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95. 1877. Freitag, den 30. November Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt sör die König!. Amtshaupimannschast zu Meißen, das Königs. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei mal, Dienstags ».Freitags und kostet pro Quartal I Mark. Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag 12 NHtk» Bekanntmachung, Durchschnittspreise für Marschfourage betr. Von der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden sind die Durchschnittspreise der Marschfourage des Hauptmarktortes Meißen für Monat Oktober dss. Js. wie folgt festgestellt worden: 7 Mark 75 Pfg. für 50 Kilo Hafer, 4 - 25 - - 50 « Heu, 2 - 38 < - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmannschast Meißen, am 27. November 1877. j. V. von Mayer. B e k a n n t m a ch ll n g. Bei der am heutigen Tage hier stattgehabteu Stadtverordneten-Ergänzungswahl sind H.. aus der Classe der Angefessenen Herr Kürschnermeister Johann Samuel Traugott Springöklee als wirkliches Mitglied und Herr Stellmachermeister Emil Eduard Loßner als Ersatzmann L aus der Classe der Unangesessenen Herr Stellmachermeister Carl Julius Galle und Herr Riemcrmeister Hermann Kaden als wirkliche Mitglieder und Herr Kaufmann Eduard Bruno Gerlach und Herr Sattlermeister Adolph Moritz Busch als Ersatzmänner gewählt worden, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Wilsdruff, am 29. November 1877. Der Bürgermeister. Ficker. Tagesgeschichte. Ueber die Aufnahme, welche das neue Ministerium des Macschallpräsidenten Mac Mahon in französischen Deputirlen- kreisen gesunden, giebt folgende Versailler Correspondcnz der „K. Z." Vom 23. November Auskunft. Man schreibt dem genannten Blatt: Der Zudrang nach Versailles war heute nicht stark. Von fremden Diplomaten waren nur der deutsche Botschafter, Fürst Hohenlohe, und der deutsche Botschaftssekretär, Graf Arco, anwesend. Bei der An kunft in Versailles wurde man durch eine an dem Saale des „kas xoräns" der beiden Kammern angeschlagene Depesche der Agentur Havas überrascht, welche die Namen deS Gaschäflskabinets miltheilte, mit denen der Marschall Mac Mahon Frankreich zu beglücken geruht hatte. Der erste Eindruck, welchen das Kabinel hervorbrachle, war der einer allgemeinen Heiterkeit. Die Senatoren sowohl als die De- putirteu, die von der Rechten, wie die von der Linken lachten aus Vollem Halse. Nouhec meinte: „Das ist das Ministerium der Schlacht opfer", Gambetta rief aus: „Es ist das Stoßseufzer.Ministerium" und andere tauften es mit Namen: „das Ministerium der Abgelehnten," weil sich in demselben weder ein Deputirler noch ein Senator, aber drei offizielle Kandidaten befanden, welche bei den letzten Wahlen durchgefallen. Sympathien selbst fanden die neuen Minister weder ans der Linken noch auf der Rechten der beiden Häuser; nur einige Klerikale, die eine Hauptrolle bei ihrer Ernennung gespielt, hielten ihnen die Stange. Wie man in Versailles versicherte, waren selbst Broglie und Fourtou mit dem neuen Ministerium nicht einverstanden, Der Erstere erklärte, daß er den geringsten Antheil an der Bildung gehabt, und Fourtou, der nicht nach Versailles gekommen, soll sich, wie man erzählt, „einen Buckel gelacht haben", als er die Namen seiner Nachfolger erfuhr. — Ans Versailles sind auch über Sonntag schon Depeschen eingetroffen, welche das neue Kabinet bereits in vollem Kriege mit der republikanischen Mehrheit zeigen. Die Depulirlen- kammer hat folgende von Jules Ferry vorgeschlagcne Tagesordnung angenommen, welche unter Beifall der Linken vorgelesen