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I) Verwirklichung der Solidarität zwischen den verschiedenen socia- listischen Arbeiter-Associationen; 2) Organisation der Gewerkschaften; 3) Stellung des Proletariats zu den verschiedenen politischen Er eignissen; 4) die Tendenz (Wirkungen) der modernen Production vom Gesichtspunkte des Eigenthums; 5) der Vorschlag der dänischen So- rialisten auf dem letzten Verner Congreß: in irgend einer europäischen Stadt ein Centralbnrean für Arbeiterstatistik (Löhne, Lebensmittel- Preise, Arbeitszeit Fabrikzeit, Fabrikordnungen rc.) zn errichten. — Der letzte Gothaer Socialistcn-Cvngreß hat die Beschickung des Genter Congresses beschlossen. Selbst die Montenegriner können den kläglichen Ausgang ihres diesmaligen Feldzuges nicht mehr in Abrede stellen — sie begnügen sich mit der kindlichen Drohung, daß, wenn die Türken siegen sollten, es ihnen theuer zu stehen kommen würde. Ein osficielles Telegramm aus dem montenegrinischen Hauptquartier gicbt zu, daß die Monte negriner, „vor der drückenden türkischen Üebermacht weichend", die Dugapässe anfgegeben und umcrhalb Ostrog Stellungen bezogen hätten. Das heißt, sie sind aus dem Dngapasse herausgeschlagen worden, Nicsitsch ist verprvvianlirt und damit der erste Zweck der Operation Suleiman Pascbas erreicht. Der türkische General säumte aber nicht nach Erringung dieses Erfolges, sondern schritt unverzüglich zum Angriff auf Montenegro selbst. Die erwähnte Depesche meldet ferner, die Montenegriner seien am 17. Jnni von 5 Paschas mit 40 (!) Bataillonen und 20 Geschützen, welcheöOOO Pferde mit Proviant bei sich führte», angcgriff.n und der Kampf habe von da bis zum 2l. ununterbrochen Tag und Nacht gedauert, die Türken hätten bisher keinen Fuß breit Terrain gewonnen. Das ist nun aber inzwischen geschehen, auch die Stellungen bei Ostrog haben die Montenegriner nicht zu hallen vermocht. Suleiman Pascha wird nunmehr weiter gegen Süden Vordringen und es dürfte nicht mehr lange dauern, bis er den von Süden und Osten opcrircuden Truppen die Hand reicht. Seit Omet Pascha die Helden der schwarzen Berge ;n Paaren trieb, hat sich Montenegro nicht in einer ähnlichen üblen Lage befunden; Die Türken machen endlich einmal Ernst und der Czar ist nah lind doch so weit. Die rumänische Stadt Gi urgewo, der türkischen Festung Nustschuck gegenüber, ist neuen Nachrichten zufolge augenblicklich der Mittelpunkt der Vorbereitungen zum Donauübcrgange, die in einem kolossalen Umfange betrieben werden. Es erhält sich die Ansicht, daß an der mittleren Donau die Russen an drei, vielleicht an vier Stellen den Uebergang zu erzwingen suchen werden. Aus Schumla berichtet man der „D. Z.", daß das türkische Hauptquartier neuerdings zudem Entschlusse gekommen sei, wenn cs den Russen gelingt, in Bulgarien einzudringen, ihnen alsbald in offenem Felde entgegenzutreten und daß danach alle Maßregeln getroffen werden. Wien, 20. Juni, Abends. Hier ans Cettinje eingegangcne Nachrichten vom heutigen Tage melden von einem blutigen Kampfe bei Spuz, in welchem die Armee Ali Saib Paschas durch Bozo Pe- trovich vollständig geschlagen worden sein soll. Wien, 22. Juni. Die „P. C." schreibt aus Cattaro: Die türkische Armee steht noch vor Ostrog. Die Montenegriner okknpiren die Berghöhen. Der von der türkischen Südarmee von Ali Saibs am 19. Jnni unternommene Versuch, über Fanilovgrad sich mit der türkischen Nocdarinee bei Subimans zu vereinigen, ist durch Bozo Petrovich blutig zurückgewicsen worden, wobei die Türken