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Nach dem Sieg über die Ungarn bei Vilagvs 1849 meldete PaS- kiewitsck dem Kaiser Nicolaus: Ungarn liegt zu Ew. Majestät Füßen. So meldete ein Adjutant am 10. Dccember dem Kaiser Alexander: Plewna liegt zu Ew. Majestät Füßen! — Der Krieg ist aber noch nicht aus, antwortete der Kaiser, und später soll er gesagt haben: In Adrianopel werde ich den Frieden dicliren! Die russischen Zeitungen verbessern den Kaiser und rusen: in Constantinopel. — Der Sulla» aber will den Russen den bösen Uebergang über den Balkan im Winter ersparen. Er hat in einer Circularnote die Großmächte als Vermittler eines Friedens mit Rußland feierlich angerufen. Die deutsche Negierung wird im Namen aller anderen Rußland fragen, ob es zu Friedensverhandlungen geneigt ist. — (Die Serben haben den Türken den Krieg erklärt, die Griechen werden eS in den nächsten Tagen thun.) Nach einer Depesche von „Daily News" haben sich bereits 40,000 Mann Nüssen auf Orchanie in Marsch gcsetz, eine Macht, der die türkischen Streitkräfte bei Sofia nicht entfernt gewachsen sind. Auf dem Kriegsschauplätze im östlichen Bulgarien sind die Türken von den Russen aus der Umgegend verdrängt. Ohne Frage werden in wenigen Tagen die Türken überall aus ihren Stellungen im offenen Felde auf die Festungen zurückgetriebcn sein, und in Numelien werden sie sich wahrsckemlich auf Ädrianopel kouzentrircn. Da General Radetzky mit den Verstärkungen, die zu ihm stoßen, den Schipkapaß zu forciren im Stande ist, so gerälh das türkische Heer bei Sofia in Gefahr, abge- schnitlen zu werden, wenn es nicht schleunigst seinen Rückzug «»tritt und die Eisenbahn benutzt, so lange dieselbe nicht von den Russen durchbrochen ist. Wie der „Presse" aus Sistowa vom 17. Deccmbcr gemeldet wird, wäre im Kriegsralh beschlossen worden, daß die rumänische Armee nickt über den Balkan gehen solle. Die russischen Operationen, be hufs des Ueberganges über den Balkan, würden erst beginnen, wenn alle Verluste und Abgänge bei der Armee in Bulgarien ersetzt und die rumänischen Lazarethe evacuirl sein werden. Ueber die Zustände in Plewna nach der Kapitulation wird der „Nowoje Wremya" aus Bogot, 14. Dccember, lelegrapbin: Die Stadt ist ruhig. Die mohammedanische Bevölkerung, welche die Stadt verlassen hatte, nachdem O-unan sich ergeben, fängt au, in ihre Häuser zmückzukehren. Die türkischen Lazarethe machen einen ent setzlichen Eindruck und gleichen wahrhaft Kirchhöfen. Verwundete und Kranke stöhnen in hilflosester Lage inmitten von Hunderten unaufge- räuntter Leichname. Das erklärt sich dadurch, daß das medizinische Personal der türkischen Armee im Laufe einer ganzen Woche unthätig gewesen; man hat den Kranken nicht einmal zu essen gegeben. Jetzt ist ihnen Nahrung gereicht worden und man hat Maßregeln getroffen, ihre Lage zu erleichtern. Die Stabt ist angemessen der Zahl der Bataillone und Compagnien des die Besatzung von Plewna bildenden , Regiments Uglitsch in 3 Stadttheile und 12 Quartale gelyeilt worden. Die Bataillons- und Compagniechefs verantworten für die Ruhe der Stadttheile, resp. Quartale. Die in Massen aus den Straßen herum- licgenden Leichen sind fortgeräumt und ebenso sind die sterblichen Reste der am 31. August gefallenen, bei den Ncdoulen liegen gebliebenen russischen Soldaten, beerdigt worden. Die Abhänge deS Widthals sind mit Türkenleichcn besäet, deren Wegräunieu und Einscharren schon den dritten Tag in Anspruch nimmt. Die Gefangenen, 40,000 an der Zahl, sind hinter der Stadt plazirt. 