Volltext Seite (XML)
Redaction, Druck und Verlag vv» H. A. Berger in Wilsdruff. am ge- der Vermischtes. * Von einem ebenso seltsamen wie schweren Unfall wurde Dienstag ein Oekonom in Altenburg betroffen. Derselbe stand rade vor seinem Hause, als aus dem oberen Stockwerk desselben Kirchcunachrichten ans Wilsdruff. Am Sonntage Cantate predigt Vormittags Herr p. Vf. Nachmittags 1 Uhr «KindergotteSdienst. Verwaltung des Tharandter Forstreviers. — Zwickau. Im Ansange des Jahres wanderte eine größere Anzahl Leute, namentlich Bergarbeiter aus hiesiger Gegend, nach Amerika aus, um dort in einem Bergwerke, in welchem sie nach der ihnen vor ihrer Auswanderung ertheilten Versicherung Beschäfti gung erhalten sollen, zu arbeiten. Als sie nach Chicago kamen, wurde ihnen jedoch, wie ein damals mitausgewanderter Arbeiter an seine An gehörigen schreibt, eröffnet, daß sie jetzt in den Bergwerken nicht arbeiten könnten und vorläufig in einem Steinbruche arbeiten müßten. Der betreffende Briefschreiber macht von den Anstrengungen, denen er unter worfen ist, verschiedene Mittheilungen und schreibt: „Wer in Europa nicht arbeiten gelernt habe, der lerne es in Amerika; er müsse arbeiten, daß ihm die Hände blutig würden; den Schacht, für welchen sie eu- gagirt worden wären, gäbe es gar nicht." Ec veranlaßt seine Ange hörigen, da angeblich wieder Bergleute für Amerika angeworben werden sollten, dieselben zu warnen damit sie sich nicht aus der Arbeit und aus dem Familienleben reißen ließen, uni ins Elend zu kommen. — Annaberg. Vor einigen Tagen stürzte der 4 Jahre alte! Sohn des Posameutenfabrikanten Emil Langer in eine Grnbe mit frischgelöschtem Kalk. Das bedauernswerthe Kind, welches sich bedeu tende innere Verletzungen zugezogen, sowie die Augen verbrannt hatte, ist nach 24stündigen schrecklichen Schmerzen seinen Leiden erlegen. — Die Glücksgöttin hat bei dieser Lotterieziehung einen erheb lichen Theil ihres Füllhorn-Inhaltes nach einer Seite ausgestreut, wo er segenbringend wirken kann und hoffentlich auch wird. Vier Lehrlinge einer größeren Schriftgießerei in Leipzig, welche sämmtlich in sehr bedürftigen Verhältnissen leben und von denen einer ganz Waise, die andern vaterlos sind, haben zusammen ein Zehntel des großen Looses gewonnen. Einer davon hat sein Viertel des Vin-Looses mit seiner armen alten Tante gemeinsam gespielt. Von dem zweiten Haupt gewinn, 300,000 Mk., ist ein Theil nach Döbeln an meist unbemittelte Leute gekommen. einem verderblichen Staatssozialismus den Weg zu bahnen. — Für die durch die Ernennung Prof. Weißwanges zum Ober förster auf Marienberger Revier erledigte zweite Professur an der königl. Forstakademie zu Tharandt ist der bisherige Forstmeister und Generalbevollmächtigte des Fürsten von Hatzfeld-Trachenberg in Schle sien, Neumeister, berufen worden; derselbe übernimmt außerdem die eiserne Stab eines vom Winde bewegten Rouleaux aus seiner Um hüllung heraus- und herunterfiel. Der schwere Stab traf den Mann direkt auf den Kopf und brachte demselben eine so bedeutende Ver letzung bei, daß in kurzer Zeit der Tod eintrat. * Es war Februar; in einer Familie ist ein Zuwachs angekom- men. Der Vater meldet dies am nächsten Morgen den übrigen Kin dern, deren ältestes ein achjähriges Mädchen ist, mit den eben nicht sehr neuen Worten: „Kinder, der Storch hat Euch in der vorigen Nacht einen