ward: „In Erwägung, daß das Ministerium vom 23. November durch seine Zusammensetzung und seinen Ursprung die Verneinung der Rechte der Nation und der Rechte des Parlaments ist und die Krisis, welche seit dem 16. Mai ans dem Lande lastet, nur erschweren kann, erklärt die Kammer, nicht mit diesem Ministerium in Verbindung treten zu können, und geht zur Tagesordnung über." — Die scharfe Tagesordnung, welche die Kammer gegen das neue Ministerium beschlossen, erregte großes Aufsehen in Paris. Man Halle zwar im Voraus gewußt, daß die Kammer dem neuen Kabinet ihr Mißtrauen ausdrücken würde; jedoch hatte man nicht erwartet, daß sie offen ihren Entschluß er klären werde, mit dem neuen Kabinet in keine Beziehung zu treten. In Pariser industriellen Kreisen wird die Rückziehung der Anmeldungen zur Pariser Weltausstellung wegen der Lage Frankreichs erörtert. Durch die Eroberung der befestigten Stellungen von Provatz, sowie der von Etropol haben die Russen insofern für die weiteren Operationen sehr entscheidende und günstige Positionen gewonnen, als hierdurch die Möglichkeit für Mehemed Ali, Plewna von Süd westen her zu entsetzen, immer unwahrscheinlicher wird. Mehemed Ali hätte jetzt nicht weniger als ein halbes Dutzend befestigter russischer Stellungen, nämlich die bei Provatz, Jablanitza, Radomütze, Telisch, Gornii- und Dolnii-Dubnik, zu nehmen, um in die Nähe von Plewna zu gelangen. Die Situation Osman Paschas wird dadurch immer hoffnungsloser. Ein Telegramm des Special - Correspondenten der „N. Z." bei der türkischen Armee meldet auch aus Sofia vom 25. November, daß in Folge des Vordringens der Russen am 24. November Orchanie von den Türken geräumt worden sei, welche ihren Rückzug über den Orchaniepaß bereits angetreten hätten. Aus Sofia telegraphirt man, daß Mehemed Ali noch mindestens 30,000 Mann bedarf, um einen Vormarsch wagen zu können. Die Ausreißereien aus Plewna sind laut Poradimer Berichten häufiger als bisher; sämmtliche Ausreißer sollen stark ab gemagert sein. Fürst Carl von Rumänien hielt anläßlich der Eroberung Rahowas eine Ansprache an die Truppen und sagte u. A. darin: „Die Unab hängigkeit Rumäniens ist mit Strömen Blutes besiegelt worden und wird durch weitere Opser bestätigt werden. London, 26. November. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wüthele ein furchtbarer Sturm an der englischen Küste. Die Zahl der zwischen Ramsgate und Deal gescheiterten Schiffe wird auf 30 angegeben, der Verlust an Menschenleben ist sehr groß. Netv-Aork, 25. November. Der nordamecikanische Kriegs dampfer „Huron" ist gestern an der Küste von Nordcarolina gesunken. Von der aus 15 Offizieren und 119 Mann bestehenden Bemannung sind nur 4 Offiziere und 30 Mann gerettet. Der Kapitän ist unter den Tobten. Oertliches und Sächsisches. Dresden. Die im Verdachte der Urheberschaft an dem Pu» sinellischen Raubmorde stehenden, seit einiger Zeit in Haft be findlichen Personen find nunmehr von der königs. Staatsanwaltschaft dem königl. Bezirksgericht zur Einleitung der Untersuchung über geben worden. Leipzig, 26. November. Vorgestern ist die hiesige 1. Bezirks schule bis auf Weiteres geschlossen worden, nachdem 130 Kinder augen krank gemeldet worden waren. Die Zahl der diese Schule besuchenden Kinder betrug am 15. Juli o. 1419. Auch in anderen hiesigen Schulen ist jene Krankheit aufgetreten, aber bis jetzt in weitgeringcrem Maße; so waren Ende voriger Woche einige dreißig Kinder der 1. Bürgerschule als augenkrank gemeldet. Neue türkische Pflaumen, empfiehlt Urrrrx Magdeburger Sauerkraut, beste Dualität, empfiehlt