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Wochenblatt für' für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden 1883 Nr. 92 Freitag, den 16. November 12. l Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag AbonncmenispreiS vierteljährlich l Mar Eine einzelne Nummer kostet-w Pf. Jnsrratenannahme Montags u. Donnerstag« bis Mittag IS Ubr. Erschein! wöchentlich 2 Ma! Dienstag uns Freitag. AbonnementspreiS vierteljährlich 1 Marl. Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Jnseratenannahme MontagS ».Donnerstags bi» Mittag 12 Uhr. erst von Rußland und dann von Frankreich geschlagen werden wird. Die Entscheidungsschlacht wird an die Tauber verlegt und ausführlich bis ins Einzelne geschildert. Die Friedensbedingungen, die dem von Rußland und Frankreich besiegten Deutschland aufgezwungen werden, lauten wörtlich: „Die Feindseligkeiten wurden nicht wieder aufgenom- men. Die Verhandlungen führten zu dem am 30. Oktober in Zürich unterzeichneten Vertrag, dessen Bedingungen die folgenden waren: Deutschland giebt an Frankreich Elsaß und Lothringen wieder zurück; Deutschland tritt an Rußland Königsberg und Ostpreußen bis zum Pregel ab. Wiederherstellung des deutschen Bundes auf den Grund lagen vor 1866." Wie in Pariser Börsen- und Depntirtenkreisen erzählt wird, wollen einige bekannte Chauvinisten, welche als die intellektuellen Urheber des Pariser Straßenskandals vom 29. September gegen König Alfons gelten, jetzt durch Geld und Emission zu erreichen versuchen, daß der spanische Monarch und sein Gast, der deutsche Kronprinz, in Barcelona und Madrid einen schlechten Empfang finden. Die„Frz. Korr." mag die Verantwortlichkeit für diese Meldung behalten, die nicht sehr glaublich klingt. Madrid, 11. November. Der Generaladjutant des Deutschen Kaisers, Generallieutenant Frhr. v. Loe, welcher ein Schreiben Sr. Majestät überbringt, ist hier eingetroffen und wurde gestern Abend vom König Alfons empfangen. — Zn Ehren des Deutschen Kron prinzen werden während dessen Aufenthalt in Madrid eine Truppen schau über 30,000 Mann, ein Stiergefecht, eine Gala-Vorstellung in der Oper und großer Empfang im Palaste stattfinden. — Zum Em pfange des Kronprinzen des deutschen Reiches werden sich der Oberst kämmerer und ein Generaladjutant des Königs, sowie der Kriegsmi nister und der Minister des Auswärtigen nach Barcelona begeben. Die Reise von Barcelona nach Madrid erfolgt mittelst Königlichen Hofzuges. — Madrid. Die in den hiesigen Protestantischen Bethäu sern veranstaltete Lutherfeier war außerordentlich zahlreich besucht. Das Programm der Festlichkeiten in Madrid zu Ehren des deutschen Kronprinzen ist nun im Allgemeinen festgestellt. Das selbe soll eine Ausdehnung erhalten, wenn der König mit dem Kron prinzen einen Ausflug in den Süden Spaniens macht", was noch nicht sicher ist. Als Landungsplatz ist Barcelona bestimmt. Der„Times"- Korrespondent tn Madrid meint, das gegenwärtige Kabinet sei eine Garantie dafür, daß der Besuch nur das ist, was er sein soll und daß kein Versuch einer geheimen spanisch-deutschen Allianz gemacht werde. Nach einem Telegramm des „Temps" sieht die republikanische und liberale Presse in dem Besuche nur eine Höflichkeit, und auch die offiziöse Presse sucht die Bedeutung desselben abznschwächen, während die konservativen Organe ihn für eine Warnung der europäischen Monarchien an die Adresse der französischen Republik halten. Aus Petersburg meldet man, daß der russischen Presse offiziell verboten worden, auf die Wahrscheinlichkeit eines deutsch russischen Krieges anznspielen. Aus Kairo meldet das „Bureau Reuter": „Man erwartet hier, daß die Räumung Egyptens seitens der britischen Truppen in vier Wochen vollendet fein wird. Von der ganzen Okkupationsarmee werden nur die „Schwarze Wache", die Gordon Hochländer und das königliche Scharfschützenkorps zurückbleiben. Diese werden die Gar nison Alexandriens bilden und es werden bereits Hütten zu ihrer Unterbringung errichtet. Amerika. Eine Depesche aus Springfield, Missouri, meldet, daß dort ein Wirbelsturm gewüthet hat, wobei fünf Personen ums Leben kamen und dreißig andere verletzt wurden. Einhundert Häuser liegen in Trümmer. — Anläßlich des Luthertags fanden heute m allen protestantischen Kirchen von New-Jork, Brooklyn und Philadel phia Festgottesdienste statt, in mehreren anderen Städten wurden Fest versammlungen abgehalten. 2., 3-, 4., 5.. 