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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ä m t 8 b l a 1 l für das König!. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den l8. Segtemöer l863. ZH Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Loreuz. Von Lieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vterteljabrgang beträgt tv Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaction), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. -. Umschau. Was schon längst zu vermutben war, ist jetzt klar hervorgetreten: Dänemark hat bereits für Bun desgenossen in seinem bevorstehenden Kampfe mit Deutschland gesorgt. Zwischen Dänemark und Schweden ist ein Vertrag geschlossen worden, so daß letzteres die Dänen unterstützen wird, wenn die Deutschen Schleswig angreifen. Was Schweden dabei zu gewinnen hofft, ist noch nicht klar; viel leicht hat es wieder Appetit nach einem Stück Pom mern bekommen. Große Furcht wird dies Bünd- niß in Deutschland wohl nicht Hervorrufen; Schwe den steht nicht mehr so kräftig da, wie im Zftjäh- rigen Kriege und Deutschland wird sich diese Gäste schon vom Halse zu hallen wissen. Wenn nur hinter den beiden kleinen Kläffern nicht ein anderer steckt! — Um mit den Ungarn Frieden zu macken, ge denkt der Kaiser von Oestreich seine frische und ge winnende Persönlichkeit einzusetzen. Er wird nach Pesth gehen, wie er nach Frankfurt gegangen ist, und zuvor die Million Metzen Getreide in den Herzen der Ungarn aufgehen lassen, die er den Nothlcidenden geschickt hat. Man scheint auf bei den Seiten des langen Haders müde zu sein und ju fühlen, daß man sich braucht. Die böse Welt sagt, Preußen und Oest reich lägen sich mehr in den Haaren als in den Armen. Dennoch wohnt Erzherzog Albrecht, der von Bundcswegen die preußischen Truppen inspi- in dem königl. Schloß in Berlin und wird mit Ehre überhäuft; denn Höflichkeit kommt von Hof her. Etwas anders liegt die Sache in Wien, bestreich und Rußland necken sich schon lange und schwerlich nach dem Spcüchwort: wer sich liebt, neckt sich. Großfürst Constantin, der polnische Statthalter, reist so eben nach Wien und hat sich ausgebeten, in der Hofburg gleichsam en lamillo wohnen zu dürfen. Der Kaiser wird ihn mit einer Umarmung empfangen. Was spinnt sich da an? fragt Herr v. Bismark. Es überkommt ihn eine Ahnung, als ob sich Zwei umarmen könnten, nur um einen Dritten zu ärgern, wie's mitunter bei Frauen vorkommen soll. — In Mecklenburg fragte jüngst der Großherzog einen Bürger: „warum habt Ihr denn nicht illu- minirt? ich hab's doch erlaubt!" — „Der Klie fst h, Hoheit, leidet es nicht! — Der Gustav- Adolfvercin in Lübeck fragte die geistlichen Herren in Mecklenburg: warum habt Zhr euch nicht ein mal den Gustav Aoolf in der Nähe angesehen? — .„Der Klicfoth leidet's nicht!" war die Antwort. Der Kliefoth hatte die ganze Geistlichkeit gerade zu dem Tag weit ab zu einem Missionsfest gela den. Der Kliefoth, der mächtigste und gestrengste Herr im Land, gehört zu den kleinen Päpstlein, von denen Luther zu erzählen weiß. In Königsberg hat der preußische Minister v. Selchow, als er Preise an bäuerliche Pferde pächter verteilte, folgende Anrede gehalten, die ein schönes Beispiel angewandten Patriotismus ist: „Ich freue mich, im Stande zu sein, euch meine Anerkennung auszusprechen. Wer solche Pferde zieht, dient seinem König am besten. Wenn ihr einst hören werdet, daß eins der hiesigen Cavallericregimenter oder das Artillcriercgimcnt einen rechten Schlag auf den Feind ausgeführl hat, so könnt ihr in eurer Seele stolz darauf sein und den ken : dazu haben wir auch Pferde geliefert. Gott segne eure Bestrebungen und erhalte eure Treue und Liebe für den König." —