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IM- Erstes Blatt. -UW 1 r r r li n j- n d Wochenblatt für für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreiundvierzigster Jahrgang. Freitag, den 9. November Nr. 9V. 1883. Erschein« ivechentlich 2 Mal Dienstag und Freitag. Abonnementsprcik vierteljährlich 1 Mark. Eine «inielne Nummer k.ste^w Ps. Znseratenannahmr Montag» u. Donnerstag- bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag AbonncmenlSpreis vierteljährlich 1 Mar Eine einzelne Nummer — für kostet-10 Pf. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Montag, den IS. November d. I., Nachmittags 2 Uhr, gelangen in der Wohnung des Sattlers Friedrich Ernst Kratzsch in Herzog-walde 2 Kutschwagen (eine offene und eine halbverdecktc Chaise), 1 Leiterschlitten, 1 Tisch, 1 Kommode, 1 Sopha u. 1 Näh maschine gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Wilsdruff, am 2. November 1883. MattheS, Gerichtsvollzieher. Rüthers Zur Feier der Luthertage soll Sonnabend den 10. November nach von 1—2 Uhr erfolgtem Einlauten des Festes Nachmittags 2 Uhr ein vorbereitender Gottesdienst, in der Nacht vom 10. zum 11. November Festkonten, Sonntag den 11. November, nachdem früh 7 Uhr der Choral „Eine feste Burg ist unser Gott" voin Rathhausthurm erklungen ist, Morgens ^9 Ühr von der Schule aus Festzug zur «Kirche, darauf um 9 Uhr Festgottesdienst, Nachmittags ^2 Uhr Festzug der Schuljugend zur Kirche mit daraus folgen dem Gottesdienste stattfinden, sowohl zur zahlreichen Betheiligung am Festzuge als auch zu allen diesen Festgottesdiensten ladet der Kirchenvorstand hierdurch alle Gemeindeglieder ein. Wilsdruff, am 9. November 1883. Der Kirchenvorstand das. vr. Wahl, I'. Bekanntmachung. Zu dem aus Anlaß der 400jährigen Geburtstagsfeier unseres großen Reformators .Huther am nächsten Sonn abend den 10. November früh 10 Uhr im Schulsaale stattfindenden Schulen. 6lvrdar<U. werden die hiesigen Behörden, die Eltern und Erzieher der Kinder, sowie alle Freunde der Schule hierdurch freundlichst eingeladen. Wilsdruff, den 4. November 1883. Der Direktor der städtischen 1. Gesang: „Eine feste Burg" (3 Str.). 2. Gebet: Psalm 100. 3. Deklamationen: a) „Ja, freundlich ist der Herr". d) „Luther der Reformator." 4. Gesang: „O du Heiliger". 5. Festrede (Herr Oberl. Bang). 6. Gesang: „Lasset laut erklingen". 7. Deklamationen: u) Luther als Familienvater". d) Luthers Tod". 8. Schlußgesangr „Das Wort sie sollen lassen stahn"« Tagtsgeschichlc. Wie's komint, daß das 400j'ährige Lut Herjubiläum viel höher, allgemeiner und begeisterter gefeiert wird als das 300jährige, fragt die Eisenacher Zeitung und findet folgende Antwort: Das Deutschland von 1883 ist ein anderes als das von 1783. Wie steht das 19. Jahr hundert höher in seiner Bildungsstufe, als das 18.! Was war Deutsch land vor 100 Jahren und was ist es heute! Damals das dem Ver sinken immer mehr entgegen gehende schwache römisch deutsche Kaiser- thum; heute das stark geeinte, immer mehr erblühende und mächtige Deutsche Reich mit dem Heldenkaiser an der Spitze! Jetzt ist das deutsche Volk zum Bewußtsein seiner Kraft gekommen; jetzt steht es groß und geachtet in der Welt; jetzt kann, jetzt darf es sich seiner großen Söhne früherer Jahrhunderte mehr freuen als vordem. Da rum wird der 400ste Geburtstag Luthers so recht aus der Volksseele heraus gefeiert. Es soll und wird nicht ein Tag einer Partei inner- oder außerhalb der Kirche, nicht ein Tag des Aergernisses für Anders gläubige, sondern ein Tag der Huldigung für wahre Geistes- und Herzensgröße, für Charakterstärke und feste Vaterlandsliebe werden. So komme der 10. November 1883, der Luthertag, als ein Tag von dem wieder ausgeht Licht, Liebe und Leben für unser ganzes deutsches Volk. Asch in Böhmen, 4. November. Es ist eine bekannte Thatsache, daß diejenigen Güter, welche sich ein Volk erst nach heißen Kämpfen erworben hat, einen viel größeren Werth haben, als diejenigen, die man