Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.06.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080624010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908062401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908062401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-06
- Tag 1908-06-24
-
Monat
1908-06
-
Jahr
1908
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mittwoch, 24. J»»i 1208. Leipziger Tagedla«. «r. L73. 102. Jahrg kx« Herrn Dietz i» Niedersedlitz «t, Verustzredakteur gewönne» worden. I» Sache» der Lonsomnerrinefvag, wnrd« «tzdrtickltch betont, daß der Verband stet« ein Segn« der «irtichatzlichen vereinig»»««» i»»erbalb der Be- amlenschast gewrse» sei. A» di« Spitz« de« Verband«» tritt a» Stell« de« aus- astchtedeaei, ersten Borsttzeode» Hof»a»»-Waldrirch«a der seltbertg« verband«- fchristsührer Kölbel-Lhrmnitz. Al- zweiter Borsitzinder wurde RSder-Leivziq gewähtt. Der nächst« v«rba»d-tag si»d«t t» Zittau statt. H«ut« nachmittag wurde eine Dampferfahrt nach Ratdru zum Besuche von Hohnstein usw. unter» nommen, von wo daun abend« tu der zehnte» Stund« bei User» und Höhen beleuchtung die Rückfahrt erfolgt«. — Da« hier obzuhaltende IahreSsest de« Dresdner Hauptverein« der evang. Bustao»Adolf-Stiftung begann heute abend in den Tannenjälen mit einem öffentlichen Famtlienadend Terielb« brachte u. a. Ansprachen von Vertretern der Diaspora, sowie gesauglich« Darbietungen des Pirnaer Seminarchor«. * Zöblitz, 23. Juni. (Erschoss«») hat sich in seinem Kontor der Blech- ivarenfabrilant Ewald Pröper. Au» Sachsen» Umgebung. * Schierke, 22. Juni. (Neues Sanatorium.) Von einer größeren Aktiengesellschaft, Berlin, wird hier auf fiskalischem Gebiete ve» Regierungsbezirke« Hildesheim ei» größeres Sanatorium gebaut. Mit den Erdarbeiten ist schon begonnen, da der Bau am 1. September d. I. fertigaestellt sein soll. Die Maurerarbeiten betragen allein ca. 60 000 Der Bau soll 81 Meter lang werden. k. Dessau, 23. Juni. (tztntrrbltebenrn-Fürsorg«.) Der Dessauer Gemrinderat nahm gestern trotz der Hinweise und Bedenken de« Oberbürger meisters Dr. Ebeling auf dir event. Konsequenzen in finanzieller Beziehung einen Antrag de« freisinnigen Führer« Rrcht-anwalts Bohn an, der die Witwen und Waisen der städtischen Beamten, namentlich der unteren und mittleren, gegenüber denen der staatlichen Hinterblirb«n«n»FürIorge unlerwprfenen um ein beträcht liches bester stellen will. Auch von »atioualliberaler Seite sand der Antrag lebhafteste Unterstützung. Dennoch ist wohl kaum zu erworleu. daß die herzog liche EtaatSreglrrung den Beschluß des GemeinderateS sanktionieren wird, zumal bereits der Staatsminister im Landtag« jed«« Mehr von vornherein entschieden abgelednt hat. Neues ans allev Welt. Johanni-feste anverev Nationen. lieber den heidnischen, im Volksleben fortlebenden Gebrauch, in der Nacht vor JobanniS (24. Juni) Feuer anznzünden, die die bösen, Krank heit und MißwachS dringenden Dämonen abwehren sollen, weiß G. Dupont-Ferrier in der literarischen Beilage deS »Figaro" in fesseln der Welse zu plaudern. Im 17. Jahrhundert war es in Paris Sitte, daß jeder, der den Namen des Heiligen führte, am Johannistag vor seines Hauses Tür ein sogenanntes Würz- oder Nolseuer