Volltext Seite (XML)
Bedeutung erhält aber das Gotthardunternehmen durch zwei Momente. Zunächst durch die ungeheuren Schwierigkeiten, welche sich seiner Durchführung widersetzten. Ganz abgcseheu von dem pekuniären Auf wand, der in Wirklichkeit alle gemachten Voranschläge überstieg, waren die technischen Hindernisse ganz außerordentliche und das Werk ist in der That ein Triumph der Jngenieurkunst. Die „Wunderwerke" der Alten wirken doch darum hauptsächlich imponireud und überwältigend auf uns, weil wir einigermaßen wissen, mit wie primitiven Mitteln sie geschaffen sind. Aber, von allen Fortschritten der Wissenschaft und Technik, die uns heute zu Gute kommen, abgesehen, kann sich das Gotthardunternehmen jenen Wunderwerken getrost an die Seite stellen. Ein zweites Moment ist das handelspolitische. Der Verkehr zwischen Deutschland und Italien litt allezeit schwer unter dem ungünstigen Umstande, daß die beide Länder trennende Schweiz ihrer alpinen Natur wegen anßerordentlich ungünstige Verbindungen bot. Natürliche Ver bindungen, insbesondere solche zu Handelszwecken existiren überhaupt nicht. Es mußten Pässe angelegt werden, deren Begang indeß noch so schwierig, langwierig und gefährlich war, daß von einem großen Handelsverkehr keine Rede sein konnte. Die Kalamität wuchs, als durch die handelspolitische Einigung Deutschlands wie Italiens die Zollschranken im Innern beider Länder^ beseitigt wurden, das Be- dürfniß und das Angebot wuchs, aber dem Strome der wirthschaft- lichen Entwickelung und Bewegung mangelten die breiten, bequemen Abzugskanäle. Frankreich bahnte sich ein Schienenweg durch deu Mont-Cenis, Oesterreich einen solchen über den Brenner nach Italien und der letztere war es, auf den Dentschland und Italien im Verkehr mit einander angewiesen waren. Ein Blick auf die Karte überzeugt sofort von den ungeheuren Vortheilen, welche die seit 1850 geplante jetzt zu Stande gekommene direkte Verbindung beiden Staaten bringen muß. Alle betheiligten Staaten, Dentschland, Italien wie die Schweiz haben redlich und nach Kräften zu dem Gelingen des Werkes beige tragen und große Opfer nicht gescheut. Sie dürfen heute mit Stolz auf das Vollbrachte zurückschaüen und die verdienten Früchte ihrer Anstrengungen einernten. Eine neue Epoche beginnt für das Ver kehrsleben der drei Völker. Wo die Natur unüberwindliche Hinder nisse aufgethürmt hatte und des menschlichen Wollens und Könnens zu spotten schien, da hat der Menschengeist kühn diese Schranken durchbrochen und über alle Hindernisse gesiegt. Aber nicht nur eine Steigerung der materiellen Güter Deutschlands, Italiens und der Schweiz erwarten wir von dem Unternehmen, wir hoffen zugleich, daß es ein Band des Friedens und der Verbrüderung um diese Völker schlinge. Möge die Erleichterung des Verkehrs der drei Nationen unter einander ihr gegenseitiges Verhältniß ein engeres freundschaft licheres werden lassen, möge die neue Völkerstraße niemals anderen Zwecken dienen, als denjenigen des Friedens und der Kultur. Dann wird ihr Segen ein unberechenbarer sein und die Generationen werden den Männern Dank wissen, die mit Rath und That das große Werk gefördert haben. — Die neue Bahnstrecke enthält 62 Tunnels, 34 Brücken, 10 Viadukte und 24 Uebergäuge. Der große Tunnel wurde in 9 Jahren 3 Monaten gebaut und die 15,900 Meter lange Durch fahrt, wobei die Wagen elektrisch erleuchtet werden, wird 26 Minuten währen. Die Gefammtlänge aller Tunnels beträgt 41,423 Meter. Im großen Tunnel beträgt die Atmosphäre 20 Grad Celsius. Be schäftigt waren durchschnittlich 2347 Arbeiter täglich, wovon 177 ge storben sind und 632 Verletzungen erlitten haben. Eine Million Kilogramm Dynamit 1,700,000 Kilogramm Oel wurden verbraucht. Die Kosten des großen Tunnels betrugen 56,500,000 Franks. Von zuverlässiger Seite hört das „B. T.", daß die Regierung ernstlich entschlossen ist, falls der Reichstag sich gegen das Tabaks monopol entscheidet, dieses Projekt und mit ihm zugleich dasjenige einer Einführung der Tabakfabrikatstencr definitiv fallen zu lassen. Auch von einer Erhöhung der bestehenden Tabaksteuer soll alsdann nicht mehr die Rede sein, angeblich, weil die Regierung eine erhebliche Er höhung für gleichbedeutend mit dem Ruin der ganzen Tabakindustrie ansieht und in gleicher Weise auch die Buchführung einer Fabrikat steuer in Deutschland für unmöglich hält. Es verlautet sogar, daß eine förmliche Erklärung in diefem Sinne im Reichstage abgegeben werden soll, sobald dessen ablehnendes Votum