Volltext Seite (XML)
Eines Tages kam Seeberg in höchster Aufregung in dasSchulzen- Amt gestürzt und berichtete mit unsicherer Stimme: „Mein Freund ist verschwunden! Klimmt nur und sebt, wv er Hingeratheu ist." Der Schulze war ein alter behäbiger Mann, er verlangte eine ruhige Aufklärung und der Schuster erzählte: „Als ich heute Morgen an Borrmanns Thür klopfte, gab er keine Antwort. Na, dacht ich, er schläft noch, und weil ich Geschäfte hatte, ging ich wieder fort; über als ich vor einer Stunde zurückkam, sucht ich ihn gleich wieder auf. Merkwürdig genug, ich mochte immer pochen, er öffnete nicht. Endlich ging ich ans Fenster und klopfte dort. Ich rief immer lauter, aber Niemand gab mir Antwort. Nun riß ich wieder au der Thür und donnerte mit den Absätzen daran. Na, wenn er herauskvmmt, wird er mich schon anfahren, dacht ich., aber was halfs! Warum mochte "kr nicht hören und ich hämmerte darauf los, daß mir jetzt noch die Ferse weh thut; aber es blieb drinnen todtenstill. Nun bitl ich, daß sich das Gericht hineiumengt, denn mein guter Freund muß ganz fort oder todt sein!" „Ist wohl nicht so schlimm," meinte der Dorfschulze in seiner be quemen ruhigen Weise. „Doch, er ist todt, oder irgendwie zu Schaden gekommen," ent» .,grgnete der Schuster, „mir hats die Tage schon geahnt, daß ein Un glück passiren würde." „Ja, was soll denn geschehen?" fragte der Schulze. „Sie müssen die Wohnung von Amtswegen öffnen, um zu er mitteln, was eigentlich vorgefallen ist," erwiderte Seeberg. .„Wollen mir nicht bis morgen warten, er kann ja verreist sein," sagte der Andere. Der Schuster schlug sich vor der Stirn. „Sie haben Recht, da fällt mir etwas ein," rief er lebhaft. „'S wär freilich nicht hübsch von Borrmann, aber möglich wärs doch." „Was denn?" fragte der Schulze. „Ich erzählte meinem alten Freunde vorgestern, daß da drüben in Mühlbach ein Baner beim Graben eines Brunnens alte Münzen und Urnen aufgefundeu hätte. Ich fragte Borrmann, ob ich hingehen und sie kaufen solle, und er meinte, er wolle sich die Geschichte über legen; er habe von dem Zeuge übrig genug und könne sie nur kcurfen, wenn sie sehr billig zu haben wären. Nun ist er gewiß selber heim lich hingegangen, ich hält' ihm freilich eine solche Falschheit gar nicht zugetraut.'" Der Schulze antwortete nicht, er fand in feiner bäuerischen Ver schlagenheit ein solches Benehmen ganz in derOrdnung-r warum sollte Meister Borrmann nicht versuchen, etwas selber zu kaufen, wenn er es dadurch billiger haben konnte? — „Aber er müßte doch schon zurück sein," begann der Schuster von Neuem. „Mühlbach ist ja nur drei Meilen von hier." „Er wird sich verspätet haben," entgegnete der Schulze. „Warten mir ruhig bis morgen." Obwohl Seeberg bedenklich den Kopf schüttelte, mußte er sich doch bei dieser Erklärung beruhigen, denn er kannte schon Len alten Schulzen, der sich nicht leicht aus dem ruhigen Geleise bringen ließ. Erst am Abend des anderen Tages entschloß sich endlich das Dorfgericht auf das wiederholte Drängen des Schusters dazu, das Haus des Zimmermeisteks mit Gewait zu öffnen. Jeder Winkel wurde dabei durchstöbert: aber von dem Gesuchten war nicht eine Spur zu entdecken. Las in einer Seitenkammer stehende Bett befand sich in einer Lage, als ob es von seinem Bewohner rasch verlassen worden. Die Decke war zurückgefchlagcn