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— Dresden. Se. Majestät der König wird sich anfangs dieser Woche nach Darmstadt begeben, um dem großherzoglich hessischen Hofe ! einen Besuch abzustatten. Währenddem gedenkt Ihre Maj. die Köni gin, einige Tage in Marawetz in Mähren zuzubringen. — Für die Jäger ergaben sich in diesem Jahre gute Aussichten, da über die zu erwartende Rebhühnerjagd von verschiedenen Seiten mitgetheilt wird, daß die neuerlichen heftigen Regengüsse auf dieBrü- tung wenig schädlich eingewirkt zu haben scheinen und sich seit einigen Tagen bereits zahlreiche Küchlein sehen lassen. Der Hasenstand ist ebenfalls vielversprechend, wie man denn bei warmem sonnigem Wetter den jungen Satz in reicher Zahl aus Getreide und anderer Feldfrucht hervorkommen sieht. Ueber den Rehstand in unseren Waldungen wird ebenfalls nnr Zufriedenstellendes berichtet. — Im Gasthofe zu Scharfenberg vergriffen sich am 10. April die Handarbeiter Ernst Hermann Schreiber ans Bergwerk und Johann Karl Fuhrmann aus Gauernitz an dem Gemeindeältesten Schöne, der sie zur Ruhe weisen wollte. Die 4. Strafkammer ahndete das Ver gehen Schreibers mit 10 Monaten, dasjenige Fuhrmanns mit 14 Tagen Gefängniß. — Die Hilfskomitees zu Gelenau und Drebach mit Umgebung haben nach gegenseitigem Austausch sich iu Freundschaft dahin geeint, zwar nebeneinander fortzubestehen, sonst aber Hand in Hand zu gehen, um die allgemeine Noth in ihren Bezirken mit ihren Hilfsmitteln zu bekämpfen. Der gegenseitige Bericht hat Nothstände aufgedeckt, die anfangs gar nicht zu erkennen, die es aber beiden Hilfskomitees zur unabweisbaren Pflicht gemacht haben, noch mehr zu bitten, da die Noth größer und die Hilfe nöthiger, als man geglaubt. Möchten auch diese Zeilen Herzen erwecken, zu geben und zu spenden, wo der Scha den nicht mit einer Million Mark ausgeglichen werden kann. Leider sind die Vermißten in Drebach, der Mühleubesitzer Dost und sein Knappe Wagner aus Mildenau, noch immer nicht aufgefunden, sodaß die beiden Familien doppelt tief zu beklagen sind. — Plauen, 13. Juni. Bei einem Handwerksburschen, welcher hier um das Stadtgeschenk anhielt, hat die Schutzmannschast eine Stockflinte, sowie Pulver und Munition vorgefunden. Derselbe trug den Mechanismus zerlegt auf der Brust, das Rohr benutzte er als Stock unter Aufschrauben eines besonderen Griffes auf dasselbe. Der Bursche besaß gefälschte Legitimationspapiere; seine Ablieferung an die Königl. Staatsanwaltschaft ist erfolgt. — Gestern früh gegen 3 Uhr ist ein gefährlicher Einbrecher hier festgenommen worden. Auf dem „Felsenschlößchen" war ein Tanzkränzchen bis gegen 3 Uhr früh. Als Herr Martin, der Besitzer des Etablissements, das Gas abgedreht hatte, schlich sich ein Mann ein und huschte, nur mit Strümpfen bekleidet, neben Herrn Martin vorbei in das Innere des Wohnhauses, unter wegs einen Schlüssel, welcher die Saalthüre sperrt, an sich nehmend. Ohne etwas bemerkt zu haben, begab sich Herr Martin in seine Wohn stube. Als er diese später nochmals verließ, stieß er auf jenen Mann, der eine eiserne Klammer und eine Zange in der Hand hatte. Herr Martin schaffte den Strolch in die Gaststube, wo er ihn von Bedien steten bewachen ließ, während er selbst die Polizei herbeirief. Man fand bei dem Einbrecher, einem 62jährigen, kürzlich