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Wochenblatt ' für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebentel)» und die Umgegenden. Amtsblatt für die Königs. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königs. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Achtunddreißiqster Jahrgang. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal (Dienstag u. Freitag) und kostet vierteljährlich 1 Mark. — Annoncen-Annahme bis Montag rcsp. Donnerstag Mittag 18 Uhr. 40.Freitag, den I7. Mai 1878. Bekanntmachung. Von der Königlichen Ersatz-Commission des Aushebungsbezirks Nossen ist der Reservist Friedrich Emil Wenath in Wilsdruff auf sein Ansuchen hinter den letzten Jahrgang der Reserve zurückgestellt worden. Diese Zurückstellung ist für den Fall einer Mobilmachung beschlossen worden und behält ihre Gültigkeit nur bis zum nächstjährigen Classificationstermin. Meißen, am 9. Mai l878. Der Civilvorsitzende der Königlichen Ersatz-Commission des Aushebungsbezirks Nossen. von Bosse. Bekanntmachung. Das Königliche Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts hat der'unterzeichneten Bezirksschulinsptttion eine Anzahl Bau pläne für Landschulhäuser zngehen lassen, welche bei vorkommendcn Bauten in Bezug auf zweckmäßige Anlage den Schulgemeinden als An halt und Unterlage dienen und die Durchführung bereits bewährter Einrichtungen bei dem Baue von kleineren Schulhäusern anbahncn und fördern helfen soffen. Die Schulgemeinden des diesseitigen Bezirks werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß von gedachten Bauplänen an amtshauptmannschaftlicher Canzleistelle Einsicht genommen werden kann. Meißen, den 9. Mai 1878. Die Königliche Bczirksschulinspectiou. vo» Bosse. Wangemann. BtkämttmäMlig? In dein zum Vermögen des Schneiders Hermann Droft eröffneten Creditwesen soll Donnerstag den 13. Juni 187H und bezichcndlich die folgenden Tage jedesmal von 9 Uhr d'es Vormittags an das vorhandene Mobiliar, als: Möbel, Betten, Haus- und Wirthschaftsgcrätbe, insbesondere das Kleider- und Stoffmagazin, enthaltend Tuch- und Stoffrestcr, Turnertuch, baumwollenes und leinenes Futter, Fntterkattun, Schnitt- nnd Weißwaaren pp. im Saale deS Herrn Restaurateur Mahn hier meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden, was unter Bezugnahme auf das am Gerichtsbret angeschlagene und in den Gasthöfen zum Stern und zum Deutschen Hause, sowie in den Restaurationen der Herren Mahn, Roßberg und Leuteritz hier ausliegende specielle Verzeichniß hierdurch be kannt gemacht wird. Nossen, am 11. Mai 1878. Königliches Genchtsamt. Weidauer. Der dikSjiihrige-KilsdrufferW wird' vonnersiAg ükn 23. und freiiag ^sn 24. Uai abgehalten. Wilsdruff, am 6. Mai 1878. Der Stadtgemeilldcralh. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Berlin, 13. Mai. Der Kaiser ist seinem ganzen Aussehen nach von dem am Sonnabend Vorgefallenen nicht im Geringsten affizirt worden. Heute Mittag gegen 2 Uhr fuhr er mit dem Groß herzog von Baden, vom Anhalter Bahnhofe kommend, über.den Potsdamer Platz nach seinem Palais in offenem Wagen, und so lebendig heiter sprach er mit seinem fürstlichen Begleiter, daß es ihm Niemand anzusehen vermochte, was er vor zwei Tagen erlebt hatte. — Der Glückwunschtelegramme sind so viele an den Kaiser ge langt, daß nach Aeußernng eines Hofbeamtcu ein volles Jahr nothig sein würde, wenn ein Einzelner sie in der Länge