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Freitag, den 4. Gctolier 1878. Nr. 79. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abvnnementspreis vierteljährlich I Mark. Line einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnferatenannahme Montags u. Donnerstags iis Mittag 12 llhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). AbvnnementSprei» vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden Amtsblatt! für die König!. Amtshauptmamischast zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadkath zu Wilsdruff. Jahrgang. Erstatteter Anzeige zufolge sind in der Nacht zum 25. vorigen Monats aus einer Parterrewohnung in Wilsdruff mittelst EinsteigenS folgende Gegenstände als: eine neue große Ziehharmonika mit Futter il, ein Paar kalblederne Schuhe, eine Partie ungebrannter Kaffee, eine Partie Cigarren, einige Pfund Zucker, eine Partie Stearinkerzen, eine baumwollene mit Blumen verzierte Tischdecke, eine dergleichen Pianofort- Dcckc und ein weißes Damasttischtuch, wahrscheinlich „Auguste Patzig" gezeichnet, sowie ohngefähr 1 Mk. in kleinen Münzsorteu spurlos entwendet worden, was behufs Ermittelung des Thaters und Wiedererlangung des Gestohlenen hierdurch bekannt gemacht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, m» 2. October 1878. vr. Gang!off. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamt soll den 14. Dctober 1878 das dem Muhlenbesitzer Karl Reinhard «Kern in Blankenstein zugchörigeMühlengrundstück Nr. 53 des Katasters und Nr. 47 deS Grund- und Hypothekenbuchs für Blankenstein, welches Grundstück am 29. Juli 1878 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf IS,8«» Mark -- gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle auShäugenden An schlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 5. August 1878. Königliches Gerichtsamt. vr Gangloff. - Bekanntmachung. Der ledigen Ernestine Pauline Schönstein von hier ist ihr im October 1873 vom hiesigen Königlichen Gerichtsamte ausgestelltes Dienstbuch abhanden gekommen, was zur Verhütung von Mißbrauch mit diesem Buche andurch mit dem Bemerke» bekannt gemacht wird, daß der pp. Schönstein unterm heutigen Tage ein neues Dienstbuch hier ausgestellt worden ist. Wilsdruff, am 2. October 1878. Der Stadtgcmeinderath. Ficker, Brgmstr. — RWMl^TechäMüng^ Wegen Uebcrnahme einer größeren Pachtung von Seiten des derzeitigen Nathskellerpachter's soll der hiesige «athSkell-r ander weit und zwar bis 1. Januar 1883 sofort verpachtet werden. Pachtlustige haben sich hierzu Freitag, den 11. Dctober ds. Js , Vormittags 11 Uhr, auf hiesigem Rathhaufe im Sessionszimmer einzufinden und nach Mittheilung der Verpachtungsbedingungen, welche auch schon vorher in der hiesigen Ralhsexpedition eingefehen werden können, ihre Gebote zu eröffnen und des Weiteren gewärtig zu sein. Wilsdruff, am 3. Octobcr 1878. Der Stadtgcmeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Nach den schönen Festtagen in Cöln bei Gelegenheit der feier lichen Enthüllung des Denkmals Friedrich Wilhelm lll. kehrten der Kaiser und die Kaiserin nach Coblenz zurück, von wo sie sich noch zu einem längeren Aufenthalt nach Baden-Baden be geben haben. Nachdem Oesterreich drei-, viermal mehr Truppen und Geld uach Bosnien geworfelt, als die Ausführung feines europäischen „Mandats" dort Ruhe und Ordnung zu stiften, ursprünglich zu ver langen schien, lasten die neueren Berichte doch vermuthen, daß der 'lebermuth und die Siegeszuversicht der aufständischen Banden durch die letzten Erfolge der österreichischen Wassen gebrochen ist und mau sich nach und nach aller wichtigen Punkte im Lande bemächtigen wird. Die Uebergabe der Festung Klein-Zwornik steht bevor oder ist viel leicht schon erfolgt. Aber die Ausgaben an Blut und Geld werden unzweifelhaft von der österreichischen Regierung mit Sorgfalt in ihren Büchern verzeichnet, und wenn der Sultan, dessen Verhältnisse wir ja alle kennen, nicht