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Wochenblatt für Erschein: wöchentlich 2 Ma! (Dienstag und Freitag Abonnemcntsprcis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Znscratcnannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Ubr. für die Königl. Anttshauptmamlschaft zn Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Aweiundvierzigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostetet) Pf. d Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Amtsblatt Nr^47 Dienstag, den 13. Juni 1882. Bekanntmachung, Durchschnittspreise für Marschfourage betr. Die Königliche Kreishauptmannschast zu Dresden Hut die Durchschnittspreise für Marschfourage in dem Hauptmarktorte des hiesigen Bezirks, der Stadt Meißen, auf den Monat A^ril dieses Jahres folgendermaßen festgestellt: 8 Mark 13 Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 86 - - 50 - Heu, 2 - 44 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshnuptmannschaft Meißen, am 7 Ium 1882 v. Bosse. Bekanntmachung Die diesjährigen Grasnutzungen auf der Vogelwiese vor und hinter der Schießmauer, rechts und links an der Tharandter Straße und der Brücke, links am Mühlgraben und zwar vom Pichschuppen bis zur weißen Brücke sowie in den Stadtgräben sollen nächsten Donnerstag, den IZ. dieses Monats, Nachmittags 6 Uhr, im hiesigen Schützenhause unter den daselbst gestellt werdenden Bedingungen meistbietend verpachtet werden. Wilsdruff, am 12. Juni 1882. Der Stadtgemeinderath. — Ficker, Brgmstr. T a g k s g e s ch i ch t e. Der nun gedruckte und zur Vertheilung gelangte Bericht über die Verhandlungen der Tabakmonopolkommission des Reichstags hat nach den stürmischen Sitzungen der Kommission in den letzten Tagen noch einige Einschaltungen erhalten, auf denen die Herren Staats sekretär Scholz und Unterstaalssekretär von Mayr bestehen zu müssen glaubten. Diese Einschaltungen, soweit sie die Monopolfrage betreffen, wiederholen Gründe und Gegengründe, welche schon anderweitig während des langen Monopolstrcites bekannt geworden sind. Dagegen geben wir im Auszug den Schluß des Berichtes wieder, welcher die Ver handlungen über den Antrag Lingens enthält und ebenfalls in der Kommission durch die Einwürfe der Regierungsvertreter gegen die ur sprüngliche Fassung erheblich erweitert worden ist. Der angenommene Antrag Lingens lautet, nm ihn hier noch einmal im Wortlaut zu wiederholen: Der Reichstag wolle beschließen, zu erklären: „daß nach der erst durch das Gesetz vom 16. Juli 1879 erfolgten Erhöhung der Tabakssteuer eine weitere Belastung und Beunruhigung der Ta- baksiudustrie um so mehr unstatthaft erscheint, als die vorhandenen und in Zunahme begriffenen Einnahmen sowohl im Reiche als auch in den Einzelstaaten bei angemessener Sparsamkeit voraussichtlich Mittel bieten, die öffentlichen Bedürfnisse zu befriedigen und bestehende Mängel in der Steuer- und Zollgesetzgebung auszugleichen." Nach Ansicht der Kommission in ihrer überwiegenden Mehrheit wäre selbst für den Fall der erkannten Nothwendigkeit neuer Steuerbewilligungen einstweilen von einer weiteren Mehrbelastung des Tabaks ganz abzüsehen. Daß es im allgemeinen Interesse geboten sei, neue Steuern zu bewilligen, nimmt die überwiegende Mehrheit der Kommission aber überhaupt nicht an. Die Steuerquellen, welche in den letzten Jahren neu erschlossen sind, liefern im Allgemeinen noch nicht die starken Erträge, welche nach Ueberwindung des Uebergangsstadiums zu erwarten sind. Zudem wurde darauf hingewiesen, daß die Anhänger der jetzt herrschenden Wirthschaftspolitik sich von dem Verlassen der Bahnen der alten Zoll politik ja gleichfalls einen erhöhten Aufschwung des wirthschaftlichen Lebens der Nation versprächen, welcher Aufschwung, falls er eintreteu sollte, oder inzwischen bereits eingetreten sei, auf die Vermehrung der Reichseinnahmen günstig einwirken müsie. Dem gegenüber hob Staats sekretär Scholz hervor, daß, wie in den Motiven der Vorlage und in den Verhandlungen des Plenums bereits ausgeführt sei, „neue in direkte Steuern durchaus nöthig wären, wenn die Ziele der Reichs steuerreform verwirklicht werden sollten." Auf denselben Standpunkt stellten sich auch einige der Minorität angehörige Kvmmissionsmitglieder: „Die Meinung, daß die Erträge der jetzt bestehenden Zölle und Steuern im Reich ausreichen würden, um eine solche umfassende Steuerreform durchzuführen, sei völlig unhaltbar. Träte eine weitere Ausbildung des indirekten Steuersystems nicht rechtzeitig ein, so würden auch schon in Nothzeiten die Einzelstaaten