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festen Kern des Planeten sich bewegen. Cassini, Richard Proktor, v. I Lamont, Angelo Secchi und Maxwell vertreten aus schwerwiegenden i Gründen diese Ansicht. Bekannt ist ja auch, daß die Unmassen von - Sternschnuppenschwärmen, welche zu leuchten anfangen, wenn sie durch die Athmosphäre unsere Erde hindurchfahren, planetarische Himmelskör per sind, welche um die Sonne kreisen. Wenn heute noch solche My riaden kleinerer Himmelskörper durch den Weltenraum hindurchziehen, i so ist es durchaus nicht mehr unglaublich, daß in früherer Zeit bei der Bildung unfers Sonnensystems dergleichen in die noch weiche ! Mondmasse hineingeschleudert worden sind. Denn daß der Mond früher in feuerflüssigem Zustand sich befunden habe, das wird gegen- ; wärtig wohl von allen Astronomen angenommen. In der Kälte des ! Weltenraums, die wir uns nicht kalt genug vorstellen können, erfolgte ° die Abkühlung dieser feuerflüssigen Masse, jedoch nicht plötzlich, son- > dern allmälig. Als die Mondkugel an ihrer Oberfläche in einem breiartigen Zustand sich befand und Himmelskörper in sie hineinstnrzten, ' trat am Rand des gewaltigen Loches eine Ausstülpung der Mondmasse ein, eine Art Ringwelle, und diese erstarrte, verhärtete sich und blieb > stehen, während der hineingestürzte Himmelskörper in der feuerflüssigen Masse zerschmolz und sich mit derselben verband. Die über demselben aufquellende Gluthmasse des Mondkörpers füllte den Raum bis zum erstarrten Ring aus, erkaltete und blieb als eine Art Wallebene stehen, wie sie noch heute auf dem Monde durchs Fernrohr zu sehen sind. Eine der schönsten dieser Walledenen ist diejenige, welche den Name» ! Schickard trägt. Ihr Durchmesser ist 29 Meilen und ihr Flächenin halt beträgt 600 Quadratmeilen. Tnstesgeschichte. Die festlichen Kaisertage in der Provinz Sachsen sind durch die sich noch glänzender gestaltenden Kaisermanöver am Rhein abgelöst worden und gegenüber diesen Glanz- und Festtagen treten die übrigen Angelegenheiten einstweilen etwas zurück. Wohlbehalten und nicht im mindesten angegriffen durch die Anstrengungen der voransgegangenen Manöver ist Kaiser Wilhelm mit seiner Umgebung am Donnerstag Abend in Homburg vor der Höhe eingetroffen, dem so freundlich am Ostabhange des Taunus gelegenen Badeort, in welchem sich nun für die nächsten Tage ein außergewöhnlich bewegtes und farbenreiches Le ben abspielen wird. Wie Merseburg für die Manöver des vierten Armeekorps der Mittelpunkt gewesen, so ist es jetzt Homburg für die jenigen des elften Armeekorps und hier bat sich um den Kaiser ein noch weit glänzenderer Kreis von Fürstlichkeiten versammelt'als in der alten Saalestadt. Von regierenden Fürsten sind zugegen: Die Könige von Sachsen, Spanien und Serbien, die Großherzöge von Sachsen-Weimar und Hessen und der Fürst von Waldeck; von auderen Fürstlichkeiten: Der Kronprinz Karl von Portugal, der Prinz von Wales und seine Brüder, die Herzöge von Edinburgh, Connaught und Cambridge, der Landgraf von Hessen, der Erbgroßherzog von Sach sen-Weimar, die Prinzen Heinrich, Wilhelm und Alexander von Hessen, der Prinz Ernst zu Sachsen-Meiningen re. Die Anwesenheit so vieler Fürsten erhebt die Kaisertage am Main und Rhein im Gegensatz zu dem mehr provinziellen Gepräge der Truppenübungen in der Provinz Sachsen zu einem großen nationalen Moment, dessen Höhepunkt die Einweihung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald bilden wird. Frankfurt a. M., 20. September. Die Abgeordneten Frank furts zum Reichstage und