und der Pfühl eingedrückt. Vielleicht hatte Borrmann seine kleine Reise angetreten, ohne sein Bett in Ordnung gebracht zu haben. In seiner Wohnung konnte ihm kein Unglück zugestoßen sein, wenigstens deutete nichts darauf hin. Seeberg, der die Einrichtungen des Hauses genau kannte, erklärte mit großer Entschiedenheit, daß alles noch an seinem Platze sei. Es fehlte auch nicht das Mindeste. Es mnßte dem Manne also auf dem Wege nach Mühlbach etwas begegnet sein. „Ich weiß schon, mein armer Freund ist todt," klagte der Schuster und ließ traurig den Kopf hängen. „Das ist ja nicht gewiß," meinte der Schulze, .„er wird schon wiederkommen. Warten wir bis morgen." „Nein, dann ist es zu spät!" erklärte Serberg mit großer Festigkeit. , „Wenn nicht bald etwas geschieht, wird das Verbrechen nie ermittelt." „Ach was, Verbrechen! Das ist ja dummes Zeug! Er wird schon wiederkommen", dabei blieb der Mann. Seeberg konnte sich mit dieser bequemen Auffassung der Dinge zücht befreunden, sondern rille sofort aufs Landrathamt, da er bei dem Schulzen weiter kein Gehör sand. Hier wurde feiner Anzeige eine ganz andere Beachtung zu Lheil, denn der Schuster wußte seine Sorge über den Verbleib des Freundes noch schärfer zu begründen. „Borr mann hat sich gewiß ein gut Stück Geld mit auf den Weg genommen, um all' die Alterthümer zu kaufen", war seine Ansicht. „Es ist also gar keine Frage, daß er unterwegs überfallen und beraubt worden. In der ganzen Umgegend wußte man ja, daß er reich war, denn er kaufte alle Merkwürdigkeit zusammen und das kann kein Armer." Die ländliche Behörde mußte den Auseinandersetzungen des Schu sters Recht geben, und nun wurden die nöthigen Hebel in Bewegung gesetzt, um den Verbleib des Zimmermeisters zu ermitteln. Ein Tag nach dem andern verstrich; aber Borrmann kam nicht wieder und ebenso wenig ließ sich die leiseste Spur entdecken, welches Schicksal er genommen habe? Nun konnte nicht länger gezweifelt werden, daß hier ein Verbrechen vorlag und der wunderliche Alte aus seinem Gange nach Mühlbach beraubt und ermordet worden. Niemand hatte ihn unterwegs gesehen; freilich war die Straße dahin ziemlich einsam, sie zog sich an sumpfigen Wiesen hin, mündete dann in ein kleines Erlengebüsch aus und zuletzt kam noch ein ziemlich dichter Kiefernwald. Wohl war in dieser Gegend feit vielen Jahren kein Verbrechen vorgefallen, dennoch bot gerade diese Straße die passendste Gelegenheit, eiuen einsamen Wanderer zu überfallen und zu beseitigen, ohne baß eine Entdeckung so leicht zu fürchten war. Und daß Borrmann ermordet worden, darüber konnte zuletzt kein Zweifel mehr herrschen. Es vergingen Wochen und er kam nicht wieder; eine genauere Durchsuchung der Wohnung stellte fest, daß mit dem Zimmer meister auch das sämmtliche Baarvermögen verschwunden sei. In dem alten Geld schrank befanden sich einige Eisenbahn-Aktien und Staats papiere, nur nicht ein Pfennig baaren Geldes. Er hatte dies also sicher auf seine Reise mitgenommen, um in Mühlbach jene Merk würdigkeiten zu erwerben. (Fortsetzung folgt.) HsHsr'Lobs Lxislworko wsrdsu alljährlich nm äisss 2sit angsküuäigt, nm bald darauf als Olauspuukt auk lausenden von Weihnachtstischen die kost- barstsn Lachen ?n überstrahlen. öcus Oeberssugung ruken vir einem stecken 2nr Was kann wohl der Oatte der Oattin, der