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Wochenblatt für für die Königl. Amtshauptmaimschast zu Meißen, das Königl. Gcrichtsamt und den Stadtrath zn Wilsdruff. Mchtunddreißigster Jahrgang. Nr. 84. Jimstag, den 13. Uugust 1878. '1 Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Znseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag), Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnscratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wilsdruff, Tharandt, Stoffen, Siebenlehn und die Umgegenden Bekanntmachung, die Abfuhr von Spülicht aus Brennereien Seiten der Landwirthe an Sonn- und Festtagen bctr. Nachdem das Königliche Ministerium des Innern auf Grund sachverständigen Gutachtens beschlossen hat. im Anschluß an die Be« stimmungeil in Z 4 des Gesetzes, die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier betreffend, vom 10. September 1870 und in ß 7 der Ausführungs-Ver ordnung dazu von demselben Tage, beziehentlich in der General-Verordnung der vormaligen Königlichen Kreisdirection zu Dresden vom 30. November 1870 (Kreisblatt vom Jahre 1870 Nr. 22, Seite 92), die Abfuhr von Spülicht (Brennereirückständen) aus den Brennereien von Seiten der Landwirthe zum Zweck der Viehfütterung an Sonn- und Feiertagen unter der Bedingung zu gestatten, daß der Trans port vor Beginn des Frühgottesdienstes beendigt wird, so wird dies den Herren Bürgermeistern zu Wilsdruff und Siebenlehn und sämmt« lichen Herren Gemeindevorständen sowie Gutsvorstehern des hiesigen Bezirks zur Nachachtung beziehentlich behufigen Anweisung der ihnen unterstellten Polizeiorgane hierdurch bekannt gegeben. Meißen, am 6. August 1878. Königliche Amtshauptmannschnft. . i v. von Mayer. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll den 14. Dctober 1878 das dem Mühlenbesitzer Karl Reinhard «Kern in Blankenstein zugehörige Mühlcngrundstück Nr. 53 des Katasters und Nr. 47 des Grund« und Hypothekenbuchs für Blankenstein, welches Grundstück am 29. Juli 1878 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf AS,863 Mark -- gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden An schlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 5. August 1878. Königliches Gcrichtsamt. vr. Gangloff. Tagesgeschichte. Bei der Neichstagswahlen sollen diesmal so unerhörte Dinge Vorgekommen sein, daß manches Mandat nicht wird aufrecht erhalten werden können, wenn die Wahlprüfungen vor sich gehen. Von ver schiedenen Seiten werden schon Proteste dazu vorbereitet. In diesen Tagen finden 61 Stichwahlen für den deutschen Reichstag statt. Stichwahlen nennt man sie, weil sie ehrlichen Deutschen einen Stich ins Herz geben; denn fast überall gehen Röm linge und Socialdemokraten Arin in Arm zur Wahlurne und siegen. Wie würden sie's übel nehmen, wenn man sagte: Gleiche Brüder, gleiche Kappen! In München hat der „Zeitgeist" öffentlich die Parole für das Zusammengehen der Rothen und Schwarzen gegen den liberalen Stauffenberg ausgegeben. (Dem Bündniß der Ultra- montanen und Socialdemokraten unterlagen in München der lib. Freiherr v. Stauffenberg, in Mainz der lib. Professor Reuleaux, in Crefeld der lib. Krell; es siegten der ultram. Ruppert, der ultram. Moufang und der Socialdem. Hasselmann. — Im alten Schloß in Heidelberg konnte man die deutschen Finanz minister in pleno oder im Vollen sehen, was ja immer ein schöner Anblick. Am ersten Tag gabs ernste Gespräche, am zweiten Tage hatte sie der Großherzog zur Tafel nach Carlsruhe geladen und am dritten Tage luden sie Stadt und Studenten zum Wein und zur Illumination der schönsten Ruine Deutschlands. Es ging hoch und vergnügt her, ein sanfter Widerschein der Illumination lag auf allen Gesichtern und öffnete manchen Mund zum feurigen Trinkspruch, der sonst bei der dringendsten Interpellation sich fest geschlossen zeigt. Die Minister haben sich über eine Steuer - Reform für das Reich vollständig geeinigt. Wilhelmshöhe, 8. August. Soeben trifft bei der hiesigen Schloßverwaltung die Weisung ein, die Räumlichkeiten des Schlosses zum Aufenthalt