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tung nach der Grotte eingeschlagen, und kaum hatte ich in derselben Platz genommen, so hörte ich Stimmen, welche immer näher kamen — die des einen Mannes schien mir bekannt, und als sie näher kamen, sie gingen dicht an der Grotte vorüber, war ich außer Zweifel, daß einer dieser Männer der Baron Jllnow war. — Ich kannte ihn trotz der Maske, die er vor dem Gesicht trug." „Nun, und weiter?" fragte der Bater mit sichtlicher Unruhe. „O, Bater, der Baron sprach in Ausdrücken von Dir, die zu wiederholen ich außer Stande bin." „Und was könnten das für Ausdrücke sein?" „Erlaß mir das, Vater! — Nur das Eine will ich Dir sagen; er theilte seinen zerlumpten Begleitern mit, daß er Geld bei Dir in Empfang nehmen wollte, und erzählte, daß Friedrich in ihre Hände gefallen sei. — O, Vater, hüte Dich vor dem Baron! mein Herz sagt inir, daß er Dir Unheil bringt." „Du bist ein thörichtes Kind," entgegnete der Justizrath, indem er vergebens suchte, ein Lächeln zu erheucheln. „Deine Phantasie hat Dich Dinge hören lassen, an denen kein wahres Wort ist. Wohl war der Baron in einer gleichgiltigen Privatangelegenheit bei mir, doch handelt es sich weder um irgend welche Geheimnisse, noch um Geld. — Im Uebrigen rathe ich Dir, Deine nächtlichen Promenaden einzustellen, da sie sich für ein junges Mädchen nicht schicken." Ein abermaliges Klopfen ließ sich an der Thüre hören. Der Justizrath zuckte leicht zusammen, aber bald hatte er sich wieder gefaßt und fragte: „Wer da?" „Friedrich, Herr Justizrath!" „Gleich, Friedrich!" entgegnete er. Bevor der Justizrath dem vor der Thür des Zimmers warten den Friedrich gestattete einzutreten, wandte er sich nochmals seiner Tochter zu, in seinen Ermahnungen fortfahrend: Du siehst also aus der Ankunft Friedrichs, daß Deine aufgeregte Phantasie Dich Dinge hören ließ, an denen kein wahres Wort ist. Aber jetzt geh' schlafen, Konstanze, ich habe Friedrich noch einige amtliche Befehle zu geben." Die Tochter wünschte dem Vater eine gute Nacht und verließ mit einem tiefen Seufzer durch eine andere Thüre das Zimmer. Nachdem derJustizrath sich überzeugt, daß Konstanze sich entfernt hatte, schritt er zu der entgegengesetzten Thür, um Friedrich zu öffnen. Bleich und verstört trat dieser ein und bot durch zerrissene und beschmutzte Kleidung ein abschreckendes Bild. „Herr Justizrath," begann er mit zitternder Stimme, „der Baron muß mit dem Teufel im Bunde stehen, denn —" „Schweig, Feigling!" unterbrach ihn der Justizrath, ich weiß bereits, daß Du Dich betölpeln ließest und sehe daraus, daß ich Dir zu viel zugetraut." „Aber, Herr Justizrath, ich glaube, ich habe Ihnen bewiesen, daß —" „Schweig, sage ich!" donnerte ihn der Justizrath aufs Neue ent gegen. „Du bist der Mann nicht, den ich brauche. Im Uebrigen brauche ich Dir nicht erst Schweigen zu empfehlen, denn Du weißt, daß Du vollständig in meine Hände gegeben bist." Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ließ den Diener allein. Dieser richtete sich in die Höhe und murmelte vor sich hin: „Pfeift der Wind daher? — Nun denn, ich werde auf meiner Hut sein. — Falle ich, so reiße ich Dich im Sturze mit nieder und sage mit Schiller: Arm in Arm mit Dir zum Blutgericht — Arm in Arm mit Dir zur Hölle! Es soll mich kitzeln, Bube, mit Dir ver- verurtheilt zu sein!" (Fortsetzung folgt.) Mitlheilungeu über Obst- und GlMeuban. Der Landesobstbau-Verein. Es ist erfreulich zu berichten, daß der mit der Reorganisation des Landesobstbau-Vereins