entzündete. Alle diese Privatfeuer entbanden die einteloen Stadtteile nicht von dem Entzünden großer Gemeindefeuer, und dann gab eö noch ein besonder« großes Feuer vor dem Rathause auf der Place re Grsve. Die Schöffen, der Kanzler der Universität, der Gouverneur von Paris und die Präsidenten der Gerichtshöfe wohnten, mit Rosen dekränit, dem Flammeuschauspiel bei. Die Zuschauerplätze waren zu hohen Preisen vermietet, und man markierte jeden Platz mit einer Lilie. Bogen» und Büchsenschützen hielten die Menge im Zaume. Fahnen und Feldzeichen waren entfaltet, Trommler und Trompeter ließen ihre Fanfaren erlösen. Dazu kamen zahllose Böllerschüsse, die so gewaltig donnerten, daß im Jahr? 1549 fämtliche Fensterscheiben des Ratbause- zerbrachen. Um einen Riesen baum war ein Scheiterhaufen ausgeschichtet: oft steckte diesen Scheiter haufen der König in eigner Person in Brand und das mit einer Fackel von weißem Wachs. Heinrich IV. und Ludwig XIH. trugen bei dieser Gelegenheit eine schöne Schärpe von weißen Nelken. In den französischen Provinzen »fütterte" jeder Bauer das Johannisfeuer mit einem Arm voll Holz oder mit einem Reisigbündel. In Poitiers umgaben die Bauern und Bürger die Raver ihrer Wagen mit Stroh und zündeten diese- mit einer geweihten Kerze an. (Die Umwälzung eines brennenden Rade- beim Johannisfeuer deutet offenbar auf die Sonne, weshalb das Johannisfeuer auch Himmelsleiter genannt wird.) Die brennenden Räder sicherten den Bauern eine Reihe alücklicher Ernten. In Brest nahm jeder Bürger eine brennende Fackel in die Hand, ließ sie wie ein Rad sich drehen und warf sie dann über die Köpfe seiner Nachbarn. Bewohner der belgischen Provinz Hennegau hatten eine de>ondere Deutung für das JohanniS- jeucr: Johanne« der Täufer war ins Wasser gefallen, Petrus zog ihn heraus, konnte ihn aber, da er kein trockene- Holz hatte, nicht auswärmen. In anderen Gegenden verbrannte man am 23. Juni manchmal einen Fuchs, gewöhnlich aber ein Dutzend lebendiger Katzen. Schwarze Katzen standen allgemein im Rus« der Hexerei. Man erräblt sich, daß sie während der Siurmnächte ganz eigenartig miauten, sich auf Kreuz wegen berumirieben und zum Hexensabbath schlichen. Ma» hatte ost bemerlt, daß sie harmlose Mensche» durch ihren bösen Blick verzauberten. Deshalb war es nur eine gerechte Rache, wenn man mehrere Katzen in einen ei'rrnen Käsig steckte und die gefährliche» Tiere über dem In hann iSieuer regelrecht braten ließ. Nicht überall aber feierte man den Johannistag durch Freuden feuer ooer durch die Opferung lebe»der Tiere. In Chaumont ver anstaltete man eine Prozession, die daS Martyrium deö Heiligen dar stellte. Man trug aus einem Teller das abgefchnittene Haupt des Täufers und warf in einen Kessel mit kochendem Wasser eine Puppe mit scheuß licher Fratze, die die schmutzige Seele de- HerodeS versinnbildlichte. (Nock heute wirst man in einigen Gegenden Strohpuppen in da- Jo- hanni-seuer.) In Jumisge- veranstaltete um 1390 eia Erzbischof von Rouen am Johannistage einen Grüakäppchrn-Umzug; voran schritt, wi- ein Mensch gehend, ei» Wolf in smaragdgrünem Pelz, Glöckchen, Gewehrsalven und Gesang gaben für den Umzug den Takt an; nach Mitternacht zog sich der Heilige zurück, um ein wenig zu schlafen und