kleinen Bruder gebracht!" Allgemeiner Jubel, — nur seitens Louischens nicht, das eine Weile nachdeukend den Kopf schüttelt und dann in die Worte ausbricht: „Der Storch, Papa? Das ist nicht möglich! Wir sind in der Schule jetzt gerade bei den Zugvögeln, und der Lehrer hat gesagt, daß die Störche vor Mitte April gar nicht hier sein können!" — Das sind die Folgen der Naturgeschichte. * In dem Forste des Herrn von Wedell bei Naumburg a. B. wurden dieser Tage drei Fuchsbaue gegraben. Im ersten fing man die alte Füchsin mit 8 Jungen, im zweiten 6 Junge, im dritten 5 Junge. Den glücklichen Fang hatte man dem sehr scharfen Dachshunde zu verdanken, der die Alte mit den 19 jungen Füchsen lebend heraus brachte, obgleich ihm die Alte am ersten Tage furchtbar zugesetzt hatte. Vor einigen Tagen hat das Reichsgericht eine für die Allgemein heit wichtige Entscheidung gefällt. Ein Restaurateur in Berlin war vom dortigen Landgericht zu drei Monaten Gefängniß und 500 Mk. Geldbuße verurtheilt worden, weil er in seinem Restaurant die von den Gästen in den Gläsern übrig gelassenen Bierreste in einem Gefäß angesammelt und dieses abgestandene Bier sodann wieder dem frisch verschenkten beigemischt hatte, eine Manipulation, die der Betreffende auch in Bezug auf andere Getränke wie Wein, Liköre rc. sich erlaubt hatte. Der Verurtheilte legte Revision ein und begründete dieselbe u. a. damit, es unterliege doch sehr dem Zweifel, ob man Bier mit Bier verfälschen könne. Das Reichsgericht hat die Revision verworfen und angenommen, in dem Vermischen des Bieres mit abgestandenen Bierresten, welche zu Theil verunreinigt waren, zum Zwecke des Ver kaufes als frisches Bier könne ohne Rechtsirrthum allerdings der That- bestand der Fälschung im Sinne des tz 10 des Nahrungsmittelgesetzes gefunden werden. * Eine jugendliche Heldin. Anna Loftus, ein 16jähriges Mäd chen, rettete sich Sonntags nachts aus einem brennenden Hause in Stockport (England). Kaum der Gefahr entronnen, erinnerte sie sich, daß ihre siebenjährige Schwester in dem in Hellen Flammen stehenden Gebäude zurückgeblieben sei. Sie beschwor die Umstehenden, Hilfe zu leisten, aber niemand wagte es. Rasch entschlossen tauchte das Mäd chen ihr Umschlagetuch ins Wasser, hüllte sich darein und war im nächsten Augenblick im Flammenmeer verschwunden. Mit unbeschreib licher Aufregung fahen die Zuschauer dem Ausgange des furchtbaren Wagnisses entgegen, und schon bemächtigten sich Aller die schlimmsten Befürchtungen, als das brave Mädchen, ihre Schwester in den Armen, wieder erschien und vor dem Brandplatze ohnmächtig zusammenbrach. Schwere Brandwunden im Gesicht und an den Armen machten es nothwendig, die heldenmüthige Retterin in das Hospital zu bringen, wo sie die sorgsamste Pflege fand, sodaß sie gegenwärtg für außer aller Gefahr erklärt wird. * Eine Ballonfahrt auf Leben und Tod unternahm am Sonntag in Berlin der durch seine vielen glücklichen und tollkühnen Fahrten nicht nur dort, sondern in ganz Norddeutschland rühmlichst bekannte Berliner Luftschiffer Richard Opitz von der Sierneckerschen „Neuen Welt" in der Hasenheide aus. Trotzdem seit vormittags 11 Uhr bis nachmittags 4 Uhr ein heftiger Wind herrschte, der in jedem Augenblick den Ballon zu zerreißen drohte, war die Füllung begonnen und schließlich gegen 6 Uhr nachmittags unter Anwendung der größt möglichsten