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Der Umfang der Passiven ist uns zur Stunde noch nicht bekannt, kann aber wohl kaum gering fein. Wie es scheint, hat das Haus besonders bedeutende Verluste an Kohlenpapieren erlitten. Die am 7. Juli in Chemnitz unter zahlreicher Betheiligung Don Mitgliedern aus den verschiedensten Theilen des Landes abge- haltene Versammlung der „Sächsischen Provinzialpresse" beschloß, die Ziele des Vereins durch Gründung einer Krankenunterstützungskasse für das in den Druckereien der Mitglieder beschäftigte Personal zu erweitern, an der auch die Prinzipale sich betheiligen, und, nach ein gehender Verhandlung über das ständige Thema der Manipulationen einzelner Jnseratenbureaux und Einschränkungsmaßnahmen betreffender Beschlüsse hierzu, einen Vertreter der Provinzialpresse beim dies jährigen in Graz abzuhaltenden deutschen Journalistentage in der Person des Herrn Roßberg- Frankenberg abzuordnen. Bettler und Millionär. Roman von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) Der Kranke blickte ihn einen Augenblick unruhig an, dann aber heiterte sich sein Gesicht auf und er antwortete mit fester, feierlicher Stimme: „Nein, nein, mein Sohn! Du konntest so tief niemals sinken; unsere Feinde haben auch dieses vollbracht. O, könnte ich an einem Anderen ebenfalls wieder sühnen, was die Bosheit an ihm verbrochen. Er ist mit einem Fluche gegen mich aus der Welt geschieden." „Nein, mein bester Vater, er hat diesen Fluch zurückgenommen!" rief Paul. „Nicht an der Krankheit sollte er sterben, Gott hat ihn wieder erweckt, um Rache zu nehmen an unserem furchtbarsten Feinde, an Johann Behrend." „So lebt Malthus noch?" „Erst heute raffte das Schicksal ihn hin!" versetzte Paul leise. „Er war's, der das wüste Gesindel, welches Behrend gegen Dich ge hetzt, zur Ruhe brachte." „Feurige Kohlen auf mein Haupt!" murmelte Wallburg bebend. „Und ich kann nichts sühnen, nichts wieder gut machen." „Du kannst es, Vater!" rief Paul, sich erhebend und in einen Sessel an dem Bette niederlassend. „Malthus hat eine Tochter hinter- laffen, ein schönes, tugendhaftes Kind." „War er denn verheirathet?" fragte der Kranke betroffen. „Ja, in späteren Jahren. Die Geschichte seiner Ehe ist so trübe wie die seiner Jugend. Es war ein reiches Mädchen, mit welchem er sich heimlich vermählte, sie verließ ihn und kehrte zu ihren Eltern zurück, um sich ein Jahr später mit einem armen Adeligen, einem Herrn von Rosen in Mecklenburg, zu vermählen, ohne von Malthus gesetzlich getrennt zu seilt." „Herr von Rosen in Mecklenburg?" murmelte der Kranke erregt. „Diese Geschichte könnte uns von Nutzen sein, Paul! Es wird der selbe sein, dem ich mein Wort für seinen Sohn, als meinen künftigen Schwiegersohn gegeben. Er soll Hedwig nicht haben, sie wenigstens soll glücklich werden. Die Sache übergebe ich Dir, mein Sohn! Du bist der künftige Chef des Hauses und magst Alles ordnen." „Und Malthus Tochter?" fragte Paul. „Ich will für sie sorgen als Vater, bringe sie mir nur." „So würdest Du uns Deinen Segen nicht verweigern, Vater, wenn ich sie Dir als meine Braut vorstelle?" „Sieh', Du weißt doch Deinen Vortheil wahrzunehmen," lächelte der Kranke, „bist noch immer ein tüchtiger Kaufmann. Nun, ja denn, in Gottesnamen, es gehört ja doch im Grunde dem Malthus!" setzte er leiser hinzu. Und nach einer kleinen Pause fragte er: „Bist Du nun zufrieden, mein