10,000 derselben werden den Rumänen übergeben werden. Die „P. K." meldet aus guter Quelle aus Constantinopel: Von mehreren Seiten räth man der Pforte zu rascher Einleitung direkter Verhandlungen mit Rußland, selbst England beeinflußt die Pforte nicht mehr im gegcutheiligen Sinne. Prinz Neuß Halle seine Bereit willigkeit ausgesprochen, falls direkter Verhandlungen seine guten Dienste bezüglich des Arrangements gewisser Vorfragen einlreten zu lassen. Die Pforte zeigt sich bisher nicht geneigt, diesen Rathschlügcn zu folgen und konzenlrirt ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Ver- theidigung Rumeliens. — Die „P. K." läßt sich aus Bukarest melden, daß Gortschakoff de» Vertreter Rußlands anwies, sich bezüglich der russischen Friedensbediiigungeit die allergrößte Reserve aufzuerlegen. — Die Spitzen »euer Heeresmassen beginnen in Rumänien einzu rücken. — Ferner erfährt die „P. K." aus Cattaro, daß die Feind seligkeiten zwischen der Citadelle Antivari und den Montenegrinern momentan eingestellt sind. Die Montenegriner verkaufen an die be lagerte» Türken Lebensmittel. In Athen fand am 16 d. von Seiten aufgeregter Volksmassen eine große Kundgebung zu Gunsten eines Krieges gegen die Türkei statt. Polizei und Gensdarmerie zerstreuten die Thcilnehmer. Ein evangelischer Geistlicher im Orient schreibt dem „Ev. K.- Anz.": „Ich muß gestehen, daß nach menschlicher Berechnung ein Krieg ^er zu keiner entschiedene» Niederlage der Türken führt, sondern ihnen n»r die Kraft zeigt, welche sie noch besitzen, ihren religiösen Fana- I tismus neu belebt und eine Bewegung in drin alternden Körper au» regt, der allerunglücklichste Ausgang der vriciitalifchrn Verwicklung für alle die sein muß, welche einen Fortschritt in diese» Ländern des Ostens als von der Auflösung des Islams und seines großen Staats» gebäudcs uiizertrennlich. Rach Berichten aus London sind die ersten 8 Tage dsS. Mts. für die Schifffahrt verhänguißvoller gewesen, als irgend ein gleicher Zeitraum der Bergaiigeiiheit. Es ginge» in jener Woche nicht weniger als 52 Schiffe zu Grunde, wodurch die Zahl der Schiffbrüche in diesem Jahr auf 1731 stieg, d. i. 149 mehr als in dem entsprechenden Zeit raum des vorhergehende» Jahres. Nicht weniger als 7 Schiffe fanden ihren Untergang durch Zusammenstoß mit anderen Schiffen. Der Werth des verloren gegangenen Eigenlhums wird auf 656.000 Pfund Sterling geschätzt. Mit den Schiffbrücken war ein Verlust von 109 Menschenleben verknüpft. Früher stellten fast sämmtliche Schiffe in der Nord- und Ostsee um die Zeit der beginnenden Acquinoctial- Stürme die Fahrten ein, bargen sich in Häfen, und nahmen die Fahrten erst im Frühling wieder auf. Seit einer Reihe von Iahten aber fetzen sie auch im Herbst und Winter, so lange nickt etwa Eis es verhindert, die Fahrten ununterbrochen fort, was natürlich auf die Zahl der Schiffbrüche während dieser meist stürmischen Zeit, nicht ohne Einfluß bleiben konnte. Vermischtes. Der neueste Berliner Witz fragt: Welches ist das anständigste Mädchen in Berlin? und antwortet: Die Victoria auf der Sieges- Säule; denn die hat gar kein Verhältniß. 6000Sack verfälschtes und verdorbenes Reismehl, welche von England ans in den Handel gebracht waren, wurden kürzlich in Antwerpen mit Beschlag belegt, nachdem ei» Theil bereits in den Handel gelangt war. Ein Käufer dieser schönen Waare, dem ein Schwein nach dem Genüsse derselben krepirte, machte von dem Vor fälle Anzeige beim Ministerium, welches eine chemische Untersuchung und später die Beschlagnahme des verdorbenen Mehles verfügte. Wilsdruff. Ein außergewöhnlicher Genuß wurde vorigen Sonnabend Abend den Mitgliedern des Gewerbevereins und deren zahlreich