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Wochenblatt für für Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag. Abonnemcntspreis vierteljährlich l Mark. Sine einzelne Nummer k»stet-w Ps. Znseratenannahme MontagS ».Donnerstags biS Mittag 12 Mr. Erscheint wöchentlich 3 Mal Dienstag und Freitag AbonnememspreiS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer koste^lO Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Mr. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden für die Königl. Amtshauptmannschast zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruss. Dreiundvierzigster Jahrgang. Nr. 65. 1883 Dienstag, den 14. Angust Nr. 30. Nr. 31. Das 26. 27. 28. 29. Nr. Nr. Nr. Nr. Jahre als Erwiderung des Besuches des Königs Humbert und der Königin Margherita in Wien stattfinden sollen. Es steht nur eine Schwierigkeit entgegen; Italien besteht darauf, daß der Besuch in Rom stattfinde, und das gerade will man in Wien nicht. Der Besuch im Quirinal würde im Vatican sehr übel vermerkt werden, und den möchte Franz Joseph um Alles in der Welt nicht erzürnen. Er will in Monza, Mailand, Venedig oder Florenz zum Besuch erscheinen, und damit will sich Italien durchaus nicht begnügen, weil es so aus sähe, als ob Oesterreich die Herrschaft König Humberts über die Ewige Stadt nicht anerkennen wollte. In Wien fand vor dem Polizeigebäude auf dem Schottenring am 10. d. Abends eine große Arbeiterdemonstration wegen vier mal nach einander erfolgter Konfiskation des radikalen Arbeiterblattes „Zukunft" statt. Gegen 1000 Demonstranten zogen von der Straße gegen den Schottenring unter Geschrei und Pereatrufen. Die Polizei, welche von der Demonstration benachrichtigt war, ließ von allen Seiten Wachmannschaft anrücken; auch starke Infanterie- und Kavalerie-Ab- theilungen eilten herbei. Die Polizei vertrieb die Demonstranten mit blanker Waffe; auch ein niedergehender Regen trug zur raschen Säu berung des Platzes bei. Es fanden zahlreiche Verwundungen von Arbeitern und Passanten statt. Die Wache wurde mit Steinwürfen empfangen; außerdem schlugen einige, welche sich mit Stöcken bewaffnet hatten, gegen die Wachtleute los, so daß mehrere derselben Verwun dungen erlitten. Ungefähr 120 Verhaftungen wurden vorgenommen. In Italien hat die Bestürzung über das nationale Unglück von Ischia jetzt einer um so größeren Energie Platz gemacht. Der Ar beitsminister Gemala betreibt immer thätiger die Errichtung von Ba racken; die Delegirten des Central-Comitees von Neapel stellen, soweit möglich, eine exakte Statistik über die Todten und Verwundeten und über die verursachten Schäden zusammen und die Aufräumungsarbeiten werden so eifrig betrieben, daß die Straßen in den zerstörten Städten bald gesäubert sein werden. Ferner ist Dank den getroffenen sanitären Maßregeln der Gesundheitszustand ein besserer geworden, und ist die Befürchtung, eine Epidemie könnte ausbrechen, wieder geschwunden. Ordnung und Ruhe werden überall streng aufrecht erhalten. Eine raffinirte Diebesbande hat die in Neapel seit dem Erdbeben auf der Insel Ischia herrschende Aufregung zu ihren Geschäftszwecken dadurch zu benutzen gewußt, daß die, wie es scheint, zahlreichen Mit glieder derselben Nachts in Gasthöfen und reichen Privathäusern Allarm schlugen mit den Worten „Wenn Sie sich noch retten wollen, beeilen Sie sich, sonst könnte es leicht zu spät werden". Zur Aufklärung wurde beigefügt, es sei beim Präfekten eine Depesche vom Professor Palmieri von seiner Beobachtungsstation auf dem Vesuv eingetroffen, welche das nahe Bevorstehen eines Erdbebens ankündige. Im Nu waren Straßen und Plätze mit Menschen besäet. Man eilt zur Prä fektur, auf die Polizei — aber nichts von einer solchen Nachricht. Inzwischen hatten die Langfinger, die in allerlei Verkleidung erschienen waren, mit Erfolg im Trüben gefischt. Einige derselben sind jedoch bereits in den Händen der Gerechtigkeit. Rom, 10. August. Das amtliche Blatt meldet, Se. Maj. der deutsche Kaiser habe seine herzliche Theilnahme wegen des Unglücks von Ischia dem König Humbert in einem Telegramm von Gastein aus ausgedrückt und dabei hinzugefügt, die Seelengröße und daS Der Bürgermeister Ficker. Tnffesgeschichte. Die einheitliche Bewaffnung der Infanterie- und Jäger offiziere der deutschen Armee ist, wie mehrseitig berichtet wird, neuerdings au leitender Stelle in Berathung gezogen worden. Eine derartige Ausrüstung besteht bereits für die Infanterie- und Jäger- osfiziere des 12. sächsischen Armeecorps und für die Jnfanterieoffiziere mehrerer