daS Fest wurde dann etwas profan. I» manchen Orten schmückte man am Johannistag die Türen der Häuser und der Ställe mit giünen Zweigen. Bruthennen dursten an diesem Tage die Schwelle des Hauses nicht überschreiten. Die Berrichon-, d. l». die Schafhirten in der Gegend von Bourges, trieben ihre Herden durch das Feuer, und wenn die Schase nicht freiwillig geben wollten, wurden sie unter lautem Gebell der Hunde hineingepeitscht. Die Blumen, die den Flammen widerstanden hatten, waren in der Bretagne von den jungen Märchen sehr begehrt; man band sie mit einem Faden vo» roter Wolle zusammen, steckte sie sich an- Mieder und glaubte sich nun gefeit gegen alle Nervenschmerzen. In Psrigord durchwühlte man eifrig die erkaltete Asche de- Johannis feuer«, um die Haare der Jungfrau zu suchen. Zu erwähnen sind auch noch die von jungen Burschen und jungen Mädchen getanzten Johanui-reigeu. Emen solchen Johannisreigen tanzte einmal in Augsburg der Kaiser Maximilian, und seine Tänzerin war die schöne Susanne Neidbart. In Belgien tanzte man noch vor 50 Jahren den Johanni-reigea bi« tief in die Nacht hinein. Um einen mit B umen und Bändern geschmückten Baumzweig stellte man kleine Kerzen und Laternen; dann sang man: ,^t»pprc>edeL-roue, z»r^oo», SUett«, vane e« soll >e» ä'awvarolt«; Lmdreeeer-ron» jenn« paar I>oar vo trS« zvntll jva ä'amour." (Zu Deutsch: Kommt, Jüngling« u»d Mägdlein, zum schönen Spiel der Amouiettrn, umarmt euch. j»uge L«»t«, zu« edlen Liebesspiel.) Nachdem man sich zu Ehren de« Heiligen dreimal verneint hatte, begann ein große« Küsse«, und di« Zuschauer riesen begeistert: »Soontag soll die Hochzeit sein." Die Spanierinnen stellten sich in der Johannis nacht in bauger Sorge hinter idr Gitterfenster und fragten den ersten Mann, der vorüberging, wie er hieße: sein Vorname war auch der Vor name ibre- künitigen Gatte». Die Polinnen i» Warschau gingen in der Jodanui-nacht klopieudea Herzen- ans die Weichselbrück, die die Stadt mit der Vorstadt Prag« verviadrt. Don hier ließen sie einen Rosen kranz in den Flnß fallen: wenn die Blume» trotz der Strömung oben auf schwammen, so «ar da« eia Z'ichen, daß die Hand, die die Rosen hineingrworfea, vor Ablauf eine« Jahre« einen Lerlobang-ring tragen würde. Der Kaiser untz tzle Wohnung«fürsor«e tu Drntschlantz. Anläßlich der letzten Englandreise batte unser Kaiser an den englischen Eigenhäusern für Arbeiter und den Mittelstand die Vorzüge des Einrelwohnhause« schätzen gelernt und sich über diesen Gegenstand kürzlich mit dem Münchner Oberbürgermeister unterhalten und erstark, er, der Kaiser, würde eö mit Freude begrüßen, wenn das Einzelwohnhau« auch bei uns in Deutschland immer mehr und mehr zur Einführung käme. Diese dahinzielenden Be strebungen bei uns in Deutschland zu fördern, hat der Kaiser eine wert volle Sammlung guter Pläne englischer Einzelwohnhäuscr von hervor ragenden englikchen Architekten erworben, die jetzt im Auftrage des Kaisers der von E. Abigt herauSgegebenen Zeitschrift „Landhaus und Villa" (Das Landhaus) in Wiesbaden zur Veröffentlichung über geben worden sind. Teutscher Mnllertag i» Görlitz Aus Görlitz wird uns geschrieben: Die Veranstaltungen zum Deutschen Müllertage in Görlitz begannen am Sonntag vormittag mi» einer