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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn nud die Umaeaeuden. Amtsblatt siir die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. 6. Frcitaq, den 18. Januar 1878. Bekanntmachung. Nachdem die in Folge Auslösung erforderlich gewordene Neuwahl von 4 Mitgliedern des Bezirksausschusses der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft bei dem am 12. dss. Mts. hier abgehaltenen Bezirkstage erfolgt ist, besteht der gedachte Bezirksausschuß unter Vorsitz des unterzeichneten Amtshauptmanns aus folgenden Personen: Herrn Rittergutsbesitzer Oehmichen auf Choren, „ „ von Heynitz auf Heynitz, „ Bürgermeister Hirschberg in Meißen, „ „ Zfchiebrich in Nossen, „ Gemeindevorstand Zschetzsche zu Niederfähre, „ „ Ranft zu Schmiedewalde, „ Gutsbesitzer Klopfer in Schänitz, „ Ziegeleibesitzer Rudolph in Niederfähre. In Gemäßheit Z 28 der Ausführungs-Verordnung zum Organisationsgesetze pp. vom 20. August 1874 wird dies hierdurch veröffentlicht. Meißen, am 14. Januar 1878. . Königliche Amtshauptmannschaft. von Bosse. Bckan»tuiüch n n g. Nachdem an Stelle des freiwillig abgegangenen vormaligen Gemeindevorstands Herrn Carl Herrmann Poppe in Burkhardswalde der neugewählte Gemeindevorstand Herr Zimmermeister Ernss Gierth dortselbst als Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Burkhardswalde bestellt worden ist, wird dies hierdurch zur öffent lichen Kenntnis; gebracht. Königliche AmtShauptmannschast Meißen, den 14. Januar 1878. i v. von Mayer. Zufolge Anzeige vmn 12. d. Mts. ist heute auf dem Folium 33 des hiesigen Handelsregisters die neuerrichtete Firma: .lÄkrriok«» in und als deren Inhaber Herr «Karl Muguft jährlichen daselbst eingetragen worden. Wilsdruff, den 16. Januar 1878. Das Königliche Gerichtsamt. vr. Gangloss. Tagesgeschichte. Da der deutsche Reichstag am 3. Februar zusammentreten soll, macht sich eine Unterbrechung der Arbeiten des sächsischen Land tags aus mehrere Monate unvermeidlich und gedenkt man den ,,Dr. N." zufolge während der Vertagung des Landtages, wie schon früher, die Budget- und Gesetzgebungs-Deputationen versammeln zu lassen, damit der Anfang Mai wiederzusammentretende Landtag alle rück ständigen Berichte vorgearbeitet finde. Angesichts der nahenden Reichstags sesfion mehrt sich in Deutschland das Interesse an den innern Angelegenheiten. Bekannt lich ist in der vorigen Reichstagssession eine Revision der Bestimmungen der Gewerbeordnung über den Betrieb der Gast- und Schankwirlh- schaft in Anregung gebracht und von den Bundesregierungen die Er wägung zugesagt worden. Jetzt haben in Folge einer Aufforderung des Reichskanzlers in Preußen erneute Erhebungen über die Ver mehrung der Gast- und Schankwirthschaften, sowie der Kleinhandlungen mit geistigen Getränken stattgesunden, welche allerdings ergaben, daß ! die Vermehrung derselben im Verhältnis; zu der Zunahme der Be- § völkerung in einem bedenklichen Maße zugenommen hat, so daß zur Vermeidung weiteren Uebels Maßregeln zur Abhülfe durch die Reichs gesetzgebung geboten scheinen. In den Kreisen nationalliberaler Abgeordneter soll der Vor schlag einer Erhöhung der Tabaksteuer im Allgemeinen nicht mißfällig ausgenommen werden, und es ist schon jetzt wahrscheinlich, daß die meisten Mitglieder der Fraction eventuell dem Anträge zustimmen werden, so daß also, da die Stimmen der Conservativen von vorn herein gewonnen sind, eine Mehrheit im Reichstage in ziemlich sicherer Aussicht steht. Vorausgesetzt ist jedoch dabei, daß die beantragte Steuererhöhung nicht lediglich eine Vermehrung der Reichseinnahmen ohne gleichzeitige anderweitige Compensation bedeutet, sondern eine wesentliche Entlastung des Budgets der Einzelstaaten in sich schließt und zum Ausgangspunkte einer allemeinen