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Wochenblatt für für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreiundvierzigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich L Mal Dienttog und Freitag. Nbonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Line einzelne Nummer kostet 10 Pf. Znseratenannahme MontagS ».Donnerstags bi« Mittag 1S Uhr. Erscheint wöchentlich r Mal Dienstag und Freitag Abonnememsprei« vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer — für kostet^O Pf. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebentehn und die Umgegenden. Nr. 8«. Tagrsgcschichlt. Berlin. 23. Oktober. Der gemeinsame Herbstaufenthalt beider kaiserlichen Majestäten in Baden-Baden ist nunmehr zu Ende ge gangen. Derselbe ist für beide Majestäten erfreulich verlausen und hat wie stets der regelmäßige Familienverkehr mit der großherzoglich badischen Familie sich überaus wohlthuend fühlbar gemacht. Der Bundesrath beschloß die Verlängerung des kleinen Belager ungszustandes für Berlin sowie Hamburg-Altona und Umgebung bis Ablauf des Sozialistengesetzes und genehmigte die Ausführungsbe stimmungen betreffs der Verallgemeinerung der Italien und Spanien zugestandenen Zollermäßigungen. Der Aktiengesetzentwurf soll bestimmt im kommenden Frühjahr dem Reichstag vorgelegt werden. Jetzt un terliegt derselbe noch den Einzelregierungen, weshalb eine Berathung desselben in den Ausschüssen noch nicht erfolgen kann. Im Bundes- rathe ist man zu dem Entschlusse gelangt, von den hauptsächlich be- theiligten Bundesstaaten (darunter in erster Linie mit Sachsen) beson dere Entwürfe von Normalstatuten für die Einrichtung der Arbeiter- Krankenkassen ausarbeiten zu lassen, über welche dann der Bundesrath Beschluß faßt. In einer Verfügung des Staatssekretärs des Reichspostamts wird konstatirt, daß für Ischia bei den Reichs-Postanstalten 216,728 M. aufgekommen sind. Die Verfügung sagt dann weiter: „Dieses erfreu liche Ergebniß liefert den Beweis, daß sich sowohl die kaiserlichen Oberpostdirektionen und Oberpostkassen, als auch die Postanstalten der Förderung des edlen Zweckes mit Verständniß und Hingebung ge widmet haben. Ich nehme daher gern Veranlassung, allen bethei- ligten Herren Beamten und Unterbeamten der Post- und Telegraphen verwaltung für die erfolgreiche Mitwirkung meine Anerkennung aus zusprechen." Einen Sturm im Wasserglas kann man die Stadtverordne tenwahlen in Berlin nicht nennen; dazu ist die Reichshauptstadt mit ihrer Million und ein paarmal 100,000 Einwohner zu groß und die Parteien und ihre Temperatur zu leidenschaftlich. Die drei Tage Wahl haben die Stadt tüchtig geschüttelt und gerüttelt. Die Fort schrittspartei wird auch künftig im Rathe die große Mehrheit haben, die „Bürgerpartei" hat, wenn auch kaum eine größere Anzahl, so doch ihre beredtesten Führer Hineingerbacht, und die Arbeiterpartei zum ersten Male 2 Vertreter mit Sitz und Stimme. In 10 Stich wahlen kann sie's noch zu mehr bringen — trotz Sozialdemokraten gesetz und kleinem Belagerungszustand. Das ist das Neue bei diesen Wahlen. Es ist interessant, die Parteien darüber zu hören, aber es hat ja Jeder daheim mit seinem Wasserglas zu thun. Es war ein Kampf um's „rothe Haus", wie man das Rathhaus bei dieser Wahl nannte; von den Einen so genannt wegen seines Backsteinbaues, von den Andern mit einem Seltenhieb auf die in ihm herrschende Fort schrittspartei. Braunschweig, 21. Oktober. Ueber einen unerhörten Schwindel wird hier Folgendes bekannt: Mittelst Telegrammes wird dieser Tage von auswärts (angeblich aus Berlin) für ein hiesiges Geschäft eine ganz bedeutende Summe (wie es heißt 