mühelos erlangt. Bei uns ist das auf die protestantische Lehre anwendbar, die uns nur unter schweren Sorgen unserer Väter und Großväter erhalten blieb. Erst durck das vor wenig mehr als 100 Jahren erlassene Toleranzedikt des unsterblichen Kaisers Joseph, dem wir darum auch aus Dankbarkeit für diese humane That ein schönes Denkmal errichtet haben, konnten sich unsere Ahnen des sicheren Be sitzes ihres Glaubens freuen. Wohl in keiner Stadt wird daher das Lutherfest mit mehr Begeisterung gefeiert als hier, und wohl noch zu keinem edlen Zwecke haben unsere Bürger williger beigesteuert, als zu dem am 11. November zu enthüllenden Luterdenkmale. Das selbe ist, nachdem es in der Eisengießerei von Christoph Lenz in Nürnberg mehrere Tage öffentlich ausgestellt war, nunmehr hier an gekommen. Es ist von Professor Rößner in Nürnberg modellirt, aus Bronze hergestellt, hat eine Höhe von 2,30 in und stellt den großen Reformator in seinem evangelischen Predigergewande dar, wie er die rechte Hand auf die Brust legt, mährend er mit der linken auf die Bibel weist. Hier, wo Protestanten und Katholiken in schönster Harmonie mit einander leben, kann es nicht Wunder nehmen, daß die Katholiken nicht nur ihren Beilrag zum Lutherdenkmal gegeben, son dern auch ihre Betheiligung am Lutherfeste zugesagt haben. Der berühmteste deutsche katholische Theolog der Gegenwart Probst Döllinger in München hat auf eine Anfrage Bremer Bürger geantwortet, daß auch die anßerhalb der Landeskirche stehen den Deutschen sich sehr wohl an der Lutherfeier mit Rücksicht auf die großen Leistungen Luthers für die Literatur, die Sprache, den Gesang und das Schulwesen betheiligen können. Berlin. Es steht schon jetzt fest, daß das Altersversorgungs- und Jnvaliditätsversicherungsgesetz für die Arbeiter keinesfalls in dieser Session des Reichstags zur Berathung — geschweige denn zur Erledigung — gelangen wird, da man noch nicht einmal zur Auf stellung der Grundzüge des Entwurfs gelangt ist. Es ist wieder — wenigstens nach Allem, was man bis jetzt selbst offiziöserseits erfährt — lediglich das Unfallversicherungsgesetz, um welches es sich in der bevorstehenden Session handelt, und dasselbe ist ebenfalls noch lange nicht fertig gestellt, vielmehr hat mau sich erst letzthin über die Grundlage (berufsgenossenschaftliche Verbände) nach langen, oft zwie spältigen Verhandlungen geeinigt. Es ist denn auch die Eröffnung der Session erst im Februar zu gewärtigen. Der König von Spanien hat dem Kaiser Wilhelm eine pracht volle Waffensammlung aus den berühmten Werkstätten Toledos zum Geschenk gemacht. Der General-Consul der Vereinigten Staaten in Berlin hat eine Uebersicht der deutschen Ausfuhr nach Nordamerika für die Zeit vom 1. Oktober 1882 bis 30. September 1883 veröffentlicht, aus der hervorgeht, daß dieselbe ungefähr dieselbe Ziffer erreicht wie in dem vorhergehenden entsprechenden Jahrgang. Dieselbe zeigt aber auch, daß mit den einzelnen Exportartikeln bedeutende Veränderungen vor sich gehen. So hatten Spitzen und Fransen im Königreich Sach sen einen Rückgang von 1,377,515 Dollars, Damaste einen Rückgang von 648,873 Dollars. Diese Verluste werden durch Strumpfwaaren, Handschuhe, Stickereien rc. allerdings wieder ausgeglichen, für die be treffenden Fabrikationszweige bleibt diese Erscheinung nichtsdestoweniger bedenklich. Die am 1. November abgehaltene Versammlung der Berliner Stadtverordneten bewilligte auf Antrag des Magistrats 100 000 M. als Beitrag zur Lutherstiftung in Leipzig und 50 000 M. für Errich tung eines Lutherdenkmals in Berlin. Angeblich ist bei der Militärverwaltung, wie die „Voss. Ztg." berichtet, die Vermehrung der deutschen Artillerie nunmehr beschlossene Sache und ein bezüglicher Voranschlag bereits ausgestellt. Es würde sich dann freilich noch um die Genehmigung durch den Reichstag handeln. Während der Fahrt eines Eisenbahnzuges von Eisenach nach Meiningen wurde ein scharfer Schuß aus denselben abgefeuert. Zum