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Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freita Abonnementspreis vierteljährlich I Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. Abonnenientspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag IS Uhr. MsdrM, ThamM, Jnseratenannahme Montags u. Doanerstag- bis Mittag 12 Uhr. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. A mtsb! att für die König!. Anitshauptmannschast zn Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Zweiundvierzigstcr Jahrgang. Nr. 4 1882. Freitag, den 13. Jinuar Erstatteter Anzeige zufolge ist ain 1. November v. Jo. aus der Knechtekammer des dem Gutsbesitzer Ric-rich in Helbigsdorf gehörigen Guts ein Deckbett mit blau- und weißstreifigem Julet und weißem Ueberzug und ein weißleinenes U. U. gezeichnetes Betttuch spur- und verdachtlos gestohlen worden, was behufs eventueller Ermittelung des Diebes und Wiedererlangung des Gestohlenen andurch be kannt gemacht wird. Wilsdruff, den 9. Januar 1882. Der Königliche Amtsanwult. Friedrich. Tagesgeschichte. Am vergangenen Montag haben Bundesrath und Reichstag ihre Thätigkeit in vollem Umfange wieder ausgenommen. Im Bundes- rathe gelangten nur Gegenstände von beschränktem Interesse zur Be- rathuug und Erledigung, dagegen beanspruchten die Verhandlungen des Reichstages schon durch das Eingreifen des Fürsten Bismarck in die Debatten erhöhte Aufmerksamkeit. Den Hauptpunkt der im Ueb- rigen nicht sehr umfangreichen Tagesordnung bildete die Interpellation deS Lcntrumsabgeordneten Freiherrn v. Hertling, ob es in der Absicht der verbündeten Regierungen liege, die bestehende Fabrikgesetzgebung besonders in Hinblick auf die Sonntags- und auf die Frauenarbeit einer weiteren Ausbildung zn unterziehen. Nachdem der genannte Abgeordnete in längerer Rede seine Interpellation begründet hatte, "griff Fürst Bismarck das Wort zur Erwiderung der Interpellation. Derselbe erklärte die Bestrebungen der Interpellation für verfrüht, sie seien nur mit den beabsichtigten andern Reformen auf sozialpolitischem Gebiete vereinbar und werde es im April möglich sein, die Ausführ ungen des Vorredners in Verbindung mit andern Reformgesetzen zu beantworten. Mit der Beschränkung der ausacdehntcu Arbeitszeit müsse man vorsichtig sein, sonst könnte man die Arbeiter durch strenge Ge setze empfindlich schädigen; ebenso lasse sich die Frauen- und die Svnn- tagsarbeit nicht strikte beseitigen. Schließlich betonte der Reichskanzler seine Sympathie für die Interpellation, er warne aber vor nnerfüll- baren Erwartungen; während der nun folgenden Rede des Abgeord neten Richter-Hagen verließ der Reichskanzler den Saal und das Haus. Die Rede des genannten fortschrittlichen Abgeordneten war reich an den üblichen Ausfällen desselben gegen die Wirthschaftspolitik des Fürsten Bismarck, im Uebrigen erklärte sich der Redner mit der Inter pellation einverstanden, nicht aber mit der vorgeschlageuen Schabloni- sirung der Maßregeln. Die Verhandlungen über die Interpellation des Freiherrn v. Hertling wurden am Dienstag fortgesetzt. Berlin, 10. Januar. Der „Reichs-Anzeiger" publizirt eine Bekanntmachung des Ministers des Innern, wonach die Eröffnung des Landtages am 14. Januar Mittags 12 Uhr erfolgt. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Anläßlich des am Sonnabend Publi- zirten Erlasses des Kaisers cirkulirt hier eine Dankadresse, welche sich mit zahlreichen Unterschriften bedeckt. Das „D. T." berichtet: Wie wir Horen, beschäftigt sich der Reichskanzler lebhaft mit de» Arbeiten für die sozialpolitischen Vorlagen, welche im Frühjahr an den Reichstag gelangen werden. Er kvnfcrirt zu diesem Zwecke mit dem durch seine Schriften wohl bekannten früheren österreichischen Minister Schäfsle und steht auch zn dem Professor Adolph Wagner in fortlaufenden Beziehungen Beide Herren speisten am Sonnabend im Verein mit dem Minister v. Bötticher, den Geh. Rächen Lohmann und Roltenburg und dem Baron Heykiug bei dem Fürsten Nach Tische bildeten die Arbeiter- Versicherung und die mit ihr zusammenhängenden Fragen den Gegen stand einer längeren Unterhaltung, deren Fortsetzung in Aussicht ge nommen wurde. Zu dem wenigen Guten, was uns das Jahr 1881 gebracht hat, gehört die Thatsache, daß die Ueberzeugung von der Nothwcndrgkeit einer Beschränkung des sozialen Uebels durch die Mitarbeit der ganzen menschlichen Gesellschaft sich in weiten Kreisen Bahn gebrochen hat und daß Fürst Bismarck als Reichskanzler dieser Frage, der wich tigsten Frage unseres Jahrhunderts, näher getreten ist. Gut Ding will Weile haben und eine so schwere und tiefgreifende Sache erledigt man nicht kurzer Hand. Zwar ist das Unfallvcrsichernngsgcsetz noch nicht zu Staude gekommen, aber seine Aussichten sind entschieden besser als bisher; die Ueberzeugung, daß die Gesellschaft nicht ruhig der Noth der Arinen und Alten zusehen, darf, gewinnt zusehends an Gel tung. Das sind nur Keime, die nusgestreut sind und die vielleicht noch länger Zeit brauchen, um aufzugehen und Frucht zu tragen, sie werden sich aber kräftiger entwickeln und das Jahr, in welchem sie gelegt worden sind, zu einem sehr denkwürdigen machen. Aus Rom wird berichtet, Fürst Bismarck habe dem italienischen Botschafter in Berlin, wie dieser melde, die Erklärung abgegeben, daß er nie mit dem Papste über die Frage der weltlichen Macht ver handelt habe. Auch der „K. Z." schreibt man aus Berlin: Der Papst behauptet fortwährend, er sei iw Vatikan ein Gefangener. Die Frage, um die eS sich also handelt, ist die, ob es möglich sei, ihm eine freiere Stellung zu gewähren und zwar mit Zustimmung der italienischen Regierung. Er scheint das zu glauben. Aber mit aller Bestimmtheit kann behauptet werden, daß die deutsche Regierung am allerwenigsten daran denkt, qn die italienische Regierung die Forderung zu richten oder auch nur den Wunsch zu äußern, Rom als Haupt stadt aufzugeben. Das Mißverständlich wäre vielleicht gar nicht er folgt, wenn die Sondirungsversnche statt in der „Post" vielmehr in der „Germania" erschienen wären, wohin sie eigentlich gepaßt und gehört hätten. Das Kriegsminlsterium in Berlin hat sich durch die im Laufe des letzten Jahres wiederholt aufgetretenen epidemischen Krankheiten unter den Militärpferdeu veranlaßt gesunden, allgemein für alle Muitärställe die Herstellung und sorgfältige Handhabung ausreichender Ventilationseinrichtuugen vorzuschrciben. In der betr. Anweisung ist die Nothwendigkeit reiner Luft für die ausgestellten Pferde, na mentlich auch bei Nachtzeit dringlich betont und bestimmt angeordnet, daß in Lucillen, in welchen noch keine künstliche Ventilationseinrich tungen, namentlich keine ständig wirkenden Dunstschlote eingerichtet sind, niemals alle Fenster und Thüren zugleich geschlossen halten werden dürfen. Besonders aber ist darauf hingewiescn, daß mit aller Sorgfalt für thunlichste