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Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) AbonnementspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme 5 4 4- Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags A g «H g 8 H WU 8 g KU AU »U ÜH g Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. 4 4 V V 4^ 44 I / 6^^4/44 4 44 44 V 4/ bis Mittag 12 Uhr. Rossen, Siebenlehn und die Umaeaenden. Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Achtun-breiHigster Kahrgang. Nr. 58. Dienstag, den 2Z. Juli 1878. Bekanntmachung, die Nniformirnng und Ausrüstung der Schützengesellschaften betr. Da wiederholt wahrzunehmen gewesen ist, daß von einzelnen Schützengesellschasten für ihre Mitglieder solche Bekleidungs- und Aus rüstungsstücke gewählt und angeschafft worden sind, welche eine zu Verwechselungen und daraus folgenden Unzuträglichkeiten Anlaß gebende Aehnlichkeit mit den bei der Armee gebräuchlichen haben, so wird auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern den im hiesigen Bezirke vorhandenen Schützengefellschaften eröffnet, daß zum Tragen von Helmen, Kleidungsstücken und sonstigen Ausrüstungsstücken, welche wegen ihrer Aehnlichkeit mit den bei der Armee eingeführten zu Verwechselungen Veranlassung geben könnten, von jetzt an schlechterdings nicht mehr Erlaubniß crtheilt werden kann, und daß Schützengesellschasten, welche dergleichen Bekleidungs - und Ausrüstungsstücke für ihre Mitglieder anschaffen, ohne sich vorher darüber in Gewißheit gesetzt zu haben, daß die Führung derselben keinem Bedenken unterliege, den durch das Verbot des Führens der angeschafften Gegenstände ihnen erwachsenden Schaden lediglich sich selbst beizumcssen haben. Meißen, den 15. Juli 1878. Königliche Amtshauptmannschaft. von Bosse. Der Tagarbeiter Friedrich August Kretzschmar aus Blankenstein hat sich über eine Anzeige zu verantworten und wird, da sein jetziger Aufenthalt unbekannt ist, hiermit vorgeladen, sich ungesäumt an hiesiger Amtsstellc cinzufinden. Zugleich werden alle Polizei- und Criminalbehörden hierdurch ersucht, den p. Kretzschmar im Betrctungsfalle zu verhaften und anher abzuliefern. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, °m 18. Juli 1878. In Stellvertretung: Friedrich, Nfdr. Pflanmenverpachtnng. Die diesjährige Pflaumennutzung der hiesigen Stadt soll nächsten Montag, den 28. dieses Monats, Nachmittags 5 Uhr meistbietend an Ort und Stelle, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bietenden, verpachtet werden. Die Bedingungen werden schon vor dem Termine von dem unterzeichneten Rathsvorstande mitgetheilt. Wilsdruff, am 22. Juli 1878. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Zur Reichstagswahl. Es giebt leider im deutschen Reiche eine solche Masse von Parteien, daß viele Wähler, besonders diejenigen, welche nicht immer Zeit und Muße finden, sich mit Politik zu beschäftigen, zuletzt kaum mehr wissen, für wem sie ihre Stimme abgeben sollen; weiß doch oft genug Mancher nicht, was es heißt, conservativ, klerikal, liberal, social, na tional-liberal rc. sein. Bei solcher Menge und Vielköpfigkeit der Wahlaufrufe, die von einer bedenklichen Zerissenheit zeugen, bei dem Ringen der verschiedenen Parteien vor den Wahlen darf es nicht Wunder nehmen, wenn fo mancher Wähler, unwirrsch darüber, feine Pflicht vcrfäumt und gar nicht wählt. Das zu verhindern, ist der Zweck dieser Zeilen. Es gilt diesmal ganz besonders, die wahre und wirkliche Willensmeinung des deutschen Volkes zur Geltung zu bringen und durch die gewählten Vertreter im Reichstage zum Ausdruck zu bringen. Es muß sich zeigen, wie das deutsche Volk nach so schweren Tagen denkt, wie es fühlt, was es will und was es nicht will. Da rum gilt es zu wählen wacker und mannhaft. Fragt nun Dieser oder Jener, ja, wen soll ich wählen? Nnn ein gutes, altdeutsches Sprüch- wort sagt: Halte in allen die Mittelstraße, und dies, meine ich, läßt sich auch auf die Wahlen fo recht anwendcn. Wie ein Wanderer, welcher immer die Mittelstraße cinschlügt, auch dann und wann auf einen Nebenweg ausbiegen kann, ohne den rechten Weg