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Initiative; eine kraftvolle Stimme rief aus Griechisch: „Hoch Kaiser Wilhelm!" Andere: „Hoch Deutschland!" „Hoch Griechenland und Deutschland!" Das wurde mit einem Sturm von Enthusiasmus ausgenommen. Man fühlte, daß der Gottes dienst das Gepräge einer politischen Kundgebung annahm und war erstaunt und ge rührt zugleich. Noch rief eine Stimme: „Hoch die Aerzte, die den Kaiser gerettet!" Dann trat allmählich Schweigen ein. Dem Botschafter hatte einer der Ephoren be reits eine Abschrift des Brieses Sr. Heiligkeit überreicht; jetzt erhoben sich der Erz bischof und seine Begleiter, und der Prinz sowie die Prinzessin am Arme des Hof bankiers Georg Zarisi, der einer der eifrigsten Veranstalter dieser sympathischen Kund gebung gewesen, näherten sich den geistlichen Würdenträgern, um ihnen freundliche Dankesworte zu spenden. Als Prinz Reuß und seine Gemahlin mit allen deutschen Beamten sich entsernten, erscholl auch ihnen ein brausendes Lebehoch; dann aber drängte Alles ihnen nach. Mitglieder der russischen Gesandschast hatten an dem Tedeum ebenfalls theilgeüommen. Als sei es noch nicht genug der Bezeigungen der Theilnahme, wohnten später drei vom Patriarchen gesandte Priester, die ihre höhere Ausbildung in Deutschland empfangen, sowie einige der Ephoren dem protestantischen Gottesdienste in der deutschen Kirche bei, welcher sich ebenfalls unter Gegenwart der Vertreter des Reiches, der ersten Mitglieder der deutschen Kolonie und der Marine truppen zu einem Dank'este gestaltete. Als ich später einem der griechischen Herren meine Anerkennung darüber äußerte, daß die Griechen uns Deutschen so warm ihre Sympathie bezeigt, sagte er lebhaft: „Ja, aber das Beste davon war ... es kam von Herz en." Bettler und Millionär. Roman von Emilie Heinrichs. ^Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Der Kranke stöhnte, Ängstfchwelb stoß von der bleichen Stirn. DaS Fieber schien mit seinen glühenden Fittichen ihn wieder zu um rauschen. Hedwig blickte ihn angstvoll an, wenn doch die Mutter nur käme! Sie irockneie mit ihrem Tuche die Stirn und liebkoste ibn mir sanften Schmeicheiworlen. „Ja, Du bist mein gutes Kind," flüsterte er mit Anstrengung, „ich will nicht, daß Du unglücklich werdest, man sagte mir, Du hättest hinter meinem Rücken eine Liebschaft mir einem Maler, ist cs wahr?"" „Nein, Vater! Deine Tochter ist zu stolz, um hinter Deinem Rücken eine Liebschaft, wie man es genannt hat, anzüknüpsen, doch ist sie auch zu stolz, um eine Liebe zu leugnen, welche ihres Lebens Glück bedingt. „Eilt Maler, ein Maler!" stöhnte der Kranke, „wäre er der ärmste Kaufmann, ich würde ihn zum Chef der Firma machen. Gieb mir einen Chef, mein Kind, und ich will Dich segnen." „O Vater!" rief Hedwig entschlossen, „denkst Du gar nicht mehr an Deinen einzigen Sohn Paul?" „Schweig, schweig, er ist ein Dieb; warum hat er mir das ge- than? O, Kind, Kind! glaubst Du denn nicht, daß ich ost an den Jungen denke? Während meiner Krankheit war er ost bei mir, auch seine Mutter, und noch Andere. Ach! noch Andere, deren Erinnerung mir schwer auf der Seele liegt. Ich weiß es recht gut, daß böse Geister immer in unserem Hause lhälig gewesen sind. Wo ist Tante Angelika?" „Sie ist nicht mehr im Hause, Vater!" versetzte Hedwig zögernd, „so Viet ich weiß, ist sie aus Furcht nach Reumühlen hinausgezogen." „Was sagst Du da?" keuchte es angstvoll von seinen Lippen. „Nach Neumüylen? Was will sie da? Wer hat ihr den Schlichet gegeben?" „Der Schlüssel hing ja immer in Deinem Zimmer, Vater! Be ruhige Dich doch, es wird ihr dort ja nichts Böses geschehen?" Der Kranke schwieg, aber die innere Angst und Unruhe malte sich auf seinem Gesichte. „Wo ist die Muller?" fragte er Plötzlich, „rufe sie." Hedwig ging. In der Thur trat du Muller ihr bereits entgegen. „Der Vater verlangt nach Dir," flüsterte Hedwig. „Gut, baß Du wieder da bist," rief der Kranke ihr mit heiserer Stimme entgegen, „Alles flieht mich wie einen Pestkranken, selbst der Behrend hat sich nicht einmal sehen lassen. Mag Hedwig sich ent fernen, ich