Landtage haben Einladungskarten erhalten zu dem Banket, welches die Stadt dem Kaiser im Palmengarten gibt. — Zu der übermorgen stattfindenden Kaiserparade ist kein Wagen mehr zu haben. Höchstens kann man noch eine Droschke bekommen, wenn man dafür 25—30 Mark aufwenden will. Die Zweispänner der Lohnkutscher sind alle vergeben und wird in den seltensten Fällen weniger als 60 Mark für einen folchen bezahlt. Im Durchschnitt kommen sie auf etwa 80 Mark zu steheu. — Fürst Bismarck hat die an ihn ergangene Einladung, welche der Oberbürgermeister von Frank furt, Miquel, namens der Stadt zur Theilnahme an dem Kaiserdiner am 27. an ihn gelangen ließ, abgelehnt. In dem an H. Miquel gerich teten Schreiben spricht der Reichskanzler sein Bedauern aus, daß sein Gesundheitszustand, der eben erst in der Genesung begriffen sei, und bestimmte ärztliche Verordnung die Theilnahme am Fest unmöglich mache. Der Brief schließt: Es ist mir schmerzlich, mir die Freude versagen zu müssen, die vielen wohlthuenden Erinnerungen wieder auf zufrischen, welche mich an Frankfurt knüpfen. — Rothschild leiht zur Kaisertafel im Frankfurter Palmengarten sein goldenes und silbernes Tafelgeschirr her. Es hat einen Werth von 2 Mill. M.; ein goldner Tafelaufsatz, den Rothschild von der Stadt Nürnberg erworben, kostet allein 900000 M. Auf dem 30. deutschen Katholikentag in Düsseldorf sind wieder verschiedene Resolutionen angenommen worden, in denen die alte Klage über die „Nothlage der katholischen Kirche" wiederholt, gegen die fort dauernde „Vergewaltigung des päpstlichen Stuhles" Einspruch erhoben und die Forderung gestellt wird, daß dem Papste „die ihm entrissene weltliche Herrschaft, der ihm geraubte Kirchenstaat, das Eigenthum des katholischen Erdkreises", zurückgegeben werde. Außerdem wird die Rückkehr der ausgewiesenen Bischöfe, die Aufhebung der Maigesetze und die Wiedereinsetzung der klösterlichen Genossenschaften verlangt. Von Friedfertigkeit und einem Entgegenkommen, deren sich das Cen trum so gern rühmt, läßt sich darin nichts entdecken. Das Ergebniß der politischen Arbeit, die Fürst Bis marck seit Entsendung des Wasserstrahles nach Paris zum Besten Deutschlands und damit auch Europa's, ja der ganzen civilisirten Welt geleistet hat, läßt sich dahin zusammenfassen, daß er Frankreich auf den Standpunkt des Frankfurter Friedens verwiefen und ihm begreiflich gemacht hat, daß der Friede nur dann möglich ist, wenn es ehrlich auf jenem Standpunkt verharrt; daß erzweitens Rußland begreiflich gemacht hat, daß die Außerachtlassung des Berliner Ver trages feine Grenze habe; England, daß die egyptische Frage zwar schläft, aber keineswegs aus der Welt geschafft ist und daß auf diesem Felde im Nothfall eine Verständigung mit den Franzosen gar nicht so undenkbar sei. Daß der Schreckschuß nach der Donau hin nicht ganz ohne Wirkung geblieben, beweist der Umstand, daß er dem Fürsten Alexander Luft geschaffen hat. Und was die Dinge betrifft, die viel leicht in Kopenhagen verhandelt worden sind, so wird es wohl nur bei der Wahrnehmung geblieben sein, daß zwischen der Republik Frank reich und dem Zarenreiche, zwischen England und Frankreich und gar zwischen den russisch-griechischen Strebereien auf der Balkanhalbinsel so viele Steine des Anstoßes liegen, daß wir mit Seelenruhe singen können: Lieb' Vaterland, magst ruhig sein! London, 21. September. Der „Standard" erwähnt die ver schiedenen Gerüchte, zu denen der Besuch Gladstone's in Kopenhagen Anlaß gegeben und schreibt: Der Gedanke, daß einem englischen Staatsmanns