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IW" Erstes Blatt. Wochenblatt für für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Witsdruss. Aweiundvierzigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) Sbonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kvstet 10 Ps. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags »iS Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) AbonncmentspreiS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer für kostet_10 Pf Nossen, Siebentehn und die Umgegenden. Rr. 38. Freitag/den 12. Mai 1882 Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Mühlenbesitzers Carl Wilhelm Moitz in Klipphausen wird nach erfolgter Ab haltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Wilsdruff, den 10. Mai 1882. Königliches Amtsgericht. vr. Gangloff. — — Veröffentlicht durch Busch, Ger.-Schreiber. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Schmiedemeisters Ernst Wilhelm Hecht in Wilsdruff wird, nachdem dasselbe durch Vergleich beendigt ist, hiermit aufgehoben. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, «m 10. Mai 1882. vr. Gangloff. Beglaubigt: Busch, Ger.-Schreiber. Bekanntmachung. Das 5. Stück des Gesetz- und Verordnung Mattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1882 enthält: No. 33. Gesetz, einige Zusatzbestimmuugen zu dem Gesetz, über das Verfahren in Forst- und Feldrügesachen betr.; No. 34. Ausführungsverordnung dazu; No. 35. Gesetz, ergänzende Bestimmungen zu dem allgemeinen Berggesetze betr.; No. 36. Verordnnng, die Anlage und den Betrieb von Pulverfabriken betr.; No. 37. Verordnung wegen Aufkündigung des Restes der Prioritätsanleihe Uit. 0. der vorm. Albertsbahn-Gesellschaft; No. 38. Verordnung zu dem Gesetze, die Schonzeit der jagdbaren Thiere betr.; No. 39. Verordnung, die Erhebung einer Berufsstatistik betr.; No. 40. Verordnung, Vorschriften zur Sicherung des Betriebes der Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung betr.; No. 41. Verordnung, die veränderte Ausstattung und Fassung der Landeskultur-Rentenscheine betr.; No. 42. Gesetz über das Pfandleihgewerbe; No. 43. Ausführungsverordnung dazu. Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt zur Einsicht in hiesiger Rathsexpedition aus. Wilsdruff, am 11. Mai 1882. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Der Donner der im Lustgarten zu Berlin aufgestellten Kanonen verkündigte am Sonntag früh der Reichshauptstadt, daß im Marmor palais zu Potsdam am Sonnabend in den späten Abendstunden dem Prinzen nnd der Prinzessin Wilhelm ein Sohn, dem Kaiser Wilhelm ein Urenkel geboren worden sei, welcher, wenn ihm die Geschicke günstig sind, bestimmt sein wird, dereinst die Krone Preußens und die deutsche Kaiserkrone zu tragen. Die ansgegebenen Bulletins über das Befinden der Prinzessin und des neugeborenen Prinzen lauten äußerst günstig. Nachdem die Schüsse am Lustgarten verhallt waren, zog die Artillerie unter Trompetenschall an dem kaiserlichen Palais vorbei; die Musik intonirte die National-Hymne. Freudig erregt trat der Kaiser an das Fenster, die Volksmassen, welche den Kanonen folgten, sahen den Mo narchen und brachten ihm ein begeistertes Hoch aus. Als der Kaiser nach dem festlichen Gottesdienste aus dem Dom trat, ließ er mit inniger Befriedigung und Genugthuung den Blick über das zahlreiche Pub likum schweifen, das, einer lebendigen Kette vergleichbar, vom Dome bis zum Palais stand und seiner Freude über das frohe Ereigniß lauten Ausdruck gab. Sodann fuhr der Kaiser zum Prinzen Wilhelm nach Potsdam, welche Stadt sich außerordentlich reich mit deutschen, preußischen und schleswigholsteinischen Flaggen geschmückt zeigte. Fürst Bismarck ist leidend, doch giebt, wie in Reichstagskreisen verlautet, der augenblickliche Zustand des Reichskanzlers zu Besorg nissen in keiner Weise Anlaß, denn das rheumatische Leiden, zufolge einer Erkältung ausgetreten, ist nur mit ungewöhnlich heftigen Schmerzen verbunden, die sich indeß verhältnißmäßig rasch wieder verlieren, aber immerhin eine Schwächung des Körpers