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, für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt fiir die Königl. Amtshauptmannschast zu Meißen, das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei mal, Dienstags u. Freitags und kostet pro Quartal 1 Mark. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag 12 Uhr. 36. Freitag, den 4. Mai 1877. Bekanntmachung. Nachdem in Folge bevorstehenden Fortzuges des Herrn moä. praot Winkler in Wilsdruff der demselben zeither Wel« tragen gewesene, aus den Ortschaften Kesselsdorf, Sora, Roitzsch, Steinbach, Unkersdorf, Klipphausen, Kneipe, Lampersdorf, Lotzen und Röhrsdorf bestehende 23. Jmpfbezirk dem für den 22. Jmpfdistrict bereits bestätigten Jmpfarzt Herrn vr. msä. Fiedler in Wilsdruff mit zugetheilt worden ist, so wird solches zur Nachachtung hiermit öffentlich bekannt gemacht. Königliche Amtshanptmannschaft Meißen, dm 30. April 1877. von Bosse. Bekanntmachung. . Nachdem das Königliche Finanzministerium die Einziehung der zeitherigen fiscalischen Elbkahniiberfahrt bei Niederwildberg 'an geordnet hat, wird dies zur Nachachtung hierdurch bekannt gemacht. Meißen, am 30. April 1877. Königliche Amtshauptmannschast. von Bosse. MuMöung du städtischen und sreiwUgenIeuerMhr. Sonntag, den 6. Mai dieses Jahres, Vormittags V2II Uhr, soll auf der hiesigen Schießwiese eine Hauptübung der hiesigen Feuerwehren abgehalteu werden und haben sich hierzu sämmtliche Mitglieder der städtischen und freiwilligen Feuerwehr, Abtheilungs- führer und Mannschaften, unter Anlegung ihrer Dienstabzeichen pp., bei Vermeidung von 1 Mark Ordnungsstrafe pünktlich einzufinden. Wilsdruff, am 30. April 1877. Der Stadtgemeinde-Rath. Ficker. DageSgefchichte. In Karlsruhe hat am 29. April ein edler und trefflicher Fürst, der Großherzog Friedrich von Baden, sein 25jähriges Regierungs- jubilänm gefeiert. Es liegt ein Vierteljahrhuudert voll der schwersten politischen, kirchlichen und nationalen Kämpfe hinter ihm und seinem Lande, das namentlich bis 1870 für Deutschland eine Bedeutung weit über seine Größe hinaus gewonnen halte. In allen diesen Kämpfen hat sich der Großherzog als ein weiser, fester und edler Fürst bewährt, namentlich auch durch seine nationale Gesinnung. Die besten Früchte dieser Kämpfe und viele Schöpfungen sind sein persönliches Verdienst, er Hal durch die That bewiesen/was er einst als Programm ausgesprochen, daß des Volkes und des Fürsten Recht keine Gegensätze seien und sich bei weisem Sinne einigen im Wohl des Landes. Dieses hohe Verdienst seines Fürsten hat das badische Volk in diesen Tagen in glänzender Weise anerkannt und gefeiert. Zum Jubiläum waren auch Kaiser Wilhelm, der Schwiegervater des Großherzogs, und der Kronprinz nach Carlsruhe gekommen. Straßburg i. E., 1. Mai. Die Ankunft des Kaisers erfolgte gegen 5 Uhr. Bei derselben wurde der Kaiser durch den Donner der Festungsgeschütze und mit dem Geläute sämmtlichcr Glocken begrüßt. Der Gouverneur, General von Schachtmeier, und der Oberpräsident, von Moeller, waren dem Kaiser bis Kehl entgegcngefahren. Bei der Ank.unft hierselbst überreichte der Kommandant von Straßburg, Ge neralmajor v. Bauer, dem Kaiser den Rapport. Im Empfangssaale des Bahnhofes waren die Spitzen der Behörden zur Begrüßung an wesend; der Kriegerverein hatte am Bahnhöfe Aufstellung genommen, der Kaiser schritt die Front desselben entlang, von dem fortdauernden Hurrahrufcn der zahlreich anwesenden Bevölkerung begrüßt. I» den reich geschmückten Straßen der Stadt hatten u. Ä. auch die Schulen Aufstellung genommen. Nach der Ankunft ließ sich der Kaiser in dem großen Saale des Bahnhofsgebäudes die Offizierkorps und die Spitzen der Behörden vorstellen, während die Vorstellung der Mitglieder des Landesausschuffes im kleinen Saale erfolgte. Auf eine seitens der letzteren an den Kaiser geeichte kurze Ansprache erwiderte er: „Ich freue Mich, daß wir hier zum ersten Male uns so scheu, Weil Ich der Ueberzeugung