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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.07.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080701010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908070101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908070101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-07
- Tag 1908-07-01
-
Monat
1908-07
-
Jahr
1908
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»u MM» M»«, »»»« 1» Vt» GMcktt», im» S.tziumUmS«^ 14«, 14« 14« Moraen Ausaabe 8. KWigtrTasMM Handelözcitung. Amtsvkatt -es Nates und des Noliieiamtes -er Lta-t Leipzig. L«zeige»-Pret» tz»»t-GM«t« VreO«« «ar.»« <1 <r«l«»»n «av. Nr. 180. Mittwoch 1. Juli 1908. 102. JahrMa. Va» wichtigst«. * Ertrunken sind gestern nachmittag in einer Schieule der im Bau befindlichen Hauschildstraße in L.-Lindenau die Arbeiter OSkar Hesse und Paul Rosenberger. iS. Lpzg. Ang.) * Der König empfing gestern mittag den Bor st and deS Ber- einS Deutscher Ingenieure in Audienz. Als nächster Ver- sammlungSort wurden Wiesbaden und Mainz gewählt. iS. d. des. Art.) * Das sächsische Richterde, oldungsge setz wird nunmehr veröffentlicht. sS. DtschS. R.) * Die Tagung des preußischen Landtages wurde vom Fürsten Bülow geschlossen. sS- Ttsch. R.) * Staatssekretär Derndurg ist von Kimberley aus in Mafe» king eingetroffen: er reist von dort nach Bulawayo weiter. * Der italienische Ministerrat hat die Demission des Unterrichtsministers nicht angenommen. sS. Ausl.) * Wie uns ein Privattelegramm meldet, ist der Streik der Landarbeiter in Parma so gut wie beendet. iS. AuSl ) * Die Pforte hat den Mächten Mitteilen lassen, daß sie wei tere Zugeständnisse in Mazedonien nicht machen könne. IS. Ausl.) * Der Schah von Persien hat beim König von Eng land Beschwerde geführt über die Aufnahme von Flücht lingen in der britischen Botschaft. sS. Ausl.) Der Zweck der Aebung. Die Auffassung der internationalen Lage ist wesentlich ruhiger ge worden. DaS ist bemerkenswert. Denn in diesen merkwürdig n Tagen, da Stimmung alles ist, trete,, oi» Ur.» ägbailutcr. an die Stelle der fehlende» Ereignisse. Die kühlere Auffassung ist gerade jetzt schon eine Aufhellung. Immerhin, der Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung* „Zur Lage*, der doch schon reichlich alt ist, wirkt noch, im großen gesehen, nach. Bezeichnend ist folgender Vorgang: Nach dem das führende agrarische Blatt Deutschlands, die „Deutsche Tageszeitung", anfangs dem, was der Kanzler dem deut schen Volke und dem Auslande zu sagen hatte, die giftige Bemerkung hinzugefügt, der Zweck dieser Verlautbarung sei un- crsiudlich, hat es an einem späteren Tage an leiten- der Stelle die Bedeutung und den Wert jener Er klärung hoch erhoben. ES fügte sich damit ,n daS Kon- zert der allgemeinen Meinung harmonischer als vordem ein, denn eS gab diesmal — o Wunder! — fast so etwas wie eine allgemeine Mei nung im Blätterchor. Natürlich war die Einigkeit nicht vollständig: die Sozialdemokratie fiel mit ihrem Urteil, daß der Arbeiterschaft nichts an Marokko oder Mazedonien liegen könne, heraus und auch sonst bestanden einige Verschiedenheiten der Ansicht. So hat man mit der Miene deS Vorwurfs geltend gemacht, daß die Erklärung nicht die gewünschte Beruhigung herbeigeführt habe. Darin zeigt sich, daß die Stimmen, die in der Kritik der auswärtigen Politik vnserer Re- gierung scheinbar übereinstimmen, in ihrem Wollen doch sehr