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Ml Schäden des Erdreiches, die jedes andere Land zum betriebsamsten der Welt machen würden, sind es auf Abenteuer kriegerischen Ruhmes und entzieht durch Mobilmachungen den Landmann seiner thätigen Arbeit. Dem Auslande gegenüber verschließt es sich in einer Zoll- spcrre, welche peinigend empfunden wird von allen Nachbarn. Während die Türkei doch mindestens hierin dem Zuge der Freiheit folgt und Handel und Wandel kein Hinderniß in den Weg legt, ist Rußland abgesperrter als irgend ein anderes Land der Welt. Diesem System noch Vorschub leisten, hieße dem Geiste der Kultur Hohn sprechen. Der Mißbrauch, welchen unsere Ruffenfreunde mit den Redens arten „europäischer Friede" und „Reform derTürkci" treiben, liegt so offen da vor den Augen jedes Denkenden, daß wir nicht glauben, es könnte sich irgend ein europäisches Kabinet von dem leeren Klang der Worte verleiten lassen, sie als Wahrheit hiuzunehmen. Man könnte diese Phrase nur gelten lassen, wenn Rußland sie als Vorwand gebrauchen will, um sich aus der Verwickelung, in welche es gerathen, mit einem Schein von Ehre zurückzuziehen, und sein mobil gemachtes Heer wieder in Frieden in die Heimstätten zu senden. Aber wir glauben nicht an Rußlands Bescheidenheit und sehen trotz aller Zeitungsnachrichten noch immer nur das Gegenthcil vor uns von dem, was man fälschlich „europäischen Frieden" und „Reform der Türkei" nennt. (Volkszeitung.) Dageögeschichte. Neuestes. Berlin, 21. März. In der heutigen Sitzung des Reichstages wurde bei namentlicher Abstimmung Leipzig als Sitz des Reichsgerichts bestimmt. Der Reichstag wird sich am nächsten Sonnabend bestimmt ver tagen, da es nun osficiell feststeht, daß der Etat vor Ostern nicht zu bewältigen ist. Die Ferien find auf 14 Tage berechnet. Die Neichs- regierung wird sich durch eine Jndemnitätsbill die Ellaubniß zu einer budgetlosen Verwaltung verschaffen müssen. In dem eben vertheilten 3. Verzeichniß der beim Reichstage ein- gegangencn Petitionen bezieht sich der größere Theil wieder auf Abänderung der Gewerbeordnung. Das türkische Parlament ist endlich ins Leben getreten; am 19. d. M. ist es mit einer durch den ersten Sekretär des Sultans verlesenen kaiserlichen Rede eröffnet worden. Ausfallend ist, daß der Sultan diesem Akte, was man wohl aus seiner Abwesenheit schließen darf, nicht die welthistorische Bedeutung beizumeffen scheint, die man im übrigen Europa einer solchen, Jahrhunderte alte Traditionen über Bord werfenden Eröffnung einer neuen Aera des Staatslebens bei- zumcffen gewohnt ist. Die Thronrede selbst liegt im Auszuge vor; in einer historisch-philosophischen Einleitung rekapitulirt sie die Ur sachen, welche den Rückgang des osmanischen Reiches verschuldet und innere Reformen nothwendig gemacht haben. Dann werden die Ge setze aufgezählt, mit denen sich dies seltsame Parlament zu beschäftigen haben wird und sie wendet sich schließlich der Politik zu, wobei sie sich indcß damit begnügt, die erfolgte Pazifikation des Landes und den Abschluß des Friedens mit Serbien zu erwähnen und der Hoff nung auf einen günstigen Ausgang der Verhandlungen mit Monte negro Ausdruck zu geben. Die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten berührt sie nur insofern, als sie in den von der Pforte vor genommenen Reformen eine Erfüllung der Wünsche der Mächte er blickt und zuletzt die Hoffnung ausspricht, daß die Bande der Freund schaft und Sympathie, welche die Pforte mit der großen europäischen Familie verbindet, durch die Aufrichtigkeit und Mäßigung der Re gierungen enger geknüpft werden mögen. — Weder der Vorgänge in London noch der mobilen Armeen des Erbfeindes, welche an den Grenzen bereit stehen, in die Länder der Pforte einzubrechen, geschieht mit einer Silbe Erwähnung. Ucberhaupt macht der Auszug den Eindruck, als ob er dem Ernste der Situation keineswegs entspräche. Zwei Monate Frist will Rußland den Türken geben, um das Loos der Christen zu verbessern. Das ist ein bischen wenig. In Rußland selber z. B. macht die Aushebung der Leibeigenschaft seit 