will mit Dir allein reden, Du bist mein Irenes Weib, ich will nicht, daß Fremde Dich hinausstoßeu solle», Dich und unser Kind. Ich war wahnsinnig, als ich das Testament machte. Es soll wieder zurück, aber der Hoffmann gehört auch zu den Verräthern." „Nein, mein lieber Ernst! Er Meinl es ehrlich mit Dir. Be ruhige Dich jetzt nur, die Aufregung ist Dir so schädlich, ich habe schon zum Arzte geschickt." „Daß die Hedwig jenen Menschen liebt," sagte er leise, „wäre er nur ein Kaufmann." „Ein Künstler wie Reichenau wird seinen Weg noch mit Ruhm und Ehre bezeichnen, besonders, wenn ihm der Relchihnm zur Seile steht. Titel und Orden, Furftenguuft und Auszeichnungen aller Art werden für ihn nicht ausbleibem" Die kluge Frau wußte, die Schwäche des eitlen Mannes trefflich auszunntzen. „Ja, ja, das hat man wohl, besonders, wenn ihn der Reichlhum unterstützt," murmelte der Kaufmann. „Wer soll aber die Firma erben? Soll sie untergehen? O, Paul, Paul!" Frau Wallburg bebte freudig erschreckt zusammen. Was sie nicht geahnt und zu hoffen gewagt, war geschehen, der Vater hatte den Namen des verstoßenen Sohnes ausgesprochen. War es göttliche Fügung, daß nun gerade vor wenigen Augenblicken der Verstoßene unter das väterliche Dach getreten war? „O, mein guter, lhcurer Mann!" sagte sie mit bewegter Stimme, indem sie vor sein Beil niedcrkuiele und feine abgemagene Hand an ihre Lippen zog. „Möge Kiefer Raine weiter hallen in Deinem Her zen und dort zur Vergebung und Verföhnung mahnen. Wir sind ja Alle des Erbarmens und der Gnade Golles benölhigl, warum wollen wir so hartnäckig unser eigen Fleifch und Blut verdammen? Patil war stets ein guter Sohn und nur die Bosheit und Hinterlist konnte ihn, der so stolz und hochherzig war, zum Liebe stempeln." „Du glaubst also nicht daran?" fragte der Kranke leise, man fand doch das Geld unter seinen Kleidern." „Andere hallen es dorthin gelegt, um den Erben zu vertreiben," sagte Frau Wallburg mit fester Stimme, soll ich Dir die Feinde neunen, Ernst?" „Nein, uein, nenne sie nicht, ich kenne sie, sie haben alles Unheil, das geschehen, auj ihrem Gewiffen. O, in den letzten Tagen ist mir so vieles klar geworden, wie Schuppen siel es mir von den Augen. Und wir hätten doch Alle, Alle so glücklich leben können." Er seufzte, von Neue und Augst gebrochen, Helle Thränen rollten über seine Wangen. Es war sür die Frau ein erschütternder Anblick, sie Iah den harten, kalten Gatten zum ersten Malt weinen. Aber diese Thränen waren HimmelSthau, dazu bestimmt, die junge, auskeimende Pflanze neuen Glückes zu erfrischen. In diesem Augenblicke hörte man unten die Klingel auzichen. „Es wird der Doctor sein," sagte Frau Wallburg, ihre Thränen hastig trocknend. Wirklich trat nach wenigen Augenblicken der alte Arzt in's Kranken« zimmer, gefolgt von dem Notar Hoffmann. Sie schienen so recht zur glücklichen Stünde zu kommen. „Ach, das ist gut, aller Freund!" flüsterte der Krauke, welcher kaum die Kraft besaß, zu sprechen. „Haben Sie das Testament da?" „Hier ist eS." Wallburg reichte es dem Doctor hin, daß cr es prüfe. Der Notar läckellc. „Alles richtig," sprach der Doctor, „was soll damit geschehen?" „In's Feuer!" sagte der Kranke mit Anstrengung. „Bravo !" rief der Notar. „Das ist ein wohlverdientes Schicksal. Und nun, soll ich ein anderes aussetzen?" Walltmrg schüttelte den Kopf. „Thut nicht nölhig, ich habe ja Weib und Kinder. Ich bin tvdlmüde." Der Notar entfernte sich teise, während der Arzt rasch ein stär kendes Mittel verschrieb. Als er dieses nach einiger Zeit bekommen, schlief er ein, von den Seinen mit treuer, aufopfernder Liebe bewacht. Elftes Kapitel. Liebesfreud und Tod. In der stillen Wohnung der Wittwe Reichenau an den Kohl- Höfen halte sich das Leben während der letzten Zeit ganz anders ge staltet. Paul war fast täglicher Gast gewesen, Halle mit Antonie musicirt und gelesen nnd war den Frauen zuletzt cm lieber, unentbehr licher Freund geworden. Kein Wunder, daß bei solchem stillen Zu sammensein die Blüthe der Liebe sich rasch nnd herrlich entwickelte, obgleich der Mund kein Wort davon