erst aus dem Zuchthause entlassenen Mann, eine Reisetasche und darin Gegenstände, welche von Diebstählen in der Umgegend und in Schleiz herrühren. — Laut statistischer Uebersicht über die 180 Sparkassen im Königreich Sachsen pro Monat April a. c. erfolgten in diesem Zeitraum 7,699,364 Mark Einzahlungen und 8,711,215 Mark Rück zahlungen; zusammen in den ersten 4 Monaten des Jahres 1882 be trug die Summe der Einzahlungen: 34,758,209 M., die der Rück zahlungen 32,748,370 M. Es wurden demnach gegen das Vorjahr 2,129,988 M. mehr eingezahlt und 680,164 M. mehr zurückgefordert. — Am 6. Juni entdeckte, wie der „Dr. Anz." mittheilt, der Gendarm Cilly im Dorfe Reinhardtsgrün bei Zwickau in einem Stalle auf alten Lappen und halbverfaultem Stroh liegend eine zum Skelett abgezehrte, unbekannte, in Lumpen gehüllte Frauensperson, welche später als die 50jährige taubstumme Schwester eines dortigen Gutsbesitzers rekognoszirt wurde, die derselbe vor ca. 30 Jahren mit dem Gute zur Verpflegung übernommen hatte und von deren Existenz fast kein Dorfbewohner mehr wußte. Die Bedauernsioerthe ist in bessere Pflege gebracht und der Fall der Staatsanwaltschaft angezeigt worden. — Chemnitz. Am 8. Juni früh fand man die 15 Jahre alte Tochter der Wittwe K. in Gablenz in der Stube, durch Kohlengas erstickt, todt auf. — In Schönau brannte zu derselben Zeit die zum Rittergut gehörige Mühle in kurzer Zeit gänzlich nieder. Leider ist dabei ein IV4 Jahre altes Kind ums Leben gekommen. Der Vater desselben hatte es gerettet und in einem Korbe in den Garten gesetzt. Während er nochmals in das brennende Haus eilte, um die anderen Kinder zu holen, war nach seiner Rückkehr das erstere verschwunden. In dem Glauben, es sei jedenfalls in guten Händen, wurde der un glückliche Vater jedoch schrecklich getäuscht; das Kind war von unbe kannter Hand mit dem Korbe an einen anderen Platz getragen und dort mit geretteten Sachen überschüttet worden, worunter es den Er stickungstod fand. — In einem Fremdenzimmer des Gasthauses zum Sächsischen Hof in Königswartha hat sich am 12. d. der Hotelbesitzer Franke aus Dresden erschossen. Der Genannte war 57 Jahre alt und seit dem 9. d. in Königswartha zum Besuche seines in der dortigen Krankenanstalt befindlichen Sohnes aufhältlich. In einem auf dem Tische des Sterbezimmers vorgefundenen Zettel hat derselbe um Ueber- führung ferner Leiche nach Dresden behufs Beerdigung auf dem dor tigen Kirchhofe gebeten. Vermischtes. * In Altenburg ereigneten sich am Sonntag Abend komische Dinge. Es wurde um 11 Uhr das Gas in der Gasanstalt alle, so daß die ganze Stadt in Finsterniß eingehüllt war. So sahen sich die Herren Restaurateure genöthigt, ihre Gäste noch vor der ortsüblichen Polizeistunde zu verabschieden. Am schlimmsten aber wurde die Kata strophe, als Herr Circusdirektor Herzog, um den Circusbesuchern den Heimweg zu erleuchten, elektrisches Licht entzünden ließ, denn Plötzlich erscholl vom Thurme herab das Feuersignal und die Feuerwehr wurde alarmirt. Dadurch entstand eine entsetzliche Unordnung, von allen Seiten strömten in der rabenschwarzen Dunkelheit die Menschen zu- brenne"' rief „Feuer", aber Niemand wußte, wo es eigentlich 0, plitz, 16. Juni. Heute wurden hier zwei Fremde, angeblich -orAlner, verhaftet, welche im Leihamt unter