erfolgt ist. Von konservativer Seite soll nach Ablehnung des Tabaksmonopols eine prozentuale Börsensteuer und eine Erhöhung der Branntwein steuer beantragt werden. Ein Leitartikel der „N. A. Z." bespricht die Frage des Einschreitens gegen das Börfeuspiel und kommt zu folgendem Schlüsse: Immer hin wird die Strafgewalt nur den unglücklichen Spieler ereilen können, der vom Glück Begünstigte wird über die durch sein frivoles Verhalten verschuldete Verletzung der öffentlichen Moral und der allgemeinen Interessen triumphiren. Wichtiger und wirksamer als jedes Eingreifen des Staatsanwalts würde die Reaktion der Gesellschaft sein; so lange diese sich nicht mit allem Nachdruck gegen den Börsenspieler, auch gegen deu glücklichen, wendet und die Verwerflichkeit des Spiels in dem Spieler entsprechend stigmatisirt, so lange würde ein straf rechtliches Einschreiten gegen irgend einen insolvent gewordenen Börsen spieler minderer Ordnung dem Volke nur als eine neue Bekräftigung des alten Erfahrungssatzes erscheinen, daß man die kleinen Diebe hängt, die großen aber laufen läßt. Da der Tabak nicht mehr bluten soll, sieht man den Branntwein darauf an, ob er mehr Geld schwitzen kann. In Rußland beträgt die Steuer vom Branntwein ü Kopf 11 M. 10 Pf., in England 12 M. 90 Pf., in Deutschland 1 M. 31 Pf. England zieht aus dem Brannt wein jährlich 437 Millionen M., Deutschland 45 Mill. Mark. Reuleaux, der Mann, der vor Jahren mit seinem geflügelten Worte über die deutsche Industrie auf der amerikanischen Ausstellung: Billig und schlecht! ein so großes Feuer angezündet hat, war zur Er öffnung der Ausstellung in Nürnberg. Sein Urtheil lautete: „Die ausgestellten Gegenstände sind hervorragend, die Art der Ausstellung vorzüglich." (Fortsetzung in der Beilage.) Kirchelnmchrichtell aus Wilsdruff. Mm I. Pfingstfeiertag Vormittags predigt Herr ?. llr. wskl. Stachnr. 1 Uhr Predigt von demselben. Am L. Feiertag Vormittags predigt Herr p. vr. Wabl. Nachmittag 1 Uhr Katechismusunterredung mit der konfirmirten Jugend. An beiden Feiertagen wird eine Collecte für den Kirchenfond gesammelt. «Kirchenmusiken. 1. Pfingstfeiertag: Cantate: „Der schöne Tag" rc. 2. Pfingstfeiertag: „Es fiel ein Thau" rc. DDG DDDDDD DDDDK «SrÄ. vnnvr- I Tischler- u. Polstermöbel-Fabrik. Meißen, Fleischergasse 298, I empfiehlt alle Arten Hs NE" - «HÄ -WU N AW" in größter Auswahl zu sehr billigen Preisen. "WU W Die heurige Kirschenverpachtung auf kiHergut ttirsokfvlli findet am 2. Juni Nachm. 3 Uhr ebendaselbst statt. Hälfte der Erstehungssumme im Ter- min zu erlegen. Kirschen - Derpachtlmg. Mittwoch, den 31. Mai, Mitt 12 Uhr, soll die Kirschnutzung der Rittergüter Neukirchen und Steinbach auf dem Rittergutshofe zu Neukirchen verauctionirt werden. Die Hälfte der Erstehungssumme ist nach dem Zuschlag zu zahlen. Weitere Bedingungen vor der Auction. Das eichene Schalholz im Reviere des Rittergutes «Klipphausen wird iu Raummetern und aus freier Hand verkauft. >Vr2e8im8k^, Förster. 200Ctr. Speise- u. Futterkartoffeln stehen Dienstag und Mittwoch zu 1 Mk. 55 Pf. zum Verkauf. Bahnhof Deutfchenbora. Faeob. Mbw. und lmMollne MlOffe empfiehlt billigst Varl Lrr8okt. Ein schönes Landgut von 33 Ackern, guten Gebäuden, bestem vollständigen Viehbestand, soll mit gut anstehender Ernte und vorhandenen Maschinen und allen Inventar und Vorräthen für 15,500 Thaler bei 4000 Thaler An zahlung wegen Krankheit des Besitzers sofort verkauft werden durch O. L . Tlr tlinurirr in Nassen. Auch können durch denselben noch viele andere städtische und ländliche Grundstücke zum Verkauf nachgewiesen werden. «in «ni, ganz neu gebaut, mit 7S Scheffel Areal, vollständiges leben des und todtes Inventar soll sofort billig für 1I,VOO Dhlr. verkauft werden durch kj. in Steinbach b. Mohorn. Bekanntmachung. Vielseitigen Anforderungen zufolge empfiehlt sich Unterzeichneter den abreisenden Handwerksgesellen und Dienstboten zum Aufbewahren und Nachsenden von Koffern und Reiseeffekten aller Art und gewährt auch in Fällen entsprechenden Vorschuß auf obengenanntes Lager gut mit der Zusicherung billigster Spesennotirung. Wilsdruff, im Mai 1882. Hochachtend 1t». HssvNlr«. Reines Roggenbrot empfiehlt zum Kauf und Tausch Mühle zu Grumbach. Lru8t Nvuuix. /l'oeduleum AMvetü». /(8Lek»eu.) — IlüUsr« /Uir UsscMnen - Inzeniolir« uo<0 nerkmeirtss. Vorunterrickt srei.^ Grotzkörnigen Reis, das Pfd. 16 Pfg. und fämmtliche trockene Gemüse zu billigsten Preisen empfiehlt Zoksurrss Doi-scNrm, Dresden, Freibergerplatz 25.