süddeutscher Kontingente. Dieselbe Ausrüstung soll auch auf die Feldwebel der genannten Waffengattungen und die Fahnenträger ausgedehnt werden. Für die letzteren muß zu dem Zweck der Ermög lichung einer persönlichen Vertheidigung des ihrer Obhut anvertrauten Paniers, das deutscherseits bekanntlich im Gefecht rücksichtslos jeder Gefährdung ausgesetzt wird, in der That eine dieser Aufgabe genü gend entsprechende Bewaffnung als eine dringende Nothwendigkeit er kannt werden. Die Entscheidung über diese neue Ausrüstung wird als von dem Ausfall der hierüber eiugeforderten Gutachten abhängig be zeichnet. Berlin. Se. Maj. der Kaiser und König ist nach beendeter Brunnen- und Badekur in Ems und Gastein am 10. d. früh wohlbe halten in die Heimath zurückgekehrt. Nur kurze Zeit verweilte Se. Maj. der Kaiser auf der Bahnstation Großbeeren, um die dort An wesenden zu begrüßen und diejenige» Herren des kaiserlichen Gefolges, welche nicht nach Potsdam folgten, zu entlassen. Der Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers auf Babelsberg dürfte, wie es heißt bis Anfang September dauern. Ueber die von der „Nordd. Allg. Ztg". angedeutete Möglichkeit einer baldigen Einberufung des Reichstages behufs Genehmigung des deutsch-spanischen Handelsvertrages liegen noch keine näheren Mittheilungen vor. Jedenfalls ist es aber dringend zu wünschen, daß die Bestimmungen des Vertrages baldigst in Kraft gesetzt werden, wenn nicht ein Theil unserer Industriellen und Gewerbetreibenden erheblich geschädigt werden soll. Frankfurt a. M. An dem am Ende dieses Monats in hiesiger Gegend stattfindenden Manöver nehmen neben dem Kaiser der König von Sachsen, die Großherzöge von Baden und Hessen, der König von Spanien und der Kronprinz von Oesterreich Theil. Hirschberg i. Schl. Am 10. d. M. wurde an dem Lustmörder Koscielny aus Landshut durch den Scharfrichter Krauts die Todes strafe vollstreckt. Der Verbrecher hatte vorher ein offenes Bekenntniß abgelegt. Jg der alten Lutherstadt Erfurt ist am 8. August das Lutherfest in glänzender Weise und unter ungemein zahlreicher Betheiligung von nah und fern verlaufen. Fast sämmtliche deutsche Universitäten hatten starke studentische Deputationen entsendet und schätzte man die Zahl der fremden Festgäste aus über 20,000. Den Mittelpunkt der ganzen Feier bildete der wirklich großartige Festzug, welcher die interessan testen historischen Gruppen aus der Lutherzeit vorführte; das ganze Fest wurde in keiner Weise getrübt. Der Zusammenkunft in Ischl soll eine zweite zwischen Kaiser Franz Joseph und dem König von Italien folgen. Eine Conferenz zwischen dem italienischen Minister des Auswärtigen, Mancini, und dem österreichischen Botschafter in Rom, Grafen Ludolf, soll die Mo dalitäten festsetzen. Diese Monarchenbegegnung steht bekanntlich schon feit lange auf der Tagesordnung; sie hätte schon im vergangenen Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt zur Einsicht in hiesiger Rathsexpedition aus. Wilsdruff, am 13. August 1883. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Der bis vor Kurzem in Röhrsdorf aufhältlich gewesene, aus Seifersdorf bei Zittau gebürtige «Handarbeiter Carl Waner hat sich auf eine wegen Hausfriedensbruchs und Erregung ruhestörenden Lärmes gegen ihn hier vorliegende Anzeige zu verantworten. Da der gegenwärtige Aufenthalt des genannte» Beschuldigten unbekannt isff so wird derselbe hierdurch geladen, binnen 3 Wochen be hufs seiner Vernehmung vor dem Unterzeichneten zu erscheinen oder seinen Aufenthalt anher anzuzeigen. Zugleich werden alle Polizeiorgane ersucht, Wauer'n im Betretungsfalle auf diese Vorladung aufmerksam zu machen und Nachricht davon anher zu geben. Wilsdruff, den 9. August 1883. Der Königliche Amtsanwalt. ^ange, Ref. Bekanntmachung. 8. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen enthält: Bekanntmachung, die Begründung und Abgrenzung des katholischen Pfarrbezirks zu Radeberg betr.; Bekanntmachung, eine Ergänzungswahl für die I. Kammer betr.; Verordnung, Ergänzungswahlen für die II. Kammer betr.; Verordnung, die BesteÜung von Kommissaren für die Ergänzungsmahlen zur II. Kammer betr.; Verordnung, die Expropriation von Grundeigenthum für Erweiterung des Bahnhofs Netzschkau betr., und Dekret, wegen Bestätigung der Genossenschaftsordnung der Genossenschaft für Berichtigung der Jlsenbach. Bekanntmachung. Mit entsprechender Geld- oder Haftstrafe wird belegt, wer in hiesiger Stadt Sensen, ohne solche mit Schuh oder einem anderen Schutzmittel versehen zu haben, trägt. Wilsdruff, am 13. August 1883.