andere den Bindfaden möglichst fest um den Hals des Glases anlegt und umbindet. Wer sich Flaschen mit Patentverschluß beschaffen kann, hat diese Arbeit natürlicherweise viel bequemer. Die so vorgerichteten Gläser kommen darauf in ein mit kaltem Wasser besülltes Gefäß derart, daß nur der Flaschcnverschluß nicht vom kochenden Wasser berührt werden kann. Auf den Boden dieses Gefäßes wird entweder ein Holzdeckel oder Heu gebracht, da andern falls die Flaschen leicht springen würden, auch hat man aus gleichem Grunde das Aneinanderfassen der Gläser während des Kochens da durch zu verhüten, daß man Heu zwischen dieselben bringt. Dieses Gefäß, wozu am besten ein eisernes verwandt wird, kommt über das Feuer und verbleiben die Gläser von dem Augenblick an gerechnet, wo das Wasser durch Aufwallen den Beginn des Kochens anzeigt, noch 20—25 Minuten in diesem heißen Bade, werden anch beim Herunter nehmen des Kochgefäßes nicht aus demselben genommen, sondern ver kühlen in demselben. Infolge des Kochverfahrens werden die auf diese Weise konser virten Früchte „Dunstfrüchte" genannt. Für dieses Verfahren eignen sich insbesondere: Erdbeeren (die selbst ihre natürliche rothe Farbe am besten hierbei behalten), Pflaumen und Kirschen, die entsteint werden, Aprikosen und Pfirsiche, deren Haut zuvor abgezogen wird, Himbeeren, Johannisbeeren, Reineclauden (ungeschält und mit Steinen) u. s. w. Es ist noch zu bemerken, daß jeder die Größe der zu verwendenden Gläser der Größe seines Haushaltes anpassen muß, da sich die Früchte der einmal geöffneten Gläser nicht länger als zwei Tage halten und deshalb sofort verbraucht werden müssen. Ebenso ist für die Haltbar keit der Dunstfrüchte ein kühler, besonders trockener Aufbewahrungs raum die grötzte Nothwendigkeit. Am ungeeignetsten dafür ist ein Kellerram, da dieser meist feucht; besser schon ist ein Schrank, meinem kühlen, trocknen Raume aufgestellt. Im Sommer ist der geeignetste Aufbewahrungsraum die dann nicht benützten Feuerungen der Zimmer öfen, auch die fogenannten Bratröhren in denselben. Immerhin ist aber ein öfteres Nachsehen der Gläser nöthig, um etwaige Pilzbildun gen, die sich durch den weißen Beschlag der obersten Fruchtschicht leicht kenntlich machen, schnell vorzubeugen. Diese Gläser läßt man dann ohne sie zu öffnen, nochmals 15 Minuten lang kochen, wenn man nicht vorzieht, diese schneller zu verbrauchen. Redaction» Druck und Verlag von H. A. Berger in Wilsdruff.