6., 7-, Meißen, den Tagesgeschichtc. Kein Tranm und kein Schaum war die Lutherfeier im ganzen protestantischen Deutschland und überall, wo Deutsche und Protestan ten wohnen. Vor den Augen und in der Seele von Millionen stieg glänzend auf der Thüringer Bergmannssohn, der das edelste Metall aus dem dunkeln, verschütteten Schachte zu Tage gefördert, die latei nische Bibel von der Kette im Erfurter Kloster befreit und sie in deut scher Sprache in ihrer ganzen Herrlichkeit dem ganzen Volke überliefert hat. Das Wort ward lebendig: „Man zündet nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter." Thüringen, Luthers Heimath, hat vor allen sein Jubiläum mit vollem Verständniß und wohlthuender Begeisterung gefeiert, allen voran die Lutherstädte und Stätten Möhra, Eisleben, Eisenach, Erfurt, Wittenberg und Co burg, wo er geboren, erzogen, gebildet ward, gelehrt und gepredigt hat. Es wird kein Städtlein und Dörslein in Thüringen sein, die nicht ihre freudigste Feier veranstaltet und sein Bild erhöht hat. Die seit einigen Tagen umlaufende Nachricht, daß in dem Befin den des Fürsten Bismarck eine Verschlechterung eingetreten, findet dadurch eine Bestätigung, daß Dr. Schwenninger aus München nach Friedrichsruh berufen worden sein soll, weil sich das früher hervor getretene Gallenleiden des Reichskanzlers wiederholt habe. Wie es scheint, sind in Folge dieser Erkrankung auch die beabsichtigten Besuche der Staatsminister v. Puttkammer und v. Bötticher auf dem Fürst lichen Landsitze unterblieben. Wie aus Kopenhagen, 11. d., berichtet wird, ist der Luther tag im ganzen Lande festlich und unter allgemeiner Theilnahme begangen. Am 11. fand in allen Schulen eine Gedächtnißfeier statt, wobei eine Denkschrift in Tauseuden von Exemplaren vertheilt wurde. Auch von der Universität wurde die Lutherfeier begangen, ebenso in allen Kirchen des Landes. Ein in Lüneville (Festung bei Nancy an der lothringischen Grenze) wohnender Deutscher schreibt über die dort herrschende Stimmung gegen Deutschland (im Leipz. Tagebl.): Dies wäre nun ganz gut, wenn nicht ein anderer Umstand, nämlich der Deutschenhaß sich so fühlbar machte. Alles schimpft und flucht auf Deutschland und Jeder erwartet sehnlichst den Tag, wo er an „Preußen" furchtbare Revanche nehmen kann. Ich habe auf Anrathen unseres Buchhalters, ein Schwei zer, wie er sagt, ich glaube aber, er ist ein Deutscher, der seine Na tionalität nicht verrathen will), mich als Oesterreicher ausgegeben, aber es hat nicht lange gedauert, da sind die Gendarmen gekommen und haben im Geschäft nach meiner Nationalität gefragt und man hat ihnen gesagt, daß ich ein Sachse sei. (Man meldet sich hier nicht auf der Polizei an, nur der Hauswirth muß ein Buch führen, worin er seine Miether verzeichnet.) Jetzt weiß nun die halbe Stadt, daß ich ein Deutscher bin und als solcher ist man hier von Allem ausge schlossen. Als Sachse geht es zwar noch einigermaßen erträglich, aber den Namen „Prussien" können die Franzosen dieser Gegend nicht er tragen. Noch gehässiger als die Franzosen sind die hier befindlichen ausgewanderten Elsässer gesinnt. Die ganze Stadt steckt bis an das Kinn in Waffen. Es liegen hier über 4000 Mann Militär, Kürassire, Dragoner und Artillerie, jo daß bei den 16,000 Einwohnern auf jeden vierten Kopf ein Soldat kommt. Das ist aber noch nicht Alles; alle jungen Leute vom 10. bis zum 20. Jahre werden als Franctireurs ausgebildet, dieselben gehen des Sonntags stets in Uniform und exer- ciren Sonn- und Wochentags mit den Waffen in der Hand, als wenn der Krieg schon morgen losgehen sollte. Vor ungefähr vier Wochen glaubte man, daß jeden Tag der Krieg zwischen Deutschland und Ruß land ausbrechen würde; jetzt ist es nun wieder etwas ruhiger und man wartet, was das Frühjahr bringen wird. Wachend und schlafend träumt Frankreich von der Revanche. Gefährlich ist's, daß sich sogar die Armee diesen Phantasien hingiebt. Die „ärmoo tramoaiss", die angesehenste militärische Zeitschrift in Frankreich, in der namentlich der ehrgeizige General Gallifet das große Wort führt, bringt einen Artikel: Der nächste Krieg 188... Er leat außerordentli ausführlich dar " für die Köuigl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreinndvierzigster Hahrsang- Königliche Amtsbauptmannschast. v. Waffe. H, als ländliche Abgeordnete: 1., Herr Gutsbesitzer Eckelmann in Höfgen (Wiederwahl), Gemeindevorstand Thienemann in Coswig (an Stelle des Herrn Gutsbesitzer Förster in Brockwitz), Gutsbesitzer Martius in Zehren (Wiederwahl), Gemeindevorstand Geißler in Schmiedewalde (an Stelle des Herrn Rentier Ranft in Cölln), - Schmidt in Dittmannnsdorf (Wiederwahl), - Wallrabe in Birmenitz (an Stelle des Herrn Gutsbesitzer Zschoche in Mögen), - Vogelgesang in Hirschfeld (an Stelle des Herrn Rittergntsbes. Leutritz auf Deutschenbora). November 1883. Bekanntmachung, Das Ergebniß der für die hiesige Bezirksversammlung stattgehabten städtischen und ländlichen Abgevrdnetenwahlen ist folgendes. Gewählt wurden: als städtische Abgeordnete: 1 ., Herr Bürgermeister Hirschberg in Meißen (Wiederwahl), 2 ., - Kaufmann Otto Schumann daselbst (an Stelle des Herrn Rechtsanwalt Körnich daselbst), 3 ., - Bürgermeister Zschied^ 4 ., - - Wolf in Siebenlehn, / Waterländisches Dresden. Am Dienstag Vormittag 10 Uhr hat in Gegen