gesprochen. Es war ein eigenihümlich seliges Glück sür den jungen Mann, neben der Geliebten zn sitzen und in Tönen der Musik seiue Liebe zu bekennen. Immer reicher entfaltete sich das Innere der Jmigsrau vor semen Augen, und immer leuchtender, immer freundlicher tauchte die Zukunft vor ihm auf. Aber er hatte sich das Wort gegeben, kein geliebtes Wesen au sich zu fesseln, bis der Schimpf von seiner Ver gangenheit geiiommen, der Vater versöhnt sei. Es war am Tage nach jenem Abend, wo cr zuerst wieder nach so vielen Jahren das väterliche Haus betreten hatte, als er den Schrilt wie gewöhnlich den Kvhlhvfen zuwmidte. Der alte Jude Anselm Meier empfing ihn jetzt immer wie einen alle» Bekannte», seitdem er erfahre», daß Paul ei» Freuud vo» Vater Mathäus sei. Frau Reickeuau befand sich heute in einer gewaltigen Aufregung. Sie hatte eine» Bries erhalten, und darin die Handschrift des Bettlers, ihres Wohlthäters, erkannt, wie derselbe auch die Unterschrist des Vaters Mathäus groß nnd deutlich trug. Der Inhalt lautete kurz dahin, daß am heutiaen Tage sich Anioniens Schicksal entscheiden werde nnd daß sie deshalb die Blätlcr ihres Lebens lesen könne. (Fortsetzung folgt.) Chronik der silbernen Hochzeitsfeier des sächsischen Königs-. Paares. — Die Jllusinne Zeitung wird in ihrer nächsten, am 5 Juli erscheinenden Nummer, in Begleitung einer eingehenden textlichen Darstellung der Feierlichkeiten der Silbernen Hochzeit unseres sächsischen Könige Paares, eine Reihe von daraus bezüglichen Bildern veröffent liche», aiif welche wir unsere Leser schon jetzt aufmerksam machen wvll n. D ese Festmimmer wird enthalten: 1. Porträts des Königs Albert und der Königin Carola von Sachsen. 2. Das ländliche Fest in Pillnitz, am 16. Juni. Gezeichnet von G. Bartsch. 3. Der festliche Anfzug der Bergleute vor dem königl. Schloß in Dresden, am 17. Ium. Gezeichnet von F. Waibler. 4. Der Festzug der dresdener Kunstler, am 18 Juni. Gezeichnet von F. W. Heine. 5. Die Be leuchtung der Katholischen Kirche in Dresden, am 18. Juni. Gezeich net von Th- Cboulant. 6. Das Innere des Neuen Hostheaters. Gezeichnet von G. Theuerkauf. 7. Beleuchtung der Höhen der Sächsischen Schweiz, am 20. Juni. Gezeichnet von F. W. Heine. 8. Votivlasel. Fcstgcscbenk der Siädte des Königreichs Sachsen. Der Preis dieser Nummer ist 50 Pf. Bestellungen auf dieselbe werden in allen Buchhandlungen angenomnien. Abhanden gekommen. Am letzten Freitag in den Abendstunden ist mir bei der Fahrt meine Brieftasche von der Station Kesselsdorf bis Wilsdruff abhanden gekommen. Selbige ist von feinem, grünem Leder in guten: Stand, auf der Vorderseite sind die Stationsortc von Tharandt bis Chemnitz eingetragen, ferner befinden sich eine größere Partie Lotterie-Loose 1. Classe gegenwärtiger Landes-Lotterie der mir bis jetzt bewußten Nummern: V« Loos No. 50», 51b, '/4 Loos No. 597o, Vz Loos No. 1610», '/» 17084», V4 Loos 43351», 3 V2 Loose 46706», 13» und 17», V» 12540b, No. 41», 78», '/« 9184g, ^4 Loos 44976 dabei, vor deren Ankauf gewarnt wird, da die nvthigen Schritte bei der Königlichen Lotterie-Direction geschehen sind. Ferner befanden sich noch folgende Werthpapiere in einem großen Couvert, ein Versandt- Avis an Herrn Spediteur Baut in Stralsund, ein Begleitschein nach Petersburg, ein Declarationsschein nach Loudon, eine Francatur-Nota der Güter-Verwaltung zu Hannover, mehrere Wechsel-Quittungen und verschiedene Frachtscheine hiesiger Geschäftshäuser rc. rc. Da mir nun die Mittheuung gemacht worden, daß selbige Brief tasche von einen, Mann aus Grumbach in der Nähe des Vvigt'schen Gutes zu Kesselsdorf hinter meinem Wagen aufgehoben worden ist, so ersuche ich betreffenden Herrn, mir selbige zuzustellen oder abzu- liesern; da auf den Papieren mein Geschäftsstempel abgedruckt ist) konnte der Verlustträger nicht schwer zu finden sein. Wilsdruff, am 1. Juli 1878. Spediteur Nsrrmsnn. Fertige Arbritshchn, Westen und Jaguttis empfiehlt billigst Varl AlüUer, Tuchhändler. mit Zubehör, sowie 2 Stuben mit Zstbehör in meinem''Hinterhaus stehen zu vermiethen und zu beziehen." Varl Mütter, am Markt.