gestattet werden würde, Bündnisse zu schließen und Kom ¬ binationen zu bilden, um Deutschland und Oesterreich entgegenzutreten, während diese Reiche offenbar die Aufrechterhaltung des Friedens be zwecken, ist lächerlich. England sympathisirt nicht mit dem Wunsche Frankreichs, Elsaß-Lothringen zurückzuerobern, weil Elsaß-Lothringen Deutschland kraft eines Vertrages gehört, der die Untecfchrist Frank reichs trügt, und der am Ende eines Krieges geschlossen worden ist, welchen Frankreich herausbeschworen um Deutschland zu zerstückeln. England nimmt Partei für den Friedensstifter, das ist das Alpha und Omega der kontinentalen Politik Englands. Die internationale Schiedsgerichts- und Friedensgefellschast in London hat in einer letzten Sonnabend abgehaltenen Sitzung folgenden Beschluß gefaßt: „Da dieses Meeting glaubt, daß die französische Republik in der Gefahr schwebe, durch ihre militärische Politik die Grundlage ihrer Existenz sowie die Interessen des Fortschritts im All gemeinen zu schädigen, drückt es hiermit die Hoffnung aus, daß das Volk und Parlament von Frankreich weiteren Eroberungsversuchen ein Ziel setzen werden. Dieses Meeting hält es für wünschenswerth, daß die zwischen Frankreich und China schwebende internationale Streit frage dem Schiedssprüche des Präsidenten des Bundesrathes der Schweiz unterbreitet werde. Paris. Die äußerste Linke beschloß, ein Manifest an das Land zu richten, um die Regierung zur sofortigen Einberufung des Parla ments zu zwingen. Gleichzeitig machte sich eine gewisse, den Sturz ! Jules Ferrys betreibende Agitation bemerkbar, doch bleibt der Erfolg sebr zweifelhaft. Die Royalisten, gegen 1500 Mann stark, hielten gestern in Genäs Hotel eine Versammlung ab, die im Kampfe für das Königthum auszuharren beschloß und die Nothwendigkeit einer katholischen und absoluten Monarchie betonte. Vaterländisches. -Wilsdruff. Ein Besuch der vor einigen Monaten in Bohnitzsch bei Meißen eröffneten Bezirksanstalt für Erziehung von der Verwahrlosung ausgesetzter Kinder veranlaßt uns, hier noch mals auf diese Anstalt ganz besonders aufmerksam zu machen und allen Gemeinden sowie Privaten unseres Bezirks, welche Kinder der Art zu versorgen haben, zu empfehlen. Die Anstalt liegt inmitten schöner großer Gemüse-, Obst- und Weingärten und fanden wir auch die ganze innere Einrichtung höchst praktisch, schöne Helle Wohn-, Ar- beits- und Schlafzimmer sind vorhanden und machen auf den Befucher einen wohlthuenden Eindruck. Wir fanden die gegenwärtig dort unter gebrachten Kinder, 17 an der Zahl, mit allerlei Arbeiten im Hause und in den Gärten beschäftigt und allen Kindern sah man an, daß die dortige Pflege und der gesunde Aufenthalt den wohlthuendsten Eindruck auf ihren Körper ausübt. Wenn man nun bedenkt, wie schwer es oft Gemeinden und Privaten wird, Kinder obenbezeichneter Art für schweres Geld unterzubringen, wenn man weiter bedenkt, daß, wenn solche Kinder in oft schon mit Kindern reich gesegneten Fami lien untergebracht werden, dieselben beim besten Willen nicht die ihnen gehörige Pflege und Aufsicht erhalten können, so ist es gewiß umso mehr anzuerkennen, daß unser amtshauptmannschaftlicher Bezirk obge- dachte Anstalt ins Leben gerufen hat, in der für Leib und Seele der Kinder die größte Sorgfalt verwendet wird und für welche Männer, wie unser geehrter Herr Amtshauptmann von Bosse, ihr regstes Interesse an den Tag legen. Wir fügen hieran noch die Bedingungen, unter welchen Kinder in diese Anstalt ausgenommen werden: 1., In die Bezirksanstalt zu Bohnitzsch werden Kinder beiderlei Geschlechts aus genommen, welche der Verwahrlosung ausgesetzt, zur Aufnahme in die Landesanstalten zu Braunsdorf und Großhennersdorf aber noch nicht geeignet sind. 2., Die Aufnahme erfolgt nicht vor Eintritt der Schulpflichtigkeit und in der Regel nicht nach vollendetem 12. Lebens jahre. 