Volltext Seite (XML)
Meter bringen werde. Dazu muß bemerkt werden, daß für den Güter verkehr die Gotthardbahn von Deutschland und der Schweiz noch nicht in annähernd normaler Weise benutzt wird; aus Italien erhält die neue Straße noch bei weitem nicht, was ihr znfallen wird, wenn ein mal die Sache allseitig richtig im Gange ist, d. h. wenn die noch mangelnden Verbindungslinien, namentlich mit Genua, ausgeführt, die Tarife geregelt sind und die Zuleitung des Güterverkehrs in einer Weise erfolgt, wie es die Gotthardbahn zu beanspruchen berechtigt ist und wie es die Geschäftswelt fordern darf. Vaterländisches. — Am 11. d. M. fand vor dem Schwurgericht zu Dresden die Hauptverhandlung gegen die ledige Dienstmagd Anna Auguste Philipp aus Roitzsch statt wegen versuchten Mordes, falscher Anschuldigung und widerrechtlicher Freiheitsberaubung. Die am 5. Juni im könig lichen Entbindungsinstitute entbundene Angeklagte ist am 27. August 1859 in Roitzsch bei Wilsdrnff geboren, diente bis Anfang dieses Jahres im Gasthof zu Weistropp und miethete sich, nachdem sie einige Wochen zu Hause verbracht hatte, bei der verwittweten Fuhrwerksbe sitzerin Schattig in Dresden ein. Hier machte sie die vertraute Be kanntschaft mit einem Koppelknecht, welcher sich auch willens erklärte, sie, ungeachtet ihrer bevorstehenden Niederkunft, zu heirathen. Jetzt faßte die Verbrecherin den Plan, sich einer Baarschast zu bemächtigen, in deren Besitz sie ihre Logiswirthin wußte und wollte zu diesem Be- hufe dieselbe durch Gist tödten. Zuerst kaufte sie für 3 Pf. konzen- trirte Schwefelsäure und mischte davon einen Theelöffel voll in einen Teller Kartoffelsuppe, welche die Schattig am Abend verspeisen wollte. Die dem Tode Geweihte wurde aber durch Geschmack und Geruch der Suppe vom Essen abgehalten, ohne eine Ahnung von der Giftmischerei zu haben. Am Charfreitage erneute die schändliche Mörderin ihren Angriff auf ihre Logiswirthin, indem sie ein volles Päckchen Streich hölzerkuppen in deren Mittagsgericht aufweichte. Allein infolge des Giftes nahm das aus Gräupchen bestehende Gericht eine Färbung an, welche Frau Schattig vom Verspeisen abhielt. Man hätte glauben können, daß dies zweimalige Fehlschlägen die Angeklagte von ihrem abscheulichen Plane hätte abschrecken sollen. Dies geschah jedoch nicht, sondern sie benutzte den Besuch bei ihren Eltern, um sich eine Schachtel Phosphorlatwerge, das zu Rattengift dienen sollte, zu kaufen, in der vollen Kenntniß, daß dies eines der stärksten Gifte ist. Damit kehrte sie am 2. Feiertag in ihr Quartier zurück uud zufälliger Weise erkrankte Frau Schattig. Dieselbe ertheilte ihr den Auftrag, Thee für sie zu kochen, während die Philipp damit beschäftigt war, hörte die Schattig im Nebenzimmer ein Geräusch, das auf sie den Eindruck hervorrief, als habe die Philipp etwas beim Theekochen Ungehöriges begangen. „Je heißer, je besser, trinken Sie möglichst schnell!" äußerte die Gift mischerin, als sie den tödtlichen Trank ihrer Wirthin präsentirte, und da sich nun Frau S. sofort wieder überzeugte, daß der Thee irgend einen Zusatz enthalte, schickte sie nach der Polizei. Die Angeklagte versteckte sich inzwischen aus Angst auf dem Oberboden und gestand dann ohne Umschweife ihr Verbrechen ein, klagte dabei aber fälschlicher Weise ihren Geliebten, den betreffenden Koppelknecht an, sie zu den Mordversuchen veranlaßt zu haben. Infolge dessen wurde der voll ständig schuldlose Mensch 1 Woche und 3 Tage lang in Haft gehalten bis sich seine Unschuld erwiesen hatte, worauf die Philipp offen gestand, daß sie ihn grundlos beschuldigt hatte. Das nichtswürdige Frauen zimmer wurde zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechts verlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt. — Der Erdbeermarkt der Dresdner Gegend mag sich auf 80,000 M. beziffern, es ist aber wenig bekannt, daß der Kirschmarkt in seiner Totalität leicht noch über 400,000 M. hinausgreift. Sächsische Kirschen gehen nach Stockholm, Königsberg, Petersburg u. s. w. Der Kirsch pacht auf Rittergut Weistropp alleiu beträgt ost 4000 M. Unsere häufigsten Kirschsorten hier sind: Schwarzwilde, Troddelwilde, Roth zeitige, Cosiebauder Kurzstiele, Mai-, Herz- und Lederkirschen, Glas-, Doctor- und Weichselkirschen. Der Stetzscher Abgang hat vorherrschend Rothzeitige, die Höhen darüber haben viel Spiegelkirschen. Die hiesigen kleinen Sauerkirschen oder Weichsel» haben Ruf. Historisch beglaubigt hat sie der kaiserliche Feldarzt Klinghammer im Jahre 1714 aus der Sierra Morena in Spanien hierher verpflanzt. Die große süße Mai herzkirsche danken wir Ober - Oesterreich und die reichlich tragende „Battenburg'sche Herzkirsche" trägt ihren unterfränkischen Heimathsschein schon im Namen. — Nossen. In diesen Tagen hat sich in der Wagenfabrik von Gebr. Wagner ein Vorfall ereignet, der leicht die schlimmsten Folgen hätte haben können. Ein Arbeiter spielte mit einem alten Pistol und legte dasselbe, in der Meinung, daß es nicht geladen sei, auf einen andern Arbeiter an. Beim Abdrücken entladet sich ein im Pistol be findlicher Schuß und Letzterer trifft und verwundet den, auf welchen das Gewehr gerichtet war, am Arm und an der Brust. Der Getroffene, verheirathet und Familienvater, foll zum Glück nicht lebensgefährlich verletzt sein. — Am 1. Oktober d. I. treten in allen deutschen Bundesstaaten die neuvereinba rten Grundsätze für Anstellung von Militäranwärtern in Kraft, deren Kenntniß für alle Diejenigen, die die Beamtenlaufbahn einzuschlagen gedenken, von großer Wichtigkeit ist. Die Regierungen haben sich verbindlich gemacht, einen bestimmten Theil (die Hälfte oder zwei Drittel oder ein Drittel) der vorhandenen Subaltern- und Unter beamtenstellen, besonders auch im Bureaudienste, soweit derselbe eine technische oder wissenschaftliche Vorbildung nicht erfordert, nur mit Militäranwärtern zu besetzen. — In der Frage der Erbauung des Reichsgerichtsgebäudes ist jetzt die endgiltiae Entscheidung getroffen. Nach einer in Leipzig ein gegangenen Zuschrift des Reichsjustizamtes hat die Reichsregierung beschlossen, den im früheren botanischen Garten gelegenen, ihr vom Rathe Leipzigs angebotenen Bauplatz für das Dienstgebäude des Reichsgerichts unter den gestellten Bedingungen, vorbehältlich der Zu stimmung des Reichstages, zu erwerben. Wegen der Mittel für den Ankauf wird im nächsten Etat das Nöthige vorgesehen werden. — Geithain, 17. Juli. Unter den Mannschaften der Garnison ist seit vorgestern der Typhus ausgebrochen. Diätetfehler scheinen Ursache zu sein. Das alte Reithaus ist zum Lazareth umgewandelt worden, darin befinden sich 15 Typhuskranke, worunter jedoch nur zwei schwere Fälle. Seit gestern sind weitere Erkrankungen nicht vor gekommen. — Auerbach. Am Sonntag früh V-5 Uhr nach durchkneipter Nacht gingen einige Burschen spazieren. Einem plötzlichen Einfalle folgend, versuchten sie im nahen Teiche ein Bad zu nehmen. Den Andern voraus sprang ein 19jähriger junger Mensch, Namens Seidel, in die Fluth, die aber schlug, da die Stelle des Teiches zu tief war, über ihm zusammen. Die Andern, des Schwimmens unkundig, ent ¬ liefen, um Hülfe herbeizuholen. Diefe aber kam zu spät. S. wurde als Leiche an's Ufer gebracht. — Die in neuerer Zeit mehrfach geübte Art, säumige Steuer zahler durch ein Verbot des Wirthshausbesuches an ihre Pflicht