gezwungen sein, die Mehrbedürfnisie durch Zuschläge zu den direkten Steuern aufzubringen. Geschähe das aber, so würden die unteren Klassen der Bevölkerung und der Grund besitz, welche durch die direkten Steuern in hohen Maße prägravirt seien, geradezu ruinirt werden. Die Annahme der Resolution sei des halb einer völligen Ablehnung der Steuerreform gleich zu achten. Am Sonntag fand im Marmorpalais bei Potsdam eine höchst interessante photographische Aufnahme statt. Der Kaiser ließ sich mit dem Kronprinzen, dem Prinzen Wilhelm und dem Urenkel, den er auf den Arinen hielt, photographiren, so daß in den genannten hohen Persönlichkeiten vier Generationen dargestellt sind. Die Nordd. A. Z. in Berlin will wissen, daß der sozialdemokra tische Reichstagsabgeordnete v. Vollmar, der durch seine Rede gegen das Tabaksmonopol viel Aufsehen machte, seit Jahren von dem Kaiser eine jährliche Beihülfe von nahezu 2000 Mark erhalte. Um einen Begriff von der großartigen Ausdehnung der Anlagen der Firma Friedrich Krupp in Essen zu geben, theilen wir mit, daß dieselbe 439 Dampfkessel, 450 Dampfmaschinen von zusammen 18500 Pferdekraft, 82 Dampfhämmer von 100 bis 50000 üg, 21 Walzen straßen, 1622 Werkzeugmaschinen, 1556 verschiedene Oefen, darunter 14 Hochöfen, 25 Lokomotiven und 5 Schraubendampfer von zusammen 78000 t (ä 20 Ctr.) Tragkraft besitzt. Die Jahresproduktion beträgt ungefähr 130000 t Stahl und 26000 t Eisen. Die Krupp'sche Ar beiterstadt ist bevölkert von beiläufig 15700 Arbeitern. Nach langem Familienrath soll man beschlossen haben, dem Wunsch der Nation uachzugeben, die Leiche Garibaldis nicht zu verbrennen, sondern in Rom auf dem Janikulus beizusetzen. In ganz Italien wird eine Subskription für ein Nationaldenk mal Garibaldis eröffnet. Palermo beschloß, für sich einebesondere Reiterstatue zu errichten. Der König und die Königin zeichneten aus ihrer Privatchatulle bedeutende Summen für das National-Monument Garibaldis. Die Stadt Neapel stellte 100,000 Franks dafür zur Disposition. In Florenz hielten 30,000 Personen einen Trauerzug durch die Straßen, in Mailand ebenfalls. Von Genua, Neapel und Palermo sind zahllose dichtbesetzte Dampfer nach Caprera abgegangen. Garibaldi hinterläßt seinen unmündigen Kindern Manlio und Clelia nur eine Versicherungspolice auf die englische Gresham-Company im Betrage von 25,000 Franks. Dublin, 9. Juni. Gegen 4 Gutsbesitzer in verschiedenen Orten des westlichen Theils von Irland sind gestern Abend Mordversuche unternommen worden. Die vier Pächter wurden sämmtlich erheblich verwundet. Nur in einem Orte wurden Verhaftungen vorgenommen. Die Hinrichtung des Attentäters Guiteau mittelst Strang soll nunmehr bestimmt am 30. d. M. im Hofe des großen Staatsgefäng nisses zu Washington stattfinden. Ans den Rath Deutschlands hat der Sultan einen Commissar nach Egypten geschickt. Derselbe hat im Lande der Pharaonen überall gute Aufnahme gefunden, auch statteten ihm die Admirale des eng lischen und französischen Geschwaders sofort ihre Besuche ab. Man sieht, was von Deutschland ausgeht, ist überall maßgebend und wird mit Vertrauen ausgenommen; warum? weil die deutsche auswärtige Politik die einzige in der Welt ist, die unbedingtes Vertrauen verdient, und das weiß man auch so ziemlich in der ganzen Welt. In Quedeck ist der ganze Bahnhof der Grand Trunkbahn ein Raub der Flammen geworden. Schade 3^ Millionen Mark. In Baku am Kaspischen Meere sind viele Naphthalagerstätten abgebrannt. Vaterländisches. — In der Stichwahl im Meißner Wahlkreise hat der fort schrittliche Baumeister Kaempffer 6653, der konservative Finanzrath Schillert 6232 Stimmen erhalten; es stehen nur noch einige kleinere Dörfer aus. Ersterer ist also mit etwa 450 Stimmen Mehrheit ge wählt. — Am Montag Mittag fand man in Kleinbauchlitz bei Döbeln in dem mitten im Dorfe gelegenen Teiche den Leichnam eines neuge borenen Kindes und am Teiche selbst Spuren, aus denen zu schließen war, daß die Mutter dieses Kindes jedenfalls in der Nacht vorher daselbst geboren habe. Dies bestätigte sich, denn die Mutter ward alsbald ermittelt. Sie ist eine 23jährige Person aus Z. bei Riesa, die in Großbauchlitz bei den Herren S. und W. als Wirthschafterin gedient hatte und gab selbst an, daß sie, von einem Besuche zurückkehrend, an diesem Teiche nachts von ihrer Niederkunft überrascht worden sei, und weil das geborene Kind kein Lebenszeichen von sich gegeben habe, sei es von ihr in den Teich geworfen worden. Die Sektion soll nun erst ergeben, ob das Kind gelebt hat oder nicht.