3., Der jährliche Verpflegbeitrog beträgt, wenn er von den privatrechtlich zur Erziehung Verpflichteten geleistet wird, 200 Mark, wenn er von Gemeinden gezahlt wird, 100 Mk.; derselbe ist in vier teljährlichen Vorausbezahlungen an die Kasse der Königl. Amtshaupt mannschaft Meißen abzuführen. 4., Gesuche um Aufnabme sind bei der Königl. Amtshauptmannschaft einzureichen. In denselben ist an zugeben: Vor- und Zuname der Aufzunehmenden, Tag, Jahr und Ort der Geburt desselben, Confession des Aufzunehmenden und seiner El tern bez. seiner Mutter, Gründe der beantragten Unterbringung, Fa milien- und Vermögensverhältnisse des Aufzunehmenden, von wem der Antrag gestellt wird und wer sich zur Zahlung der Vervflegbeiträge verpflichtet. Dem Gesuche sind beizufügen ein Taufschein, ein ärzt liches, den geistigen und körperlichen Gesundheitszustand des Aufzu nehmenden schilderndes Zeugniß, ein Impfschein uud bez. ein Schul- zeugniß. 5., Das Kind hat bei seiner Aufnahme mitzubringen: einen vollständigen Anzug, 3 Hemden, 3 Taschentücher, 3 Paar Strümpfe, : 1 Paar Lederschuhe; Mädchen außerdem noch 3 Schürzen, leinfache Jacke. 6., Die Entlassung erfolgt in der Regel nach vorhergegangener Confirmatwn. — Wilsdruff's große Kirmeswoche hat gestern mit der sogenannten „Rasselbude" ihren Abschluß gefunden. Wenn uns der erste Kirmes- ' sonntaq eine Besucherzahl wie fast noch nie zuvor zugeführt hatte, so : trug selbstverständlich das herrliche Wetter wesentlich dazu bei; wie nicht anders zu erwarten, entwickelte sich denn auch in der ganzen Stadt und namentlich in den Nachmittagsstunden auf der Festwiese das regste Leben. Die für Kirmesmontag Abend in den beiden schö- - nen Sälen „zum weißen Adler" und „zum goldnen Löwen" angekün- i digten Konzerte waren so stark besucht, daß man fragen mußte: wo i kommen aber die vielen Menschen her? Beide Konzerte wurden zur > größten Zufriedenheit der Zuhörer ausgeführt, was der reiche Applaus i bekundete. Infolgedessen war leider das Dienstags-Konzert im Schieß- i Haus schwach besucht. Ebenso war am gestrigen Sonntag der Besuch > von Auswärts des regnerischen Wetters halber ein schwacher, während - in der Regel bei günstigem Wetter die Landbewohner in Schaaren c zur „Rasselbude" hereingezogen kommen und sich auf der Festwiese an i den Verloosungen, Carrousiells, Schieß- und Schankzelten rc. köstlich t amüsiren. Alle in unserer Stadt staltfindenen öffentlichen Festlichkeiten t werden von Fremden gern besucht und freut man sich deshalb auch i auf die Zeit, in der uns eine Bahnverbindung geschaffen wird, - wo es namentlich den Residenzlern vergönnt sein wird, ihre Ausflüge r nach hier bequemer und schneller zu bewerkstelligen, als dies bisher - möglich wär. r — Eine vorige Woche in unserer Stadt amtlich stattgefundene l Revision der Luftdruck-Bierapparate hat für alle Biertrinker r das erfreuliche Resultat geliefert, daß sämmtliche Apparate in bestem Zustande befunden wurden, was wir zur Ehre unserer Herren Gast- - und Schankwirthe hiermit gern bekannt geben. n — In Annerkennung seiner treuen und ersprießlichen Wirksamkeit n im Kirchen- und Schulvienste ist dem Kirchschullehrer Lehmann in - Burkhardswalde der Titel „Kantor" vom k. Kultusministerium ver liehen worden.