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welcher der Studentenschast ein volles Glar brachte. Zwei Elsässer Studenten sagten zu ihren deutschen Nachbarn vertraulich: „Jetzt verstehen wir, warum die Deutschen so an ihrem Kaiserhaus hängen; wer den Kronprinzen sieht und hört, mutz ihn gern haben." Während der deutsche Kaiser auf seiner, auf zehn Tage berech neten Reise durch die Reichslande sich befindet und im Elsaß mit leb haften Kundgebungen der Sympathie empfangen wird, halber Reichs tag seinen offiziellen Schluß, welcher am Donnerstag Abend erfolgte, kaum noch erwarten können. In der letzten Woche wurden noch vor dünn besetzten Bänken der Etat für Elsaß-Lothringen erledigt, die Gesetzentwürfe über die Untersuchung von Seeunsällen, Verwendung des Reingewinns aus dem Generalstabswerke, die Erwerbung zweier in Berlin gelegener Grundstücke für das Reich, das Patentge'setz, das Lasker'sche Zeugnißzwangsgesetz und einige kleinere Gesetzentwürfe angenommen. In Berlin, wo nunmehr zwei Reichstags- und ein Landtags mandat erledigt sind, rüsten sich die Parteien aus's Neue zum Wahl kampfe, vorerst im 6. Reichstagswahlkreise. Metz, 5. Mai. Der Kaiser, der Kronprinz und Graf Moltke sind heute Nachmittag 5 Uhr hier eingetrofien. Der Kaiser hat im Präsidial-Gebäude Wohnung genommen. Die Stadt ist überall be flaggt und dekorirt. Ueber das Vorrückcn der russischen Armee auf dem euro päischen Kriegsschauplätze meldet ein offizielles Telegramm des Oberbefehlshabers der russischen Südarmee: „Wir setzen unseren Vormarsch ungehindert fort. Die Einwohner bezeugen uns ihre Sympathie. Die Türken bleiben unseren Truppen gegenüber, die die Küstcnpunkte der unteren Donau besetzen, unthätig. So viel bis jetzt bekannt, treffen die Türken nirgends Vorbereitungen zu einem Donauübergange." Bedeutungsvoller find die Operationen auf dem asiatischen Kriegsschauplätze. Die wiener Blätter beschäftigen sich heule mit der Einnahme Bajasid's durch die Russen, welcher sie strategische und politische Bedeutung beimessen. Es gehört die ganze Nachlässigkeit der türkische» Kriegsführung im Großen dazu, ruft die Presse, einer Stadt wie Bajasid, welche in den Jahren 1828 und 1854 wiederholt der Schauplatz solgewichtiger Kämpfe gewesen und heute mit Rücksicht auf die demonstrative Haltung Persiens von erhöhter Wichtigkeit ist, mit nur 1700 Mann zu besetzen. Während Fürst Tschawlschawadse im Jahre 1828 Bajasid erstürmen mußte und General Wrangel diese Stadt im Jahre 1854 erst nach einer empfindlichen Niederlage Selim Paschas am 30. Juli besetzen konnte, scheint sich die türkische Gar nison diesmal, ohne auf einen ernstlichen Kampf einzugehen, in der Richtung gegen Süden zurückgezogen zu haben. Oertliches und Sächsisches. Dresden. Bei dem vergangene Woche am Freitag aufdem so genannten weiten Neustädter Kirchhof stattgehabten Begräbniß des Iljährigen Schulmädchens Vogel, das sich durch Ertränken in der Elbe entleibt hatte, kam es zu einer sehr unliebsamen Scene. Das anwesende Publikum versuchte zum Theil an der Stiefmutter des Mädchens, deren Härte dasselbe zum Selbstmord veranlaßt haben soll, durch Wersen mit Steinen u. s. w. eine Art Lynchjustiz auszu- übcn. Der anwesende Geistliche gab sich vergeblich alle Mühe, die Leute zu beschwichtigen. Die Angegriffene mußte schließlich