auSein- andergehen. Während die einen ein entschiedenes Auftreten wollen und bereit find, die letzte Konsequenz eines solchen Auftreten- auf sich zu nehmen, wollen die andern den Frieden um jeden Preis und find heute ebenso Gegner eine- Krieges, wie sie Gegner aller der Kriege gewesen wären, die unter BiSmarck geführt worden find. Wenn die so ver schieden gesinnten Gruppe» die StaatSkunst BiSmarck- den gegen wärtigen Machthabern strafend entgegenhalten — neulich hat ja sogar die „Germania* den ersten Kanzler als Muster aufgestellt —, so ist daS eben nicht von allen Kritikern ganz ehrlich empfunden. Sahen die ehrlichen BiSmarckfreunde die Erklärung der „Nord deutschen" al- einen kalten Wasserstrahl nach BiSmarckschem Muster an, legten die anderen ihre eigene Anschauung unter, daß die Re gierung unter allen Umständen den ruhigen Ablauf der Dinge gewähr leisten müßte, so ist ein dritter naheliegender Zweck der Erklärung fast gar nicht beachtet worden. Wenn Verwicklungen eintreten, wie da» ja auch BiSmarck nicht hat fernhalten können, so ist eS nur wünschens wert, daß diejenigen, die «S zunächst angeht, rechtzeitig einen Win? erhalten. Wen aber geht ein Krieg zunächst an? Doch wohl di«, die mitziehen müssen. Die Personen de» aktiven Militär- und deS BenrlaubteastandeS. Diesen vor alle» ist mit einem Hinweis auf den Ernst der Lage gedient. Man muß doch sein Hau- bestellen! Auch der Familienlose vir- die» oder jene- zu regeln haben. Zunächst holt mau die Kriegsbeorderung hervor und orientiert sich noch mal über alles. Wer zu Fuß zu marschieren hat und ei» Paar „Eigentum-- stiefel" zur Verfügung hat, holt sie sich an- der Kammer und probiert, ob sie noch passen. Einem Bekannten, den wir auf der Straße trafen, sprachen wir davon: „Ich habe mir meine Stiefel auch einfetten lassen* war die Antwort. Zumal, wer seit der letzten Waffenübung korpulenter geworden ist, wird über verschiedene Dinge in Erwägungen getreten sei«. Der Landwehroffizier, der lange nicht mehr bei der Truppe war, mag sich da- ne« Exerzierreglement, dessen Regeln ihm noch bisher verborgen waren, angeschafft hecheu. Mancher mag seinen Armeerevolver geprüft haben. Manche« ander» mag e» auf die Seele gefalle» sei», daß er die vorschriftsmäßigen A«-rüstnng-gegenstä»d« «ich» geordnet z»r -and hat. Sie alle werden dem Kanzler -«- Reich» dankbar sein, daß er ihnen eine» Wink gegeben hat, und st« werden e» ihm nicht nachtrage«, wenn der Druck von der politische» Atmosphäre ohne Krieg-eutladuug wieder genommen ist. Wer nnr ei» klein bißchen in den militärischen Befehlsbereich hineingesehe« hat, muß sich sage», daß in diese» Di»ge» manchmal Vorbereitungen nötig sind, ohne daß gleich die letzte Konsequenz gezogen wird. ES wäre gan- falsch, zu glauben, daß eS unter BiSmarck nicht mehrfach anziehende und dann wieder langsam abziehende Kriegsgefahren gegeben hätte. Ueberhaupt ist e» interessant, zu beobachten, wie verschieden Männer, die im Kriegsfälle mitziehen, und solche, die ihn vom heimischen Herde aus beobachten werden, über die jüngsten Kriegserörterungen ur teilten. Man kann wohl sagen, daß die, die selbst mitmüssen, im An fang nicht so eilig waren, über mangelnde Energie der Regierung, über die Notwendigkeit, im gegenwärtigen Moment den Ring der einkreisen den Mächte z» sprengen, über die Schicksalsstunde, die uns bevor steht. usw. usw. zu sprechen. Sie haben es im Gefühl, daß ein Krieg eine ungeheure Verantwortung mit sich