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Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt fär die Königs. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. 1i)I. Freitag, den 21. December 1877. Zur Beachtung. Des Christfestes halber wird die uächste Nr. d. Bl. schon Montag früh ausgegeben, Inserate für dieselbe erbitten wir uns bis spätestens Sonntag Mittag. Die Expedition des Wochenblattes für Wilsdruff. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte soll Sonnabend den ZI. Februar 1878 das Carl Friedrich Engler in Loschwitz und Eduard Hermann Döhnert in Unkersdorf zugehörige Grubenfeld „Friedrich Hermann Fund grube zu und bei Birkenhain" Nr. 26 des Grund- und Hypothekenbuchs für Birkenhain, welchem zur Zeit ein bestimmter Werth nicht zu- znsprechen ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 13. December 1877. Königliches Gcrichtsamt. vr Gangloff. Vou dem unterzeichneten Gerichtsamte sollen den 2» December 1877 die dem Mühlenbcsitzer Eduard Herman« Bretschneider in Alttanneberg zugehörigen Grundstücke No. 39 des Katasters und Folium No. 32 des Grund- und Hypothekenbuches für Alttanneberg, sowie No. 33 des Brand-Catasters und Folium No. 18 des Grund- und Hypothekenbuches und No. 39 des Brand-Catasters, ingleichen Folium No. 24 des Grund- und Hypothekenbuches für Groitzsch, Groitzscher Antheils, welche Grundstücke am 19. October 1877 ohne Berücksichtigung der Oblasten und zwar das an erster Stelle erwähnte Grundstück auf 46,971 Mark —das an zweiter Stelle gedachte auf 3,720 Marl —- und das zuletzt erwähnte auf 37,128 Mark —- gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hier durch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 20. October 1877. Königliches Gerichts-Amt. 8-«-. Gangloffs Bekanntmachung. Die in den ZZ 2 und 3 des Straßenpolizeiregulativs für hiesige Stadt'enthaltenen Bestimmungen, daß zur Winterszeit jeder Hausbesitzer 1 ., seiner Hausfronte entlang den Schnee in einer Breite von mindestens 2 Ellen zu beseitigen und bei eintretender Glätte in gleicher Breite Sand oder Asche zu streuen und 2 ., bei eintretendem Thauwetter binnen 24 Stunden, vom Beginn desselben an, den vor seinem Hause befindlichen Vorplatz sowie das an dasselbe angrenzende Gassegerinne von Schnee und Eis zu reinigen und Letztere von der Gasse hinwegzuschaffen hat, werden andurch in Erinnerung gebracht mit dem Bemerken, daß Uebertretungen oder Vernachlässigungen der gedachten Vorschriften nach F 5 des obgedachten Regulativs in Verbindung mit § 366 pct. 10 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden. Wilsdruff, am 20. December 1877. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. ' »I »MI »IIMNM MI «UII» Tagesgeschichte. Bismarck kommt nicht wieder, d. h. er will von Varzin nicht vor dem Frühjahr nach Berlin zurückkehren oder wie es anders erklärt wird: das Wiedereintreten Bismarck's in seine Thätigkeit ist höchst unwahrscheinlich. Man spricht davon, daß der Kaiser selbst nngeduldig auf eine endgültige Lösung gedrungen. Die Unsicherheit der Lage, die Abwesenheit eines verantwortlichen Leiters der Re gierung drückt am meisten ans den Kaiser, an den von den ver schiedensten Seiten die widersprechendsten Ansprüche heraulreten. Dieses Treibens müde soll der Kaiser erklärt haben, auf keinen Fall in eine Verlängerung dieses Zustandes willigen zu können, auf welcher andererseits der Kanzler besteht. Die betreffenden Kreise sind von dem Austritt Bismarck's in nächster Zeit überzeugt. Wenn auch der Gesundheitszustand des Reichskanzlers ihn von der Hauplstadl weg