auffallenden Umständen r?IN oufeinanderfolgend goldene Uhren und Pretiosen versetzten und die Pfandscheine sofort anderwärts verkauften. Die Fremden kamen von Dresden. In ihrem Gepäck wurden noch weitere 24 goldene Uhren, mehrere Ringe, Pfandscheine des Dresdner Leihamtes nnd diverse Schlüssel gefunden. Sie besitzen keinerlei Reisedokumente, vermochten sich betreffs des rechtmäßigen Besitzes der Goldwaaren nicht auszuweisen und verwickelten sich in allerleiMidersprüche. Nur einer trug Geld bei sich. Außerdem hatten sie dem Zimmerkellner des Hotels eine bedeutende Baarsumme zur Aufbewahrung übergeben. * Gute Aussichten. Die Eröffnung der Gotthardbahn wird auch für die Versorgung Deutschlands mit Nahrungsmitteln, nament lich mit Geflügel, Früchten und Gemüsen aus Italien von großem Einflüsse werden. Wie die „B. P. N." erfahren, hat soeben ein ita lienisches Handlungshaus mit der königlichen Eisenbahndirektion in Berlin einen Frachtabschluß über noch in dieser Saison zu befördernde 500 Waggons mit Geflügel und Gemüsen bewirkt. * Bremen. Die 22 Jahre alte Tochter des Arbeiters Köhler, welche mit ihrem Vater in Unfrieden lebte und von den Eltern separirt in einem andern Hause wohnte, hat am 9. d. M. früh, während der Abwesenheit des Vaters, sich zu ihrer an Rheumatismus krank dar niederliegenden Mutter begeben und diese mit einem Beile und einem Messer in furchtbarer Weise ermordet. Eingestandenermaßen war sie schon lange mit dem Entschlusse der grausen That umgegangen, um sich in den Besitz eines Sparkassenbuches zu setzen, auf welchen der Muster und ihre eigenen kleinen Ersparnisse standen. Nach vollbrachter blutiger That stürzte das Mädchen wie wahnsinnig auf die Straße und schrie, ihre Mutter liege erschlagen im Hause. Sie fiel dann weinend auf die Knie und flehte den Himmel an, er möge für die Entdeckung des schändlichen Mörders sorgen. Zwar fand man Blut spuren an ihrer Kleidung, aber sie erklärte, sich am Finger verletzt zu haben. Daß sie selbst die Mutter erschlagen haben könne, den entsetzlichen Gedanken wagte zuerst Niemand zu fassen. * In dem Dorfe Woltersdorf bei Neuruppin brach am 14. d. M. Mittag auf eine unaufgeklärte Weise Feuer in einem Tage löhnerhause aus, wobei leider sechs Kinder verbrannten. Vier derselben waren ins Bett gekrochen und glaubten sich dadurch zu retten. * Wassersnoth. Aus Temesvar 10. d. wird der „N. Fr. Pr." berichtet: Gestern Nachmittag um 5 Uhr entlud sich über Wer sch etz und dessen Umgebung ein furchtbares Gewitter. Das Flüßchen Messics ist durch das Gebirgswasser rapid angeschwollen. In Werschetz wurden einige Häuser und eine steinerne Brücke weggerissen, auf welcher zahlreiche Personen, besonders Schulkinder, standen, welche das An schwellen des Wassrrs beobachteten. Sämmtliche auf der Brücke befind lichen Personen sind ins Wasser gestürzt, von denen jedoch viele ge rettet wurden; wie viele umgekommen sind, ist noch nich festgestellt. Zehn Leichen wurden bereits gefunden; überdies werden mehrere Schul kinder vermißt. Eine zweite Brücke zeigt große Sprünge. Militär hält dieselbe abgesperrt. * Hämorrhoiden. Diese tief im Organismus wurzelnde, häufig von Generationen her angeerbte, weitverbreitete Krankheit kann, wenn sie einmal eingewurzelt ist, nicht durch Arzeneien allein geheilt, sondern nur durch