beträchtliche Verluste halten. Wien, 23. Juni. Telegramm der „Neuen Fr. Presse". Con- stantinopel, 23. Juni. Nachrichten vom Kriegsschauplatz melde», Mukhtar Pascha wurde von 2 russischen Corps angegriffen. Das Resultat der Schlacht ist noch mibekannt. Wien, 23. Juni. Ans Braila vom 22. d. M. wird gemeldet: Gegen 3000 Russen übersetzten vergangene Nacht von Galatz aus die Donau. Kosaken, Pferde und Geschütze befanden sich aus den mit Schutz vorrichtungen versehenen Flößen, die Infanterie auf Barken. Nach der Landung auf dem türkischen User schlugen sie nicht die Richtung längs der Donau in, sondern zogen hinter Bergen in das Innere des Landes, nachdem sie sich nach hartnäckigcmKampfe mit denBaschi-Bo- zuks der in Matschin dominircnden Höhen bemächtigte». Der Kampf währte vom frühesten Morgen bis Mittags. Die Einnahme von Matschin ist bevorstehend. Wien, 23. Juni. Ein Telegramm des „Tageblattes" aus Galatz meldet über das Ueberschreiten der Donau durch ein russisches Corps: In der Nacht vom 21. zum 22. Juni setzte» 6000 Russen mit 8 Kanonen von Galatz nach Zatokadorf über und hoben die äußeren türkischen Posten auf, erstürmten die türkischen Positionen in der Richtung Malschins, darunter eine türkische Batterie. Der Kampf dauerte von Morgens 3 bis 11 Uhr Vormittags, wo die Türken flohen, die Russen fingen viele Türken und erbeuteten Geschütze. Verlust der Türken unbekannt, der der Russen sehr beträchtlich. Wie der „Polit. Corresp." aus Janina geschrieben wird, ist in den griechischen Dörfern 6 Meilen im Umkreise von Gcorgskloster ein Aufstand ausgebrochen unter Führung von Karapalaki. Denselben sind 4000 Türken cntgegengerückt. I» den griechischen Elementen Macedoniens gährt cs furchtbar. Oertliches und Sächsisches. Wilsdruff, 25. Jnni 1877. Gestern Vormittag hielt unser »euer Herr k. vr. pb. Wahl vor zahlreich versammelter Gemeinde seine Anlriltspreoigl, nachdem derselbe zuvor von dem dazu beaustragten Herrn Pfarrer Ulbricht in Grumbach in tiefergreifender Ansprache in sein neues Amt cuige wiesen worden war. Ucber die Predigt selbst wollen wir nur be merken, daß sic eine geistvoll durct dachte und schwungvoll wiederge gebene war, in welcher der Redner auch Gelegenheit »ahm, der Ge meinde die Bitte ans Herz zu legen, auch ihm gleich seinem Herrn Vorgänger mit Liebe und Vertrauen entgegenzukommen, während er seinerseits die Zusicherung gab, daß sein ganzes Herz und Lebc» forthin dieser Gemeinde gewidmet sein solle und sein ganzes Be streben dahin gerichtet sein werde, sich der Liebe und des Vertrauens der Gemeinde verdient zu machen. — Bei dem am Freitag Nachmittag im Gasthof zum Adler zu Ehren des Herr»?, vr. xb. Wahl veranstalteten Festmahle brachte der Herr Gerichtsamtmann I)r. Gangloff den ersten Toast auf Se. Mas. den König Albert aus, der zweite, ausgebracht vom stellver tretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes, Herrn Adv. Sommer, galt dem neuen Herrn Pastor, worauf dieser in gerührten Worten seinen Würsten Dank über den ihm gewordenen liebevollen Empfang aussprach und ein Hoch auf die Gemeinde ausbrachte. Hierauf nahm zunächst der Herr Bürgermeister Ficker Gelegenheit, den H.rrn k. Wahl im Namen der Behörde und der ganzen Stadt herzlichst will kommen zu heißen, und so wechselten unter heiterer Stimmung noch manche Trinksprüche, die sich in der Hauptsache aber säst alle aus den Gefeierten und dessen zur Zeit noch abwcnscde, aber Dienstag hier cinlrcffende Familie bezogen. — Wir wollen nicht verfehlen, bei der