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Wochenblatt für für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Wchtund-reißigster Jahrgang. Nr. «S. Jieitag, den 30. August 1878. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Ma (Dienstag und Freita. AbonncmentspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wilsdruff, Tharandt, Stossen, Siebenlehn und die Umgegenden Bekanntmachung. Nach Beschluß des Königlichen Ministeriums des Innern wird mit Rücksicht auf den günstigen Vermögensstand der Abtheitung für die Gebäudeversicherung bei der Landes-Brandversicherungs-Anstalt der auf das zweite Halbjahr 1878 entfallende, zum 1. Oetober dieses Kahres zahlbare halbe Jahresbeitrag von der Gebäudeversicherung nieNt zur Erhebung kommen. Dagegen bewendet es bezüglich der Abentrichtung der halbjährigen Beiträge für die Versicherung industrieller und landwirthschaft- licher Betriebsgegenstände, sowie wegen der Nachzahlung der auf frühere Termine sich berechnenden Stückbeitrüge, auch rücksichtlich der Ge- bäudeversicherung bei den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen. Es wird solches zur Nachricht für Alle, die es angeht, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 25. Juli 1878. Königliche Braudvcrsicherungs-Commission. von Oppen. Tagesgeschichte. Berlin, 25. August. Unter den Parteien des Reichstags dürfte eine Verständigung getroffen werden, keinerlei selbst ständige Anträge in der bevorstehenden Reichstagssession einzubringen, überhaupt Alles zu vermeiden, was die außerordentliche Session ohne dringende Noth in die Länge zieht. Man hofft in etwa drei Wochen mit den Arbeiten fertig werden zu können, und hält im Hinblick auf die anstrengende parlamentarische Campagne des Winters einen längeren Zwischenraum zwischen Reichstag und Landtag für sehr wünschenswerth. Auch die Regierung wird außer dem Socialistengesetz Vorlagen von Belang nicht einbringen. Der „Kreuzztg." zufolge erfordert die Durchberathung des So zi a l i st e n g e s e tz im Bundcsrathe zwei Sitzungen, weil das von Preußen vorgeschiagene Reichsamt für Presse und „Vereinswesen" eine lange Debatte erfordert. Dasselbe hat im Bundesrathe, nament lich seitens der Mittelstaaten so viele Gegner, daß auf eine Annahme nicht zu rechnen ist. Auch sonst wird die ursprüngliche Vorlage ohne Veränderung schwerlich passiren. — Wie das „D. M.-Bl." aus sicherer Quelle erfahren haben will, würde der Mörder Nobiling demnächst in ein Irrenhaus übergeführt werden. Das Benehmen des Verbrechers, der wieder, ohne Fesseln, nur der Obhut eines Wärters anvertraut ist, läßt die an fängliche Vermuthung, daß derselbe eine Verletzung des Gehirns er fahren habe, wieder an Wahrscheinlichkeit gewinnen. Der Mörder verweigere auf die gestellten Fragen jede Antwort und verhalte sich überhaupt seiner Umgebung gegenüber vollkommen apathisch. Seine Ueberführung ins Irrenhaus 'solle vorläufig nur zum Zwecke einer schärferen Beobachtung stattfinden, da die Ansicht, er simulire seinen Blödsinn, ihre wissenschaftlichen Vertreter findet. — In dem nicht wiederzugebenden Artikel „Das Henkerbeil", sucht die „Berl. Fr. Presse" u. a. den Beweis zu führen, daß „der Streich, unter welchem das Haupt des Halbidioten Hödel fiel", ein symbolischer Act gewesen sei, daß man Hödel's Haupt zwar getroffen, die Socialdemokratie aber gemeint habe. Der Wahlsieg Fritzsche's im 4. Berliner Wahlbezirk am Vorabend der Hinrichtung giebt der „Berl. Fr. Pr." jedoch die Gewißheit, daß die Social- demokratie nicht ausgerottet werden könne und werde, weil „das Ge wissen, das Ehrgefühl des Volkes" (?) nicht zu tödten sei. Selbst die Absicht, durch die Vollziehung der Todesstrafe abschreckend zu wirken, erweise sich als durchaus verfehlt. Wenige Stunden, nachdem man die Nachricht von der Exekution im Berliner Zellengefängniß überall hin verbreitet habe, sei in St. Petersburg ein „abscheulicher Tyrann" (!) im Namen des Selbsthülse übenden russischen Volkes auf Grund eines „gerechten" Urtheils hiugcrichtet worden, wenn es bei dieser Vollstreckung auch „unregelmäßig" (wirklich?) zugegangcn. „Was bleibt" — so ruft das socialdcmokratische Blatt aus — „was anders bleibt den Russen übrig, wenn sie sich nicht hammelgleich von den Mesenzoff's und Consorten fcheeren, prügeln, würgen nnd ab schlachten lassen wollen? Was anders bleibt ihnen übrig? Wir fragen unsere Feinde, visoito moniti! Lernt, — ihr seid gemahnt!" Eines Commentars wird diese Apostrophe, dieser Apell an die wilden Leidenschaften der angeblich geknechteten Masse nicht bedürfen; er ist der beste Beweis dafür, daß die Reichsregierung nur der zwingenden Nothwendigkeit gehorcht, indem sie vom Reichstage gegen die sich selber außerhalb des Gesetzes und der staatlichen und socialen Ord nung stellende Socialdemokratie die Vollmachten eines schneidigen Ausnahmegesetzes begehrt. — Polizeibcamte konfiszirten