in einer Droschke fortgeschafft werden, um weiteren Mißhandlungen zu entgehen. Bei dem Gemeindevorstand Groitzsch in Naundorf bei Kötzschen broda brach am 3. Mai früh gegen 5 Uhr Feuer aus und legte in kurzer Zeit dessen Gehöft, sowie 8 Scheunen in Asche. Leipziger Meßbericht. Das diesmalige Meßgeschäfl in böhmischen Glaswaaren war im Allgemeinen bester, als vergangene Michaelismeste. Es hatten sich Käufer aus Nordamerika wie auch aus Schweden und Norwegen ziemlich zahlreich eingefundcn, und waren hauptsächlich Erstere Abnehmer besserer Sachen. Die deutsche Kundschaft kaufte mit geringen Ausnahmen kleine Poste», und bestanden diese zumeist in Gebrauchsartikeln., Das Geschäft in Leinen, Halb leinen und baumwollenen Waaren, sowie Betlzeugen ist, trotzdem im Detail etwas verkauft wurde, ein äußerst schlechtes zu nennen, denn die Grossisten hielten sich vom Markle fern, und es ist wohl der Grund darin zu suchen, weil die Preise des Rohmaterials sehr schwankend waren, Geldknappheit sich überall kund giebt, überhaupt aber die orientalische» Wirren einen nachtheiligen Einfluß wohl auf die meisten Geschäfte au-Züben. Die Fabrikanten nehmen den größten Theil ihrer zugesührten Waaren wieder mit nach Hause, und so dürste es mög licher Weise kommen, daß die Arbeitskräfte noch mehr reduzirt werden. Neber das Meßgeschäfl in Seidenwaareu ist eigentlich Weiler Nichts zn sagen, als daß cs noch viel schlechter ausgefallen ist, als die be scheidensten Hoffnungen dies erwarten ließen. Aus dem Julande waren in den ersten Tagen nur wenige Einkäufer erschienen und Aus länder fehlten fast ganz. Nennenswerthe Posten sind nicht umgesctzt worden, so daß die Messe völlig einflußlos auf diese Artikel ge- blieben ist. (Leipz. Tgbl.) Vermischtes. Der oberste Gerichtshof in Baiern hat nachstehendes prinzipiell wichtiges Unheil bezüglich der Veranstaltung von Sammlungen in Versaminlungen erlassen. Bei den von sozialdemokratischer Seite veranstallnen Versammlungen ist es Sille, daß am Schluffe der Ver sammlung an den Ausgangslhüren Sammelbüchsen aufgestellt werden, damit die Besucher der Versammlung freiwillige Beiträge zu den Kosten der Versammlung beistcuern. In Landshut wurde nun vor einiger Zeit der Veranstalter einer Arbeiterversammlung wegen der artiger Empfangnahme von Beiträgen in der ersten Instanz vernr- thcilt, dagegen in zweiter Instanz freigesprochen. In Folge einge legter Nichtigkeitsbeschwerde hat jetzt der oberste Gerichtshof entschieden, daß eine derartige Sammlung unstatthaft sei, da die Veranstalter von Versammlungen auch die Kosten derselben zu tragen hätten. Berlin. Ein Socialdemocrat vom reinsten Wasser, der Arbeiter Bachmann, leistete sich eines Abends im Vollgefühl seines souveränen Staatsbürgerthums das Vergnügen, den Unterofficier Voigt, der in Begleitung seiner Angehörigen die Landsberger Straße pafsirte, recht ostensibel und grob anzurempeln. Voigt wollte den rohen Patron darüber zur Rede stellen; dieser stürzte aber statt aller Antwort auf ihn zu, riß ihm das Faschinenmefser aus der Scheide und hieb ihn damit unter dem Ausruf: „Wir sind Socialdemocraten, wir werden euch das besorgen!" über den Kopf, so daß Voigt eine bis auf den Knochen gehende, S Centimeter lange Wunde erhielt. — c Am Donnerstag wurde Bachmann wegen dieser Brutalität von der 