ein länger fortgesetztes diätetisches Regime, vielleicht in Ver- bindnng mit einer Wasserkur, wessentlich gemildert werden. Da aber die wenigsten Patienten sich zu solchen Kuren entschließen können, so tragen sie gewöhnlich das Uebel bis an ihr Ende mit sich herum. Gefährlich ist es an sich, d. h. wenn nicht andere Krankheiten hinzu treten, nicht und es giebt viele Hämorrhoidarier, die zu hohem Alter gelangen. Dagegen wird es oft wegen der begleitenden Beschwerden, wie Völle und Schwere im Unterleib, Kreuzschmerzen, schmerzhafte Knoten am After, die entweder trocken sind (blinde Hämorrhoiden) oder Blut entleeren, Verstimmung des Gemüthes, starke Blähungs beschwerden, Verschleimung u. a. mehr, sehr lästig. Durch vieles Mediziniren wird das Uebel meist nur verschlimmert. Das diätetische Verhalten ist in dieser Beziehung die Hauptsache. Ein sogenannter Spezialarzt stellt in dieser Beziehung folgende Regeln auf: „Man lebe mager, esse nicht zu viel, genieße möglichst wenig geistige Getränke, dagegen viel Wasser. Man mache sich täglich wenigstens zwei Stunden Bewegung im Freien. Sorge für tägliche leichte Oeffnung, welche am besten durch Kaltwasserklystiere bewirkt wird, die man früh eine halbe Stunde vor der gewöhnlichen Zeit des Stuhlganges geben läßt, un gefähr 1/2 Liter an Menge. Sie bringen in vielen Fällen Erleichterung, ja selbst Heilung." * Gräßliche Erinnerung. Zu Lamia in Griechenland ist un längst im Alter von 94 Jahren der Mann verstorben, den einst die Türken zwangen, den Spieß vorzubereiten, an welchem sie den berühmten jungen Freiheitshelden Athanasius Diakos braten wollten. Philios Alexin war Zimmermann in Lamia, als Omer Brionis Pascha nach der unglücklichen Schlacht an den Thermopylen den jungen DiakoS gefangen in die Stadl schleppte und ihn zu dem grauenhaften Tode, jebendig am Spieße gebraten zu werden, verurtheilte. Am 14. (26.) April 1821 wurde das unmenschliche Urtheil vollzogen, zu dem der junge Alexin das Handwerkszeug liefern mußte. Niemals in seinem langen Leben hat der arme Mann diesen Tag vergessen und das Bild des jungen schönen Helden, der dem furchtbarsten Tode muthig ent gegenging, ist niemals in seiner Seele erloschen. * Berlin. Eine schreckliche Mordthat ist, nachdem sie bereits seit mehreren Tagen begangen, erst Sonnabend Nachmittag entdeckt worden. Ein Familienvater, der Schuhmachermeister Bartsch, in der Weißenburger Straße 64 wohnhaft, hat seine Frau, seine drei Kinder und sich selbst durch Gift, den Anzeichen nach durch Arsenik, ums Leben gebracht. HanMerlMdlungen vor dem Königl. Schöffengericht zu Wilsdruff, am 23. Juni a. c. Vorm. 9 Uhr gegen den Tuchmacher Gustav Weller aus Kirch berg wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung. Vorm. '/4IO Uhr gegen Amalie Auguste verehel. Wachsmuth geb. Jähnigen von hier wegen Diebstahls und Betretens fremder Grund stücks Für die Ueberschwemmten in Gelen au ginge» bei uns ein; Herr Amtsrichter Dr. Gangloff 5 Mark, R. B. in Sora 50 Pf. E. S. in Lampersdorf 50 Pf. Weitere Gaben nimmt gern entgegen die Exped. d. Bl. Für die Ueberschwemmten in Drebach rc. gingen bei und ein: Herr Amtsrichter l)r. Gangloff 10 Mark, R. B. in Sora 50 Pf., E. S. in Lampersdorf 50 Pf. Weitere Gaben nimmt gern entgegen die Exped. d. Bl. 2 Paquete Lckuarck sVvduer zur Post.