lebe, daß die Hoffnungen und Wünsche, welche Sie soeben als die des Reichslandes gegen Mich ausgesprochen haben, sich vollständig erfüllen werden, wenn Sie sich von der Aufgabe durchdrungen fühlen, das neue Reichsland immer mehr mit dem alten Mutterlande zu vereinigen und das deutsche Element desselben immer mehr zu beleben. Ueberrascht von dem freundlichen Entgegenkommen und der lebhaften Begrüßung, die Ich bei Meinem Eintritte hier in dem altehrwürdigen Straßburg gefunden, erfüllt Mich die Zuversicht, daß es nur eines Gewöhnens und Einlebens bedarf, um, wenn Jeder von uns thut, was in seinen Kräften steht, das neue Verhältniß, welches die Vorsehung Ihnen auferlegt, zu gegenseitiger Genugthung zu gestalten." Der Enthusiasmus, welchen diese Antwort des Kaisers hervor rief, war ein unbeschreiblicher. Ebenso richtete der Kaiser auch an die Vertreter der Universität und der Schulen kurze Ansprachen, die ebenfalls freudigsten Beifall erregten. Der Fackclzi^, welcher dem Kaiser Abends dargebracht wurde, verlief sehr glänzend. Der russische Kaiser ist noch immer nicht heimgereist, sondcrn stählt den Muth seiner Truppen durch Revuen und die Begeisterung der Befehlshaber durch Toaste. Eine offizielle Meldung aus Kischcneff vom 30. v. lautet: „Der Kaiser nahm gestern über die 9. Division Revue ab. Bei dem darauf stattfindeuden Diner brachte der Kaiser aus den Oberkommandirendcn, Großfürsten Nicolaus, folgenden Toast aus: „Mit Befriedigung habe ich mich von dem vorzüglichen Zustande der aktiven Armee überzeugt. Mit Befriedigung habe ich auch wahr genommen, eine wie ausgezeichnete Anregung der Oberkommandirende dem Generalstab wie allen Theilen der seinem Befehle unterstellten Armee geben hat. Ich bin sicher, daß er seine Pflicht thun wird." Der Großfürst Nicolaus antworte: „Ich versichere Ew. Majestät, daß Wir unsere Pflicht thun werden, bis zum letzten Blutstropfen." Man hört immer von der Fahne des Propheten, mit welcher der Sultan in den Krieg ziehen wolle. Mit dieser Fahne würde der Krieg der Türken ein Glaubenskrieg aller Muhamcdaner wider die Russen werden, eine Art heiliger Krieg. Die berühmte Propheten - Fahne war ursprünglich ein Thürvorhang in dem Schlafgemache Aischa's, der Lieblingsfrau des Propheten Muhamed, ist von dunkel grüner Farbe und 2 Ellen lang und 1'/2 Elle breit. Als Muhamed im Sterben lag, gab er seinen Feldherren diesen Vorhang als Kriegs fahne mit, damit die Gläubigen sich immer erinnern mochten, daß sie für Allah und den Propheten kämpften. Natürlich ist die Fahne schon oft erneuert worden. Auf dem europäischen Kriegsschauplätze macht sich ein neuer Faktor geltend, nämlich die Donau, welche so rapide gestiegen ist, daß ein Brückenschlag einstweilen unausführbar scheint. Damit erklärt es sich vielleicht, daß die Türken noch keinen Versuch gemacht haben, diejenigen Punkte jenseits der Donau zu besetzen, welche den Russen zu Stützpunkten ihrer Operationen gegen die türkischen Festungen auf dem anderen Ufer dienen könnten, wie Kalafat und Giurgevo. Den Russen kann dieses Ereigniß nur erwünscht kommen, wenn der hohe Wasserstand nur nicht zu lange anhält. Inzwischen können sie ungestört ihren Aufmarsch au der Donau vollenden. Die „Times" äußern sich in einem Leitartikel, wenn Rußland Constantinopel angreifen sollte, werde es nicht nur der Türkei und England vereinigt, sondern ganz Westeuropa zu begegnen haben. Weder Oesterreich noch Deutschland würden zugeben, daß Constan tinopel ein russisches Arsenal werde. Man dürfe indessen mit Sicher heit voraussetzen, daß Rußland nicht gänzlich der Vernunft bar sei, sondern kaltes Blut genug behalten werde, nm dies cinzusehen. Petersburg, 1. Mai. Der englische Botschafter, Lord Loftus, hat heute hier die Neutralitätserklärung überreicht. Dieselbe stimmt vollkommen mit derjenigen vom 9. August 1870 überein, welche England anläßlich des deutsch-französischen Krieges erließ. Rußland. Der Andrang von Freiwilligen in die Reihen