gestern in öffentlichen Localen und Konditoreien die „Waage", in welcher der Artikel, „Das Unter grabungsgesetz" Aufnahme fand. Ferner ist der bisherige Redakteur der „Berliner Freien Presse", Pulkrabek, am Sonnabend Nach mittag verhaftet worden und die Nummern 195 und 196 der „Ber liner Freien Presse", sind wegen der Artikeln „Das Henkerbeil" und „Das Untergrabungsgesetz" nachträglich konsiszirt lnorden. Berlin, 26. August. Nach hierher gelaugten Nachrichten hat heute Morgen kurz nach 9 Uhr in Eberfeld, Köln, Osnabrück und i "»armen ein heftiges Erdbeben stattgefunden. In Barmen trat die Naturerscheinung ganz besonders heftig auf. Die Häuser daselbst ' hoben und senkten sich, die Giebel der Häuser schwankten hin und her und die Gegenstände in den Schaufenstern der Geschäftsläden fielen UM. — Die „Nordd. Allg. Ztg." bringt eine Reihe Mittheilungen aus den letzten Tagen des Aufenthalts des Kaisers in Tcplitz. Dar nach vermochte der Kaiser bei dem Abschiedsdiner am 23. August, welches zum ersten Mal wieder in Gesellschaft eingenommen und wobei der Kaiser sehr heiterer Laune war, beide Hände ganz gut zu gebrauchen. An die Mannschaften des preußischen und sächsischen Militärkurhauses, welche der Kaiser am Tage der Abreise sich vor stellen ließ, richtete der Kaiser, nachdem er an Jeden Fragen ge richtet, eine Ansprache des Inhalts: Ich wünsche, daß Euch das Bad gut bekommt, Mir ist es sehr gut bekommen, Ich binzwar noch nicht ganz fertig, reise aber heute wieder ab. Mein Arm ist noch etwas steif. Es ist ein schweres Mißgeschick, daß Mich betroffen hat. Wenn's noch vor dem Feind geschehen wäre, aber von einem Unter- than im eigenen Lande getroffen zu werden, das ist doch recht hart. Deutliches und Sächsisches. Wilsdruff, 30. August. Wiederum naht für das gesammte deutsche Volk ein hochwichtiger Tag, der Tag von Sedan oder der 2. September, heran, und überall rüstet man sich zu würdiger Feier dieses Tages. Auch in unserer patriotischen Stadt wird man den selben wiederum feiern, wenn auch diesmal Kinderfest und großer Commers wegfallen, dafür veranstaltet der Militä verein früh 8 Uhr eine ernste Feier an den Gedenktafeln für die gefallenen Krieger hiesiger Stadt und Umgegend, zu welcher Feier gedachter Verein die königlichen und städtischen Behörden, die Coporationen und alle Ein wohner der Stadt einladet; das Stadtmusikchor wird am frühen Morgen eine Reveille durch die Straßen der Stadt blasen, auch werden sicher, wie immer, viele Häuser durch Flaggen Schmuck an legen; ebenso wird Schulactus stattfinden. — Sonntag, den I. September, Vormittags 1l Uhr wird unsere Ausstellung eröffnet, wobei der Vorsitzende, Herr Bürgermeister Ficker die Eröffnungsrede hält, während das Stadtmusikchor anstatt auf dem Marktplatz auf dem Ausstellunasplatz concertiren wird; das Nachmittags stattfindende Concert dauert von 2—5 Uhr. Auch für diesen Tag, wie für alle künftigen Tage dürfte es als sehr wünschens werth erscheinen, daß den Häusern äußerer Schmuck angelegt wird, denn voraussichtlich werden in diesen Tagen verschiedene Gewerb- vereine als Coporationen unsere Stadt und Ausstellung besuchen, so wie überhaupt bei einigermaßen günstigem Wetter zahlreicher Besuch von Auswärts zu erwarten steht. Mit dem 3I. August haben die bei den kgl. Gerichtsämtern des Landes stattfindenden Gerichtsferien ihr Ende erreicht und es be ginnt mit dem 1. September die regelmäßige geschäftliche Thätigkeit in ihrem ganzen Umfange und damit natürlich auch die Erledigung der während der Ferien sistirt gewesenen nicht dringlichen Prozcß- angelegenheiten. P otschaPPel. Am 23. August wurde im Revier des Segcn- Gottesschachtes der freiherrl. v. Burgk'schcn Steinkvhlenwerke'der Kohlenhäuer Karl Böh m e aus Neuwelschhufe durch unerwartet her eingebrochenes Dachgebirge erschlagen. Derselbe war 35 Jahr alt, verheirathet und Vater von 4 noch unerzogenen Kindern. Meißen. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, und zwar erst gegen Morgen haben Diebe in einem Uhrengeschäft in der so belebten untern Elbgasse allhier von der Hausflur aus eingebrochen und goldene und silberne Uhren im Werthc von gegen 6000 Mk. entwendet. Der Einbruch ist mit großer Frechheit und Raffinement erfolgt und man muß annehmen, daß einer der Diebe sich hat in das Haus einschließen lassen und die Hausthüre den Genossen geöffnet hat. Aus dem unweit davon befindlichen Herrmann'schen Neubaue haben die Diebe sich Brechwerkzeuge geholt, auch dahin die Kasten mit den Uhren getragen und entleert. Die Aufregung in hiesiger Stadt war ob dieses Vorfalls allgemein. Frankenberg, 25. August. Wer vom Bahnhof her in unsere Stadt kam, dem sind gewiß stets die an der Freibergerstraße gelegenen Scheunen, 12 an der Zahl, inmitten von schmucken neuen Häusern aufgefallen. Nachdem wir hier schon gestern in früher Morgenstunde Feuerschrcck hatten (in der äuß. Chemnitzerstraße war