80,000 M.) erbeten, die auch heute Morgen hier einläuft. Ein Mensch, der sich für den Boten des Empfängers ausgiebt, erhält von der Post den Schein, der alsbald, mit einer falschen Unterschrift versehen, repräsentirt wird, worauf das Werthstück ausgehändigt wird. Dies etwa ist der Thatbestand. Die Postbeamten soll keine Schuld treffen. Der Absender ist insofern in einer schlimmen Lage, als nur ein mäßiger Betrag deklarirt worden ist. Nach privaten Mittbeilungen aus Polen nimmt daselbst die ni hilistische Agitation immer größere Dimensionen an. In Warschau erscheinen fast täglich nihilistische Proclamationen und es haben be reits zahlreiche Verhaftungen nihilistischer Agitatoren, darunter mehrere Studenten, stattgefunden. Gleich nach der Abreise des General-Gou verneurs Gurko von Lodz sind in dieser Stadt, der bedeutendsten Fabrikstadt Polens, zahlreiche nihilistische Proclamationen verbreitet worden. Die französischen Kammern sind am Dienstag den 23. Oklbr. zu einer neuen Session zusammengetreten, welche über das Schicksal des Cabinets Ferry entscheiden wird. Die Radikalen werden nichts unterlassen, was zum Sturze des ihnen so verhaßten Ministeriums beitragen kann und auch die Monarchisten werden es an Angriffen gegen dasselbe nicht fehlen lassen. Alles kommt darauf an, wie sich di- maßgebenden Parteien, die „republikanische Vereinigung" und das rechte Centrum, zu Herrn Ferry und seinem Ministerium stellen wer den. Wie es heißt, werde Ferry nicht mit einem vollständig neuen Programm vor die Kammern treten, sondern denselben nur ein Exposs über die Lage in Tonkin geben und für seine auswärtige Politik ein Vertrauensvotum verlangen. Aus London, 18. Oktober, wird berichtet: Aeußerst heftige Stürme haben während der letzten zwei Tage das vereinigte Königreich, na mentlich aber die im Inlands gelegenen Grafschaften in Irland heim gesucht. Das Spätobst wurde in den meisten Gärten von den Bäumen gerüttelt und die Flußniederungen stehen zumeist unter Wasser. Im Kanal und an den Küsten überhaupt gab es wieder zahlreiche Schiff brüche, und der Verlust an Menschenleben ist ein namhafter. Von größeren Schiffen scheiterten, so weit bisher bekannt, der Dampfer „Grinkle" bei Sunderland, der Schooner „Harok" bei Arbovath, der Schooner „Frideelke" in Christiansund in der Bai von Wick und die 1883. norwegische Barke „Isabella" bei Bexhall; die Trümmer derselben rissen 22 Pfeiler des im Bau begriffenen Hafendammes weg. Auch der zwischen Holyhead und Irland verkehrende Postdampfer „Leinster" erlitt durch eine Sturzsee beträchtlichen Schaden und langte mit gro ßer Verspätung in Kingstown an. Konstantinopel, 23. Oktober. Gestern hat inTschesme aber mals ein Erdbeben stattgefunden, welches großen Schaden verursacht haben soll. Nach einem dem englischen Botschafter, Lord Dufferin, von dem englischen Vizeadmiral, Lord John Hay, zugegangenen Telegramm ist schleunige Hülfe dringend erforderlich. Vaterländisches. — Die Resultate der Sparkassen im Königreich Sachsen für die ersten 8 Monate dieses Jahres zeigen sehr deutlich, daß gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres eine Abnahme der Prosperität der sogenannten kleinen Leute nicht eingetreten ist, vielmehr eine Zu nahme derselben konstatirt werden kann. In dieser Zeit wurden ein gelegt im laufenden Jahre: 63 207 571 M. gegen 64 718 131 M. ihm Vorjahre; also 1510 560 M. weniger; jedoch betrug die Zahl der Einleger 1883: 771 171 gegen 671 893 in 1882, also 1883 mehr 99 278 Einleger. Da die Sparkassen vielfach die Zinsen reducirt haben, erklärt sich gegenüber dieser enormen Zunahme der Einleger die Abnahme der Einlagen