5. Deputation des Berliner Criminalgerichts zu der wohlverdienten Strafe von 8 Monaten Gefängniß verurthcilt. sDer geistige Waffendienst im socialen Kampfe.) Ueber die besten Mittel, die Irrlehren des Socialismus zn bekämpfen, läßt sich streiten, i cs können sogar Meinungsverschiedenheiten Vorkommen, ob es Erfolg verspreche, ja ob es überhaupt räthlich sei, das ganze Bürgerthum aufzusorder» und ihm behilflich zu sein, den geistigen Waffendienst zn erlernen (nach unserer Ucberzeugung erheischt das die Pflicht der Selbflerhaltung;) nicht streiten läßt sich aber darüber, sondern un zweifelhaft fest steht: daß erstens es eine Schmach, zweitens mit der höchsten Gefahr verbunden wäre, oder vielmehr den sichern Ruin vor- bercitcn würde, wenn Alles im bisherigen Stile fort und fort ginge, wenn die nahezu gesammte Bürgcrklaffe jahraus jahrein mit ansehen wollte, wie eine Anzahl geschickter, kühner, eifriger, zum Theil be geisterter Agitatoren alles ausbietet, falsche und verderbliche wirth- schaftliche Grundsätze unter Hunderttausenden von Arbeitern, Gesellen und Lehrlingen auszubreiten und ihre Begierden zu entflammen. Mit »ichtcn kann von der Gesetzgebung, der Staatsverwaltung, der Wissenschaft die ganze Arbeit allein vollbracht werden, sondern durch aus müssen die einsichtigeren und regsameren Elemente der Gesellschaft, welcher von jener Seite ein erbitterter Krieg gemacht wird, allmählich die wnthschasllichcn Grundlehren sich «»eignen und sich in den Stand setzen, auf ihrem Platze ihren Mann zn stellen in diesem wichtigsten Culturkampfe und so gewissermaßen eine geistige Landwehr bilden gegen socialdemocratische Unterjochung. Magdeburg, 3. Mai. Ein fast an das Wunderbare grenzende Zusammentreffen der verschiedenen Lebcnsercigniffe hat sich gestern hier unter den Bewohnern eines Hauses, Wallstraße, ereignet. Während ein Kind das Licht der Welt erblickte, ein junges Paar zum Standes beamten fuhr und die Feier einer silbernen Hochzeit stattfand, wurde gleichzeitig die Leiche eines anderen Insassen zur letzten Ruhe gebettet. Prinz Kita Shira Kawa von Japan, seit einigen Jahren in Berlin, um Militärwissenschaften zu studiren, begicbt sich dieser Tage nach seinem Vaterlande zurück. Der Prinz ist, Wiedas „Tage blatt" meldet, vom Kaiser von Japan telegraphisch zurückberufen worden, um in dem augenblicklich das japanische Reich erschütternden Bürgerkriege ein Kommando der Regierungstruppcn zn übernehmen. Aus der neuesten Schrift des Elsässischen Fabrikanten Engel- Dollfuß (der selbst über 2500 Arbeiter beschäftigt): „Ueber das Sparen, die Versorgungsanstalten und die Gcwinnbetheiltigung der Arbeiter" hebt die Social-Correspondenz Folgendes heraus: „Der Unternehmer, sagt Dollfuß, solle sich zu jeder Zeit, sogar beim Aus bleiben der Gewinne, Opfer für die Arbeiter auferlegen, die Abnutzung der Arbeitskraft bei den Gcneralunkosten des Geschäftes mit berechnen und im Verhältniß zu den Löhnen Beiträge zu den Versorgungscassen leisten. Die Industrie habe für ihre Arbeiter in ähnlicher Weise zu sorgen wie der Staat sür seine Soldaten und Beamten; die Industrie solle ihren Zehnten für die Wohlfahrt der Arbeiter aufbringen, wie der Staat seine Kriegszehnten. Es handle sich vorzugsweise darum, ein Capital für den Arbeiter im Geschäft anzusammeln, um ihm den Genuß