und Ausführlichkeit beantworten sollte, wie sie eiugelanfen sind. Bereits gestern Abend kam eine Begrüßung vom Präsidenten der Vereinigten Staaten Amerika's an, nachdem im Laufe des Sonntags sämmtliche Souveräne Europa's gratulirt hatten; sogar der Sultan ist darauf bedacht ge wesen, dem Kaiser seine Hochachtung zu erkennen zu geben. Berlin, 13. Mai. Der Präsident v. Forckcnbeck eröffnete die heutige Sitzung des Reichstages mit folgender Ansprache: „Meine Herren! Gleich nach der bestätigten Nachricht von der entsetzlichen That des Attentates auf den Kaiser suchte das Präsidium des Reichs tages um eine Audienz bei dem Kaiser nach. Se. Majestät geruhten mir gestern Nachmittag eine Audienz huldvoll zu gewähren. Namens des Reichstages erlaubte ich mir, in derselben auszusprechen, daß die am Schluß der vorgestrigen Reichstagssitzung erst in unbestimmten Gerüchten verlautende Nachricht von dieser ruchlosen That alle Ge- müther im Reichstage auf das Tiefste erschütterte, um so tiefer, schmerzlicher und furchtbarer, als wir, die Vertreter des deutschen Volkes, wissen, mit welchem tiefen Dankgefühl, mit welcher innigen Liebe und Verehrung das deutsche Volk der Majestät, seinem Kaiser, Ageben ist, daß gleichzeitig aber unser aller Herzen von dem innigsten Dankgefühl gegen den allmächtigen Gott, der Se. Majestät wiederum so sichtbar beschützte, erfüllt waren. Ich sprach sodann der Majestät namens des Reichstages im Einklänge mit dem ganzen deutschen Volke die ehrfurchtsvollsten, herzlichsten Glückwünsche zu der glück lichen Errettung aus Lebensgefahr aus. Se. Majestät geruhten, diese Worte huldvollst entgegenzunehmen und beauftragten mich, aus drücklich seinen herzlichsten Dank für diese Kundgebung der Theil- nähme dem Reichstage auszusprechen. Ueberzeugt, daß ich im vollen Einklänge mit dem Reichstage in dessen Vertretung gehandelt habe, ersuche ich Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben und mit mir ein zustimmen in den Ruf der Treue und der Ehrerbietung: Se. Majestät der deutsche Kaiser, König Wilhelm von Preußen lebe hoch!" Die Abgeordneten und die Tribünen stimmten dreimal enthusiastisch ein. Wie wir schon im Voraus überzeugt waren, verwahrt sich die sozialistische Presse auf das Eifrigste, daß Hödel mit ihr in irgend welche Verbindung gebracht werde und daß sie gewaltthätige Ziele und Zwecke verfolge. Einem solchen Proteste der „Berliner Freien Presse" gegenüber bemerkt sehr richtig die „Magd. Ztg.": Wenn die Sozialdemokratie eine solche Gesinnung hat, warum preist sie denn da in Prosa und in Liedern bei jeder Gelegenheit den Tyrannenmord, z. B. erst jüngst wieder den von der Wera Sassulitsch verübten Mordversuch? Der direkten Betheiligung an dem in Berlin ver übten Verbrechen wird Niemand die sozialdemokratische Partei zeihen, wohl aber wird man mit Recht sagen, daß die wahnwitzigen, extremen Lehren dieser Partei dazu führen müssen, daß Schwachkvpfe gewalt- thätig werden! Die Heuchelei macht sich jetzt in den sozialistischen Organen ebenso breit, wie vorher die verdeckten und offenen Auf reizungen. Einige kleinere Mittheilungen der Berliner Blätter über das Attentat mögen hier noch Platz finden: In den letzten Tagen des April brachte die „Berl. Freie Presse" ein Inserat des vielfach in- serirenden Waffenhändlers Mehl es; dieses Inserat in dem sozial demokratischen Blatte lautete: „Weit tragende, sicher treffende Re-