Reinhaltung der Lust in der Umgebung der Stallungen gesorgt weiden müsse, und daß deshalb Aborte, Dünger plätze rc. thunlichft von den Ställen entfernt angelegt und häufig ge- ^"'"igt und dcsinfizirt werden sollen. Man muß wünschen, daß die selbe Fürsorge von ^aiidwlrrncn ih.,.». bestände gewidmet werden möge. Enorm groß find die Verluste, welche alljährlich durch Viehstc'rbeu die Landwirthschast erleidet. Die — trotz sehr hoher Prümiensätze — fast durchweg ungünstige Lage aller Vwhversicherungsgcsellscha giebt den besten Beweis hiefür. Daß aber die ungenügende Reinlichkeit bei der Viehhaliung, namentlich die dumpfen — meist aller Ventilation entbehrenden Stallungen eine große Mitschuld an dem häufigen Auftreten von Krankheiten unter dem Vieh und anderem bösen Ausgang tragen, ist längst von ein sichtigen Lhicrärzten erkannt. Wenig aber ist zur Besserung geschehen. Auch hier heißt cs vor Allem: Hilf dir selbst! Auch hier ist ein Gebiet, auf welchem jeder Landwirth ohne ncnnenswerthe Opfer, ledi glich durch den guten Willen, die für nothwendig erkannte sorgfältige Lüftung der Ställe streng durchführen, sich vor erheblichen Verlusten sichern, seinen Vichstand wesentlich kräftigen und verbessern und somit feine ganze Wirthschaft heben kann. Die am Sonntag in Frankreich stattgefnndenen Senatorenwahlen dürften ganz nach Wunsch Gambettas ausgefallen sein. Die Repub likaner gewannen 21 Sitze und wurden ihrer überhaupt 56 gewählt, während die Konservativen nur 12 Kandidaten durchbrachten. Da noch 9 Stichwahlen erforderlich sind, steht eine weitere Verstärkung der republikanischen Elemente mit Sicherheit zn erwarten und wird es Gambetta dann nicht schwer fallen, auch im Senat für seine Re formpläne die von ihm gewünschte Majorität zn finden. Vaterländisches. — Postalisches. Einschreibsendungen werden gegen eine be sondere Gebühr von 20 Psg. für jede einzelne Sendung im Post- dicnstzimmer auch außerhalb der gewöhnlichen Postdienstftunden zur Beförderung mit nächster Gelegenheit angenommen, wenn die Ein lieferung eine halbe Stunde vor dem Abgänge dieser Beförderungs- Gelegenheit erfolgt. — Eine vollständige Sonneufinsterniß findet am 17. Mai 1882 statt. Die Verfinsterung dauert 5 Stunden, beginnt um 5 Uhr Morgens und wird vollständig um 10 Uhr. Dann wird es erst ganz Tag. — Im Hinblick auf die bevorstehende Herausgabe eines Landes- gcsangbuches dürsten einige Mrttheilnngen über das älteste evange lische Gesangbuch Sachsens, welches im Jahre 1525 zu Zwickau er schien. gewiß von allgemeinerem Interesse sein. Nach der Meinung des dortigen Chronisten Ur. Herzog ist der Verfasser desselben wahr scheinlich der schon seit 1521 in Zwickau eingestellte intime Freund Luthers, Stadtpsarrer N. Nicolaas Hansmannn. Dieses erste Ge sangbuch erschien in Taschenformat, enthielt auf 56 Seiten 24 Lieder mit Melodie und befindet sich noch in der Zwickauer Nathsbibliothck. Die meisten Lieder sind von Lacher; doch sind darin auch Cruciger, Speratus und Iustus Jonas vertreten. Ein zweites reichhaltigeres Zwickauer Gefangbuch erschien um 1600 und wurde vom dortigen Superintendenten Ur. Wolfrum herausgegeben. Es ist gleichfalls noch aus der Zwickauer Rathsbibliothek vorhanden und enthält 130 Lieder (ohne Melodieen), darunter einige von Ur. Wolfrum selbst gedichtete. — In Bezug aus die aus der Staatskasse an die Geistlichen des Landes zu zahlenden Gehaltszulagen hat sich die Finanzdepututiou