zieht, so kann dieses doch nicht die einzige Rechtfertigung für ein schon' sechsmonatliches Regicrungsprovisorium sein. Die anderen unauf geklärten Gründe scheinen aber noch ebenso zwingend zu sein, als sie es zur Zeit des Entlassungsgesuchcs Bismarcks waren. Aber wie in Paris die Regierungskrins, so muß auch in Berlin Re Miuisterkrisis sehr bald zur vollen Entscheidung gelangen und ihr Ende finden, mögen die nachfolgenden Minister nun Len Reihen der Conservativcn oder der Nationalliberalen entnommen sein. Die Vorgänge in Frankreich sind sehr lehrreich. Volk und Volksvertretung haben zum erstenmal ihr bestrittenes gutes Recht durch- gcsetz ohne Cravall nud ohne Revolution, ohne Straßeuausläuse und Barrikaden. So lange Mac Mahon ihr Recht nicht respectirte, so lange hielt die Kammer das Staats-Portemonnaie mit beiden Händen zu, und sobald er Minister ernannte, die dieses Recht respectirte» und Vertrauen verdienten, sobald machten sie selbiges Portemonnaie weit auf und schmierten den Slaatswagen so wacker, daß er leicht lind glatt dahinrollt. In der ersten Sitzung bewilligte die Kammer den neuen Ministern 800 Mill. Franks direkte Steuern und ^2 indirekte fast einstimmig. Mac Mahon hat diese Lehre theuer bezahlt: er ist in den letzten Wochen 10 Jahre älter geworden und Frau Mac Mahon Hai die ersten Runzeln bekommen. Davor konnten sie alle Jesuiten nicht behüten. Die „Russische Well" schreibt: „Wenn wir auf die von uns erlangten militärischen Vvrtheilc blicken und auf die unfreiwillige Friedensliebe unserer Feinde seit Beginn des Krieges bis zu diesem Augenblick, so müssen wir der wirklich ritterlichen Handlungsweise unseres Bundesgenossen Deutschland und seines heldenmüthigen Kaiser- Wilhelm gedenken. — Wer in Angelegenheiten der orientalischen Frage der Politik gefolgt ist und sich über die vielartigen Erscheinungen in derselben klare Rechenschaft abgelegt hat, der begreift die ganze Wich tigkeit der Rolle, die Deutschland ohne Abweichung in der schweren Valkankrisis gespielt hat, ohne den Versuchungen der britischen Staats männer ein williges Ohr zu leihen. Deutschland beseitigte alle uns seindlichen diplomatischen Versuche: wenn Oesterreich mit uns in Frieden lebt, und nun nicht mehr au irgend welche selbstständige Unternehmungen im Orient denkt; wenn die neue österreichisch-britisch-französische Triple- Allianz, die eine Zeit sehr möglich schien, sich als bloße Chimäre er wiesen hat; wenn die gegen uns gerichteten Projekte, die in London unter Mitwirkung des Grafen Beust geschaffen und in Pest und in Paris vom Herzog Decazcs unterstützt wurden, wie zerstoben sind, und wenn unser Havptgcgner, England, endlich seine unbestreitbare Jsolirt- heil und Machtlosigkeit einsehcnd verstummt ist: — so sind wir dafür in hohem Grade der ehrenwerthen, aufrichtigen und festen Politik des treuen Freundes und Bundesgenossen unseres Kaisers, dem deutschen Kaiser Wilhelm 1. verpflicklet. Die definitive Festigung unserer nahen polnischen Beziehungen mit dem deutschen Volk, die auf dem richtigen Verständniß unserer wechselseitigen Interessen begründet ist, wird eine der wichtigsten allgemeinen Folgen des jetzigen russisch-türkischen Klicges sein." Großfürst Nicolaus begrüßte Osman Pascha bei der Capitu- lation auf das Ehrenvollste und sämmtliche Osfisiere riefen ihm: Bravo! Bravo! zu. Das war schön vou ihnen und ehrenvoll für den besiegten Feind. Osman machte aber doch ein bittersüßes Gesicht dazu und dachte ganz leis: Ihr würdet Ach und Weh! schreien, wenn die Schlafmützen in Constantinopel mich ordentlich unterstützt hätten.