Vorsichtsmaßregeln auch glücklich vollendet worden. Ein scharfer Wind wehte auch jetzt noch aus Nord-Nord-West, sodaß Qpitz befürchten mußte, in den verdeblichen Gewässern des Müggel-, Dem- neten protestiren gegen solche Vergewaltigung, die nur geeignet ist, > miner- oder Dameritz-Sees seine Wolkenreise zu beenden. Er versah einem verderblichen StaatssoziaUsmus den Weg zu bahnen. ! sich und seinen Passagier daher mit zwei ihm von Kapitän Graffunder überlassenen Rettungsgürteln. Gegen 7 Uhr bestieg der kühne Aero naut und sein Reisegenosse, Architekt Becker die neue, äußerst stabil gebaute Gondel und gab nach wenigen Minuten das Kommando zum Loslassen des vom Winde hin und her geworfenen Ballons. Wie ein Pfeil flog derselbe kerzengerade in die Höhe, um bald darauf, getrieben von einem scharfen Nord-Nord-Westwiud, einen Süd-Süd-Ostkurs an zunehmen. Neber Rixdors und der Wuhlheide warf Opitz die Fall schirme über Bord. Einer derselben, welcherzwischen Rixdors und der Spreeheide glücklich die Erde erreichte, wurde um 9 Uhr von dem Finder in der Neuen Welt abgeliefert, während von dem übrigen noch jede Spur fehlte. Der Ballon selbst, welcher bald den Augen der Zu schauer entschwunden war, nahm bei höherem Steigen einen westlichen Kurs an und erreichte erst in der Nacht hinter dem gefürchteten Stie- nitzsee in den Rüdersdorfer Kalkbergeu die Erde. * Wechsel des Schicksals. Aus dem Leben des jüngst ver storbenen General v. Göben wird der „T. R" folgende interessante Episode berichtet: „Es war im Sommer des Jahres 1840, als der damals 23 jährige karlistische Oberstlieutenant v. Göben nach Beendi gung des Kriegs in Spanien in seine Heimat zurückkehrte. Ein fast ununterbrochener Fußmarsch führte ihn von der spanischen Ternel bis nach Frankfurt a. M. Ganz ohne Mittel hatte v. Göben die letzten Wochen nur von unreifem Obst gelebt und die Nächte auf freiem Felde zugebracht. In der sogenannten Eberstädter Tanue schloß er sich einem wandernden Bäckerburschen an und sagte ihm, er habe nun das ewige Schlafen unter freiem Himmel herzlich satt und wolle sich in Darm stadt arretiren lassen, um endlich einmal wieder unter Dach und Fach zu kommen. In der Stadt angekommen, meldete er sich auch wirklich beim Bürgermeister als Vagabond uud hoffte, nun unter Schloß und Riegel zu kommen und ein Stück Brot zu erhalten. Es wird jedoch nach seinen Papieren gefragt nnd da stellt sich heraus, daß sie voll kommen in Ordnung, mau ihn also mit dem besten Willen nicht fest halten kann. Ganz trostlos, ausgehungert und todtmüde muß er nun weiter ziehen; da hört er — noch in der Stadt — im Vorübergehen an ein Fenster pochen, und „siehe da, es war mein Bäckergeselle!" zwölf Kreuzer, die dieser ihm in die Hand drückte, ermöglichten ihm ein Unterkommen in der Handwerkerherberge. „Das war mein erster Besuch in Darmstadt", so schloß v. Göben seine Erzählung. „Das zweite Mal, im Jahre 1849, wurde ich in Begleitung Sr. königlichen Hoh. des Prinzen von Preußen mit Hofequipage vom Bahnhofe ab geholt, und das dritte Mal, im Jahre 1866, rückte ich als General an der Spitze meiner Truppen in dieselbe Stadt ein." So wechsel voll kann unser Schicksal sein. * Ein Arzt in Berlin verschrieb einem erkrankten Fräulein einen unschädlichen Syrup. In der Apotheke wurde die Arznei verwechselt und die Kranke erhielt den stärksten Salmiakgeist. Bei