des Kaifers und seines Gefolges für die Tage vom 20. bis 23. September bereit zu stellen. Se. Majestät wird während der großen Manöver des 11. Armeecorps hier sein Haupt quartier aufschlagen. Mit Rücksicht darauf, daß der oberste Kriegs herr nach schwerer Zeit znm ersten Male wieder die altgewohnten militärischen Funktionen ausübt, wird der Fremdenandrang voraus sichtlich ein enormer' werden. Im Allgemeinen erfreuen sich ja mi litärische Schaustellungen der Sympathien aller Kreise der Bevölkerung. Dazu kommt, daß sich die Bewegungen der einzelnen Truppentheile auf das Vortheilhafteste von den erhöhten Punkten unseres hessischen Hügellandes übersehen und verfolgen lassen, alles Umstände, die an nehmen lassen, daß Fremde von Nah und Fern massenhaft zu den Manövertagen herbeiströmen werden. An dem — werweiß von wem! — in Wien, Paris und London verbreiteten Gerüchte, daß am 8. August ein Mordanfall auf den Fürsten Bismarck in Kissingen unternommen worden sei, ist kein wahres Wort. Der Fürst ist munter und gesund und nur ärgerlich über die Lügendepeschen. Wie verlautet, soll England mit der Besetzung Cyperns noch nicht zufrieden sein, sondern sich außerdem auch die Insel Mytilini zu einer neuen Seestation im Aegäischen Meere ausersehen haben, wodurch es in der That den Schlüssel zu der Dardanellen-Einfahrt in die Hände bekommen würde. Für den Augenblick sträubt sich die Pforte gegen dieses Verlangen, vielleicht nur üm einen höheren Preis herauszuschlagen, denn der Geldpuukt ist einmal ihre schwache Seite und England wird sich nicht durch den Vorwurf der Knauserei be schämen lassen. Bei Ueberschreitung der bosnischen Grenze hatten die Oester reicher auf eine friedliche Besitznahme des Landes gerechnet, sie müssen jetzt aber erfahren, daß ihnen der religiöse Fanatismus der Mohamedaner erbitterte Kämpfe bereitet. Dieser Täuschung ver danken sie die blutige Schlappe bei Maglai, die übrigens von einem auffälligen Mangel an militärischer Vorsicht zeugt. In Wien arg wöhnt man, und wahrscheinlich nicht mit Unrecht, daß die Pforte den Widerstand in Bosnien begünstige und schüre. Um der Sache für alle Fälle ein Ende zu machen, sollen, wie es heißt, die öster reichischen Reserven nachrücken und 3 weitere Divisionen mobilisirt werden. — Für Bosnien wurde das Standrecht publicirt. Ein Brief von der italienischen Grenze meldet, daß Italienische Revolutionäre bald auf dem bosnischen Aufstandsgebiete er scheinen werden. „Sie können eine Vergrößerung Oesterreichs, während Italien keinen Fuß auf Albaiiien setzen darf, nicht er tragen", heißt es in dem fragwürdigen Schreiben. Das Somogyer Comitat protestirt gleichfalls gegen die Okkupation. Es soll sich ferner bestätigen, daß auch die albanische Liga italienischerseits unterstützt wird. In Athen sind Gerüchte verbreitet, daß England der Türkei den Vorschlag gemacht habe, behufs Pazifiziruug Kretas diese Insel durch englische Truppen so lange besetzen zu lassen, bis daselbst eine der griechischen Bevölkerung genehme Reform der Aministration durchgeführt sei. — Der heilige Vater kommt aus der Sorge und den Bekümmer nissen gar nicht mehr heraus. Nicht genug, daß die Quellen der Peterspfennige immer spärlicher fließen, auch der Protestantismus macht in Italien bedenkliche Fortschritte, wie der Kardinalvicar von Rom in einem öffentlichen Erlaß ausdrücklich zngestcht und beklagt. Um dem Uebel Einhalt zu thun, erinnert derselbe daran, daß mit dem großen Banne schon alle die belegt werden, die aus äußeren Rücksichten zu den Protestanten sich halten, ohne deren Jrrh-hren zu bekennen; ferner die, welche an nicht katholischen Funktionen und Handlungen Theil nehmen, dann die, welche den Predigten der Pro testanten beiwohnen, um, wenn sie überzeugt werden sollten, überzu treten, vor allem die, welche zum Uebertritt verführen oder auch nur Katholiken in protestantische Kirchen führen, aber auch die, welche zu Protestantischen Vorträgen öffentlich einladen und die Themata der selben veröffentlichen. ' Ebenso wird das Eintreten aus bloßer Neu«