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ige« land- liricl chöner rkauf ;1. !rn fession en bei si er zu oder ff- täglich Eimer jhause md. esteS. ll lung. »tl chr an öl'. asr. isthaus Nr. 2. t Uhr. sden )en »««. ' Pf- Mark. für Wilsdruff, TharmM, Nvffeu, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt sSr die Kömgl. Auttshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. DiksM «schnnt wöchentlich zwei mal, Dienstags u. Freitags und kostet pro Quartal 1 Mark.— Jnseratenannahme bis Mootag rcsp. Donnerstag Mittags 18 Uhr. 10.Freitag, den 2. Februar 1877. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte soll den 8. April 1877 das der Johanne Chrißliebe Ebart gcborne Kürschner in Kleinschönberg zugehörige Zweihufengut Nr. 18. des Katasters und Nr. 16. des Grund- und Hypothekenbuches für Kleinschönberg, welches Grundstück am 24. Januar 1877 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf I4.TO4 Mark SO Wf. gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstclle aushängendcn Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 26. Januar 1877. Das Königliche Gerichtsamt. vr. Gangloff. Tagesgeschichte. AuS Dresden berichtet der „Anzeiger": In einem hiesigen Wahllokal kam ein Fall vor, der unwillkürlich an die Nömertugcnd eines AppiuS Claudius erinnert. Wie dieser, obgleich hochbetagt, den noch im entscheidenden Moment in der Senatssitzung erschien, um seine Stimme für die Ehre des Vaterlandes abzugeben, so kam auch am verhängnißvollen 26. Januar, gestützt auf seinen Enkel, einer der ältesten Männer unserer Stadt zur Wahlurue, ein Greis, welcher im Sommer dieses Jahres seinen 100. Geburlstag feiern wird — es war dies der alte ehrwürdige Glasermcister Leuschke auf der großen Plauen'schen Straße. Das Bravo, welches sich bei dem Eintritt des wackeren alten Herrn unwillkürlich den Lippen der Anwesenden ent rang, findet gewiß bei Allen, die davon hören, ein freudiges Echo. Hätten Alle in solcher Weise ihre Pflicht gethan, sa brauchten wir Dresdner nicht mit Schamrölhe auf den Wangen des 26. Januar zu gedenken. — Halbwüchsige, unreife Burschen, welche der Volksversamm lung am Freitag beigcwohnt hatten, kamen, wie der „Anzeiger" mit- theilt, nach Beendigung derselben in die Restauration zur deutschen Halle und belästigten durch ihre Redncrkünste die anwesenden Gäste so arg, daß man sie ersuchte, das Lokal zu verlassen. Da die Bürschchen nicht fortgingen, griffen die Gäste selbst zu, wobei einem Barbier die Uhr aus der Westentasche gestohlen wurde. Der Dieb wurde festgehalten. Im 10. Wahlkreise (Döbeln, Waldheim, Nossen u. s. w.) wurden, laut eingeganger amtlicher Meldung, in der engeren Wahl 15,289 Stimmen abgegeben, von denen Landtagsabgeordneter Kaufmann August Walter in Dresden 8655, Fabrikant Albert Niethammer in Kriebstein 6634 erhielt. Ersterer ist somit gewählt. Die sächsische Staatsregicrung hat sich veranlaßt gefunden, den Gemeindevorstäuden und Ortspolizeibehörden die bezüglich derUeber- wachung öffentlicher Volksversammlungen bestehenden gesetzlichen Be stimmungen einzuschärfen. Es soll insbesondere künftig von jeder derartigen Versammlung durch den aussichtsführcndcn Beamten ein Bericht eingesendct werden. Veranlassung zu diesen Anordnungen scheinen das starke Anwachsen oer Socialdcmokratie und der Umstand gegeben zu haben, daß betreffs der Ucbcrwachung der Versammlungen bisher sehr verschiedenartige Grundsätze zur Anwendung gelangten. Es handelt sich hier nicht um reactionaire Maßregeln, sondern um gewissenhafte Handhabung der bestehenden gesetzlichen Vorschriften. In dem reichen Frankfurt nimmt die Geschäftslosigkeit noch zu. In Kurzem werden mehre größere Geschäfte ihre unverheirathcten Arbeitcr^cntlasseu und nur die vcrheirathelen mit beschränkter Arbeits zeit behalten. Viel schlimmer siehts unter den armen Webern im bayerischen Voigtland, namentlich in den Orten Leupoldsgrün und Konradsreuth in der Nähe von Hof aus. Zwei Negierungscommis- sare aus Bayreuth haben die Dörfer besucht und namentlich in Kon radsreuth große Noth gefunden. Ihre Berichte sind zum Theil er greifend, ihr Urtheil aber geht dahin, daß jetzt noch der Noth durch die Hülfe der Gemeinden und die Beihülse des Staates zu steuern sei und daß dies rasch geschehen müsse, ehe Hunger und Noth in an steckende Krankheiten umschlagen, die