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nicht, dasselbe verkauft, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Strafsenat, vom I. Dezember v. I., wegen fahrlässiger Tödtung unter Außerachtlassung seiner Berufspflicht nach Z 222, Absatz 2 des Straf gesetzbuches zu bestrafen, wenn das von ihm verkaufte Schweinefleisch trichincnhaltia ist und infolge des Genusses den Tod von Menschen verursacht hat. — In Mylau brach am 6. d. M. gegen halb zwölf Uhr Nachts auf bis jetzt noch unermittelte Weife Feuer aus und sind etwa 13 Wohnhäuser abgebrannt und gegen 40 Familien obdachlos ge worden. — Rechtsanwalt Dr.Koch in Chemnitz und vieledasigeBürger haben an Se. Mast König Albert ein Gesuch gerichtet, das vom Reichsgericht bereits bestätigte Todesurtheil gegen den Mörder Türpe, Angesichts der Scheußlichkeit des vorliegenden Verbrechens, „ohne Gnade" vollziehen zu lassen. Wilsdruff. Die Rechnung aus die Zeit vom 1. Juli bis 31. December v. I. der am 1. Juli v. I. ins Leben gerufenen allge meinen Krankenunterstützun gs- und Begräbnißkafse der Gewerbsgehilfen und Dienstboten hiesiger Stadt weist eine Ge- sammteinnahme von 593 Mk. 75 Pf. ans, welche erzielt worden ist 1) durch Erhebung von 557 M. 71 Pf. Monatssteuer der Mitglieder, 2) - Einzahlung - 1 - 55 - Bestand der aufgelösten Wag- nergesellen-Krankenkasse, 3) - » » 28 » 34 - Bestand der aufgel. Kürschner ¬ gesellen «Krankenkasse, 4) - - - 5 - 40 - Beitrag der Fleischerinnung von Aufnahme u. Lossprech ungen der Lehrlinge, b) - Gutschrift - — » V5 « Zinsen auf das Sparkassen buch 26283. Sa. w. o. Die Ausgaben der Cafse belaufen sich auf 508 M. 48 Pf. und zwar: 26 M. 99 Pf. für Inventar (außerdem sind von der städtischen Armenkasse 3I4 M. kB Pf. einstweilen verlagsweise be stritten worden), 51 « 40 - an in ihrer Behausung verpflegte Kranke nach H 12 des Statuts be zahlte Unterstützungen, 28 - — - Aufwand für die im Krankenhause Untergebrachten, 44 - — » Botenlöhne, 285 - 5 - Medikamente und Arzthonvrar, 37 « 75 - diverse Ausgaben, -35 » 29 - dem Reservefond überwiefene, in der Einnahme unter 2—4 specificirte Posten, uts. ES bleibt sonach ein baarer Cassenbestand von 85 M. 27 Pf. am Schlüsse des Jahres vorhanden. In ärztlicher Behandlung befanden sich wahrend des Rechnungs halbjahres 45 Mitglieder. Gesteuert haben im Juli 272, im August 266, im September 269, im Oktober 263, im November 262 und im December 251 Mitglieder. Nach den hier vorliegenden Thatsachen, welche ein ganz erfreu liches Bild der Prosperität gewähren, darf man sich wohl der Hoff nung hingeben, daß das jugendliche Institut sich fest einbürgern und zum Segen seiner Mitglieder sowie zum Besten der ganzen Stadt lange Jahre bestehen werde, zumal da die Erbauung eines eigens zum Krankenhause bestimmten Gebäudes von der Stadtgemeiudevcr- tretung durch Ansammlung eines Fonds in Erwägung gezogen ist. — Stenographie. Die Redezeichenkunst war früher auf einen nur kleinen Kreis beschränkt, weil man in ihr nur ein Hilfsmittel zur genauen Wiedergabe von Kammerverhandlungen erblickte. Seitdem sich aber deren außerordentlicher Nutzen für alle diejenigen gezeigt, welche Gehörtes oder Selbstgedachtes schnell zu Papier bringen sollen und wollen — und wie viele gehören in unserem schreibseligen Jahr hunderte zu dieser Zahl —, seitdem ihr großer Werth sür die Ent wickelung des Denkvermögens überall Geltung und Anerkennung ge funden hat, weil sie, namentlich nach der Schöpfung Babelsbergers, eine auf streng gegliedertes, wissenschaftliches System ruhende Kunst ist, welche den Geist an schnelles Denken und Auffasseu gewöhnt, hat sich das Bcdürfniß des Unterrichts in der Stenographie allseitig gel tend gemacht; an vielen Studienanstalten wird derselbe ertheilt, gehört auch häufig zu ihren fakultativen Lehrgegenständen. In der That werden auch alle Zwecke, zu welchen man die gewöhnliche Schrift ver wendet, durch die Stenographie ungleich besser erreicht, weil sie eine viel raschere Schrift und weniger mühevoll ist; daher verdient