Volltext Seite (XML)
A. Beilen« «tttawch, 24. Ja«i 1908. Leipziger Tageblatt. Rr. 17S. 102. J-Hrgmi«. Mutzestunden. 61 Drei Frauen. Roman von Horst Bodemer. t-lachdruck verbot««.) V. Sonthausen richtete sich in Herbersgrün vorläufig häuslich ein. „gleich wirst du mich wohl nicht wuder rausjchmctßen, Egvn Naureuschlag?" „Bleib, solange es dir gefällt, Albrecht-Kraft!" „Ich will ein Buch schreiben, — über unsere Kolonialpolitik in den texten fünf Jahren!" „Recht so!" „Man muß immer von sich reden machen, das ist von Vorteil!" „Wegen des Reichstagsmandats'?" „Ja, Egon!" Rautenschlags Stirn umwölkte sich, Svntbaujcn sah es. „Ist dir wohl nicht recht?" „Warum nicht, Albrecht-Kraft?" „Weil du ein finsteres Gesicht machst!" „Patz'! — Uebrigens, was kümmert dich das?" Geschickt lenkt Sonthausen das Gespräch ab. „Ich habe Nachricht von Crelens Gülerdirektor erhalten! Sie sind in Meran und kommen in drei Wochen zurück!" „So, so!" „Er schreibt, Crelenburg steht zu meiner Verfügung, aber ich bleibe doch lieber hier!" „Freut mich!" „Könntest's etwas freundlicher sagen, Egon Rautenjchlag!" „Verzeih, — ich bin etwas überarbeitet, Albrecht-Kraft, und dann, — ganz ehrlich, — ich höre nicht gern von der Fürstin Crelen sprechen'." „Armer Junge!" Schnell drehte sich Rautenschlag um. „Du irrst, Albrecht-Kraft, ich bin fertig geworden mit mir!" „'s hat wohl sehr schwer gehalten, lieber Kerl?" „Das weiß Gott! — In der Arbeit habe ich Trost gefunden — und rm Gebetes „Glücklicher!" Es klang etwas höhnisch. „Du—u, — laß das!" „Na ja, — ich habe draußen in der großen Welt ein wenig andere Anschauungen bekommen, als ihr erb- und eingesessenen Pommern!" „Aber im Reichstage möchtest du uns für dein Leben gern ver treten?!" Aldrecht-Kraft pfeift durch die Zähne und zieht die Augen brauen hoch. „Mir scheint, Egon Rautenschlag, du hättest Lust, die Winter in Berlin zu verbringen, — als Abgeordneter!" „Und Wenn s so wäre?" „Dann müßte ich vorsichtiger in meinen Aeußerungen dir gegen- über sein!" Da lacht Rautenschlag höhnisch auf. „Ich denke, dir geht die Wahrheit über alles?" „Hm, — ja, — das beißt, — du würdest ein ernsthafter Gegner sein!" Wieder lacht Rautenschlag höhnisch. „Ich weiß, wenn dir die Wahrheit nicht paßt, kannst du auch lügen wie gedruckt!" Gleichgültig zuckt Sonthausen die Achseln. „Wir wollen uns nicht angrovjen, lieber Kerl!" „Mein' ich auch! — Also von etwas anderem! — Ich habe heute früh einen Brief von der Frau Randleb aus Sickort erhalten; Sonntag sollen wir bei ihr essen!" „Wer ist denn das?" „Auch 'ne Witwe, aber nichts für dich, Albrecht-Kraft!" „Laß dich doch mal ein bißchen näher aus, Egon Rautenschlag!" „Ich traf sie Sonntag bei der Mingenau, als ich dich „interessant" machte. Mit 'nem Pferdekauf ist sie reingefallen, nun wünscht sie, daß ich ihr helfe, die Schinder wieder loszuwerden. Das heißt, sie ist schrecklich reich, an den Pferden liegt ihr nichts, die sollen nur zum Vorwand dienen, um dich kennen zu lernen!" „Wollen wir ihr das Vergnügen nicht machen, lieber Egon?" „Mir wahrhaftig einerlei!" „Also reich ist sie?" „Ja, Bierbrauerstochter, pußliges Wesen, mit 'nem Jlohhirn und lebenslustig mit ihren dreiundzwanzig Jahren!" „Schon lange tot, — der Mann?" „Mehrere Jahre, seitdem angelt sie, aber keiner will anbeißen, die Familie ist auch keine schöne Zugabe!" „Kann man sich vom Halse