Sitzung des VerbanvöauSidmsse« und des Vorstandes, die um 9 Uhr im Handelskammerbause durch Herrn Metz- macher-Dortmund eröffnet wurde. Eischienen waren die Vertreter aller Zweigvcreine bis aus einen Verein. Der Verbanvövorsitzende Herr Josi I. van den Wyngaert, der seit 41 Jahren an der Spitze de« Verbandes steht, legte wegen hohen Alters sein Amt nieder. An keiner Stelle wurde H.'rr Mühlcnbcsitzer Bauriedel-Nürnberg und als Stellvertreter Herr Tb rem» Greiffenhagen gewählt. Herr van den Wyn gaert wurde zum Ehrenoorsitz nden ernannt und ihm ein Ehrensold zugebilllgt. Hierauf wurden noch einige Wablen vorgenommrn, der Geschäiisberichl vorgetragen, vom Kassierer die Rechnung gelegt und der Etat für das nächste Geschäftsjahr 1909 verlesen. Die Explosion aus dem Dampfer „Arcadia" der Hamburg-Amerika- Linie, über die wir kürzlich berichteten, ist einem Telegramm aus Philadelphia zufolge nach eingehender Untersuchung der Be» Hörden durch in Kisten verpackte Feuerwerks körper verursacht worden, die sich plötzlich entzündeten. Die Vermutung, die Katastrophe sei durch die Explosion einer Bombe verursacht worden, die unzu friedene Werftarbeiter in Hamburg in die Schiffsladung versteckt hätten, w'rd zurückgewiesen. 150 Menschen vergiftet. Aus Moskau wird uns von unserem Korrespondenten telegraphisch mitgeteilt: Beim Höhepunkt deS Pferde rennens begannen plötzlich über 100 Menschen alle Anzeichen von Vergiftungen zu zeigen und mußten sich erbrechen, bei einzelnen Personen traten schwere Lhnmachtsanfälle ein. Die anwesenden Aerzte konstatierten Vergiftungen durch gefärbtes Fruchteis. Etwa 150 Patienten mit teils sehr schweren Vergiftungserscheinungen wurden nach dem .Hospital gebracht. Die Polizei versiegelte alles noch im Restaurant befindliche Fruchteis, um es gerichtlich untersuchen zn lassen. übermitteln vir nut' ^Vuvscli unseren Abonnenten das I-eip- mger Ingedlatk nnck allen Orten des In- unck Auslandes. Oie NrwkseuäanF zescdiolit teils äurok Ltreikdand, teils ckuroü Oo-^t- überveisung, die letztere ist »der nur in Deutschland und Osterpeiob-Oi'pnrll /nrlkssig; jedenfalls vLsilen «ir, venn nicht besondere ^Vünscbe versiegen, die billigste Letüräerungs- vsisv. Om ein rechtzeitiges LiotreEon des Blattes zoxvLlir- loisten nu Lärmen, muss clio Xntgubs der Bestellung Mtiul88l8ll8 5 IM vor Ü8r erfolgen. Lei späterer ^nkas.be ist das Oostkmt nicht in der Dago, kur rechtzeitige öekorderung des Llattes ru sorgen. Denselben 2eitr»uw bitteu vir bei Aufgabe der käcLLedr ru berücksichtigen, um unnötige Losten und eine Onter- brecknng iu der ^usrellllng der Zeitung ru vermeiden. tzesourlvrs ru besekten bitter» vir kol-svnckes: llm Verveebselullgen der verschiedensten ^rt ru vermeiden, bitten rvir die b'»cb»eodiiogsbestelluvg sehrittlieb, nickt telephonisch, Lukru-zebeo. Vie Rückkunft oaeti I-vip/.irr oder VerleAunjx dos ^ukeutkaltsortes ist uus direkt, uiebt dem kostamt, witruteilen. vesckvvordon über .X'iokteiatrotkea der AeitunT siod iruukedst dem vostsmt des jo>vsili^6ll ^ukeatbaltLortss sp untorbroitoo. bei der kost autgogebeae .Abonnements sind bei einem XVecbsel des Lufontbultsortos auch bei dem kostamt umrudostolleu. Vie kivrkür au dieses eiamitl Lu entrichtende Oebübr betragt 50 