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Chemnitz. Wie uns aus zuverlässiger Quelle mitgetheilt worden ist, hat die königl. Staatsanwaltschaft auf Grund Angestellter gerichts polizeilicher Erörterungen am 15. August den Inhaber und den Pro kuristen der fallirten Firma Haase L Sohn, die Kaufleute Haase soa. und Haase jun., bis aus Werteres in Hast genommen. Hartenstein, 15. August. Gestern Abend kurz nach 9 Uhr zog ern Gewitter heran, welches von einem Phänomen begleitet war, dessen Auftreten auch den ältesten Personen der Umgegend nicht be kannt ist. Diese Lufterscheinnng war eine Trombe, gewöhnlich Wind hose genannt. In dem benachbarten Dorfe Zschocke» — oberer Theil — ist die Verwüstung, welche dieselbe angerichtet hat, großartig. Ein Bauerngut ist vollständig zerstört. Von der Scheune und dem Schuppen sind nur noch einzelne Sparren und Bretter auf dem Platze, auf welchem dieselben gestanden. Das Wohnhaus ist bis auf die Umfassungsmauer demolirt. Diese selbst sind so beschädigt worden, daß sie nicht zum Neubau verwendet werden können. Älle Möbel liegen zertrümmert umher Nicht minder hat ein Gartenhaus gelitten. Auch von diesem Gebäude sieht man die Scheune nicht mehr. Ein Theil eingeheimstes Winterkorn und Heu geben als stumme Zeugen noch die Stelle an, wo selbige gestanden. Das Wohngebäude ist feines Schieferdaches beraubt und das zweite Stockwerk arg beschädigt. Von Thüren und Fenstern ist keine Spur mehr da. Dieses Gebäude wird ebenfalls ganz neu aufgebaut werden müssen, weil die Grund mauern zerklüftet sind. Ein am Fuße einer Anhöhe befindliches Haus ist nur seiner Fenster und der Hüsste des Daches am Vordergiebel entledigt. In einem Umkreise von 10 bis 15 Minuten liegen Sparren Bretter, Schiefer, Strohschober, Heu, Lumpen zerstreut umher. Hohnstein. Am 13. August gerieth der Gartennahrungsbes. Schütze in Ehrenberg mit seiner 60jährigen Ehefrau nach einer im Laufe des Tages gehabten Veruneinigung in einen so heftigen Streit, daß Schütze in voller Aufregung sämmtliche auf dem Tisch zum Abendbrot benutzten Gefäße nach seiner Ehefrau und in ein Fenster der Wohnstube warf, sowie selbige mit dem Kopf in dasselbe stieß, so daß die Frau eine derartige Verletzung erlitt, daß sie bewußtlos zu Boden stürzte und einen an der rechten Seite des Kopfes er haltenen Knochenbruch davontrug, welcher durch den herbeigeholten Arzt für lebensgefährlich konstatirt wurde. Schütze hat sich darauf, in dem Gedanken, seine Ehefrau erschlagen zu haben, in einem nahe gelegenen Wäldchen erhängt. Brand, 14. August. Gestern Abend in der neunten Stunde war von hier aus nach Süden ein starker Feuerschein zu beobachten. Heute hört man, daß in Großhartmannsdorf das sogenannte Drei- Viertel-Fischer-, jetzt Lippmannffche Gut, der Chausseegeldereinnahme gegenüber, total niedergebrannt ist. Ob versichert und was die Ent stehungsursache gewesen, darüber verlautet nichts. Später in der selben Nacht ist in Wingendorf das Jähnig'sche Gut abgebrannt und will man auch ein drittes Feuer, und zwar nach Osten, beobachtet haben. Am vorletzten Sonntage Nachmittg hat auch in Großschirma ein ziemlich bedeutender Brand stattgefunden und die Krumbiegel'sche Wirthschaft, das Jehmlich'sche Gut, sowie eine Scheune des Guts besitzers Voigt eingeäschert. Im Jehmlich'schen Gute wären fast 3 schlafende Kinder in den Flammen umzekommen. Ein Knabe rettete sich aber durch einen Sprung aus dem Fenster und die anderen beiden würden durch zwei Feuerwehrleute, Schaal und Schulze und einen Maurer Schmied aus Langhennersdorf in hochherzigster Weise dem drohenden Flammentode entrissen. Stollberg, 15. August. Gestern Abend 9 'Ihr zog über die hiesige Gegend ein ziemlich schweres Gewitter, welches von einer Windhose begleitet war, die in dem benachbarten Mitteldorf die bedauerlichsten Verheerungen anrichtete. Nicht genug, daß mehre hundert der kräftigsten Obstbäume und stärkster Eichen derselben zum Opfer gefallen sind, sondern es sind auch wehr als 10 Gebäude mehr oder weniger beschädigt, einige völlig zusammengedrückt und zerstört Worden. Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu beklagen. In dem Stalle des am meisten beschädigten Schulischen Gutes sind drei Schweine von den hereinbrechenden Lehmwänden erdrückt worden. Das Unglück kam so völlig unerwartet, daß die Betroffenen sich im Augenblick kaum bewußt wurden, was vorging. Pirna. Nach Jahr und Tag ist es endlich gelungen, einen überaus gefährlichen Brandstifter in der Person des neunjährigen Knaben Pautze in Schkeuditz zu ermitteln. Der Bude hat einge standenermaßen nicht allein alle die früheren Scheunenbrände in Schkeuditz verursacht, sondern auch das große Feuer auf dem Ritter- gute in Kleinkorbetha seiner Zeit angelegt. Diese Unthat beraubte nicht allein den Gutspächter seines reichen Besitzes an Mobilien, Vieh und Erntevorräthen, sondern führte den ungtückichen unbescholtenen Gutspächter, als der vorsätzlichen Brandstiftung verdächtig, auch noch auf einige Zeit ins Gefängniß. Der mißrathene Junge erklärt, daß er nur ans Vergnügen an großem Feuer die Brandstiftungen ver anlaßt habe. Welche hohe Bedeutung die Bienenzucht für die gesammte Bodenkultur hat, erhellt aus folgenden höchst interessanten Daten, welche der bienenwirthschaftliche Hauptverein in Sachsen in einem Berichte veröffentlicht. Darnach fliegen aus jedem der 17,000 Ver- eiusstöcke täglich etwa !0,000 Bienen aus — 170,000,OM, jede viermal — 680,000,000, das macht an 1M Tagen 68,MO,OM,OM. Befliegt, wie angenommen wird, jede Biene vor der Heimkehr 50 Blüthen, so haben die Vereinsbienen 3,4M,OM,OM,OM Blüthen des Jahres besucht. Wenn man nun weiter annimmt, daß von je 10 Blüthen auf diese Weise nur eine befruchtet wird, so besorgen die Vereinsbienen das Werk der Befruchtung an 340,000,000,000 Blüthen. Rechnet man nun als Lohn für die Befruchtung von 5000 Blüthen nur 1 Pfennig, so haben die Vereinsbieneu einen jährlichen Nutzen von 680,OM Mark geschaffen, welcher von Niemand beachtet wird. Es ergiebt sich sonach, daß ein jeder Bienenstock für die gesammte pflanzliche Bodenkultur einen Werth von 40 Mark hat. Drei Lebenstage von H. Neichsheim. (Fortsetzung.) Düster blickte Bernard sie an, er hatte seinen Stolz bekämpft, wollte sie ihn reizen? Die Milde seines Herzens gewann jedoch die Oberhand und sanft erwiderte er, indem er sich znm Gehen wandte: „Wollte Gott, ich könnte Sie lieben, sonderbares Mädchen! mein Verdienst wäre vielleicht größer, als ich ahnte." „Keinen Hoh», mein Herr!" ries Julia stolz, „eine Liebe wie die . meinige kann einen Heiligen selbst nicht entehren!" „Armes Kind! Sie wähnen mich mit dieser ersten reinen Liebe zu blenden? ja, wäre Ihre Tugend aus der glänzenden Bahn der Versuchung, die Sie wandeln, rein wie der strahlende Diamant ge blieben, verdient die sinnliche Gluth, die Sie mir weihen, den Namen der ernsten reinen Liebe, bei der heiligen Kunst! schöne Julia, mein Herz würde lernen, Sie zu lieben!" „Danken Sie cs dieser reinen unentweihten Liebe, stolzer Künstler, daß die von Fürsten Gefeierte cs nicht verschmäht, dem Manne, der sie zu seinen Füßen gesehen, der ihre Liebe, ihr glühendes Herz kalt und höhnend von sich gestoßen, eine Blüthe dieser Liebe vertrauensvoll zu reichen, um ihn von der Reinheit ihrer Grundsätze zu überzeugen. Ja, Bernard! Ich schwöre cs Ihnen, meine Liebe ist rein, wie der glänzende Äether; wäre sie cs nicht, wäre mein Her; zufrieden mit den schimmernden Truggebilden des Lebens, bei der heiligen Madonna! ich stände nicht so vor Ihnen. Ein Weib, ein stolzes Weib verzeiht niemals verschmähte Liebe; doch meine Liebe hat nichts zu schaffen mit dem hohlen äußern Glanze, den ich verächtlich meinen Schmeichlern zu Füßen wer e, sie ist im Stande, das höchste Opfer, selbst ihr Seelenheil, auf den Altar derselben zu legen." In zitternder Aufregung, die glühenden Augen voll brennender Thräncn, eilte Julia an ihren Schreibtisch und suchte aus einem kleinen Album ein Gedicht hervor, das sie mit der Heftigkeit ihres Charakters, die wie eine brausende Lawine den Damm der 'weiblichen Würde durchbrochen, dem Künstler reichte. Das Gedicht trug