erhoffte Anschluß gleichwirkender Vereine im Lande in gewünschter Weise erfolgt ist, denn nach dieser Reorganisation haben sich demselben inzwischen mehrere bisher abseits stehende Vereine angeschlossen, sodaß zur Zeit der Landesobstbanverein für das König reich Sachsen aus 30 Bezirksobstbauvereinen mit 2897 persönlichen und 119 korporativen Mitgliedern besteht. Bei den geringen Opfern, die infolge des Reorganisutionsstatutes von den einzelnen Bezirksvereinen gefordert werden und den Vortheilen, welche dieselben durch ihren Anschluß an den Landesobstbauverein ge nießen, steht auch der Anschluß der übrigen im Lande wirkenden Ver eine noch in Aussicht, so daß dann der Landesobstbauverein in Wirk lichkeit die Centralstelle aller Bestrebungen zur Hebung unserer heimischen Obstkultur sein wird. Der Rhabarber (KIreum). von B. R. Der als Zierpflanze so vielfach angewandte Rhabarber wird in dem größten Theile Sachsens als Küchenpflanze noch gar nicht ge würdigt, obgleich er ausgezeichnetes Kompot und höchst wohlschmeckendes Gemüse giebt. Zu Kompot verwendet man die dicken Blattstiele, die man scharf am Stamm abschneidet, schält, in zolllange Stückchen schneidet und nicht allzuweich in wenig Wasser kocht, und darauf reichlich Zucker und feineres Gewürz (meist giebt man hierbei der Zitronenschale den Vorzug) hinzufügt. Das letztere dämpft den „medizinischen" Beige schmack, der nicht jedem angenehm ist. Da der Rhabarber Zitrouen- und Apfelsäure enthält, ist der Geschmack des Kompots dem vom Apfelmus ähnlich, und deshalb in der Zeit, wo die Aepfel selten und nicht mehr wohlschmeckend sind, besonders werthvoll. Von Mai bis August sind die Blattstiele verwendbar, im Mai und Juni aber am wohlschmeckendsten. Möchten recht viele Leser einen Versuch mit 6—8 Stielen Rhabarber machen: ich bin überzeugt, sie werden das Kompot als eine Bereicherung ihrer Küche ansehen und dauernd beibehalten. Der Gummifluß bei den Steinobstbäumen. Diese am meisten bei den Süßkirschen-, Aprikosen- und Pfirsich bäumen auftretende Krankheitserscheinung, welche durch verschiedene Veranlassung hervorgeruken sein kann, ist daran zu erkennen, daß Mengen von Gummi durch einen krankhaften Umbildungsprozeß der fertigen Zellen erzeugt werden. Dieses Gummi tritt in großen klaren, weißlichen, oder dunkleren, braunen Tropfen aus den Pflanzentheilen hervor und vereinigt sich zu einer zähen, später spröden Masse. Rührt die Krankheit von unzeitigen Verwundungen her, so ist leicht Abhilfe zu schaffen, der Gummiheerd muß dann ausgeschnitten und das Wachs thum des Baumes durch alle Mittel, die zu Gebote stehen, befördert werden. Gefährlicher dagegen ist die Erscheinung des Gummiflusses, wenn derselbe ohne vorhergegangene Verletzung sich an Bäumen em- stellt, oft schon an jungen Stämmchen in der Baumschule, wo dann ganze Quartiere an dem Uebel leiden können; an alten Bäumen tritt in dem Falle das Uebel an verschiedenen Theilen gleichzeitig zu Tage. Dem Ausfluß des Gummi's geht hierbei die Bildung eines Wucher- gewebes voraus, das vermöge seiner weichen Beschaffenheit von vorn herein zur Auflösung leicht geneigt ist; hier ist in der Regel die Boden beschaffenheit des Standortes die Ursache des Uebels. Gegen diese Grundursachen nun hat man sich bei der Bekämpfung des ohne äußere Veranlassung entstehenden Gummiflusses zu wenden. Man wird zunächst lokal einwirken müssen, um eine Gleichförmig keit in der Holzbildung wieder herzustellen und dies wird bei soeben erst entstehendem Uebel am besten durch