vtg. Zcntralblbliothck für Blinde in Hamburg. Are Benutzung der Bibliothek mar seit dem Anfang ihres Bestehens sehr rege und durchaus befriedigend, Ihre jährliche Zunahme berechtigt zu der sicheren Annahme, daß die Bibliothek ihren Wirkungskreis stetig erweitern und einer immer größeren Anzahl von Blinden Nutzen und Freude gewähren wird. Es wurden im verflossenen Jahre 6323 Bände verliehen. Der weitaus größte Teil der Bücher wird in Postpaketen an die Entleiher direkt versandt, während der übrige Teil in Kisten an die verschiedenen Orte, in welchen sich Lese' zirkel gebildet Haven, geschickt wird, wo in den meisten Fällen einer der Leser die Verteilung unü den Austausch der Bücher übernimmt. Eine Lescgebuhr wird nicht erhoben. Der Entleiher hat vielmehr nur die Kosten der Rücksendung zu tragen, und da auch diese für manchen Leser schwer aufzubringen sind, hat sich eine Hamburger Dame in dankens werter Weise bereit erklärt, das Rückporto für einige unbemittelte Leser zu zahlen. Die Zahl der Leser belief sich Ende 1907 auf rund 500 Pcr- ionen, während der Bestand der Bibliothek, welcher sich aus Büchern und Musilalicn zusammensetzt, 7422 Bände zählte. Tie Feuersbrunst in Zirl. Wie neuerdings gemeldet wird, glaubt man in Zirl jetzt, daß acht Personen ums Leben gekom» men sind. Ten „Münchener N. Nachr." berichtet ein Augenzeuge des Brandes, daß die Bewohner wegen des herrschenden Windes in dem enggebauten Torfe gleich alles verloren gegeben haben. Es fehlte außer den Handbeilen der Feuerwehr an Werkzeugen und Geräten zum E^n- rcißen der Gebäude, um die Ausdehnung des Feuers ernzudämmen. Tie Feuerhaken waren verbrannt; die girier Feuerwehr trachtete nur, die Masserschläuche zu retten. Auswärtige Feuerwehren legten später Schläuche zu dem 800 Meter vom Brandplatz entfernten Inn. „ Sie riffen auch die Holzzäunc von 20 .Häusern ein, und entzogen allmählich dem Feuer die weitere Nahrung, so daß noch 20 Häuser gerettet werden tonnten. An dem Schaden von 2 Millionen Kronen ist eine mit der Tiroler Landesbrandkasse kartellierte Münchener Feuerversicherungs anstalt mit 800 000 Kronen und die Münchener Rückversicherung mit 400 000 Kronen eigenen Risiko beteiligt. — Ferner wird hierzu aus Innsbruck berichtet: Vorgestern bestand auf der Brandstätte die Gefahr einer Benzinerplosion, der Platz wurde daher abgesperrt. Unter dem Schult liegt viel Geld, das in der Eile -urückgelassen werden mußte. Die Postkasse wurde aus dem Schutt ausgegraben, ihr Inhalt ist völlig unversehrt. Unter den Toten befindet sich ein Ehepaar, das im Schlafe vom Feuer überrascht wurde. Die Entstehung des Brandes wird Kindern zugeichrieben, die mit Pulver von Böllern spielten, die bei der Fronleichnamsprozession benutzt worden waren. Kaiser Franz Josef hat für die Abgebrannten 10 000 Kronen gestiftet. Ware» unsere Urgroßmütter schöner? Die vielbesprochene eng lische Ausstellung in Berlin hat die Frage angeregt, ob etwa die euro päische Frauenschönheit seit einem Jahrhundert niedergegangen je». Sicherlich kann man sich eine Galerie so vieler und so glänzender schon- heilen, wie sie die englische Kunst bietet, heute nur schwer vorstellen. „PearsonS Magazine" versucht in seinem jüngsten Hefte, die erwähnte Frage c»uä