inzwischen das große Loos in der Lotterie ge winnt oder einen alten reichen Onkel beerbt, so wird er niit dem besten Willen nicht im Stande sein, dereinst die große österreichische Rechnung zu bezahlen. Um die Herausgabe der einmal besetzten Landestheile ist es den Oeslerreichern auch gar nicht zu thnn, und das kann man ihnen am Ende kaum verdenken. — Wir fügen hinzu, daß die deutsche Neichsregierung (und nach ihr auch Rußland und Italien, nicht aber England) dem österreichisch - ungarischen Cabinet ihren herzlichsten Glückwunsch zu der günstigen Wendung der Dinge in Posnien hat ausdrückcn lassen. Nach einem amtlichen Bericht des Commandauten des 12. vsterr. Armeecorps, Herzog von Württemberg, aus Livno hat diese Stadt sich nach einer Inständigen Beschießung aus 38 Geschützen am 28. Sept, ergeben. Die Befestigungswerke und der höher gelegene Stadt- thcil, worin die reichen Türken wohnen, haben großen Schaden er- litten. Die Verluste der österr. Truppen sind gering. Um 9 Uhr Vormittags wurde die kaiserliche Flagge auf dem Thurm des oberen Castels unter allgemeinen Jubel der Truppen aufgehißt. Angeblich ans den Vorschlag und Rath Midhat Pascha's hat die englische Regierung eine Vermittlerrolle zwischen Griechenland und der Pforte in der Richtung übernommen, daß die von dem Ber liner Congresse empfohlene Grenzberichtung gegen Epirus und Thes. salicn auf den dritten Theil des Landgcbiets beschränkt bleiben, da gegen die Insel Kreta an Griechenland abgetreten werden soll, da Kreta der Türkei doch nur fortwährende Verlegenheiten bereite. Eng land soll gegenwärtig mit den andern Mächte» verhandeln, um deren Zustimmung' zu diesem Ausgleich zu erlangen. Ueber das Ende Mehemed Ali's klärt sich allmählich das Dunkel auf, und in nicht langer Zeit wird festgestellt werden, daß die „unbändigen" Arnaulen, die racheschnaubend über den Marschall Herstelen, nichts weiter als Marionetten der Pforte waren. Türkischer Staatsraison gegenüber spielt seit jeher ein Menschenleben, selbst ein so werthvolles wie das des tapferen und gewandten Mufchir, keine Rolle. Durch den Untergang des Bevollmächtigten der Pforte hat diese, ihrer Meinung nach, den schlagendsten Beweis für ihre fried liche und loyale Haltung gegeben. Hierauf wird sie nicht verfehlen, nachdrücklich und mehrfach hinzuweisen. Der Gegner Mehemed Ali's, der das Feuer an das Pulverfaß gelegt, welches jener in die Luft sprengte, ist nach einem Bericht aus Pera Mustapha Pascha, der Seraskier. Blutrache kam überdies albanischerseits in's Spiel, die selben Stämme haben an der grausigen That theilgenommen, welche vor vier Jahren durch ein von Mehemed Ali befehligtes Commando niedergeworfen waren. Es war demnach nicht schwer, diese Elemente zu einem Gewaltact zu bewegen, ein Wink von Stambul her hat genügt. Papst Leo hat sich in einem Schreiben an seinen Staats- secretär Cardinal Nina über seine Verhandlungen mit Kaiser Wilhelm und Bismarck vernehmen lassen. Er erklärt, daß er, der Papst, die Verhandlungen begonnen und wie alle katholischen Oberhäupter der Nationen, so auch den nichtkatholischen Kaiser der deutschen Nation angegangen habe, der Kirche, die allein den moralischen Uebeln der Zeit eutcjegenwirken könne, seine mächtige Unterstützung nicht zu ver- sagen. Sein Wunsch, namentlich Deutschland den religiösen Frieden wieder zu geben, habe freundliche Aufnahme bei dem Kaiser gesunden uud freundschaftliche Unterhandlungen seien kingeleitet worden, bei welchen es nicht „unsere" (des Papstes) Absicht'war, einen Waffen stillstand, sondern einen wahren und dauerhaften Frieden zu erlangen." — Wie weck die Verhandlungen gediehen sind, ist nicht zu lesen; der Papst schließt: „Die Kirche würde glücklich sein, den Frieden in Deutschland wieder hergestellt zu sehen, aber auch das Reich würde glücklich sein, das, nach Beruhigung der Gemüther, in den Söhnen der katholischen Kirche wie ehedem seine treuesten und hochherzigsten