bringt, und sie fühlen nicht den sichern Boden unter den Füßen, um zu beurteilen, ob grade jetzt der Moment zum Handeln gekommen ist. Sitzen oie andern schwatzend in der Runde, so wird der Krieger vielleicht stiller Zuhörer sein. Erst wenn die Sache ein ernsteres und vorgeschritteneres Aussehen erhält und die andern nervös werden, wird über ihn die Ruhe kommen, Pie durch das Bewußtsein gegeben wird, daß etwas Unvermeidliches be- vorsteht. ES gab wohl kein Moment in den Verwicklungen der letzten Wochen, da» war bedenklicher als die verwegene Antwort, die ein der französischen Regierung so nahestehendes Blatt, wie der Pariser „Temps", aus eine seinem Berliner Vertreter von einem Beamten des Auswärtigen Amtes gegebene ernste Erklärung über die gegenwärtige Lage in die Welt schickte. Hier schien in dramatischer Gegenüberstellung Regierung unmittelbar gegen Regierung zu stehen. Und nichts Geringeres wurde dem Beamten deS Auswärtigen Amtes an den Kopf geworfen, als daß er und alle die andern mitsamt ins Irrenhaus gehörten. Nun, wenn der Berliner Vertreter des fran zösischen BlatteS und ein Rat des Auswärtigen Amtes in der Wilhelm- straße sich unterhalten und nachher der „TempS" seine abfällige Meinung dazu sagt, ist das doch nicht so, als wenn König Wilhelm I. und der französische Gesandte Benedetti aul der Kurpromenade von Ems mit einander sprächen. Diese Gegenüberstellung charakterisiert die Lage ziemlich deutlich. Auch zu Bismarcks Zeiten ist zwischen Berlin auf der einen und Paris und Petersburg aus der andern Seite ganz energisch disputiert worden, ohne daß ein Krieg daraus entstand. Um ein paar Grobheiten kann man nicht einen Krieg anfangen, den man 'sicht sür vorteilhaft b'sit, io wenig an durch ein paar Liebenswürdig- leiten einen Krieg, oee uuigrzwu»,^ >. wrro, v'.meiocn »«.,»>. Von -cv Mele* Woche. tSonderbericht für das Leipziger Tageblatt.) V. Kiel, 29. Juni. „Du, deine Berichte sind ja ganz gut, aber von dem Schiff, wo euer König drauf war, hast du noch gar nichts geschrieben. Und davon wollen doch deine Leipziger was wissen." So kritisierte heute früh ein zehnjähriger Knirps meine Tätigkeit. Konnte ich ihm unrecht geben? Nein. So tat ich denn das Schlaueste, was ich tun konnte, und gab mein Unrecht ohne weiteres zu. „Hast recht, mein Junge, ich will s gleich nachholen. Es ist mir sogar ganz lieb, daß du mich daran er innerst, denn ich überlegte schon, wie ich heute meinen Bericht zurecht stutzen sollte. Immer nur Regatta und nur Regatta, das wird schließ lich auch eintönig." b b,§Du, dann krieg' ich doch auch was dafür, daß ich dir das gesagt „Kriegen? Wieso?" „Nun, wenn du was schreibst, kriegst du doch von der Zeitung Geld dafür, und den Anfang hab ich dir doch gesagt, du wußtest za keinen." , , «Junge, Junge, du taugst zum Kaufmann, willst gleich Honorar haben. Na, zur Belohnung sollst du mich an Bord der „Wettin" de- gleiten." Eine halbe Stunde später trägt uns ein Segelboot hinüber an das Linienschiff „Wettin", das ziemlich weit draußen im Hafen zwischen seinem Schwesterschiff ,,Mecklenburg" und dem Linienschiff „Kaiser Wil helm H." an der Bose liegt. Ein mächtiger, ungefüge erscheinender Eisenbau, aus dem die Geschütze drohend ihre Rohre hervorstecken. Noch ist nicht Freizeit an Bord, wir müssen noch zehn Minuten warten und sehen so vom Boote aus noch den Rest des Exerzierens am Geschütz. Gleichzeitig vergleichen wir den Gesamteindruck des Schiffes m«t dem