desselben in schwierigen Lebenslagen oder in Fällen der Ar beitslosigkeit zn sichern. Das großartigste Flußgebiet der Erde ist das des 5000 Stunden langen Amazonenstroms in Südamerika. Der Strom ist durchschnittlich eine Stunde breit, 40—50 Fuß tief nnd steigt in jedem Jahre circa sechs Monate lang dermaßen über seine Ufer, daß sein Wasser in dem majestätischen Urwalde, welcher auf 900 bis 1000 Meilen Länge ohne Unterbrechung seine Ufer 100 bis 300 Meilen breit bedeckt, 10 bis 30 Fuß hoch steigt. Dieser in einen See mit Millionen Riescn- bänmen verwandelte Boden heißt Gapo, und die Indianer haben Wasserwege hindurchgehauen, auf welchen sie mit ihren Canols von einem Nebenflüsse des Amazona zum ander» schiffen. Die Seeschlaugc wirklich gefangen. Wie die „Glasgo New" unterm 27. April aus Obau in Schottland berichten, hat sich daselbst ein außerordentliches Ereigniß zugetragen. Am 26. Nachmittags 4 Uhr wurde in der Bai, in der Nähe von Henther Island, ein ganz ungewöhnliches Thier bemerkt. Eine große Menschen menge war zur Zeit auf dem Molo versammelt und mit Hilfe von Fernrohren ent deckte man, daß das Thieer eine Seeschlange fei. Eine große Zahl von Booten, deren Bemannung mit Waffen jeglicher Art versehen war, begab sich alsbald in die Bai und versuchte der Schlange den Weg ins offene Meer abzuschneidcn, was ihnen auch durch mehrfach abgeseuerte Schüsse gelang. Das offenbar sehr erschreckte Thier schwamm auf die Küste zu und faß bald nach 6 Uhr unmittelbar vor dem Kale- donian-Hotel mit einem Theile seines Körpers aus dem Strande fest. Von einer Anzahl Volontairs wurden zahlreiche Salven auf den Rumpf des Thieres abgeseuert, da vr. Campell aus wissenschaftlichem Interesse daraus bestand, daß der Kopf un verletzt bliebe. Da Heller Mondenschein war, so währte das Feuer bis gegen 10 Uhr. Um diese Zeit wadete ein Herr Stevens ins Wasser, besestigte ein starkes Tau unmittelbar hinter dem Kopf und so gelang es den Anstrengungen von etwa 70 Leuten die Schlange ans User zu ziehen. Di« ganze Länge des Thieres, wie es jetzt am Strande liegt, beträgt 101 Fuß, der stärkste Theil des Körpers ist 25 Fuß vom Kopfe, wo die Schlange einen Umfang von 11 Fuß hat. Hier befinden sich ein Paar Floßen 4 Fuß lang bei 7 Fuß breit. Weiterhin befindet sich eine 13 Fuß lange Rückenflosse, deren Höhe vorn 5, hinten 1 Fuß beträgt. Der Schwanz ist abgeplattet. Die Augen sind verhältnißmäßig klein und lang, hinter ihnen be finden sich 2'/, Fuß lange Kiemen. Die Ausregung ist hier sehr groß Das Thier wurde heute seitens der Krone in Besitz genommen. Behufs wissenschaftlicher Unter suchungen werden mehre namhaite Gelehrte hier erwartet, j Omnibus - Fahrplan zwischen Wilsdruff, Kesselsdorf und Dresden. 8oinn»vr - pl«i> vom 15. März 1877 an. Abfahrt von Wilsdruff, Abfahrt von Dresden, Gasthaus Dresdner Straße daselbst. zum Sachs. Hof, Breitestr. Nr. 2. früh 6^2 Uhr u. Nachm. 3 Uhr. Sonn- u. Festtags 4 Uhr. Tourbillets früh nach Dresden und Abends von Dresden ä Billet 80 Pf. früh 7 Uhr und Nachm. 5 Uhr. Sonn- u. Festtags 6 Uhr. Tourbillet früh von Dresden und Nachm. n. Dresden L Billet 1 Mk. IV HsrrrnLUH. Donnerstag den 10. Mai in Keffelsdorf, gegeben vom Männergesangverein „Harmonie" des^ Musikvereins zu Dresden. Anfang 6 Uhr. Xavli äem kolAt Dazu ladet ergebenst ein O. VdrtkvIN.