zu verlieren, so kann ein Abgeordneter der gemäßigten Partei auch für das Gute eintretcn, was er bei anderen Parteien findet. Ein solcher aber, der, ohne aufzuhalten, rasend vorwärts stürmt, ohne zu erwägen, ob die Zeit dazu angethan, ob das Volk reif und genugsam durchgebildet ist, gleicht einem Reiter, der sein Ziel in rasender Carriere erreichen will. Das Recht und die Pflicht zu wählen, ist eine wichtige, ja heilige, ihr nachzukommen, jedes braven, deutschen Mannes Schuldigkeit. An der Wahlurne gilt kein Ansehen der Person, da sind wir alle gleich; umsomehr muß Jeder bedacht sein, gewissenhaft, besonnen, treu und mit Verständniß zu wählen. Es gilt, Männer mit unserer Wahl zu betrauen, die sich schon zeither als treu bewährt haben, die Volks wohl, wie Staatsinteressen wahren, muthig und stark entgegentreten, wo solches gefährtet erscheint, Männer, die ein warmes Herz für das deutsche Reich im Busen tragen, aber deshalb nicht ihr eignes Vater land verleugnen, Männer, die nicht blindlings nur ihren Parteiin teressen dienen, sondern immer nur für das Rechte, das Bewährte mit ganzer Kraft eintreten. Solltest Du, lieber Wähler, einen solchen Mann nicht kennen, so richte Dich nach dem Urtheile und dem Rathe derjenigen Männer deiner Umgebung, die ein richtiges Urtheil besitzen und wahres Vertrauen genießen. An solchen wird es nirgends fehlen ! und sie werden Dir gern berathend beistehen. Für uns Wähler des 6. Wahlbezirkes giebt es keine Bedenken, wir wählen allesammt unseren zeitherigcn Vertreter im Reichstage, den braven und wackeren Streiter Hofrath Ackermann in Dresden. l_. Am 17. d. M. fand im Saale der rothcn Schänke zu Döhlen unter Vorsitz des Herrn Generaldircctor Grahl eine Versammlung des deutschen Fortschrittsvereins im Plauenschen Grunde statt, zu welcher Jedermann Zutritt hatte und in welcher Herr Landtagsabg. Starke aus Mittweida einen Vortrag über die Auflösung des Reichs tags und deren Folgen hielt. Redner betonte zunächst, daß eine dringende Nothwendigkeit zur Auflösung des Reichstags nicht vor gelegen habe; wie 1870 das Volk seine Treue zu Regierung und Reich durch seine Aufopferung bewiesen, werde es auch jetzt in dieser ernsten Zeit einmüthig zusammenstehen. Ausnahmegesetze zur Nieder haltung der Socialdemokratie halte er für nicht geboten, da die be stehenden Gesetze bei richtiger Anwendung hierzu ausreichten. Der Fortschrittsvcrein habe weiter die Aufgabe, den zur Sicherung der nationalen Stellung Deutfchlands erforderlichen Maßnahmen zuzu stimmen, dagegen, falls der Frieden erhalten bleibt, eine Verminderung der Militärlajten anzustreben, ebensowenig könne cr dem Reichstage ferner das Recht zugcstchcn, die Präsenzstärke des Heeres über eine Legislaturperiode hinaus zu bestimmen. Bezüglich der Zollreform zum Schutze des Handels und der Industrie hielt derselbe ebenfalls ein Ausgleichungsverfahren für angezeigt, eine Vermehrung der Reichs- steucrn, insbesondere aber die Einführung von indirecten Steuern, welche, wie auch das Tabaksmonopol, nur der Neichsregierung die Mittel in die Hand geben würden, sich unabhängig von den Einzel staaten zu machen, müsse man unbedingt ablehnen. Schließlich ging Redner noch auf die bevorstehende Rcichstagswahl über und erklärte, daß der deutsche Fortschrittsvcrein für diesmal von Aufstellung eines Candidatcn für unsern (6.) Wahlkreis um deswillen habe abschen müssen, weil der zunächst in Anssicht genommene Landtagsabgeordnete Herr Direktor Grahl aus Döhlen ans geschäftlichen Rücksichten eine Candidatur für diesmal abgelchnt, zur Agitation für einen andern Candidaten aber die Zeit bis zur Wahl zu kurz fei, deshalb empfahl er für diesmal den Candidaten der conservativen Partei, Herrn Hof rath Ackermann aus Dresden zu wählen, umsomehr, als derselbe die hier in Kürze erwähnten Hauptfragen auf eine an ihn gerichtete Anfrage mit wenig Ausnahme in gleichem Sinne beantwortet habe. Reicher Beifall lohnte den Sprecher. Den in der Versammlung an wesenden Socialdemokraten mit ihrem Agitator, Herrn Eckstein aus Deuben, kam der Vorschlag einer Vereinigung der Conservativen und