Gefahr sei da und nahe. Wir heben Einiges aus den Berichten der Commissare heraus. In den Stuben standen die Webstühle still, viele waren ganz eingelegt; denn es fehlte seit Wochen oder Monaten jede Arbeit. Die Stuben waren reinlich gehalten, waren aber fast leer und kalt, Alte und Junge kauerten in der Bettlade oder auf dem Boden. Die Leute waren sehr still, abgehärmt und abgezehrt, viele hatten die letzten Kartoffeln ver zehrt, Brod hatten sie seit langer Zeit nicht. Die warme Wassersuppe war ohne jegliches Fett bereitet, man war froh, wenn man nur salzen konnte. Womit ernährt ihr eure Kinder? fragten die Commissare. Zögernd erfolgte die Antwort: Die Kinder werden „hinausgcführt" (zum Betteln) „und der Mann, wenn er nach Hof hineingcht, um Ar beit zu suchen, bringt doch immer etwas heim." Ein älterer Mann sagte: Gott, cs ist doch so traurig, wenn mau keine Arbeit hat und den ganzen Tag seinen Webstuhl so leer vor sich stehen sehen muß, es ist grade, als wenn man ein schlechtes Gewissen hätte. — Die Vorstände der Gemeinden geben ihnen das Zeuguiß, daß sie brave, fleißige und nüchterne Leute seien. Zum Beweise, wie in Frankreich gegenwärtig gegen Deutschland gehetzt wird, cilirt die „Nordd. Allg. Zlg " einen Artikel aus der in Nancy erscheinenden „Sentiuelle", in welchem cs von den Deutschen heißt: „Ist es möglich, diese Mordgesellcn unter die civilisirten Na tionen zu zählen? Methodisch orgaüisirle Plünderung, von Generalen rangstusenmäßig bemessener Diebstahl, im Verein mit den durch die Soldaten begangenen Mordthalen haben die deutschen Fahnen mit einem unauslöschlichen Fleck besudelt, wenn man die von Verbrechen besudelten Lappen dieser infamen Wegelagerer überhaupt „Fahnen" nennen kann. Es ist durchaus nothwendig, daß der Deutschenhaß in unsern Sitten, in der Volkscrziehung und der Heeresinstruktion einge bürgert werde. Es ist nvthwendtg, daß unsere Kinder jene feigen Eindringlinge verwünschen lernen, daß sie Diejenigen verabscheuen lernen, welche in den Jahren 1870 bis 1871 unseren Landsleuten den letzten Bissen Brod wegrissen und Hab und Gut unserer zu Grunde gerichteten Familien nach ihrer Hauptstadt, ihrem Schlupfwinkel schleppten. O! die schändlichen Diebe! Jedwede Versöhnung ist un möglich: die Stunde der Rache naht, bald wird sie schlagen, furcht bar werden wir sie machen. Arbeiter, Bauern, Soldaten, Bürger! ein einziger Schrei muß sich unserer Brust entringen: Erbarmungs loser Krieg, Krieg bis aufs Messer gegen Deutschland!" Das Wiener Tageblatt thcilt ein geflügeltes Wort eines her vorragenden russischen Staatsmanns mit, das in sehr characteristischer Weise die Situation kennzeichnet. Als man denselben fragte, ob es wahr sei, daß Rußland geneigt sei, in Separatverhandlungen mit der Türkei zu treten, gab er zur Antwort, daß ihm davon nichts be kannt sei und daß es nunmehr gar nichts Gcmeinsamesmiehr zwischen Rußland und der Türkei geben könne. „Eins freilich — fügte der russische Staatsmann halb ernst, halb ironisch hinzu — ist Russen und Türken gemeinsam, nämlich das, daß Beide auf keinen verläß lichen Freund in Europa zählen können." Die Abreise der Botschafter von Constantinopel und dieFriedens- anerbietungcn der Pforte in Belgrad und Cettinjc bilden die hervor ragenden Ereignisse des Tages. Das erstere Ereigniß wird gewisse Illusionen, die an manchen Orten nock bestanden haben mögen, hoffentlich gründlich und vollständig beseitigen, das letztere Ereigniß aber ist ein redender Beleg für die Verlegenheiten, in denen sich die Pforte befindet. Sie hat geglaubt, etwas zu erreichen, indem sie ganz Europa büskirt, und sieht sich nun allein unter der Wucht eines sie vcrurtheilcnden Votums des ganzen Welttheiles, ohne daß sie es wagen würde, von ihrer Uebermachl ihren schwachen Feinden gegen über Gebrauch zu machen. Ihre Friedensvcrsuche sind ein Eingc- ständniß des groben Fehlers, den ihre Staatsmänner begingen, als sie die Vermittelung Europas zu nichts machten. Petersburg, 31. Januar, Ein Artikel des „Golos" spricht sich günstig, für Erhaltung des Friedens zwischen Serbien und der Türkei aus, da ein Siegesmarsch der Türken nach Belgrad die mit Mühe errungenen gegenseitigen Beziehungen der Mächte, welche jetzt allein > als Grundlage einer nützlichen Einwirkung auf die Pforte gelten könnten, nur verstimmen würden.