Schröpfen des Stammes bewerk stelligt werden, wo dagegen das Uebel schon älter, wird ein Ausschneiden des Gummiheerdes vorauszugehen haben. Zugleich hat aber auch eine zweckentsprechende Abhilfe im Boden stattzufinden. In der Regel ist es ein zu schwerer, das Wasser zu lange haltender Thonboden, ans welchem der Gummifluß am intensivsten auftritt. Auf solchen Bodenarten bleiben die Bäume am längsten in Vege tation, reifen im Holze am schlechtesten, leiden vom Frost am leichtesten und zeigen in der sonst üppigen Entwickelung ihrer Zweige die meisten Unregelmäßigkeiten. Bei eintretendem Gummifluß wird man al>o in solchen Bodenarten die Wasscrzufuhr zu vermindern haben. Reicht die Drainage nicht aus, dann werden solche Mittel, wie das Abdecken oder theilweise Abstechen von einzelnen jüngeren Wurzelpartieen am Platze sein. Die Apfelbaumgespinnstmotte (tt>ponomsuts makinvlla). In den letzten Jahren sind unsere Aepfclbäume mehrfach von diesem Schädlinge auf empfindliche Weise heimgesucht worden und auch Heuer schon kann man die Gc- spinnste wahrnehmen, in welchen die Raupenkolonien gemeinsam leben und Welche sich schließlich, wenn nichts dazu geschieht, über den ganzen Baum verbreiten. Der Schädling kommt nur an den Aepfelbäumcn vor und zeichnet sich, wie alle Motten, durch gestreckte Flügel aus, deren schmale vorderen weiß sind und mehrere Längsreihen schwarzer Pükntchen tragen. Die Fransen der grauen Hinterflügel sind gleichmäßig hellgrau. Das löfüßige, in der Grundfarbe schmutzig-gelbe Räupchen findet sich im Mai, anfangs Juni oft in verheerender Menge an Aepfelbäumen ein, welche mit den Gespinnsten oft vollständig überschlciert sind, nachdem die einzelnen Gesellschaften sich so ausgebreitet haben, daß ihre Gespinnste alle zusainentreffen. Die Raupen fressen weniger die ganzen Blätter weg, als daß sie dieselben skelettiren, welche dadurch aber ebenfalls in ihren so wichtigen Funktionen gestört werden, wes halb ein der Art geschädigter Baum entweder gar keine oder doch nur verkrüppele Früchte tragen wird und auch noch im folgenden Jahre die Folgen dieser Schwächung empfindet. Die Raupen sind gegen Ende Juni ausgewachsen und verpuppen sich nun in einem Cocon, welchem nach 14 Tagen der Schmetterling entschlüpft. Die befruchteten Weibchen legen ihre Eier an der Rinde der Zweigspitzen in länglichen Haufen ab, aus diesen entschlüpfen schon in etwa 4 Wochen die Räupchen, welche überwintern und erst im Frühjahr an das Laub gehen. Sobald sich im Frühjahre die Gespinnste an den Aepfelbäumen zeigen, müssen sie sammt den Raupen zerstört werden, aber sehr vorsichtig, weil diese bei der Störung sich schleunigst einzeln an einem Faden herab- lassen, um zu entfliehen. Am zweckmäßigsten zerdrückt man sie gleich mit den Händen wozu man einen alten Handschuh anziehen kann. Professor Dr. Taschenberg giebt als Vertilgungsmittel das kräs.ige Bespritzen der Bäume mit einer Lösung von Schwefelkalium (l Theil in SOO Theile Wassew, bei trüber Witterung vorgenommen, an. I. Grell in Hechingen empfiehlt folgendes sehr einfache Mittel zur Vertilgung der Raupennester: Man nimmt eine leicht za hantierende Stange, spaltet dieselbe am spitzen Ende bringt in den Spalt eine Schwe felschnur, zündet diese an und fährt damit unter den Nestern her. Die Raupen fallen darnach tvdt aus den Nestern zur Erde nieder und kann ein Mann auf diese Weise Viele von diesen Schädlingen in einem Tage tödten. Statt dieser Vorrichtung kann das Zerstören der Insassen dieser Nester mittelst ein.r