zu erinnern, hat mehrere Gemeinden veranlaßt, sich zu gemeinsamer Unter sagung derart zu verbinden. Dadurch kann natürlich das Verbot durch den Besuch eines Nachbardorses nicht umgangen werden. Die betr. Bekanntmachung der vereinigten Gemeinderäthe lautet: „Um einem längst anerkannten öffentlichen Aergerniß zu steuern, haben die unterzeichneten Gemeindevertretungen beschlossen, allen Personen, welche als notorisch muthwillige Abgabenrestanten zu bezeichnen sind, den mit Aufwand verbundenen Besuch öffentlicher Tanzvergnügungcu und das Aufliegen, Zechen und Spielen in Gasthäusern und Schankstätten in hiesigen Gemeinden auf so lange zu verbieten, als dieselben ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen sind. Den betreffenden Gastwirthe» und Inhabern von Schankstätten werden seiner Zeit die Namen der artiger Personen untengenannttr Gemeinden bekanntgegeben werden und zwar mit dem ausdrücklichen Bemerken, dieselben unter Strafandrohung in ihren Schanklokalen nicht zu dulden. Ober-, Nieder-, Neuleuters dorf und Josephsdorf (bei Großschönau), den 7. Juli 1882. — In der letzten Sitzung des Gemeinderaths zu Cotta wurde einstimmig beschlossen, sämmtlichen Gastwirthen im Orte aufzugeben, daß vom 1. September d. I. an allen den ihnen durch die Gemeinde verwaltung verzeichneten Steuer- und Schulgeld-Restanten das Auf liegen, Zechen und Spielen in ihren Schankstätten zu verbieten, auch solchen Personen, sowie deren Kinder die Verabreichung spirituöser Getränke zu verweigern ist. — Oschatz. Das finanzielle Ergebniß des hier am 25. v. M. begangenen Gauturnfestes der sächsischen Niederelbe ist als ein sehr günstiges zu verzeichnen. Nach dem nunmehr erfolgten Rechnungsab schluß beziffern sich die Einnahmen von 2015,09 M., denen eine Ge- sammtuusgabe von 1313,25 gegenübersteht. Der Reingewinn, welcher der hiesigen Turnvereinskasie zufließt, beträgt somit 701,84 M. — Chemnitz. Das am 15., 16. und 17. Juli hierselbst abge haltene erste sächsische Kreisturnfest verlief begünstigt vom herrlichsten Wetter unter Theilnahme von 4l52 auswärtigen Turnern, welche 232 Vereine vertraten, programmgemäß in schönster Harmonie. Dergroße Festzug an dem sich ca. 6000 Personen mit 200 Fahnen und vielen Musikchören betheiligten, nahm seinen Weg durch die mit Fahnen, Flaggen, Kränzen, Guirlanden und turnerischen Emblemen geschmückten Straßen der Stadt und betrat unter dem jauchzenden Zuruf von gegen 24 000 Zuschauern durch eine reich dekorirte Ehrenpforte den Festplatz, woselbst, nachdem die Massen Aufstellung genommen, der Oberbürger meister Dr. Andro die mit einem jubelnd begrüßten „Gut Heil" endi gende Festrede hielt. Die Festhalle, 3000 Sitzplätze bietend, faßte be quem 4000 Personen und wurde im Innern während der Nacht durch 320 Gasflammen taghell erleuchtet, indeß die Kandelaber und Gas sterne an den Eingängen weithin in das Dunkel hinausstrahlten. Nach Beendigung der turnerischen Uebungen erfolgte die Vertheilung der Preise in einem besonders hierfür errichteten Raum. Der Stadtver ordnetenvorsteher Dr. Enzmann bestieg die Rednertribüne und leitete die Festlichkeit mit einer Ansprache ein, in welcher er der vortrefflichen Leistungen der letzten Tage gedachte, den Preisempsängern Glück wünschte und sie zu weiterem Streben ermuthigte, denjenigen, welche keinen Preis empfangen, aber empfahl, muthig fort zu üben, um sich später der Auszeichnung theilhaftig zu machen. — Nicht nur in der Kornkammer Sachsens, der Lommatzscher Gegend, sondern auch in mehreren Orten des Elbthales, z. B. in Naun dorf, Zitzschewig, der Lößnitz, Coswig, Radebeul, Serkowitz u. s. w. ist der Roggenschnitt im vollen Gange. Das