Sohn?" „Ich kann die plötzliche Umwandelung vom tiefsten Leid zum höchsten Glück noch nicht fassen, Du guter Vater!" versetzte Paul, des Kranken Hände küssend. „Gut, dann rufe mir die Mutter und Hedwig herein!" „Auch den Felix Reichenau?" „Der ist auch da? Hast Du Deine Braut auch gleich mitgc- bracht?" „Nein, Vater!" „Na, dann mag der Pinseler mitkommen," sagte der Kranke. Paul entfernte sich mit einem Herzen, das vor Freude und Glück zerspringen wollte. Nach wenigen Minuten kehrte er mit der ganzen Familie zurück, und als der Kranke in die freudestrahlenden Gesichter ringsum blickte und von Hedwig mit Küssen und Scbmeichelworlen überschüttet wurde, da fühlte der reiche Mann zum ersten Mal in seinem Leben, daß es noch etwas Höheres und Besseres gäbe im Leben, als das tobte Metall, mit welchem wir uns in den meisten Fällen nur Fluch, an statt Liebe, erkaufen. „Wer A sagt, muß wohl B hinzufügen," sagte er heiser. „Erst kommt dieser Sohu und gleich schleppt die kleine Hexe mir den zweiten herein. Nun, mein lieber Maler, ich bin mir freilich selber ein Näthsel, aber das Kind soll nicht sagen, daß der eigene Vater sein Glück zer- ttört. Jetzt, mein junger Herr, liegt cs an Ihnen, daß mein Kind diese Wahl niemals bereue." . ,,Nicht Worte, mein ganzes künftiges Leben muß es beweisen, ob ich dieses hohen Glückes werth bin," versetzte Felix bewegt. Es war der erste glückliche Abend in dem Leben des reichen Mannes. Wir haben jetzt nicht viel mehr hinzuzusügen. Der Kaufmann Wallburg genas endlich nach Monden von der schweren Krankheit. Er hatte seinem Sohne sogleich das Geschäft übergeben, und diesem war es bald gelungen, den Junker aus dem Comtoir zu entfernen und den Vater desselben mit aller Ruhe abzu weisen, ohne das frühere Verhältnitz der Unglücklichen weiter zu be rühren. Am 12. Februar 1832, als die Cholera im Hamburg erloschen war und ein allgemeines Dankfest abgehalten wurde, feierte man im Hause das Genesungsfest des Hausherrn durch eine Doppelhochzeit, bei welcher die Wittwe Reichenau den Ehrenplatz an der Seite des Kaufmanns einnahm. Kein Dämon störte fortan mehr den Frieden der Familie, sie waren Beide dem rächenden Arm der Nemesis verfallen. Behrends grausig entstellte Leiche wurde erst später durch Paul, welcher das unheimliche Landhaus verkaufen wollte, in dem Vußge- mache entdeckt. Er sagte dem Vater, der ihn auch wohl umgekommen wähnte, nichts davon und ließ ihn still beerdigen, während Malthus und auch Tante Angelika ip die Familiengruft kamen. Hier herrschte wieder Frieden und Versöhnung unter Vater und Kindern! Vermischtes. Der Meuchelmörder Nobiling soll nunmehr nach einer Aeußerung des Geh. Medicinalraths Dr Liman außer aller Gefahr stehen. Er spricht vollständig zusammenhängende Sätze, unterhält sich jedoch mit seinen Wärtern nur über gleichgültige Dinge; das Attentat zu be rühren wird geflissentlich vermieden; er selbst erwähnt dasselbe eben falls mit keiner Silbe. Er ißt jetzt mit großem Appetit, und alle seine Wünsche nach besonderen Speisen finden aus sebstverständlichen Gründen Berücksichtigung. Wein wird ihm nach ärztlicher Verordnung nur löffelweise verabreicht. In die Wahlagitation zum neuen deutschen Reichstag werden diesmal alle deutschen Kriegcrvereinsverbände geschlossen eintreten, und es wird demnächst zu diesem Zwecke ein gemeinsamer Aufruf von den Vorsitzenden der einzelnen Verbände