Lräu- tigam der Lraut, der b'rsund dem Dreande Lchöneres und Will- kommeneres schenken? Ls vergegenwärtigt glücklich verlebte stunden, lacbr und scherst durch seine bald Leitern — erbebt Herr undOsmütb durch seine ernsten Weisen, versebouebt 1'rau- rigkeit nnä Udancbolie, ist der be8te Osssllschafter, des Rin- samen treuester brennt!; nnä nun gar kür äen Leistenden, äen Kranken, äen an das Ilans Oskssseltsn! — mit einem Worte, ein UeUer'sebe« 8pielv6rk darf unä sollte in keinem Lalon, an keinem Krankenbetts, überhaupt in keinem guten Hauss lebten. b ür äie Herren Wirtbk, Oonäitoren, sowie Osssbäkte jeder klrt, gibt es keine einfachere unä siebere ^nmebungskraft als solcb' ein Werk, nm äie Oäste unä Künsten äanernä 2u kesseln. Wie uns von vielen Leiten bestätigt wird, babsn sieb äie Kin- nabmen soleber Ktablissemsnte gerastern verdoppelt; äarum jenen Herren Wirtben unä Oesebüttsinbabern, äie noeb niebt im Dssitss eines Lpielwsrkss sinst, niebt dringend genug ansm- pfoblen werden kann, sieb dieser so Sieber erneuenden AuS- kratt ohne Zögern LN bedienen, um so mebr, da aut Wunseb ^abtuuFssrtsiobterungen gewährt werden. Den Herren libist- lieben, welche aus Rücksicht kür ihren Ltavä, oder der Lnt- kernung wegen, Ooncerten ete. niebt beiwohnen können, bereitet soleb' ein Kunstwerk äen sebönstsn, dauerndsten Oenuss. Wir bemerken noeb, dass äie Wahl der einzelnen Ltüeks eine kein äurebäaebte ist; äie neuesten, sowie äie beliebtesten Litern Opern, Operetten, Vänre unä Dieder ünden sieb in äen HellerUvbvn Werken auk äas Lebönsts vereinigt. Derselbe bat äie Ilbre, Dielerant vieler Loks und Hoheiten 2u sein, ist überdies auk äen Ausstellungen preisgekrönt, neueräings in dtelbourn« äer einzige, der speeiell kür sieb allein äen ersten kreis — Diplom nebst silberne >ledaille — erhielt. Im ne lür diesen Winter veranstal tete krämienvertheilung von 100 Lxielwerken im Letrage von Kranes 20,000 äürkts wüstem besonäern Anklang ünäsn, ä» jeder Käuker, selbst svbon einer kleinen Lxielstose, äaäureh in d«n LesitL eines gr ossen Werkes gelangen kann; auk je 25 Kranes erhält man einen krämiensehein. Reichhaltige illustrirte Dreis- bsten nebst klau werden auk Verlangen kraneo rugesanät. Wir empfehlen Ledermann, auch bei einer kleinen Lpieläose, sieb stets direkt an äie Kubiak rm wenäen, äa vielerorts Werke kür HeUer'sebs angepriessen werden, dis es niebt sind. ^Ils Lebten Werks unä Lpisläossn tragen seinen gedruckten b'amsn, worauf ?u aebten ist. Vie Firm» hält nirgend« liivderiagev. Der Ameisen-Kalender für 1882, Preis 50 M., mit seinen beliebten Anekdoten, Couplets, Schnurren, einer anziehenden Erzählung von Theodor Drobisch: „Faustina, oder: Der «Aapellmeister in Verlegenheit", bringt sich seiner alten Kundschaft hiermit in Erinnerung. Der Ameisen-Kalender, mit schönem Buntdruck-Bild und reich illustrirt, 90,000 Auflage, ist zu habeu bei den Herren ll. Liege!, Oustav und Otto kvscbel in Wilsdruff. DL" Sahörunner Huellfalz - Karamellen "LL empfiehlt als anerkannt vorzüglichstes Mittel gegen Husten und Heiserkeit in Päckchen i. 50 Psg. Für Familien und kesecirkel, Bibliotheken, Hotels, Cafes und Restaurationen. Abonnements - Preis vierteljährlich « Mark. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen nnd Postanstalten. Expedition der Illnstrirten Zeitung in Leipzig.