halten!" „Die nicht, lieber Albrecht-Kraft!" „Käme doch ganz auf den Mann an!" „Glaubst du? — Ter Randleb war ein Säufer, ein paar Tage nach der Hochzeit stellte sich das Delirium ein, er sah weiße Mäuschen, bald fing er an zu toben. Der Doktor gab ihm eine Morphiumspritze, er schlief ein und hat das Aufwachen bis heute total vergessen!" Sonthausen mußte lachen. „Ein Segen war's für die Frau, Albrecht-Kraft!" „Ein Kind da?" „Nein! — Wie gesagt, die paßt nicht für dich, aber wenn du willst, werde ich ihre Einladung annehmen, bei uns auf dem Lande übt man Gastfreundschaft, da kommt es mit dem ersten Besuche nicht so genau drauf an!' „Aber ->:r Mingenau müssen wir nächstens!" „Hab' 'chon meinen Plan. Ich möchte mich nicht als Kuppler hiu- stellen lassen, und d i r erleichterns die Arbeit, wenn du die erste Ein- ladung nicht von der Exzellenz erhältst, da wird sie eifersüchtig!" „Man kann anscheinend auch in Pommern Lebenserfahrung sammeln, lieber Egon!" Rautenschlug steht Sonthausen mit einem langen Blick an, ein paec- mal holt er tief Atem, aber schließlich sagt er doch nichts, sondern schüttelt stumm den Kops. Und der Afrikaner hat ihn doch verstanden. „Hm, — t.h weiß, was du mir antworten wolltest, Egon Raule!'.- schlag!" „Behalt s iu'- dich, du bist mein Gast, Albrecht-Kraft!" „Weiß Gll' lieber Junge, ich habe nicht gewußt, daß dir's daln-ris so nabe gehen würde!" „Laß nur! — Ich werde nicht mehr davon reden, du bitte auch n'chl!" ,,Alio deinen Plan mit der Mingenau?" „Setz' oich morgen vormittag auf 'nen Schinder, tu, als ob du nach Erelenbura reiten wolltest, in Hohen-Zitzow reißt dir der Hüaelriemen, du bittest bei der Gräfin um einen neuen, sie läßt dich dann nicht weiter und ich bin einen peinlichen Auftrag los!" Da lacht Sonthausen. „Höre mal. du bist ein ganz geriebener Kerl geworden!" «Gut, daß du das einsiehst, Albrecht-Kraft!" „Ich glaube, du könntest einem mal plötzlich 'ne gehörige Nase drehen!" „Vielleicht! — Aber ich möchte es vorläufig mit der Wahrheit pro- bieren! — Es gibt noch 'ne Witwe im Kreise!" „Donnerwetter!" „Albrecht-Kraft, von der hältst du mir die Hände!" „Hast wohl Angst, ich käme dir ins Gehege?" „Wär's der Fall, dann Gnade dir Gott!" „Sagst du so viel, kannst du auch mehr sagen, Egon Rautenschlag!" „Das will ich, weiß Gott, das will ich!" „Na, na, schrei nur nicht so!" „'s ist die Witwe des Landrats von Jolking in Gützen!" „Ein schönes Gut, besinne mich von früher, den Vater kannte ich!" „Ein Kind ist da, ein Junge — mein Mündel!" „Schon nichts für mich aus diesem Grunde!" „Du—u! Ich dulde keine leichtfertigen Reden über Gertraude Jolking!" „Schön, daß du so deutlich sprichst, Egon, ich komm dir nicht in die Quere!" Finster blickte Nautenschlag vor sich hin. „Der Ton gefällt mir nicht, Albrecht-Kraft, du scheinst das gute Deutsch in der Fremde ein wenig verlernt zu haben, aber ich will aus nahmsweise auf deine Art, zu sprechen, eingehen: Finde ich dich dort irgendwie engagiert, als Intrigant oder als Reflektant — du siehst, mir mangelt's nicht an Verständnis für deine Redeweise —, so hüte dich, Frau von Jolking ist viel zu gut für dich!" „Also aus dem Loche pfeift der Wind!" Er stand auf und reichte Rautenschlag die Hand „Ich hab' auch ein Herz im Leibe, Egon, wenn du nun endlich Herbersgrün eine Herrin gibst, soll's mich aufrichtig freuen!" „Das klang gut, Albrecht-Kraft, aber