eine originelle Weste zu lösen, indem er nämlich den Orlgi- naldärstellungen berühmter Schönheiten von Künstlerhond aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Bildnisse dieser Damen in die Tracht von heute gekleidet gegenübersetzt. Tie Wirkung dieics Ver gleichs ist allerdings zum Teil überraichend. Wer kennte nicht das ver- führerische, schmachtende Bildnis, das Nomney von der berühmten Emma Hamilton als Bacchantin gemalt hat? Nun, dieselbe Dame, moder» frisiert und mit einem modernen Hut«, verliert ganz außerordentlich vvn ihrem Reize und macht nur noch den Eindruck eines kleinen koketten Backfischchens. Da ist ferner das weltberühmte Bildnis der großen Schauspielerin Sarah Siddons von Gainsborough, eine klassische Dar stellung stolzer und rassiger Frauenschönheit. Nach der letzten Pariser Mode gekleidet erscheint sie wie eine Figur aus einem Modeiournale; und nimmt man an ihrem Bildnisse im Turban von Beechey eine ähn liche Veränderung vor, ersetzt den Turban durch einen flachen Slrohhut und das Gewand im antiken Stile durch eine moderne Bluse, si> er- scheint das Gesicht der Siddons geradezu gewöhnlich. — Ein serneres interessantes Beispiel bietet das ungemein duslige und poetische Porträt der Mrs. Braddyll von Reimolds. Wenn man ihre Locken mit einem großen Federbute bedeckt, wie er heule modern ist, und sie in cine ele gante Bluse kleidet, so büßen die Züge allen Duft und alle Poesie ein. Was folgt nun aus diesen Zusammenstellungen ? Daß die Frauen heut nicht mehr so schön sind, wie die vor 125 Jahren? Keineswegs. Sondern, daß die heulige Kleidung der Individualität, der Poesie, kurz: des eigentlichen iünstlcrischen Reizes entbehrt. Sehen wir Gesichter, wie das der Siddons, der Emma Hamilton oder der Mrs. Braddyll in der modernen Tracht, so müssen wir uns sagen, daß es uns nicht überraichen würde, einer Frau mit diesen Zügen heute im Salon oder auf der Straße zu begegnen. Nur würden sie eben nicht den originellen, freien, großen und künstlerischen Eindruck machen, den diese Frauen in der Tracht der Zeil des Reynolds kervorbringen. Das Seebad Kien. Man schreibt der „Fvanks. Ztg " ans Wien: Ter ^!e>-nd der wunoer'chönen blauen Tvncrn aehori nic>" mehr zu den Gebilden der dichterischen Phantasie, seitdem Bürgermeister Lueger in das Lager der „Wasserpritschler" übergegangen ist. Seit vorigem Jahr hat die Kolonie der Naturmenschen, die in den versteckten Auen eines wenig bekannten Donauarmes ihre Zelte ausgeschlagen hatte wenn man so sagen darf, die kommunalen Weihen empfangen. Die Ge meinde Wien bat eine Viertelmillion Kronen gespart, um ein veritables Strandbad zu schaffen. Es liegt auf dem — mir Verlaub — „Gänse- bäufel", in der Nachbarschaft eines großen und kleinen „Sauhaufens". Ilm keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, sei bemerkst daß der Volksmund unter „Haufen" die reichlich bewaldeten Inseln und Inselchen versteht, die von zahlreichen Armen der unregulierten Donau umschlungen sind. Lebenskünstler, denen die Faulheit als höchste Tugend erscheint, werden künftig das Wiener Strandbad zu den Ruhmestaten des Herrn von Wien zählen müssen. Wohlig und weich plätschern die Wellen im Schatten von Weiden und Birken. Der Tonauarm, hier keine 