sehr einfach daraus, daß weniger größere Einlagen erfolgten, es lassen also gerade diese Zahlenverhältnisse auf günstige Verhältnisse der arbeitenden Klassen schließen. Die Rückzah lungen beirugen 1883: 59142 731 M. gegen 62 358 379 M. im Vorjahre, also 3 215 647 M. weniger, und nahmen 30 541 Personen weniger Rückzahlungen in Anspruch. Der Ueberschuß der Einlagen über die Rückzahlungen betrug dieses Jahr 4 062 840 M. gegen nur 2 359 752 M. im Vorjahre, es wurden also effektiv 1703 088 M. mehr in diesem Jahre gespart. — Die jetzige Kirmeszeit bringt einen besonderen Zweig deS Jndustrieritterthums, den Karpfendiebstahl, zu hoher Blüthe. So ist vor Kurzem in einer Nacht in Mitteldorf bei Stollberg ein Teich, mit 60 Karpfen besetzt, und eine Stunde davon entfernt, in Beutha bei Lößnitz ein Teich, mit 200 Karpfen kleinerer Gattung besetzt, von diebischer Hand abgelaffen und bestohlen worden. Wenige Tage vor her wurde das gleiche Verbrechen in einem Teiche in Kirchberg bei Oberlungwitz verübt. — Ein schweres Unglück hat am 22. d. M. Abends Hinter hermsdorf bei Sebnitz betroffen. Ein Abends auf bis jetzt noch nicht ermittelte Weise ausgebrochenes Schadenfeuer griff, begünstigt durch die dortige enge Bauart und größtentheils hölzerne Beschaffen heit der Gebäude, so rapid um sich, daß binnen Kurzem 6 Wohn häuser nebst den dazu gehörigen Schuppen u. s. w. und 5 Scheunen den Flammen zum Opfer fielen. — Der am 19. d. in Glauchau bei der Explosion eines Spi ritus-Destillationsapparates verunglückte Kaufmann König ist nunmehr seinen schrecklichen Brandwunden erlegen. — Ein hochinteressantes Jagderlebniß theiltman dem „Annab. Wochenbl." aus einem der umliegenden Jagdreviere mit. Bei einer dort abgehaltenen Jagd wurde u. A. ein Edelmarder getroffen, wel cher auf einem etwa 1jährigen Rehbocke saß, den er eben abgewürgt hatte und dem er das noch warme Blut aussaugte. In seiner Mord gier bemerkte der Edelmarder gar nicht den sich heranschleichenden Jäger; ein wohlgezielter Schuß des letzteren streckte den Mörder auf seinem Opfer hin. — Grimma, 22. Oktober. Beim Bau des Bürgerschulgebäudes ereignete sich vorgestern der bedauernswerthe Unfall, daß ein Maurer aus der Höhe des dritten Stockes herabstürzte. Der Schwerverletzte ist gestern gestorben. Er hinterläßt eine Frau und fünf Kinder. — Am Sonnabend Mittag wurde auf der Sekundärbahn Großbothen- Wurzen bei Haltestelle Nerchau eine Frau vom Zug überfahren. Dieselbe langte etwas verspätet an der Abgangsstelle an, wollte aber trotz des bereits in Bewegung gesetzten Zuges noch mitfahren, kam beim Aufsteigen zu Fall und fand so den Tod durch eigenes Verschulden. — Pegau. Am 20. Oktober kurz vor siz11 Uhr wurde hier eine Erderschütterung wahrgenommen, in Folge deren Thüren und Fenster erschüttert wurden. Die Erschütterung ist so stark gewesen, daß sie von vielen Personen im Bett wahrgenommen worden ist und dem Vernehmen nach Standuhren stehen geblieben sind. Auch in der Umgebung von Pegau ist der Erdstoß bemerkt worden. — Auch in Lucka, (Sachsen-Altenburg) Greiz und Zeitz sind leichte Erdstöße wahrgenommen worden. Zahlreiche an verschiedenen Punkten von Gera, sowie anderen Orten der beiden Fürstenthümer Reuß wohnen den Personen haben ebenfalls einen mäßig starken Erdstoß verspürt. Kircheunachrichten aus Wilsdruff. Am 23. Sonntage nach Trinit. predigt Vorm. Herr p. ve. Wskl. Nach der Predigt Einweisung des Herrn Lehrer 8ekrvvr1nsr als neuer Kirchner. Nachmittags 1 Uhr Katechismusunterredung. Dänische Heringe, das Schock 100 Pf., in der Tonne billiger, bei Dresden, Freibergerplatz 23, zum goldnen Anker. Freitag, den 26. Oktober