bcvorstchcndcn herrlichen Nosenzeit aus den angenehm gelegenen und gnt eingerichteten Garten des Herrn Traugott Fritzsche hinzuweisen. Wie oft wird hier geklagt, daß wir so wenig Gartenrestaurants haben, und doch liegt das Gute so nahe. Möge dieser kurze Hinweis dazu dienen, daß recht Viele sich von dem Gesagten überzeugen. lieber das Voigtland zog am 20. Juni ein Gewitter, welches vielfachen Schaden anrichtcte. So erschlug derBlitz in Plauen den im Vorwerk Tcnncra beschäftigten Zimmermann Danziger aus Zollgrü», als derselbe im Begriff war, Bretter aus der Scheune zu holen, um Ziegel zuzndecken. Die Sparren derselben brannten lurcils, doch wurde der Brand durch schnelle Hülfe bald gelöscht. — Auch in den Blitzableiter der I. Bczirksschnle auf dem Anger schlug der Blitz ohne weiteren Schaden anzurichten. — In dem kürzlich erst durch Brandunglück betroffenen Orte Kloschwitz schlug der Blitz in das dem Gutsbesitzer Hülse gehörige Slallgebäudc und beschädigte mehrere Sparren an demselben. Der Blitz zündete nicht, erschlug aber das im Stall allein gestandene Pserd. Die in Dresden erscheinende, von Or. Victor Böhmert und Arthur von Studnitz hcrausgegcbene „Sozial-Korrespondcnz," Organ des Centralvereins sür das Wohl der arbeitenden Klassen, schreibt in ihrer neuesten Nummer: Die Führer der Sozialdemokratie lassen es sich angelegen sein, die Begriffe „Arbeiter" und „Proletarier" mit einander zu verquicken. Und doch, welch' himmel weiter Unterschied besteht zwischen diesen! Wer arbeitet, der ist ebenso wenig ein Pro letarier, wie sich Derjenige, welcher faullenzt, zum Arbeiterstande rechnen darf. Spricht man von Proletarier, so denkt man an körperlich und wirthschastlich herunter gekommene Leute, welche einst der Arbeiterklasse oder irgend einem andern Stande angehört haben mögen, jetzt aber der Gesellschaft zur Last fallen und daher von dieser als Bürde betrachtet und behandelt werden. Man spricht nicht nur vor einem Ar beiter- sondern auch von einem Handwerker- und Fabrikanten-, sowie von einem Gelehrten- und Adclsproletariat. — Bekennt also Farbe, ihr Führer der Sozialde mokratie! Verkündet laut, daß ihr euch auf solche Existenzen stützt, welche nichts zu verlieren haben und daher erst beim Umsturz gesellschaftlicher Ordnung zu gewinnen — hoffen! Schreit hinaus in's Volk, daß Alle, welche auf anderen Lebensbahnen ge scheitert sind, hinter euch stehen! Der Nus „Nieder mit den Palästen," welcher erst vor wenig Tagen wieder in einer sozialdemokratüchen Zeitung ertönte, wird daun verständlicher sein. — Habt ihr aber das Visir eurer Mannen gelüstet, dann wird auch die Gescllschast nicht zögern, Stellung zn nehmen. Ihre Bollwerke sind zwar stark genug, um euch eine Zeit lang gewähren zu lasten; da sich aber doch dieser oder jener Stein lockern möchte, wenn Ihr nicht unterlaßt, gegen den Bau nmu- stürmen, den die Gesellschaft aus tausendjährigem, festem Untergründe aufgcsührt hat, so könnte sie sich — wie sauer es ihr auch ankommen dürste — doch vielleicht ent schließen, einst aus der Desensive herauszutreten! Uns wäre dies entschieden zuwider. Wir sind der Ansicht, daß ein offensives Vorgehen des StaateS gegen die Sozial demokratie einerseits die Gegner wichtiger, als sie sind erscheinen lassen, andererseits > aber denselben Ursache zur Aufregung und zum Widerstande gegen die staatliche Ordnung geben würde. — Eines aber unterlaßt, ihr Nebenbuhler des Eatilina! Bleibt eurer Farbe treu und hört auf, die Männer der Blouse mit dem blutigen Roth zu beflecken! Wer