daran denke ich vorläufig nicht!" „Und warum nicht? Ich dächte, du kämst allmählich in die Jahre!" „Darüber mag ich mit dir nicht sprechen!" „Zum Vertrauen kann man keinen zwingen!" „Ganz meine Ansicht!" „Schweigen wir also davon! Ich weiß, woran ich bin, und richte mich nach deinen Wünschen!" „Ich werde es dir danken, Albrecht-Kraft!" „Mein Schuldkonto bei dir ist groß, Egon Rautenschlag!" „Da kannst du recht haben!" „Erledigt! — Morgen reißt mir der Bügelriemen!" Rautenschlag kann ein Lächeln kaum unterdrücken. Beißt er an bei der Mingenau, dann sind sie quitt. VI. Ter Fuchs scharrt vor der Freitreppe ungeduldig die Erde Sonthausen tritt mit Rautenschlag aus dem Portal. „Laß dir den Ritt nicht lang werden, Albrecht-Kraft! Hast du ein Messer bei dir?" Triumphierend hält der Afrikaner einen Nicker hoch „Hat mich auf allen meinen Reisen begleitet!" „Tann Hals- und Beinbruch!" „Danke!" Begründet 1820 1 sssss! Mliiii tiM Politisches Tageblatt Stadt- und Provinzblatt Unterhaltungsblatt Aktuell — entschieden liberal — zeitgemäß Umfangreiches best informiertes ------ Handelsblatt --------- 3 mal täglich monatlich 2 Mark 1 mal täglich — auch Montags monatlich 1 Mark Geeignetstes Jnserttonsorgan für alle sinanziellen und Volkswirt- fchafüichkn Anzeigen, Vermittelung von An- u. Verkäufen. Geschäfts vertretern und kaufmännischem Personal, Empfehlungen von » Hotels, Sanatorien, Bädern, r Bedarfs- und Lurusartikeln. D » — Insertion »preis: — 8 I PrritreU« 35 Pf., au» » Schlesien und Posen I G t rs Pf. I I» M Arbettsmarkt und s Wohnung,anzeigen >s »f- >- SW L W. Verkäufe. lm Osten, an fertiger 8trasse, illl guter Alotlago ru verstauten. Vvdr. IVuthLusou, Keamarstt 3. Lei. 10388. «>7» Sines »er schönst gelegenen Land häuser Thüringens, in souveräner Lage, direkt am Hochwald, mit herrlicher Rundsicht, geradezu »ossr? iässler Zommerütr, ,roßer Garten «. Wald, reizende-, neu- rbauteS Haus mit künstlerisch. Gescbmack eingerichtet, elektr. Licht, Wasser!., ist zu verkauien. Näb. Angaben nur an ernst!. Selbstreflektanten. Vermittler verbeten. Adr n. 4. L 7247 an »««kalt He»»»«, Berlin 81ss. Mehrere Acker Areal, st 3000 ^l, am herrlichen Oberbolz, sof. verkäuflich. Off. u. 6. 39 an die Exved. d. Bl. «3»», Günstiges Angebot. Wegen Wegzug- nach dem überseeischen Auslande bin ich genötigt, meine in der Thüringer Residenzstadt Rudolstadt vom gemeinnützigen Bauverrin neu erbaute, noch nicht dewobnte hochhmschastl. Billa, Nähe de- Waldes gelegen, eingerichtet mit allen der Neuzeit entsprechenden Komfort-, sofort zu verkaufen. Schnell entschlossenen Käufern bietet sich Gelegen beit, diesen idealen Besitz unter dem Selbstkostenpreis zu erwerben. Nur Selbstkäuser erhalten Plan, Photo- gravhie und Auskunft durch meinen Be vollmächtigten. »r« Rudolstadt. ^8188 b8Ü6ltt8NÜ 8IM88W an SLlnstrnsse 7, n-u« -m 735 Gefamtsront und tiefem Hinterland zu verkaufen. 0555« Näheres Grundstücks-Gesellschaft in Leipzig, Kaiser-Wilhelm-Str. 14. Nähe des Großen Gartens, Elektrische Bahnverbindung in die Stadt — durch die Straße selbst geht keine Bahn — preis wert zu verkaufen. Auf jedem der Hiinscr hastet nur eine Hypothek. Offerten unter 8.». L«Sd Dresden, Postamt 1v Holheinplatz, erbeten Bord. Kaiser-Wtlhelm-Ttr. solid 4-stam.