der anderen Panzer. Auch der Laie erkennt bald, daß die „Wettin" sich äußerlich von den Panzerschiffen der „Kaiser"-Klaffe nur wenig unter scheidet, dagegen kleiner und ichwächer armiert ist als die Schiffe vom Typ .Lraumchweig" oder gar „Deutschland". Die schwersten Geschütze der „Wettin haben nur 24 em Kaliber, die der „Braunschweig"-Klasse 28 em. Weitere Unterschied« findet der Zivilmensch in der Zahl der Schornsteine szwei bei „Wettin" drei bei „Braunschweig"), der Tech niker in der Aufstellung der Mittelartillerie, die dei den „Braun- schweig'-Schiffen an Zahl geringer, an Kaliber aber stärker ist als de» „Wettin". D»e Geschwindlgkeit der „Braunschweig"- und „Wettin"- Klasse ist gleich l18 Seemeilen, reichlich 34 Km stündlich), ebenso ungefähr die Besatzung, 650—660 Mann. Die Panzerung auS Nickelstahl ist de» «Wettin 225 mm, in den Panzertürmen sür Geschütze und Kommando- stellen 250 mim bei „Braunschweig" etwas stärker. Gebaut ist die „Wettin" bei F. Schichau in Danzig, der der deutschen Kriegs- unv Handelsmarine schon so manches vorzügliche Schiff geliefert hat, vom Stapel gelaufen ist eS am 6. Juni 19m und am 10. August 1902 von der Marine übernommen worden. Die Bauzeit hat im ganzen 34 Monate betragen und Schichau hat damit seinen alten Ruf als nicht allein leistungsfähiger, sondern auch prompter Lieferant w»eder be währt, gleichwohl, wirb man darauf bedacht sein, müssen, die Bauzeit wir müssen UN» nur etwas vom „Erwägen" s— machen, unsere Werften selbst sind vollkommen leistungsfähig genug. Daß übrigens auch die Linienschiffe der „Kaiser' „Wettin-Klasse sehr achtunggebietende Fahrzeuge sind, sofort, wenn Handelsmarine schon so manches vorzügliche Schiff geliefert hat, vom Stapel, gelaufen ist eS am 6. Juni 19m und am 10. August 1902 von .... "-...ommen worden. Die Bauzeit hat im ganzen 34 Monate betragen und Schichau hat damit seinen alten Ruf als nicht allein leistungsfähiger, sondern auch prompter Lieferant w»eder be währt, gleichwohl wirb man darauf bedacht sein müssen, die Bauzeit ch weiter abzukürzen. WaS anderswo geht, muß auch bei unS geben: '— . — ° .. „-Warten" loS- . und der .... achtunggebietende Fahrzeuge sind, erkennt man sich andere, kleinere Schiffe dagegen zeigen. So gestern mittag, al» ein kleine» norwegisches Geschwader hier einlies, um auf vier Tage Gast in Kiel zu sein. E» find die- die beiden Küstenpanzer- schiffe „EidSvold" und „Tordenskjold »nb da» Kanonenboot „Sleip- ner . W»e winzig erschienen die Loch immerhin 3500 Tonnen haltenden, also etwa unserer „Aeair"-Klasse entsprechende» Küstenvanzer neben den d«»tschen Linienschiffe«, vom „Sleipner", der h»er feinen deutschen Namensvetter vorfand, gar nicht zu reden. Bei Hellem Sonnenschein kamen die Norweger in den Hafen, salutierte» bei FriedrichSort die LandeSflaaae mit den vvraeschr,ebenen 21 Schüssen und weiter drinnen die Kaiserstandarte «ad d,e Flagge Le» StationSchefS. Von den Be- sestigungen dei FriedrichSort »uv be« Flottenflaggschisf „Deutschland" wuroe der Sal»t erwidert. Die Norweger waren zur rechten Zeit gekommen, denn ein freund- licheS Bild wartete ihrer. Die Jachten litten gerade au» zur zweiten große» Regatta, voran wieder da» Aleeblatt „Meteor", „Hamburg", „Germania. A» Bord der Kr»pp-V»hl«aschen Jacht segelte der Kaiser mit, die übrigen Mitglieder der kaiserlichen Familie folgten der Wettfahrt an Bord des „Sleipner". Außerdem gaben die Dampf- fachten „Uttowana", „Seeschwalbe" u. a., sowie zahlreiche Privat- Kampfer der Regatta das Geleit. Ein prächtiger Westwind, der tvährend der Regatta etwas nach Norden ausschoß, gestattete den Jachten, alles Zeug aufzubringen, und mit Gaffeltopseael, Ballon, Flieger und Schunerstagsegel ging eS auf die Fahrt. „Meteor" kam gut an den Start, während „Germania" weiter zurück lag. „Hamburg" zog schon gleich nach dem Start seinen Konkurrenten davon und wurde bald heißer Favorit. Die Jacht siegte auch, aber anders, als man ge- dach, hatte, denn hinter „Äulk-Feuerschiff" holte „Germania" ganz ge hörig auf und ließ sich nun nicht wieder verdrängen, so daß sie mit »und einer Minute Vorsprung vor „Hamburg" durchs Ziel ging. Noch 11 Sekunden mehr, und der Sieg wäre „Germania" zugefallen, so kam der erste Preis an die „Hamburg". Das Resultat gibt denen recht, die da meinen, die Besatzung der „Germania" habe sich mit dem Boote noch nicht genügend vertraut machen können, sobald ste einigermaßen eingefahren sei, werde die „Hamburg" an ihr eine nicht zu unter schätzende Konkurrentin erhalten. In der ^2-KIasse siegte wieder die englische „Cicely" über „Susanne", und den Preis des Großherzogs von Oldenburg holte sich „Alice" Marburg-Hamburg), allerdings erst durch Vergütung von „Paula". Auch „Mariechen" ging wieder sieg- reich durchs Ziel, während die Bremer „Dora" wieder daS Malheur hatte, daß ihr der Mast brach. Um 4 Uhr nachmittags war man wieder daheim. Wer den Rest des Tages ebenfalls noch dem Sport widmen wollte, fand dazu Gelegenheit aus dem städtischen Spiel- und Sportplatz, einem enormen Terrain, das allein fast eine Diertelmillipn Mark an HcrrichtungSkosten erfordert hat. Der Preis beS Terrains selbst soll reichlich eine Million Mark betragen, so daß in dieser Anlage, die allem möglichen Landsport Raum bietet, die Stadt Kiel fast lA Mil lionen Mark für Sportzwecke aufgewendet hat. Das Leben und Treiben dort war sehr rege, eine Kieler Mannschaft spielte gegen eine Bremer Fußball, Wettkämpfe im 100-Meter^Mallauf, Dreisprung, Kurvenschnhgehen lErfindung der Firma R. O. Michael-Leipzig- Sellerhausen), Kricketballwerfen u. a. fanden statt. Mit besonderer Spannung erwartete man die Vorführung deS von Ellehammer-Kopenhagen konstruierten AeroplanS, eines doppelgedeckten Fliegers mit durch den Sitz verstellbarem Höhensteuer und einer durch einen fünfzylindrigen Motor von etwa 30 Pferdestärken angetriebenen Schraube. Auch Prinz und Prinzessin Heinrich mit ihren Söhnen Waldemar und Siegismund, sowie Prinz Eitel Friedrich waren er schienen. Statt deS erhofften Fluges gab eS ober eine große Ent täuschung, denn entweder versagte der Motor, oder e» war sonst ettvaS >n Unordnung geraten. Einmal Hotz sich der Apparat ein wenig vom -.ö-r NU: ein. van» winzige Strecke, und es war «in Glück kür den Dänen, daß der Holstenwitz ebenso trocken wie treffend ist, qnderSwv wären die spöttischen Bemerkungen, die auch hier nicht ruß- hlieben, wohl ätzender gewesen. Für unvorhergesehenes Malheur ist gewiß.billigerweise kein Mensch verantwortlich zu machen, wenn aber, wie es hier der Fall war, der Apparat beharrlich streikt, so. ist LaS doch ein Zeichen dafür, daß die Vorführung nicht gründlich genüg vor- bereitet ist oder auch, daß der Apparat uberbauvt das noch nicht leistet, was von ihm behauptet wurde. Wenn wirklich Herr Ellehammer den Preis von 5000 F. auSgezahlt erhalten bat, so kann er sich zu der Gut mütigkeit der Kommission