16 Jahren etwas langsam Fortschritte: von 7,500,000 Leibeignen sind erst 4 Millionen von dem Joche befreit. In Philadelphia ist das Fox'sche „New-American-Theatre" ein Raub der Flammen geworden. Der Gesammtschaden beträgt 150,000 Dollars. Sächsisches. Vom 19. bis 22. dieses Monats findet eine abermalige Aus- loosung königlich sächsischer Staatspapicre statt, von welcher die 3"/» Anleihe vom Jahre 1830, die 4"/«, Anleihe vom Jahre 1847, die 3"/„ Anleihe vom Jahre 1855 und die 4"/o sächsisch-schlesische Eisen bahn - Actienschuld betroffen werden. Die Inhaber von Papieren dieser Anleihen werden hierauf noch befonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen Ler gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner An zeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteucr-Einnahmen und Gemeindevorständcn des Landes zu Jedermanns Einsicht ausge legt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Ter minen ausgeloostcn, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Ausloosungen übersehen. Es können dieselben nicht genng davor gewarnt werden, sich nicht dem Jrrthum hinzugeben, daß, so lange sie Coupons haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Capital ungckündigt sei. Die Staatscaffen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Coupons nicht vor nehmen und lösen jeden echten Coupon ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle stattfindet, werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Ausloosung zuviel erhobenen Coupons seiner Zeit am Capitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nach theile sich die Inhaber von Staatspapicren nur durch regelmäßige Einsicht der Zahlungslisten, (der gezogenen wie der restirenden Num mern,) schützen können. Durch Auswuchten des nach dem Schanklocal führenden Fensters im Niederwarthaer Gasth of sind dem dermaligen Sckank- wirth, Herrn Bruno Hanitzsch, folgende Gegenstände in dec Nacht zwischen 11 und 12 Uhr von Sonnabend bis Sonntag gestohlen worden: 12 Stück Herrenhemden, 1400—1600 Stück Cigarren, eine kdcrne Tabaksdose in Sticfelform, 9 Mark Kleingeld aus dem Schanktisch, ein Frauenumschlagetuch, grau und weiß gestreift, ein messingenes Gewicht und gegen 100 Stück Knackwürstchen, außerdem hatten die Diebe einige Flaschen Schnaps an- und ausgetrunken, so wie einen Reisepaß des Brauers Carl Joatzke aus Schiedel bei Camenz mitgenommen. Trotz den eifrigsten Bemühungen der Gens- darmerie ist es bis zur Stunde noch nicht gelungen, den böswilligen Thäter zu entdecken. Äirchcnnachrichtcn aus Wilsdruff. Am Sonntage Palmarum Vormittags Confirmation: Herr k. Schmidt. Nachmittags Betstunde. MumthschlGichtt Cre-it-Vmin im Königreich Sachsen. Die Aufnahme neuer Mitglieder, Einzahlung von Geldern, den Verkauf von Pfand- und Creditbriefen, Darlehnsgesuche vermittelt Ib. KMlmuskn. 8p«^r«inI»A«n werden auch von Nichtmitgliedern jederzeit angenommen und vom Tageder Einzahlung an mit 4 «/<> verzinst. sr. O. Frischgebrannter Bau- und Düngekalk ist von heute an zu haben. Kalkwerk Grumbach. Lmm-DMM. Dienstag, als den 27. März, von Mittags 12 Uhr an sollen in Nöhrs-orf bei Wilsdruff 17 Stück schwere und volkreiche Bienenstöcke (italienische und Bastard) in No. 48 ver steigert werden. Die Geschwister Winkler. Ein guter Läufer (Kunze) ist zu verkaufen in No. 99 in Wilsdruff. mit Unterstube und Zubehör ist von Johanni an zu ver- miethen Schulgasse 178. Omnibus - Fahrp zwischen Wilsdruff, Kcsselsdorf Kninnivr - vom Abfahrt von Wilsdruff, Dresdner Straße daselbst. früh 6'/, Uhr u. Nachm. 3 Uhr. Sonn- u. Festtags 4 Uhr. Tourbillets früh nach Dresden und Abends von Dresden st Billet 80 Pf. lau und Dresden. 15. März 1877 an. Abfahrt von Dresden, Gasthaus zum Sächs. Hof, Breitcstr. Nr. 2. früh 7 Uhr und Nachm. 5 Uhr. Sonn- u. Festtags 6 Uhr. Tourbillet früh von Dresden und Nachm. n. Dresden st Billet 1 Mk. IV /r. Hsrrrnami. Welche Einreibung empfehlen Sie mir bei Reißen, Rheuma, Gtcht u. s. w. als wirklich zuverlässig? Allemal Lampert's bewahrten Balsam. sr .8 6 «> U »7 di-Aw.ndun^d-N^ f^-LüüS'L ««-"-st- SSZW