sie mit Recht einst Gemeingut der deutschen Nation zu werden. Für Errei chung dieses schönen Zieles ist namentlich unser engeres Vaterland nicht nur durch die stets anregende und unterstützende Thätigkeit des König!, stenographischen Instituts bestrebt, sondern es arbeitet auch ein Gesammtverein der Gabelsb. Stenographenvereine Sachsens, welcher zur Zeit 74 Körperschaften mit ca. 2500 Mitgliedern umfaßt. Am 24. v. M. feierte der hiesige Gabelsbergersche Stenographen- Verein sein 2. Stiftungsfest, zu welchem auf Einladung auch die Glieder des dasigen stenogr. Damenvereins und andere geehrte Gäste erschienen waren, durch entsprechende Vorträge in Rede und Gesang. Mittheilungell über Obst- und Gartenbau. Rathschläge bei Anschaffung von Gemüsesamen. Bei den Fehlgriffen, die Jedermann schon bei Bestellung von neuen Gemüsesorten nach den Katalogen der Handclsgärtnereien ge macht hat, sind gewiß die Rathschläge bemerkenswerth, die ein Erfurter Handelsgärtner, Herr Huck, darüber in der Monatsschrift „Der Haus garten" macht. Er schreibt: Wer ohne selbstgemachte Erfahrungen und ohne Rath Anderer Samensorten wählen muß, der wähle für den Anfang von Blumenkohl, Kraut, Wirsing u. s. w. mehr die klein- als großköpfigen Sorten, indem dieselben zu sicherer Ausbildung kommen, als die großen. Von Möhren und Karotten sind die kleineren und mittleren Sorten mehr als die großen für den Garten selbst geeignet; die letzteren paffen mehr für die Feldkultur. Von Salat ergeben die früheren Sorten mit kleinen Köpfen eine zeitigere Ernte, während die meisten großköpfigen Sorten etwas später sind Und eine Verlängerung des Gebrauches möglich machen. Wer bis zum Herbst hinein Salat wünscht, dem ist der Anbau von Pflück salat mit anznempfehlen, doch auch eine Aussaat von Kopfsalat im Juni liefert im Herbst noch Köpfe. Von Zwiebeln sind die gewöhnlichen bekannten Sortm den neueren, meist aus dem Süden stammenden, vorzuziehen, denn sie kommen besser zur Reife und werden so haltbarer für den Winter. Von Gurken ist südländischer Samen gänzlich zu verwerfen, in dem diese viele Ranken, aber nur wenig Früchte geben; man suche deshalb stets inländischen Samen davon zu erlangen. Das bessere Gedeihen der Gurken hängt viel von Lage und klimatischen Verhält nissen ab und für viele Gegenden sind d.'shalb kleine und mittellange Sorten den langen Schlangengu ken vorzuziehen. Am meisten ist die Erfurter grüne mittellange Gurke zu empfehlen, doch wer lange, schöne Salatgurken wünscht, der findet in der langen grünen und in der chinesischen Schlangengurke zwei bewährte Sorten. Bei Erbseu hüte man sich, die neueren, mit fremden Namen ver sehenen Sorten gleich in großer Menge anzuschaffen, denn viele von ihnen sind auch nicht besser als die älteren Sorten, kosten aber oft mehr als das Vierfache in der Anschaffung, so daß oft der Ernteertrag die Aussaatskosten nicht deckt. Von Bobuen giebt es eine ganze Menge guter Sorten und sind diese in Beanspruchung bedingter Lage und Bodenverhältnisse am wenigsten wählerisch. Die meisten Buschbohnenarten sind frühtragend, ueigen aber schnell zum Hartwerden und Reifen der Schoten. Um länger Schneidebohnen zu haben, muß man deshalb lieber zu verschie denen Malen Aussaaten machen. Vorzügliche Sorten von ihnen sind insbesondere die Schlachtschwert- und die Wachs-Flageolet-Bohnen; von Stangenbohnen ist die schon ältere Schlachtschwert- meist auch allen anderen vorzuzieheu, obgleich fast alle im Handel vorkommenden Sorten gut sind. Die härteste unter ihnen ist die arabische oder Feuer bohne, welche bis zum Herbst hinein, aber nicht ganz so zarte Schoten als die anderen trägt. Bei Sorten, die eine längere Keimkraft bewahren, wie Kohlarten Salate, Gurken, Erbsen, Bohnen, thut man wohl, sich davon gleich auf mehrere Jahre hinaus anzuschaffen, denn erstens geben manche ältere Sorten bessere Erträge als frische und zweitens erprobt man gleich im ersten Jahre deren Qualität und hat so, wenn diese gut ist, auf mehrere Jahre hinaus die