verursachen, die den Kanzler zur Theilnahme an den Monopol-Debatten im Reichstage unfähig machen dürfte. Fürst Bismarck ist rheumatisch schon vor vielen Jahren affizirt gewesen; stärker litt er hieran seit dem 66er Kriege, der ihn sehr beschwerlichen Strapazen ausgesetzt hatte und deren Folgen, wenn er blos Soldat gewesen wäre, seine Pensivnirung herbeigeführt haben würden. Von ärztlicher Seite soll dem Fürsten übrigens gerathen worden sein, doch lieber nach Berlin überzusiedeln, schon weil die Ent fernung vom Sitz der Reichsregierung allerhand Aufregungen gerade so oft bewirke, als hier irgend "etwas Wichtiges sich zutrage, dessen Regelung der Telegraph nicht so glatt bewirken könne, wie Persönliche Rücksprachen und unmittelbare Einwirkungen. Straßburg i. E., 8. Mai. Die „Elsaß-Lothringische Zeitung" veröffentlicht eine Petition der Tabakbauer des Kantons Lauterburg im Elsaß zu Gunsten des Tabakmonopols. Dieselben erklären, daß sie in der Verwerfung der Tabakmonopolvorlage eine weitere Schädi gung ihrer Interessen, wie überhaupt der aller Tabakbauer erblicken würden. Wie die Zeitung weiter erfährt, werden voraussichtlich auch noch andere elsässische Gemeinden sich der Petition anschließen. Wien, 8. Mai. Der offizielle Saatenstandbericht bis Ende April bezeichnet den Stand der Wintersaat theils gut, theils vortrefflich ebenso die allgemeinen Sommersaaten. Dublin, 8. Mai. In einem von der Landliga erlassenen, von Parnell, Dillon und Davitt unterzeichneten und an das irische Volk gerichteten Manifeste heißt es, am Vorabend einer glücklichen Zukunft habe das traurige Geschick, von welchem Irland seit Jahrhunderten verfolgt werde, die Hoffnungen der Irländer getroffen. Die Land liga spreche dem irischen Volke und allen Denen, die in jüngster Zeit sich für eine Politik der Versöhnung entschlossen hätten, in dieser Kala mität ihre aufrichtige Sympathie aus und hoffe, daß das gesammte irische Volk durch die Art seiner Handlungen beweisen werde, daß es das Verbrechen des Mordes verabscheue, sie hoffe, daß das irische Volk auf jede Weise seinen Abscheu über die gräßliche That und seine Theil nahme für die in Trauer versetzten Familien kundgeben werde. Der Name des das Gastrecht schützenden Irland sei durch einen Akt der Feigheit besudelt worden, er werde bis zu dem Momente besudelt bleiben, wo die Mörder der Gerechtigkeit überliefert seien. In einer Betrachtung über die Meuchelmorde in Irland bezeichnet die „K. Ztg." als einzigen Weg, der möglicherweise zum Ziele der Beruhigung des Landes führen könne, die Schaffung eines Bauern standes; bis diese großartige Umwälzung vollzogen sei, Müsse das Land mit eiserner Faust niedergehalten werden. Für wahrscheinlich hält sie einen Erfolg nicht; wahrscheinlich sei es vielmehr, daß der Arzt zu spät kommt. Der furchtbare Doppelmord in Dublin wird sich an Irland schwer rächen. Die Regierung in England hatte so eben die Häupter der Beschwörung auf freien Fuß gesetzt und milde Maßregeln in Aus sicht gestellt, da zerreißt die Ermordung zweier Häupter der englischen Regierung das Band der Versöhnung. Las milde Regiment hört auf und ruft ein Gewalt- oder auch Schreckensregiment hervor, das die Aussöhnung auf lange Zeit verhindert. In England sieht man die Verschwörung als eine hochpolitische an, die es auf die Losreißung Irlands von England abgesehen habe unter dem Schutze der Verei nigten Staaten. Und nach diesem Gesichtspunkte wird man in Eng land handeln. Ein Korrespondent aus Sophia meldet dem „Pester Lloyd", daß der Sekretär des russischen Generalkonsulates in der bulgarischen Hauptstadt kürzlich ganz öffentlich erklärt habe, daß am Jahrestage der fürstlichen Proklamation, welche die Verfassung snspeudirt hat, das ist am 10. Mai, in Bulgarien eine Revolution ansbrechen werde. Ein bulgarischer Offizier erwiderte auf diese Eröffnung, daß die Libe ralen, wenn sie sich die geringste Botise in dieser Richtung erlauben sollten, es mit der Armee zu thun haben würden, worauf der russische Sekretär bemerkte, daß erst abzuwarten sei, ob die Armee den Befehlen