-Grundst., voll vrrm„ Wohnungen b. 1200 Rl, prsw. direkt z. verk. Off. u. T. tl. 2705 an kuäolk Zlosse, Leipzig. »303 IN «ei». SatÄ-SIimn aller Lrt, dervorraqoack sebönv H _ ß'abriliatv van bis «FV« Linsksusen, nebeneinander gelegen, in bester Wohnnngslagr Verkaufe mein im Junkenbnrg- Viertel nahe am Rosental gelegenes solid gebautes Preis 145 000.4! Werte Offerten unter 8.0. 96 Filiale d. Bl. Kath. Str. 14. erb. »ro» IsdnkgnmäMek nabe Leipzig, ca. 600 qm Fabrikräumr. außerdem 1000 qm Areal, bet 5—60! 0 Anzahlung zu verkaufen. . 1« U« 8edud«rt, IohanniSgaffe 8. Vonüoar! oaarml Anniz riill! ÜILmsväo Lvdsllssxtslsvr l! bietet «ekr lüreuradnodmern einer M88tvs 8eklaxei öer .lelrlrvit! Lianet ,ieb kür — Solvente Lewerker, svelck« über ein Kapital von -t 5—10,000 verküeoo, rveräev ersucht, »uskübrlicdo Okkertev eiu- rureicbeo unter v».- kauptpcMP^-roä Eeip-i«. .,«7 Lu verstaut«!!: sve^en kortrug boelikerrsek. N okobaus mit <lr«i 7-Xtmmer- hh okonuzreu del ^120000 4nr., »«^rltn«r UnNnkinf l'akrilikaiiplatr., 2000 qm, mit 6I«is»oseliI.,del «rerloger^nL, Oruuästllest mltLlnkakrt null Ulntergedilmle. wildere» llnreb „7, iiedr. Mhsnsen, Tteumarstt 8. Tel. 1O3tz8. AMt zu mklchii. An der verlänaerten Tölitzer Stratze in Leipzig-Eonnrwitz sind nach Ouadratnreterinkalt folgende Bauplätze zu verkaufen: 536, 591, 62k, 662, 689, 703, 719, 738 und 770. Die Frontlänge der Plätze beträgt mit einer Ausnalmie je 19,25 m. Genehmigt ist geschlossene Bauweise, sowie die Errichtung von aewerblichen Anlaaen im Hinterlande. Näheres bei der Leipziger Ccntral-ViehmarktS-Vank, hier. »oro»7 Klüsen ill äeiäe, üloussoline, Batist, Satin Ullck Obeviot 3, nnrl Spsvktel-LInsen lstrts dieudeiteo, reickb. Tager 8, bis 50« IVIousseline-LIusen teinste belle, rlunkle u. türkische -U -AL -A/st Dessins, geklittert .... bis 48 Vo Onemefsnk. Wolldstisl-VIusen bervorraxeoä scdüno Verarbeitung 5« bis 20»— iVKMl'AlM 26 sLvds. tstostvr für Industrie ausnutzbar, Lehm, Tand, Kies, werkv. Bauareal, direkt an Stadt gebiet Leipzig grenzend, unter günstigen Beding, billig zu verk. Agent, ausgeschl. Off, unter ( 41 Exved^d. Bl. erb. -3,«r Itlvins Vilis im Rordvierkel mit 9 Zimmern, schön gepflegtem Garten, Zubehör für 55 000 Mk. zu verkaufen. Anz. 8000 Mk. Reflektanten wollen sich unter iss. 76 bei der Expedition dieses Blattes melden. »>?» Billa in Delitzsch, beste Lage, GaS, Bad u. W.-Kl., 7 Zimm, u. Zubrh.. b. 4000 Anz. zu verkaufen. Oberrealschule u. Töchterlchule am Platze. Leipzig in 25 Min., Halle in 35 Min ,u erreichen. Für Schüler-oder Töchter- Pensionat geeignet. «un, HI», Or1»I, Eiienbandlung, Delitzsch. Von einem im Osten Leipzigs gelegenen größeren Areale, für welches genehmigter Bebauungsplan vorhanden, ist zu sehr günstigem Preise die Hülste käuflich zu erwerben, event. werden 2—3 Teilnehmer an- aenommen. Bare Anzahlung von mindestens 25—30 000^! erforderlich. Direkte Angebote sud IV. 73 an die Expedition Vieles Blattes. »rs:' Ein herrlicher Landsitz, 20 Minuten znr Elektrischen, Billa in 8000 qm groszem Park, Umstände halber sofort zu verkaufen. Off. u. v. 4S a. d. Exped. d. Bl. erb. »orv,3 S0S333 in Leipzig-West, direkt an der Elster, bestehend aus herrschaftlichem Borderbaur (Parterre u. 3 Etagen), aewerbl. Seitengebäude, 4 Geschosse, mit neuer 18 U.?, Dampttrast. großem Hot mit Schuppen, alles in gutem, qeregeltem Zustande muß Verhältnisse halber schnellstens verkauft werden. Gefl. Off. sub 1^ v. 3480 anknaoir HI Leipzig. «0S3S»