das Datum des ersten Tages, wo er mit Julia vereint ausgetreten. Mit einer gewissen Neugierde durchflog es Bernard und las: Einst träumte mir, ich ständ auf einer Höhe, Weit, weit erhoben über Erdenmacht, — Doch war's im Herzen mir unendlich wehe, In mir und um mich liefe dunkle Nacht. Kein Stern erklänzt am weiten Himmelsbogen, Unheimlich hüllte Finsterniß mich ein, Ich fühlte mächtig mich zur Ties' gezogen, Den» grausend stand ich einsam und allein! ,,O, sendet mir erbarmend einen Netter, „Daß ich nicht einsam sterbc!" flehte ich, — „Gebt mir ein Herz, ihr holden milden Götter, „Das mich versteht, das innig liebet mich!" Und horch! da klang cs wie entferntes Brausen Ein dämmernd Licht verbreitete sich umher, Erfüllt die Seele nur mit bangem Grausen, Bald sah ich Alles deutlich mehr und mehr. — Es zogen Nebelbilder mir vorüber, Doch winkten sie vergebens, mit zu ziehn. Ach! todie Einsamkeit, du war'st mir lieber, Bei ihm könnt' mir nimmer Glück crblühn. — Sie warfen Flammenherzen vor mich nieder, Umglänzt von falschem, trügerischem Gold, Doch in dem Busen wacht die cw'ge Hyder, Und Gluth der Rache in den Adern rollt! — Die Truggebilde zogen all' vorüber. Um mich ward's wieder öde dunkle Nacht, Da ward mein Sinn, mein Auge immer trüber, Und bitter höhnte ich der Liebe Macht: „Ich will nicht lieben, von den Männern Allen „Ist doch kein Einz'ger, der ein Weib versteht, „Wie sollte dies Geschlecht mir je gefallen!" So ries ich, von der Rache Gluth durchweht. — Doch ha! wie licht ward's plötzlich aus den Höhen, Welch' hohe Seligkeit erfüllt mein Herz? — Es rauschte leis' um mich wie Geisterwehen, Und sanft entfloh der starre wilde Schmerz; Und sieh! von rosigem Gewölk umflossen, Naht eine himmlische Erscheinung mir, Wohl einer höhern Region entsprossen, Sie sprach mit mildem Ton: „WaS fehlet Dir?" Du willst nicht lieben, willst die höchste Wonne Der Erde von dir stoßen, stolz und kühn? — Nur einmal lächelt diese milde Sonne, Willst du so finster, einsam hier verblühn? — Du fuchst ein Herz, das dich versteht, vergebens? O, armes Kind, vertraue gläubig mir, — Ich reiche dir das höchste Glück des Lebens, Ein Herz voll treuer Liebe schenk ich dir! Sie sprach's und war, schnell wie sie kam, entschwunden, Doch wen erblickt' ich hold und wunderbar? — Die hehre Surn vom Kranz des Ruhms umwunden, Stand er, der Gottheit Liebling, vor mir da! Ein Heer streitender Gefühle durchzog Bernards Brust beim Lesen dieses Gedichtes, das auf so seltsame Art ein feuriges Geständniß enthielt und das getreue Bild ihrer Seele abspiegelte. Bernard war ein tiespoeüsches Gemülh, seinem hohe» edlen Charakter klebte nichts Triviales an und der Glaube, daß eine gemeine Seele niemals den Promelheusfunken der Poesie hegen und nähren könne, lebt wie eine heilige Uebcrzeugung in feiner Brust. „Sie sind Dichterin?" fragte er mit sichtbarem Interesse, „Jülia, dann können Sie niemals sinken! O, verzeihen Sic, daß ich in meinem egoistischen Schmerze Ihre reine edle Seele betrüben konnte! Ich werde Ihr Freund bleiben, und kein sinnlicher Schatten trübe diesen himm lischen Born. — Mein Herz ist gebrochen, der Verrath hat es tödtlich getroffen, doch eine Bitte, Julia! bei ihrer heiligen Liebe, die nichts gemein hat mit niedrigen Leidenschaften, gewähren Sie mir die erste rinzige Bitte, Ihr Herz ist groß und edel!" „Sprechen Sie!" versetzte Julia mit blitzenden Augen, in denen sich die unheimliche Gluth ihres Innern spiegelte. „Unser Contract ruft uns jetzt nach H. zum Gastspiel; dort lebt sie, an der mein schwaches Herz noch mit unsäglicher Liebe hängt, und doch darf ich sie nicht aufsuchcn, ich würde diesem süßen Blick, dem himmlischen Lächeln nicht widerstehe» können. O, ich könnte dem schlechtesten Bettler nicht ohne Errölhen in die Augen blicken, bethörte ihre Schlangenlist mich aus's Neue. Und doch kann und darf ich sie nicht aufgeben, an dem Grabe ihres Vaters, der mich Armen einst gerettet und für mich gesorgt, schwor ich der Unglücklichen Liebe und Treue; ich habe beides streng und fest gehalten, während sie mich