die Gelegenheit, die Kraft und die Tugend besitzt, sich oder auch eine ganze Familie mit den Früchten seiner Arbeit zu ernähren, wird zwar die Schäden der bestehenden Gesellschaftsordnung nicht übersehen und gern mit Hand an legen, um die Wunden des Staates zu verbinde» oder die Quellen zu verstopfe», aus denen neues Unheil entspringen könnte. Voll Dank für das, was er hat, ver achtet er aber die Pläne Derer, welche die Gescllschast, als deren rüstiger Mitarbeiter er berufen wurde, in ihren Grundfesten zu erschüttern streben. Daher klinge laut in alle Lande: „Arbeiter und Proletarier sind nicht eins; hie Arbeiter, hie Proletarier!" — „Unsere Brüder auf dem Lande müssen schlechterdings gc- wonnen werden!" So lanlet einer der iieucstcm Tagesbefehle aus dem sozialdemokratische» Hauptquartiere, nachdem schon vor Jahren eine dcr Excellenz vom großen Generaistabe dieser Partei — nicht eine Excelleuz, die sich im Schweigen sonderlich hcrvorqcthan hätte — Ver lautbart: ohne die Bauet» lassen sich Revolutionen machen, nicht aber die Früchte sicher stellen." Der Hintergedanke dabei, schreibt die „Soz.- Korresp.", ist erkennbar genug der: „haben wir mir erst miler den Bauer» einige» Anhang, so werden unsere Idee» sich allmählich auch schon weiter Bahn brechen bis ins Heer, Linie und Landwehr, und dann — nun, dann wollen wir doch sehe», wo die Reaktion bleibt. — Zuweilen, wenn nämlich das Bedürsuiß, dem Gegner „einen Klaps zu geben," sehr brennend wird, drängt sich wohl auch jener Hinter gedanke vorlaut in die Feder. So z. B. im „Vorwärts" vom 13. Mai, als es galt, die „Soz.-Korr. einer „Doppeldenunziation" zu be zichtigen und ein zärtlicher Blick geworfen ward auf „unsere Brüder in der Armee." „Im Schweiße eures Angesichts esset ihr arme» Thoren euer karges Brod. Folget uns, wir führen cnch ins Paradies zurück. Zuvor aber genießet Früchte vom Baume der Erkcu»lniß, unserer Er- kenntniß!" Man glaubt in der That die Stimme des biedern Meisters Reinecke zu hören, der von Bruderliebe übersticßt. Keinem Zweifel unterliegt es, daß es der unermüdlich lhäligen Partei, zwar nicht heute oder morgen, wohl aber allmählig mit einer guten Anzahl Bauer- burschcn gelingen kann, mit einzclneu sogar schon gelungen ist, ihren Wmdhabcr auszustreucu und kommunistische Gelüste zu Wecken. Eine neue Mahnung au alle auf dem Laude lebende» Lehrer, Geistlichere., sich selbst mit de» Gru»dzügcn der Vvlkswirlhschaflslchrc bekannt zu machcn, um auch in diesem Gebiete ihren Mann stehen zu können, wenn es nöthig wird. Das Haus des Unfriedens. Erzählung von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) „Ich danke Ihnen für Ihre Güte; aber es war Ihre Pflicht," entgegnete Emma; „weil ich fchon gestern bemerkt habe, daß Sie dein wahren Unglück nicht Ihr Herz verschließen, wage ich eine Bitte." Der alte Herr sah sie verwundert fragend an. „Wollten Sic die Gülc haben, mir aus den Acten mitzuthcilen, aus welche VcrdachiSgrüude hin gegen meinen Mann die Untersuchung eingelcitct worden?" „Es soll geschehen," sagte der Nath nach kurzem Besinnen; „aber zuerst möchte ich Sic bitten, mir noch einige Fragen zu beantworten." „Fragen Sie Herr Rath," entgegnete Emma und sah ihn mit ihren offenen, blauen Augen ins Gesicht, als wolle sie sagen: „Ich werde Dir die volle Wahrheit nicht vorenthalten." Das Auftreten der jungen Frau gefiel dem Untersuchungsrichter immer besser. „Wie war das Verhältniß Ihres Mannes zu Ihrem Schwager?" „Er stand niemals mit ihm zum Beste«. Wir Schwestern hatten