Getreide steht in Garben und Puppen und wird, falls die günstige Erntewitterung anhält, auch gut zur Einfahrt kommen. Besonders erfreut sind die Oekonomen neben der ausgereiften Frucht über den herrlichen langen Halm, das zukünftige ausgiebige Stroh. Mittheilmigen über Obst- und Gartenbau. Rangliste der edelsten Rosen. Herr Dr. Fr. Schneider II. in Wittstock hat sich der mühevollen Arbeit unter zogen, eine Abstimmung von 3S8 Rosenzüchtern und Freunden zu veranlassen zu dem Zwecke, die Unsumme der gegenwärtig in den Katalogen aufgeführten Rosensorten aus eine kleinere Zahl der bewährtesten und empfehlenswerthesten Sorten zu be schränken. Das Resultat dieser Abstimmung hat er in einer Schrift veröffentlicht, die für Interessenten einen hohen Werth besitzt. Wir wollen nur die Rosen nennen, welche über 206 Stimmen als die empfehlenswerthesten erhielten. Es sind dies: ä. Remontant- und Bourbon-Rosen: Louis äs uei^e, Souvenir äs la Usl- inaisan, La Krauss, Usäams la Laronns äs Rotliselulä, Claris Laumont, Louis van Hoults, Lrinos Oamills äs Lokan, Lisrrs XottinA, Rsine äes vio lettes, Lanaskss ^Orleans L Noisette- und Theerosen: Souvenir ä'un ami, Uarssbal Xlel, (Loire äs Dizon. Als schönste Moosrose ist Louxxsrt st Hottinx vorausgestellt. Unter den beliebtesten Rosen hat noch Osnsral äaqueminot über SOO Stimmen erhalten, umsomehr, als sie auch unter den der Kält« am besten widerstehenden vor angestellt ist. Als beste Treibrosen sind genannt: äules Hlargottin, Louise Oäisr, Triumphs äs I'sxposition, äs la Reins, Nistrssse Losanquet, Hermosa, üloirs äs Dizou, Souvenir äs bäalmaison, lohn Hopper. Als beste Rosen zur Zimmerkultur werden vorangestellt: Hermosa, (Loire äs Dizon, Mstresss kosanquet. Als schönste unter den neuesten Rosen sind genannt: Oapitaine Okrist^, Lls- äame Claris Linker, Lsrlo äe L/ou, ^stsl Oarrisrs, Ru^sn kürst, äsan Lia- vauä, Lerls äes zaräins, Duodssss äs VaUomkrosa. Gegen Insektenfraß. Um junge Pflanzen gegen die Verheerung von Ungeziefer, namentlich gegen Schnecken und Erdflöhe zu schützen, wird von einem erfahrenen Gärtner neuerdings empfohlen, den Samen vor der Aussaat in Schwefelblumen zu wälzen. Um den Schwefel an den Körnern besser hasten zu machen, befeuchtet man sie zuerst ganz schwach mit Leinöl und bestreut sie dann mit dem Schwefelpulver. Alle Insekten sollen die Pflanzen aus so behandeltem Samen vermeiden. Man sucht dies dadurch zu erklären, daß der Schwefel beim Keimen und Aufgehen der Pflanzen schweflige Säure in Gasform im Boden entwickelt, die den Insekten zuwider ist. Wenn sich diese Erfahrung bestätigt, so würde sie nicht allein für Gärtner, sondern auch für Landwirthe, die auf diese Weise ihre Saaten vor Ungeziefer, namentlich RapS und weihe Rüben vor den Verwüstungen der Erdflöhe schützen könnten, von Wichtigkeit sein. Die sranzösischen Gärtner verwenden zu demselben Zweck auch Knoblauchsaft, Zu diesem Behufs werden Knoblauchzehen fein gestoßen, worauf der Brei mit einer kleinen Quantität Wasser verdünnt und in die Flüssigkeit der Samen 5—6 Stunden cingeweicht wird. Der scharfe Geruch, den der Boden und die Pflanzen beim Aus? gehen entwickeln, soll die Insekten zurückschrccken. Es ist übrigens bekannt, daß der Knoblauch ziemlich viel schweselähnliche Stoffe enthält. Das Einlegen der Früchte in Arak, ohne dieselben zu kochen. Dieses ungemein kräftig schmeckende Kompot wird in der Weise zubereitet, daß man in eine mit gut schließbarem Deckel versehene sauber gereinigte Terrine oder glasirten Topf Liter feinsten Weißen Arak gießt und giebt in solchen V, Kilo gut verlesene Erdbeeren und darüber '/»Kilo gestoßenen Rafflnadzucker, stellt sodann das