erlassen werden. Dieses Vorgehen ist ein außerordentlich bedeutsames, da es ungefähr 8000 Krieger- und Landwehrvercine giebt, die etwa 80,000 Mitglider zählen, welche Gegner der Socialdemokratie sind. Aus Hamburg den 5. Juli wird geschrieben: Abermals ist unsere Stadt durch eine grauenvolle Mordthat in Aufregung ver setzt worden. Heute früh um 4 Uhr fanden patrouillirende Constabler in einem nahe der Stadt (in Ham) belegenen Park die Leiche eines seit einigen Tagen vermißten I ljährigen Knaben, Sohn eines hiesigen geachteten Kaufmanns (Blohm) in einem erschreckenerregenden Zustande. Dem Knaben war nämlich der Bauch aufgeschlitzt, anS welchem die Gedärme heraushingen. Der Mund war mit einem Taschentuche ver stopft, und verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, daß an demselben noch ein weiteres bestialisches Verbrechen verübt worden ist. Glück licherweise ertappte man bald nach Auffindung der Leiche das Ver brechermonstrum; denn so darf man den Thäter wohl nennen, weil die Vermuthnng nahe liegt, daß er auch zwei früher in unserer Stadt vorgekommene ähnliche Verbrechen verübt hat, von deren Urheber bis her eine Spur noch nicht aufgefunden worden ist. Das Scheusal ist ein Bäckergeselle in den 20er Jahren; man faßte ihn in der Nähe seines Opfers, wo er sich versteckt hielt, um, wie man meint, das Taschentuch und ein bei der Leiche zurückgelassenes Taschenmesser in Sicherheit zu bringen. Kirchemmchrichtm aus Wilsdruff. Am 4. Sonntag nach Trinitatis: Vormittags predigt Herr k. I)r. Wahl. Nachmittags Betstunde. Lan-lvilHschastiichtr Credit-Verein im Königreich Sachsen. Die Aufnahme neuer Mitglieder, Einzahlung von Geldern, den Verkauf von Pfand- und Creditbriefen, Darlehnsgesuche vermittelt Msörufs. 7K. MUKausen. werden auch von Nichtmitgliedern jederzeit angenommen und vom Tage der Einzahlung an mit 4 o/„ verzinst. I». «. Einem geehrten Publikum von Kesselsdorf und Umgegend zeige ich ergebenst an, daß ich mich hier als Schmiedemsister nieder gelassen habe, und empfehle ich mich zur Anfertigung aller in dieses Fach einschlagenden Arbeiten, als auch zum Kutsch- und Wagenbau. Indem ich reelle und prompte Bedienung, sowie billige Preise zusichere zeichne hochachtungsvoll . Lari Mnelvlol», «Kesselsdor f. Schmiedemeister. Fertige Arbcitshvsen, Westen, Hemden, Wlousen und Schürzen, empfiehlt in größter Auswahl Freibergerstraße. Telegraphenbau-Anstatt Freiberg. VliirLdlsiierspiirsn, Platina und vergoldete, massiv von Kupfer, porröllan-lsoürrings, Kupferbeil re. rc. Prüfung von Blitz ableitern mittelst galvanischer Electricität. Alle in der Leitung sich vorfindende Fehler werden gründlich beseitigt und sicher schützend hergestellt. Neue Anlagen werden unter Garantie vollständiger Sicher heit ausgeführt, kksusielögrspbön, Sicherheits-Apparate gegen Einbruch rc. LOKI« -H ei Zwei kleine Logis, bestehend aus Stube, Kammer, Küche und Bodenraum sind von jetzt an zu vermiethen bei Moritz Patzig. Am Sonntag, den 30. Juni, ist ein schwarzer M-Wi" Hut vertauscht worden; um Umtausch im Gasthof zum golbn. Löwen wird gebeten. In der Nacht vom Sonntag zum Montag wurde auf der Straße von Wilsdruff uach Dresden ein Feuerwehr-Helm verloren. Um Rückgabe desselben in der Expedition dieses Blattes gegen Be- lohnnng wird gebeten. Verbo t. Das Pilze- und Himbeeresammeln im Reviere des Rittergutes Klipphausen wird hiermit streng verboten.