sehr herzlich gratulieren. UebrigenS ver- stelle ich nicht, worum diese Art Vorführungen gerade in die Kieler Dock»« verlegt worden sind die doch dem Wassersvort gehören soll. Gar mancher, der sich für verschiedenen Sport interessiert, wird gestern nicht gcwubt haben, wohin e* feine Schritte lenken sollte. anS Waller oder nach dem Sportplatz. Warum sich da gegenseitig beeinträchtigen? Der Verkehr in Kiel war gestern ganz enorm. Schon früh uw 9 Nbr sollen 20 000 Fremde bwr gewesen sein, und die Hnsendamnse- baden allein reichlich 100 000 Personen befördert Dazu kamen noch Straßenbahn, Wagen. Automobile und die Fußgänger. Heute abend beim Feuerwerk wird's ähnlich werden. pb.il. Irisär. ?url»tr. Deutsche» Reich. Leipzig, 1. Juli. * En» Gesetz üter »te Besoldung der Richter wird vnnmehr von den amtlichen Blättern veröffentlicht. G * Der Kaiser an den Deatschea Landwirtschaftstag. Auf doS vom Deutschen Landwirtschaftstage in Stuttgart an den Kaiser gerichtete HuldigungStelegramm hat der Kaiser an den Herzog Albrecht von Württemberg folgendes Antworttelegramm gesandt: „Den Mitglieder» der in Kannstatt tagenden 23. Wanderveriammlung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft spreche ich meinen berzl'chsten Dank aus für den mir soeben zugesandten Huldigunasaruß. Mit großem Interesse und den besten Wünschen begleite ich die Bestrebungen der Gesellschaft» deren Arbeit zum Segen des Vaterlandes gedeihlichen Fortgang nehmen möge." * Zur Netchsfinanzrcfor«. Die „Norvv. Allg. Zig." schreibt: „Gestern fand unter dem Vorsitz d«S Staatssekretärs des ReichSickatz» amte» in der Frage der Fiaauzresorm eine Sitzung der beteiligten BuudeSratSauSschüss« statt, an der die Chefs der Finanzverwal- tungen der Bundesstaaten persönlich teilgcnommcu habe,!." * Schluß L«S pre»ßische» Lanbtages. Das Abgeordneten haus nimmt nach kurzer Debatte, in deren Verlauf Stöbel sSoz.), als er zu weit von der Tagesordnung abschweift, vom Präsidenten zur Sache gerufen wird, den Gesetzentwurf betreffend Erhebung kirchen steuerlicher Umlagen zur Gewährung von Vorschüssen an bedürftige Geistliche an. Präsident Kröcher schließt die Sitzung mit einem Kaiserhoch. Die Sozialdemokraten hatten vorher den Saal ver lassen. — In gemeinsamer Schlußsitzung beider Häuser des Landtages schloß um 12 Uhr Ministerpräsident v. Bülow die Tagung durch eine allerhöchste Botschaft. Der Präsident des Herrenhauses v. Manteuffel brachte das Kaiserhoch auS. * va» tzer A»fiedel»,»tom«isfion. Regierungspräsident Dr. Gramfch in Rlleastein ist mittel» Bestallung vom 24. Jun» zum Mitglied« der Ansiedelungskommifsion sür Westpreußeu und Posen avi die Däner von drei Jahren und zum Vorsitzenden dieser Kommission mit der AmtSbezeichnnag Präsident antrr Verleihung de« CbarakterS al» Wirklicher Geheimer OberregieruugSrat mit dem Range ver RLie «fier Klass« ernannt. Dr. Gramfch tritt sein neue« Amt am t. Juli d. I. an. * Die Konfere», der Oberpoftfchaffn«r»«rei»tg»a,e», die kürzlich in Köln tagte, nahm eine Entschließung an, die die Wünsche in folgender Weise -nsammenfaßt«: Festsetzung de» Gehalt» auf 1500 bi» 2200 ^k, er. reichbar in IS Jahren, gleiche WohnungSgeldsätze wie die mittlere», Beamten, Beseitigung ungerechtfertigter GeholtSunterfcknede, Sperrung der Laufbahn der weiblichen Beamten Erjatzuna der Beamtinnen und Postagrnten durch gehoben« Unterbeamte, Übertragung de» Bahnpo,»-
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