Gewißheit, guten, zuverlässigen Samen zu besitzen. Samen von Kerbelrüben, Pastinaken und Zwiebeln hält sich nicht lange keimfähig »nd darf davon nur das vorerst nöthige Quantum angeschafft werden. Dann bestelle man seinen benöthigtcn Samen nicht zu spät, am besten im Februar, weil dann noch die Samenlager vollständig und mau nicht so, als bei späterer Bestellung, Gefahr läuft, alten, weniger keimfähigen Samen zu erhalten.. Vermischtes. * Ein Aufsehen erregendes Ereigniß bildet dem B. T. zufolge in Berlin das allgemeine Stadtgespräch. Der Platz an der Jnvaliden-Säule dient von jeher der Jugend als Spiel- und Tummel platz. Auch neulich Abend in der sechsten Stunde belustigten sich hier drei Knaben mit allerlei Spielen. Es waren: der zehnjährige Herm. Büttner, der zwölfjährige Fritz Pätzold und fünfzehnjährige Wilhelm Lehmann. Der Posten an der Jnvaliden-Säule, der Füsilier Werner von der 9. Compagnie des Garde-Füsilier-Regiments, forderte die Knaben wiederholt auf, sich von den eingezäumten Rasenplätzen zu entfernen. Die übermüthigen Jungen achteten jedoch der Mahnungen nicht, verhöhnten sogar den Soldaten. Als dieser nun zu schießen drohte, wenn sie nicht die Rasenplätze räumen würden, und als er sein Gewehr, vor den Augen der Knaben lud, liefen diese zwar ein paar Schritte nach der Kesselstraße zu davon, doch nur, um dann stehen zu bleiben, den Posten aus's Neue zu verhöhnen und sogar mit Steinen zu bewerfen. Der eine der Knaben rief dabei: „Der schießt ja doch nicht!" Nun feuerte der Posten in der Tbat sein Gewehr ab. Die Kugel dieses einzigen Schusses (denn deren mehr will der Soldat nicht abgegeben Haden) nahm einen so verhängnißvollen Lauf, daß sie alle drei Knaben getroffen hat. Der Pätzhold erhielt den Schuß in die rechte Brustseite, so daß er bereits nach etwa fünf Minuten eine Leiche war; Büttner wurde gleichfalls in der rechten Brustseite schwer ver wundet und brach nach wenigen Schritten zusammen, während Lehmann nur einen Streifschuß am linken Arme davontrug. Nach der Aussage des schnell herbeigeholten Dr. Arnheim ist der Zustand des schwer- verwundeten Büttner ein sehr ernster, wenn auch nicht absolut hoff nungsloser. Der Knabe wurde nach dem Kaiserin-Augnsta-Hospital befördert. Der Füsilier Werner wurde sofort abgelöst und ist gegen denselben die Untersuchung eingeleitet worden. Die norddeutsche Feldpost hat im Kriege von 1870/71 89,659 OM Briefe und Postkarten, 2,354310 Zeitungen, 43 Mill. Thlr. Dienst- gelder, 16,842 460 Thaler Privatgelder, 126 916 Dienstpackete und 1,853 686 Privatpackete befördert. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am Sonntag Sexagesimä Vormittags predigt Herr ?. vr. Wskl. Nach dem 2. Einlauten Beichte und nach der Predigt heilige Communis«. Nach übereinstimmenden Urtheilen einer groben Reihe angesehener scbwoiroe, öovtoehon lind örtere, perct /Werlo und vieler meöielnl- rcken roaöneheiticn haben sich die von tpotbokoe Mob See nöl ja Lad»ltbsu»an aus 8 h»olroe rwö ciaaikeäuwen bereiteten Lchweizcrpillcn durch ihre glückliche Zusammensetzung, ohne jeg- üchc, den Äörpcr schädigenden «iahe in allen allen, wo cd angczcigt erscheint, eine eelrlar» atlnaeg hcrdeizüjiihren, »eromm ongo» von L-ck o und Schleim ru vwtsnnon. das SW« r» neinigsa sowie ö»n gonroa Voe^ntmosoopaeol neu zu belebe» und zukeöNigen als ein easHor. 8 cboees robweerlas «lrlconöos buligos Uoil Mittal dov-tibet welches Jedermann cmpsohlcn zu werden verdient.' Man verlange ausdrücklich »Np lii-k. »n ittll - welche nur iu Blechdosen enthaltend l>0 Pille» » M. I.— und kleineren VcrsuchSdole» tu Pillen i üh Pj. abgegeben werden. Ll^- klebe Schachtel hohler Sotu-e Mon muh nebenstehend angeführtes trtignett. das weihe Lchmencrkrcuz im rothen Grund darstellend und mit dem NamenSzug des VersertigcrS versehen, tragen. ^rorpocta, welche n. A. auch zahlreicheUrlheile ans n-achkrcijen über ihrcWirkungen enthalten, sind in den nachvcrzcichneicn Apotheken „rotlr zu haben. Apotheker I/vutner in Wilsdruff und Apotheker Loxltakn in Hohenstein.