Petroleum-Raupeufackel vor- genommen werden, doch muß dies, um Schaden an den Bäumen zu verhüten, mit größter Vorsicht und Schnelligkeit geschehen, da sich, wie schon bemerkt, die Raupen an Fäden an die Erde herunterlassen, so muß man, wo dies thunlich, durch Unter, lagen von Tüchern Vorkehrungen treffen, diese Flüchtlinge zu fangen, um sie dann zu vernichten. Die Verordnung, betreffend den Verkauf und das Feil hakten von Petroleum. Bei dem allseitigen Interesse, welches die mit der obigen Ueber- schrift versehene kaiserliche Verordnung vom 24. Februar 1882 (Nr. 7 des Reichsgesetzblattes von diesem Jahre) sowohl für das Publikum, als auch speziell für Geschäftsleute hat, bringen wir in Nachstehendem den Wortlaut dieser Verordnung: 8 1. Das gewerbmäßige Verkaufen und Feilhalten von Petroleum, welches unter einem Barometerstände von 76O Millim. schon bei einer Erwärmung auf weniger als 21 Grad des hunderttheiligen Thermo meters entflammbare Dämpfe entweichen läßt, ist nur in solchen Ge fäßen gestattet, welche an in die Augen fallender Stelle auf rothem Grunde in deutlichen Buchstaben die nicht verwischbare Ueberschrift „feuergefährlich" tragen. Wird derartiges Petroleum gewerbmäßig zur Abgabe in Mengen von weniger als 50 Kilogr. feilgehalten oder in solchen geringeren Mengen verkauft, so muß die Inschrift in gleicher Weise noch die Worte: „Nur mit besonderen Vorsichtsmaßregeln zu Brennzwecken verwendbar" enthalten. ß 2. Die Untersuchung des Petroleums auf seine Entflammbarkeit im Sinne des § 1 hat mittelst des Abel'schen Petroleumprobers unter Beachtung der von dem Reichskanzler wegen Handhabung des Probers zu erlassenden näheren Vorschriften zu erfolgen. Wird die Untersuchung unter einem anderen Barometerstände als 760 Mm. vorgenommen, so ist derjenige Wärmegrad maßgebend, welcher nach einer vom Reichs kanzler zu veröffentlichenden Umrechnungstabelle unter dem jeweiligen Barometerstunde dem im 8 1 bezeichneten Wärmegrade entspricht. 8 3. Diese Verordnung hat auf den Verkauf von Petoleum in den Apotheken zu Heilzwecken keine Anwendung. 8 4. Die Verordnung tritt mit dem 1. Januar 1883 in Kraft. Wenn auch bis zu dem Inkrafttreten dieser Verordnung noch eine ziemlich lange Zeit ist, so werden doch diejenigen, welche sich mit dem Verkauf von Petroleum befassen, sehr wohl daran thun, die Abschlüsse für den Bedarf des Winters nur mit der Bedingung einzugehen, daß ihnen Petroleum geliefert wird, welches den obigen Anforderungen entspricht. Wer dies nicht mehr kann, wird gut thun sein Petroleum rechtzeitig untersuchen zu lassen, um nicht später durch Konfiskationen und Geldstrafen Verluste zu erleiden. Zur Untersuchung des Petro- leums auf seine Entflammbarkeit ist gleichzeitig der Abel'sche Petro leumprober bestimmt worden. Dieser Petroleumprober ist ein ziemlich komplizirtes Instrument und die mit denselben erhaltenen Angaben werden nur dann als gültig angesehen, wenn derselbe genau nach dem im Reichsgesundheitsamt befindlichen Normalapparat gearbeitet und justirt ist. vr. Geißler in Dresden hat für sein Laboratorium einen solchen Ap parat anfertigen lassen (einen der ersten die überhaupt angefertigl worden), für dessen Genauigkeit er volle Garantie übernimmt, derselbe kann von Interessenten während der üblichen Geschäftsstunden gern in Augen schein genommen werden. Der Preis für eine Untersuchung von Petro leum auf seine Entflammbarkeit mittelst dieses Apparates beträgt nur 1.50 Mark. Redaction, Druck und Verlag ron H. A. Berger in Wilsdruff.