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für Wilsdruff, Tharaud, Russen, Siebeulehn und die Umgegenden. für das König!. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, deu U. 8egtem6er L863. Z7 Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Loreuz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteliahrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl <in der Redaktion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. Die Rcdactidn. Umschau. Die deutschen Fürsten sind von Frankfurt in ihre Residenzen zurückgekehrt und gleichzeitig sind die gefaßten Beschlüsse veröffentlicht worden. Wir können uns nicht verhehlen, daß unsere Erwartungen vvm Fürstentage nicht erfüllt worden sind, trösten uns jedoch damit, daß, wie unser König Johann bei seiner Ankunft auf dem Bahnhofe in Dresden sagte, eine Grundlage geschaffen worden ist, auf welcher sich die deutsche Einheit aufbauen kann. Die Fürsten, welche die Rcformakte unterzeichnet haben, können ihr Werk nicht sinken lassen. Leider haben sich außer dem fcrngebliebenen Preußen noch Baden, Weimar, Luxemburg und Mecklenburg aus geschlossen; mehrere andere Fürsten sollen nur unter der Bedingung unterzeichnet haben, daß Preußens Zutritt noch erfolgt. An den König von Preußen ist noch eine Einladung ergangen, doch ist wenig Aussicht vorhanden, daß derselbe ein Werk unter stützen werde, bei dem er nicht mit zu Rathe ge sessen hat. Sein Minister, Hr. v. Bismark, schnei det jede Hoffnung zu einer Verständigung ab. Er hat das Haus der Abgeordneten durch eine königl. Drdre aufgelöst und zwar mit ausdrücklicher Be ziehung auf den Fürstentag. Die betreffende Ordre sagt nämlich: „Auf dem Gebiet der deutschen Bun desverfassung sind Bestrebungen zu Tage getreten, deren unverkennbare Absicht es ist, dem preußischen Staat diejenige Machtstel- iung in Deutschland und Europa zu ver kümmern, welche das wohlerworbene ^rbrheil der ruhmvollen Geschichte un serer Väter bildet undwelche das preu ßische Volk sich nicht streitig machen las sen wird.', Unter diesen Umständen (sagt das Ministerium) wird es für Eure Majestät Unter- thanen ein Bedürfniß sein, bei den bevorstehenden Neuwahlen zu zeigen, daß keine politische Mei nungsverschiedenheit in unserm Lande tief genug greift, um, gegenüber einem Versuche zur Beein trächtigung der Unabhängigkeit und Würde Preu ßens, die Einigkeit des Volkes und seine Treue gegen das angestammte Herrscherhaus zu gefährden. Das lautet drohend genug. Daß auch zarte Hände in dem deutschen Re formwerke mitspielen, zeigt die rasche Reise der Erzherzogin Sophie, der Mutter des Kaisers, nach Baden-Baden zur Königin von Preußen. Diese Dame hat eine in derlei Dingen geübte, ge schickte und energische Hand. — Acht Juristen hatte sich der Herr Erzbischof Kettelec in Mainz vom Juristentage als seine Gäste ausgebeten. Mit dem Gruße: gelobt sei Jesus Christus! wurden die Herren von einem Kaplan empfangen. Einer prallte verdutzt zurück; denn er war ein Jude, Herr Levy aus Hamburg, und drei antworteten nur mit einer verlegenen Verbeugung. — Die Herren sind doch wohl Ka tholiken? fragte der Kaplan, und setzte, als ihm ein Kopfschütteln antwortete, hinzu, er glaube allerdings, daß Se. bischöflichen Gnaden nur Ka tholiken wünschten. — Das juristische Kleeblatt ent gegnete lächelnd, es wünsche nicht lästig zu fallen und empfahl sich. Bald darauf trat ein anderer Kaplan athemlos im Einquartierungs-Bureau ein und sagte, es sei ein unangenehmes Versehen vor gefallen , Se. bischöflichen Gnaden erbäten sich neue Gäste, wo möglich lauter Juden. — In Bremerhaven hatte sich ein Anker der ehemaligen deutschen Flotte zwischen altes Eisen verirrt und sollte kürzlich für Rechnung der