erschienenen Gästen durch den Vortrag des Herrn Theodor Müller, Custos am königlichen Polytechnikum zu Dresden, geboten; Herr Müller, welcher über „die Verhältnisse Australiens vor und während der Zeit der Goldperiode" sprach, entrollte in fließender Rede ein lebensfrisches Bild von diesem Erdtheile, den er zwanzig Jahre lang durchreist und die Entwickelungsperiode desselben selbst mit durchgemacht hat. Wohl Mancher der Anwesenden hat über Australien gelesen und gehört, aber in so anziehender und spannender Weise, wie der Vortragende sein Selbsterlebtes schilderte, wohl noch selten. Näher auf die Fülle des gebotenen Stoffes einzugehen, ge- statttet hier der Raum uicht. Daß der Vortrag allgemeinen An klang fand, bewies die große Aufmerksamkeit, mit welcher die An wesenden dem Vortrag über 2 Stunden lang gespannt folgten und am Schluffe desselben durch reichen Applaus bekundeten. Besondere Freude erregte es noch, als Herr Custos Müller einen zweiten Bor trag speciell über „Australiens Goldfelder" zufagte. Möge er nicht zu lange damit auf sich warten lassen! Dafür aber, daß derselbe in so uneigennütziger Weise (ohne Honorar) dem Gewerbcverein und dessen Freunden gedient, fei ihm noch hier der wärmste Dank aus gedrückt. — Weiteres Interesse bot an diesem Abend die Vorzeigung eines Telephons (Fernsprecher) durch Herrn Kaufmann Ritthaus'en. wegen vorgeschrittener Zeit konnten Sprechversnchc damit und Be sprechung desselben nicht erfolgen und hat gedachter Herr dieses eben- falls für einen der nächsten Vereinsabende zugesichert. Kirchennachrickten aus Wilsdruff. Am 4.^Advent-Sonntag Vormittags predigt Herr k. vr. Wahl. Nachmittags Betstunde. Am 1. Weihnachtsfeiertag früh 8 Uhr Beichte. Vormittags predigt Herr ?. vr. Wahl. Nach der Predigt Communion. Nachmittags 1 Uhr liturgischer Gottesdienst mit Chorgesang, wozu die gedruckte Ordnung an den Kirchthüren vertheilt werden wird, man bittet dieselbe nach dem Gottesdienst wieder abzugeben. Am 2. Weihnachtsfeiertag Vormittags predigt Herr L. I)r. Wahl. Nachmittags Betstunde. Kirchenmusiken. 1. Feiertag. Ehre sei Gott in der Hohe — für Chor, Solo und Orchester comp. von Bräuer. 2. Feiertag. Danket dem Herrn — für Chor, Solo und Orchester comp. von Franz Danzi. Wangen - Imtisn. Donnerstag den 27. Aecember von Vormittags 10 Uhr an sollen auf Limbacher Revier in der Struth eine Partie fichtne Stangen von 0 bis 15 Cemimeter unterer Stärke gegen gleich baare Be zahlung und unter den vorherigen Bedingungen meistbietend versteigert werden. Versammlung am Concertplatz. Förster. MumtWastlicher LrM-Vcrtin im Königreich Sachsen. Die Aufnahme neuer Mitglieder, Einzahlung von Geldern, den Verkauf von Pfand- und Creditbriesen, Darlehnsgesuche vermittelt Ift. kiMau86n. werden auch von Nichtmitglicdern jederzeit angenommen und vom Tage der Einzahlung an mit 4 «/<, verzinst. I» O Neue Tuchschuhe werden gefertigt, Tuchsachen werden entgegen- uommen, auch werden Tuch- sowie Filzschuhe gut besohlt bei Schulgasse 186. ^kuzust Eivam. Jedes Schwein, das bei mir geschlachtet wird, wird von mir aus Trichinengehalt vorschriftsmäßig untersucht, was auch schon längst von mir geschehen ist. Dieses meinen werthen Kun den znr pflichtschuldigen Anzeige. I-onis Drettselmeiäer, Fleischermeister. N Das rühmlichst bewäthreste Fabrikat für das Wachsthum » der Haare, die ächte Süßmilch'sche Ricinusölpommade Ax aus Pirna, ü Büchse 50 Pf. bei Apoth. I-eutuer i. Wilsdruff. An F r. Es war Ihr eigener Brief, den Sie zerrissen haben. Zu beantworten wäre der Brief dahin gewesen, daß Sie ein gebildeter Runks sind! Oswaw Noffmann.