100 Meter breit, zieht mit kaum merklicher Strömung den Schwimmer von einem Idyll zum andern, zu den Inseln der Seligen, wo der geplagte Weltstädter ein Weilchen Orgien des Nichtstuns feiern kann. Vom Engpaß des Leopolds- und Bisambergs stürzt der nie rastende Wiener Wind auf die Wasserfläche und erzeugt einen Wellen schlag, um dessenwillen mancher Kurort der Adria aus die Kaiserstadt neidisch werden könnte. Den herrlichen, samtweichen Strand nicht zu vergessen! Wie auf schwellendem Teppich wandert überall der Nicht schwimmer gefahrlos 20 bis 30 Schritt in das feuchte Element hinaus. Wen es nach Saudbädern gelüstest braucht nicht lange zu suchen. Die Gemeinde hat von dem Strand etwa 600 Meter für das städtische Bad herangezogen und mit vielem Geschick hergerichtcr. Die Garderobe schränkchen sind für 2500 Besucher berechnet, 300 Kabinen und Strand zelte stehen gegen geringe Aufzahlung zur Verfügung, Sonnen-, Luft- und Sandbäder können auf geeigneten Plätzen umsonst genossen werden. Elektrisches Licht und Quellwasscr, ein Restaurant und ein — natürlich viel zu kleines — Kaffeehaus zeigen das Seebad Wien auf der Höh seiner Zeit. Männlein und Weiolein baden zumeist getrennt, aber cs gibt auch im sittsamen Wien einen F a m i l i e n st r a n d, und cs be darf nicht einmal eines notariell beglaubigten Trauscheines, um auf dem Gärstebäulel als Familie im Sinne des Badereglcmcnts zn gelten. Das Kriterium für diese heikle Sache lautet höchst einfach, in Knittelverse übersetzt: „Kommen zugleich an Weib und Mann, Sieht man sie als Familie an!" 25. Wochennachweis der Bevölkerunqsvorgänqe in Leipzig. Leipzig, den 22 Juni 1908 Tas Ltalisttsche Amt 0er stadt Lctpst«. BevSlkerungSvorgänge 2,^ DZ -S o » u Standesamt Leipzig 111 l iNen-üeipjig V L- c: r- är Simvohnerzahl auf den 1. Jult 1908 berechne». Geborene in der Woche vom 7. Juni bi« ml» I». Juni 1908. » weibUche - »usammen Darunter ehelich Geborene » unehelich » Totgeborene, männliche - weibliche Darunter ehelich Geborene « unehrlich » Gestorbene «auSlchl. Toioeborenef ln der Woche von, 11.Juni bis mit uO. Juni 1908. Gestorbene Überhaupt, männliche - » wetbltche - « mlammrn rarunter unter 1 Jahr alte Kinder « ehelich Geborene » unehelich » TodeSurtachen. Zahl der Jülle: I. riindvenfiever L. Scharlach u. Matern und Rsieln 4. Diphtherie und Krupp b. Keuchhusten 8. TvphuS 7. Tuberkulose b. «rankhetten der SltmungSorgane Tarunler Jnstuenm 9. Manen» uns Tarmlotarrh einlchttetzllch Brech- durch'aU Darunter unter 1 Jahr 10. SewalUcnner Tod ». Selbstmord d. Mord uno Totschlag, lowle Hinrichtung o. BerungMckung oder andere gewaltsame Smwtrttmft II. Alle übrigen Todesursachen 9LILN 2^'5" —1-1" I I i l t" INN I I ! 1 I , , I I , I I II >- Z St 4l 84 07 17 I t 16 lb 8l tt 0 "i b 7 S il IS I - -- 1-! I I I I I I I I I I I I---.0-» S7V7 L UA Ü>' 09 9 b 4 1 67 1 1 4 1 iü »8 IS 3 8 77 MSitvdell, Notel SLwdersor Sok, Neuhauserftr. am Karl-tor. Altrenommierte« Han« II. Rg. Neuhergerichtete Zimmer. Elektr. Licht. List. Bäder, («roße Restauration. Dir IMius vlMImor, riüAvI mui kisninas. !!! Voll stündig renoviert u. neu ciMrichtkt!!! L7-7- „Mel vrexel", krMsiirl,/il. »o««7 Re»er vesttz«: 4. ikrvk.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)