Steuerreform wird. Der Winter ist, wie man seit 1812 weiß, der alte Alliirte der Russen. Sie marlchiren trotz Schnee und Eis darauf los und können in den nächsten Tagen vor Adrianopel stehen und den Frieden diktiren. England soll bereits den Türken erklärt haben, bewaffnete Hülfe könne es ihnen nicht bringen. Wen wundert's? Wen wunderi's auch, daß die Türken wüthend sind über die Engländer, die sie in Krieg und Unglück haben Hineinsprengen helfen? In England selbst ist die Kriegspartei ganz still geworden; das Parlament wird in den nächsten Tagen sein Wort sprechen, aber wahrscheinlich nur Geld für die Flotte bewilligen. — Was die Friedensbedingungen betrifft, so werden die Dardanellen wahrscheinlich für die Kriegsschiffe aller Völker geöffnet und nur Constantinopel besonders gesichert werden. Ueber Annexionen in Kleinasien wird sich Rußland mit der Türkei allein zu verständigen haben. Rumänien wird unabhängig und neutral erklärt und unter den besondern Schutz der Drei-Kaiser-Mächte gestellt werden, so daß Rußland ein für allemal durch einen inter nationalen Schlagbaum (Rumänien) vom europäischen Landweg nach Constantinopel abgedrängt wird. In der Wiener offiziösen „Montagsrevue" lesen wir über die Friede nsbedingun gen Folgendes: „Die neuesten Nachrichten lassen kaum einen Zweifel darüber, daß der Waffenstillstand auch den Frieden zur unmittelbaren Folge haben werde. Wir glauben gut unter richtet zu fein, wenn wir die russischen Friedensbedingungen in folgender Weise präzisiren: Volle Unabhängigkeit Rumäniens, ohne daß dasselbe jedoch zum Königreich erhoben wird; volle Unabhängigkeit Serbiens mit einer geringen Gebietsvergrößerung; volle Unabhängigkeit Montenegros mit einer entsprechenden Gebictsvergrößerung, welche jedoch nicht in der Suttorina erfolgen darf, weil Oesterreich hiergegen wie gegen eine Gebietsvergrößerung Serbiens Einsprache erhebt; Autonomie Bulgariens mit einem christlichen Gouverneur unter tür kischer Oberhoheit, weil Oesterreich ein Uebergreifen Rumäniens über die Donau nicht zugiebt; Abtretung des Paschaliks Batums, Kars und Erzerum in Kleinasien. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Pforte sich, bevor sie diese Bedingungen annimmt, noch einmal an die Mächte wendet. Wir haben jedoch Grund zu bezweifeln, daß ein solcher Schritt irgend einen Erfolg hätte, und halten die Annahme der eben präzisirten Forderungen seitens der Türkei für gewiß. Die Verhand lungen werden aller Wahrscheinlichkeit nach keinen langen Zeitraum in Anspruch nehmen. Wir bemerken noch, daß wir die russischen Friedensbedingungen in dieser Form bereits bor zwei Monaten an deuten konnten. Daß Rußland trotz der inzwischen errungenen großen Erfolge keine Steigerung derselben cintretcn läßt, darf als die Rück sichtnahme aus Europa betrachtet werden. Gegenüber den verschiedenen Versionen über die Dardanellenfrage, nach welchen bald Oesterreich und Deutschland sich gegen die Zulassung blos russischer und türkischer Schiffe und für Oeffnung der Meerengen für alle Staaten ausge sprochen haben sollen, sobald Rußland die ganze Angelegenheit fallen gelassen habe, erfahren wir von unterrichteter Seite, daß über diese Fragen überhaupt weder ein diplomatischer Ideenaustausch gepflogen, noch von irgend einer Seite angeregt worden, die zu Forderungen, Entgegnungen oder Vermittelungsvorschlägen hätte Anlaß bieten können." Da die Waffenstillstandsverhandlungen die militärische Situation schwerlich schon in den allernächsten Tagen zum Stillstände gebracht haben dürften, so wird wohl ein weiterer Rückzug das nächste Losungswort der türkischen Corps bleiben, während die Russen weiter vorrücken werden. Die „Kölr. Z." veröffentlicht folgendes Telegramm: Pera, 13. Januar. Suleiman Pascha befindet sich seit 10 Tagen in Tartars