dem ersten Löffel, den sie nahm, schrie sie auf: Ich verbrenne ich sterbe! Zum Glück war ein Arzt mit kräftigen Gegenmitteln schnell zur Hand. Dennoch schwebt die Unglückliche noch in Lebensgefahr. * Wozu die Zipfelmützen gut sind erfuhr dieser Tage der Land mann Vogel in Hadermannsgrün bei Hos. Ec besserte sein Dach aus und hörte es verdächtig klirren, als einen Schlag gegen die Verschalung führte. Nun hieb er kräftiger drauf los und zum Vorschein kamen — drei Zipfelmützen. Zwei waren ganz voll von Kronenthalern und die dritte halbvoll. Der Großvater Vogel hatte immer die Kronenthaler sehr lieb gehabt und gesammelt, und als 1866 die Preußen in die Gegend kamen, da hatte er seine Lieblinge in aller Stille unters Dach versteckt; als aber die Preußen kaum abgezogen waren, da hatte ihn der Schlag gerührt und er sein Geheimuiß mit ins Grab genommen. * Bei einer Bauernhochzeit in Tuchheim (Provinz Sachsen) gings hoch her. Der Gäste waren mehr 300. Geschlachtet und ver zehrt wurden 1 fetter Ochs, 2 Kalben, 4 Schweine, 15 Hammel und 80 Hühner, zum Hochzeitsknchen wurden 15 Zentner Weizenmehl ver backen. Zum Anfeuchten gab es einen Oxthost Wein nnd 12 Tonnen Bier. 25 Mann machten Musik dazu. * Jeder Arzt aus dem Arzt-Kon greß in Wiesbaden mußte auf seinen Nachbar beim Kommers einen Vers machen. Die Reihe kam an Einen, der neben dem famosen Privatdozenten Zülzern saß. Da stund er auf und sagte: Ich finde keinen Reim auf Zülzern — Die deutsche Sprach ist viel zu hülzern! * Ein komisches Mißgeschick ist dieser Tage dem Lordkanzler von Irland begegnet. Derselbe hatte vecnommmen, in einem Irren- Hause herrschten schlechte Zustände, und er fuhr eines Tages persönlich ohne Begleitung hin, um zu revidiren. Ich bin der Lordkanzler von Irland, sagte er dem Portier. Dieser winkte einem Wärter, welcher den Besucher bat, ihm zu folgen, nnd dann ihn sofort mit der Ver sicherung, es seien schon sieben andere Lordkanzler von Irland in der Anstalt, in eine gepolsterte Zelle sperrte. Erst nach fast einer Stunde gelang es dem jetzt sehr aufgeregten Herrn, den ihn besuchenden Arzt zu bewegen, eine Depesche an das Kanzlersekretariat zu richte», worauf sich die Sache aufklärte. * Auf eine entsetzliche Weise machte am Sonnabend früh 5 Uhr in Berlin die Frau des in dem Hause Steinmetzstraße wohnenden Boten B. den Versuch, ihrem Leben ein gewaltsames Ende zu bereiten. Die Frau, welche schon seit einiger Zeit Anzeichen von Geistesgestört heit zur Schau trug, begab sich an gedachtem Tage, mährend der Mann und ihre fünf Kinder noch schliefen, aus dem gemeinschaftlichen Schlafzimmer in die Küche, ergriff dort eine Flasche mit Petroleum, goß sich den Inhalt derselben über den Kopf, so daß die Haare und die Kleidungsstücke vollständig damit getränkt wurden, entzündete dann ein Streichholz und setzte ihre Kleidung in Brand. Beim Erwachen des Mannes stand die Frau, am ganzen Körper lichterloh brennend, mitten im Zimmer. Dem Gatten und einigen ans seinen Hilferuf her herbeieilenden Nachbarn gelang es zwar, die Flammen durch aufge worfene Decken und Betten zu ersticken, doch hatte die Frau bereits so furchtbare Brandwunden davongetragen, daß an ihr Aufkommen kaum zu denken ist. Am Dienstag ist ein großer brauner «Kettenhund mit weiß gestreiften Füßen in Grumbach entlaufen. Abzugebeir gegen Belohnung bei in Grumbach.